Ich hatte ja mal darüber berichtet, dass das Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern einen Bibelwettbewerb veranstaltet, bei dem Schüler u.a. angeregt wurden, sich in Aufsätzen mit der Schöpfung auseinanderzusetzen. Ich ersetz in solchen Fällen immer Kirche durch z.B. Bayer Medical. Und plötzlich ist das ganze superdreister Lobbyismus. Mir bleibt nach wie vor die Spucke weg, dass ein Bildungsminister so etwas unterstützt, aber damit nicht genug. Offenbar will man auch keine öffentliche Diskussion darüber haben.
Der Blogger Skydaddy von atheismus.de hat nämlich in seinem Blog eine Anfrage veröffentlicht, und die auf dem Werbeflyer (PDF) genannte Mitarbeiterin angeschrieben und gefragt, wie das denn sein könne dass eine angeblich weltanschaulich neutrale Behörde so etwas veranstalte.
Der Name der Mitarbeiterin kam in dem Blogbeitrag vor, klar denn er ist ja auch im Werbeflyer frei für jeden Menschen einsehbar. Das hat dem Vorgesetzten, Ulrich Hojczyk, nicht gefallen und er hat kommentiert. Herr Holyczyk hat per Mail bestätigt, dass der Kommentar tatsächlich von ihm stammt. Und gleich noch mit der Rechtsabteilung gedroht.
Da schreibt er also:
gerne ist das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern, 19055 Schwerin, Werderstraße 124, über seine Pressestelle bereit, Anfragen jeglicher Art zu beantworten. Es wird allerdings nicht, wie auf o.g. Webseite eine öffentliche Diskussion mit einzelnen Mitarbeitern seiner Behörde über das Internet zulassen. Als Dienstvorgesetzter von [Name der Person entfernt, MK] fordere ich sie auf, diesen Brief mit persönlicher Anrede umgehend aus dem Netz zu entfernen.
Ulrich Hojczyk
Ministerialrat, Leiter des Referates für die Angelegenheiten der Kirchen und religiösen Gemeinschaften
In den eckigen Klammern hat Herr Hojczyk nochmals den Namen der Mitarbeiterin genannt, das hat Skydaddy herausgenommen. Im Beitrag hat er den Namen auch gelöscht, aber nicht den Brief.
Also ich kann ja verstehen, dass die Mitarbeiterin nicht in so einem kritischen Artikel genannt werden möchte. Da ich andererseits auch nicht wüsste, wieso sie nicht genannt werden sollte, da die Information doch frei zugänglich ist, ist solch ein Tonfall wohl unangemessen. Da hätten Herr Hojczyk oder die Mitarbeiterin ja mal freundlich anfragen können (oh, oder gleich die Fragen beantworten können), aber scheinbar ist da Beamten-Befehlston angebracht. Und dass gleich der Brief gelöscht werden soll, ist natürlich absolut albern.
So nicht, Herr Hojczyk. Vor allem, meinen Sie das ernst? Eine öffentliche Diskussion soll unterbunden werden? Wollen sie mir jetzt das SEK auf den Hals jagen, weil ich das hier ausbreite? Und wenn das nicht so gemeint ist, wie wäre es dann damit, einen anderen Ton anzuschlagen und freundlich anzufragen ob der Name entfernbar sei? Und dann könnten Sie sagen, dass solche Fragen in der Regel von der Pressestelle beantwortet werden und Sie daher dorthin weitergelietet würde. Der Internetausdrucker-Befehlston dagegen ist wenig prickelnd. Das ist ein klarer Fall für den Streisand-Effekt!
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