tl;dr Wir wissen noch nicht viel über Mikroben in unseren Weltmeeren, dabei sind die ziemlich wichtig. Um das zu ändern gibt es ein citizen science Projekt mit dem Namen Ocean Sampling Day. Tolle Mikroskopiebilder zum Thema gibt’s auch.
Ich war neulich beim Science Slam in Bremen und hatte einen tollen Abend mit vielen, schönen Vorträgen. Einer dieser Vorträge hatte es mir besonders angetan, denn es ging dabei auch um kleine Dinge, um kleine Dinge im Wasser, genauer gesagt. Julia Schnetzer, Doktorandin am Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie hat über den Ocean Sampling Day (OSD) erzählt, ein Projekt bei dem jeder mitmachen kann um den Forschern zu helfen.
Es geht um unsere Weltmeere, der Teil unserer Erde, der wie kaum ein Anderer, unser Klima und das Leben beeinflusst. Für das Ökosystem Ozean und Meer sind besonders die darin lebenden Mikroben ein wichtiges Forschungsgebiet. Diese Kleinstlebewesen spüren Veränderungen am schnellsten, wie zum Beispiel Ozeanversauerung oder Klimawandel. Sie leisten aber auch einen großen Beitrag damit wir überhaupt auf unserem schönen Planeten leben können. Das Phytoplankton (Phyto altgriechisch für Pflanze) ist ein großer Sauerstoffproduzent, es wird geschätzt das diese Organismen 50% unseres Sauerstoffs in der Atmosphäre produzieren, wobei sie nur ungefähr 1% der weltweiten Biomasse ausmachen die Photosynthese betreibt. Dabei sind diese Organismen winzig: Grünalgen, Goldalgen, Dinoflagellaten oder Cyanobakterien gehören in die Klasse des Phytoplankton und sind allesamt nicht mit dem bloßen Auge sichtbar. Gut, dafür gibt es Mikroskope, aber viel schwerwiegender ist die Tatsache, dass man Phytoplankton kaum im Labor am Leben erhalten kann, geschweige denn vermehren. Nur ein bis zwei Prozent der Arten sind unter Laborbedingungen kultivierbar.
Wir wissen noch nicht so richtig viel über diese wichtigen Wasserbewohner. Und beim Science Slam in Bremen erzählte uns Julia Schnetzer dann, wie sie und die anderen Forscher ihres Instituts gedenken das zu ändern. Sie haben das citizen science Projekt Ocean Sampling Day ins Leben gerufen, dass man auch bei Bürgerschaffenwissen.de finden kann. Das Problem ist nämlich vor allem, dass man nicht nur viele Proben haben will sondern vor allem viele Proben von vielen unterschiedlichen Orten – und da kommt der interessierte Bürger ins Spiel. Gut, so richtig leben wir in Deutschland leider nicht an einem Ozean, aber auch Messpunkte von Flüssen oder Binnengewässern interessiert die Bremer Forscher.
Die Sache ist jetzt aber leider die, lieber Leser, dass der Ocean Sampling Day nicht ohne Grund Day heißt. Der war nämlich am 21. Juni 2015, ist also leider schon vorbei. Das liegt neben einigen organisatorischen Gründen auch daran, dass sich OSD auf verschiedene Außenstellen verlassen muss. Man darf nämlich nicht einfach so biologische Proben verschicken. Innerhalb Deutschlands geht das zwar, aber sobald eine Sendung Ländergrenzen überquert begeht man Biopiraterie. Und eben die Außenstellen, sogenannte Hubs, haben die Genehmigung biologische Proben international zu versenden, also nach Bremen ans MPI. Das klingt schon ein wenig kompliziert, hat aber durchaus einen Sinn. Seit 2014 ist das Nagoya-Protokoll in Kraft, ein völkerrechtlich verbindliches Abkommen der UN. Dieses Abkommen schafft den rechtlich verbindlichen Rahmen für dem Zugang zu genetischen Ressourcen und gerechtem Vorteilausgleich und regelt einige Dinge im internationalen Artenschutz. Es folgt der Biodiversitäten-Konvention, die schon seit 1993 in Kraft ist. Diese rechtlichen Grundlagen müssen beachtet werden, und so funktioniert der OSD nur über seine Hubs und an einem bestimmten Tag. Auf der anderen Seite sorgen diese völkerrechtlichen Abkommen aber auch dafür, dass arme Länder mit einer großen Artenvielfalt nicht von anderen Ländern oder Konzernen übervorteilt werden, und es einen gerechten Vorteilausgleich gibt. Aber das heißt nicht, dass man nicht mehr mitmachen kann. Auch Informationen wie Temperatur oder Salzgehalt können den Forschern helfen, und dafür muss man keine Proben verschicken, sondern kann die Messungen selbst durchführen.
Lasst uns an die See fahren… zum Messen!
Allein schon das Messen von zusätzlichen Umweltparametern kann dabei helfen die Mikroorganismen besser zu verstehen. Diese Daten sind für die Forscherinnen und Forscher des OSD genauso wichtig wie Wasserproben. Zur Datenerfassung wird eine App mit Namen “OSD Citizen” benutzen, für Apple-Produkte oder Android-Betriebssysteme, die kostenlos zum download bereit steht. Es gibt auf der Internetseite des OSD einen Artikel, der einem genau erklärt wie man das macht.
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