Prof. Claudia von Werlhof gilt laut Wikipedia als Mitbegründerin der Frauenforschung und des Ökofeminismus. Seit 1988 ist sie Universitätsprofessorin am Institut für Politikwissenschaft der Uni Innsbruck. Im Moment kann man erleben, wie sie kurz vor ihrer Emeritierung sich selbst und ihr Lebenswerk durch ein einziges Interview im Standard zum Gespött der Öffentlichkeit macht.
Bereits am 11. Jänner äußerte sie in einem Interview auf derStandard.at den kryptischen Satz
Werlhof: […] Die Wissenschaft steht aber auch ohne die neoliberalen Reformen in der
Krise. Das lässt sich an den Klima- und Naturkatastrophen ablesen, die
ja auch durch die Wissenschaft verursacht sind.
Während man damals noch grübeln konnte, wie das mit den durch die
Wissenschaft verursachten Naturkatastrophen wohl gemeint sei, wurde sie
im gestrigen Standard-Interview um einiges konkreter:
Werlhof: […] Was die Natur
angeht, muss uns klarwerden, dass wir von ihren Zyklen und Rhythmen
derzeit nur wenig wissen. Also müssen wir die vormodernen Anschauungen
studieren – hier gibt es ja bereits Arbeiten der neuen Biologie und
Physik. Auf dass eine neue Ethik, einneues Mitleiden entstehen. Damit
nicht weiter das passiert, was etwa in Haiti geschehen ist.Standard: Sie meinen das Erdbeben?
Werlhof: Ja, dass es ein künstlich produziertes Erdbeben gewesen sein könnte.
Standard: Wie das?
Werlhof: Im Projekt HAARP, einem
Militärforschungszentrum in Alaska, wurden auf Grundlage der
Tesla-Technologie (Nikola Tesla, kroatisch-amerikanischer Erfinder
unter anderem den Wechselstroms entwickelte) Earthquake Machines
hergestellt, die künstliche Erdbeben hervorrufen. Sie werden benutzt,
um Erdölreserven aufzuspüren. Zwischen Haiti und Kuba soll es große
Ölreserven geben, also könnte das Erdbeben in Haiti maschinell erzeugt
worden sein, um die militärische Besetzung des Landes durch US-Truppen
zu ermöglichen. Als Nebeneffekt werden unbotmäßige Regierungen wie etwa
jene von Hugo Chavez in Venezuela unter Druck gesetzt.Standard: Glauben Sie das wirklich? Das klingt nach Verschwörungstheorie.
Werlhof: Ich glaube gar nichts, aber Fakt ist, dass
es die Technologie für künstliche Erdbeben gibt. Und von meiner Theorie
her entspricht das genau der These von der patriarchalen Schöpfung aus
Zerstörung. Außerdem: Öffentlich wird so etwas überhaupt nicht
diskutiert.
[Anm.: Das im Print-Standard abgedruckte Interview ist gegenüber der Langfassung auf dieStandard.at etwas gekürzt.]
Das Interview schlägt bereits Wellen. Armin Wolf reagiert kopfschüttelnd, Florian Freistetter wundert sich, und andere ebenso.
Dass rund um das Forschungszentrum HAARP die Verschwörungstheorien gedeihen, ist bekannt. Dass das paranoide Geraune Quatsch ist, lässt sich schon daran erkennen, dass Frau Werlhof die “Tesla-Technologie” bemüht. Wie ich schon mehrfach dargelegt habe, ist, wo “Tesla” draufsteht, stets Freie-Energie- und Skalarwellen-Schwachsinn drin.
Vermutlich hat Frau von Werlhof den Unsinn über Haitit und HAARP aus den Büchern von Jerry E. Smith, dem in diesem Metier führenden Verschwörungstheoretiker, der sein neuestes Machwerk so bewirbt:
Starting with Nicola Tesla’s earthquake machine of the 1890s I trace the possibility of “earthquakes on demand” from the development of a “tsunami bomb” during World War II […], through Project Faultless which caused a massive earthquake in the Nevada desert […] to evidences of human initiation of several major quakes and the 2004 Christmas tsunami with “scalar” or other electromagnetic waves.
Prof. von Werlhof hat in den 1960ern Soziologie studiert und war in der 68er-Bewegung aktiv. Mit Naturwissenschaften hat sie sich offenbar nie beschäftigt. Das muss sie natürlich auch nicht, wenngleich es sie vielleicht davor bewahrt hätte, einer tumben Verschwörungstheorie auf den Leim zu gehen. Bezeichnend ist, wie von Werlhof ihre krude Theorie begründet:
Und von meiner Theorie
her entspricht das genau der These von der patriarchalen Schöpfung aus
Zerstörung.
Einer der methodischen Fallstricke der Pseudowissenschaft besteht ja gerade darin, dass man im Dickicht der Daten und im Dschungel der Phänomene nach jenen – bei genügend intensiver Suche stets anzutreffenden – Einzelstücken Ausschau hält, die die eigene These zu bestätigen scheinen. Im Popper’schen Sinne wäre die wissenschaftlich korrekte Vorgangsweise nämlich genau andersrum: Man sollte sich redlich bemühen, seine eigene These zu widerlegen, und nur wenn das nicht gelingt, darf sie vorläufig aufrecht erhalten werden.
Kommentare (180)