Dass so viele Wissenschaftsjournalisten eine Scherz-Studie im BMJ als Anlass für überaus ernsthafte Betrachtungen über die Humorforschung nehmen, ist leider gar nicht lustig.
“Ein Einfall mit dem Einrad – Sam Shusters, emeritierter Professor der Universität Newcastle upon Tyne, hat Aggression und Humor mit einem abenteuerlichen Freilandexperiment erforscht”, mit dieser Überschrift leitet der Medizinredakteur Werner Bartens am 21.12.2007 in der Süddeutschen Zeitung einen aufführlichen Artikel über die Humorforschung ein.https://www.sueddeutsche.de/,ra16m1/wissen/artikel/923/149564/ Er beschreibt explizit, wie sich der englische Dermatologe mit einem Einrad auf wissenschaftliche Recherche begibt. Mehr als 400 Reaktionen habe der Professor aufgezeichnet. Ein angeblich authentisches Zitat eines Studienteilnehmers wird nicht als Satire erkannt:”Ein Vierjähriger hingegen sagte: Mama, sein Rad ist kaputt, er hat nur noch eins”. Aus solchem Unsinn leitet Shusters seine Forschungserkenntnisse ab, laut Bartens “eine wilde Theorie zur Entwicklung von Aggression und Humor, politisch korrekt unterteilt nach Geschlechtern”. Die Ergebnisse sind auch wirklich verblüffend und anscheinend überaus berichtenswert: “Mehr als 50 Prozent aller Reaktionen waren verbaler Natur. Während die weiblichen Entgegnungen jedoch zu 95 Prozent Lobpreisungen, Anerkennung oder Sorge umfassten”, so exegiert der SZ-Mediziner Bartens den Klamauk präzise, “äußerten sich nur 25 Prozent der männlichen Probanden so mitfühlend positiv”. Weil die männlichen Reaktionen auf den Einradfahrer generell neckisch oder eher unfreundlich waren, lasse nur den Schluss zu, dass mit steigenden Testosteronspiegel der Humor zunimmt.
Zur Entlastung sei hinzugefügt:https://www.wissenswerkstatt.net: Spiegel, Spiegel Online, Die Welt und viele Andere haben den alljährlichen Weihnachts-Scherzkeks des BMJ auch nicht als solchen erkannt. Würde man die BMJ-Studie ernst nehmen, erschiene der Testosteronpegel der Wissenschaftsautoren in keinem guten Licht.
Kommentare (8)