Es klang bereits hier einmal bei Jörg auf Diaxs-Rake an. Gibt es dort draussen eine gross angelegte Verschwörung gegen die Klimawissenschaften? Sind das Stehlen von 1000nden von Mails vom Server eines englischen Klimainstituts, deren Veröffentlichung kurz vor der Kopenhagener Klimakonferenz, all die Artikel gegen Pachauri und den IPCC Teil eines Masterplans gegen die Klimaforschung? Diese These wurde jetzt noch einmal explizit in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung formuliert.
Nun gibt es ja gerade in der Wissenschaft ein allgemeines Misstrauen gegen Konspirationstheorien, man kann fast von einer Verschwörung gegen Konspirationisten sprechen.
Bild: Die Verschwörung der katholischen Mehrheit gegen die aufbegehrende protestantische Minderheit endet in der Ermordung des Duc de Guise im Schloss von Blois. Das waren noch Verschwörungen! Im Angesicht der Leiche seufzte Henri III: «Mon Dieu, qu’il est grand ! Il paraît même plus grand mort que vivant !»
Was sind die Belege und gibt es solche?
1) Es gibt einen finanziellen Transfer, meist über Think Tanks oder vermeintliche Institute, die gerne in ihren Namen “Forschung” tragen, von einigen Grossfirmen zu einigen Wissenschaftlern, die sich zum Thema Klima äussern. Insbesondere machen die beiden Süddeutsche Autoren Jiménez und Rubner auf Gelder des Mischkonzerns “Koch Industries” aufmerksam (50 Millionen $), die an solch klangvolle Organisatinen gehen wie die “Americans for Prosperity“. Klassiker wie Zahlungen etwa von Exxon Mobile (25 Millionen $) setze ich hier mal als bekannt voraus.
2) Das Hacken der e-Mails sei sehr professionell durchgezogen worden und sei sehr gut koordiniert mit anderen Aktionen, wie die Strafandrohung gegen eine Reihe Klimaforscher durch den republikanischen Senator Inhofe.
Was spricht dagegen?
1) Die obigen Summen von Koch Industries und Exxon beziehen sich auf den Zeitraum 1997-2008. Das sind bei aller Liebe gemessen an dem sonstigen “Public Relation” Volumen von etwa Exxon nur pillepalle. 2 Millionen pro Jahr gibt Exxon wahrscheinlich für Heftzwecken aus. Ich habe bei den genannten Summen etwas Probleme, mir vorzustellen, dass die Leugnung der Klimaphysik ein zentrales strategisches Ziel der Grossindustrie sei. In dem Fall sollten die Beteiligten eher Klotzen statt Kleckern und das kann ich nicht erkennen.
2) Werfen wir doch mal einen Blick auf die Beteiligten. In Deutschland ist das ja z.B. EIKE. Ebenfalls in der Süddeutsche gab es heute einen weiteren Artikel zu diesem “Institut für Klima und Energie” (“Institut”, schenkelklopf). EIKE Präsident Thuss (Korrektur: im SZ Artikel findet sich zu Herrn Thuss: “ein Jenaer CDU Politiker”. Nach Christian Reinboth lässt sich keinerlei wahrnehmbare Rolle von Herrn Thuss in der CDU feststellen) soll nach SZ die Finger bei CFACT drin haben und die wiederum haben Geld von Exxon erhalten. Nu ja. Für mich ist vor allem unvorstellbar, dass jemand bei Exxon Geld ausgibt, um solche Pumpen zu bezahlen. Das Durchschnittsalter der EIKE Mitglieder liegt irgendwo zwischen Johannes Heesters und Ernst Jünger, keiner ihrer Mitglieder hat es auch nur auf die Sichtweite einer echten peer-reviewten Veröffentlichung gebracht. Der erste Eindruck, wenn man diese Leute Vorträge geben sieht oder Fragen beantworten hört (Thüne, Beck, Puls, Lüdecke, ist der völliger gerontologischer Verwirrung. Niemand bezahlt bei Exxon für so etwas Geld. Soviel Vertrauen habe ich einfach mal in unsere Grossindustrie.
Zusammenfassung, die dokumentierten Summen und die “Qualität” des angeblich Erkauften lässt mich nicht an eine konzertierte Aktion glauben. Diese Anti-Klima- oder Anti-IPCC-Nachrichten und die entsprechenden Skeptiker blubbern zurzeit medial hoch, weil die Zeiten so sind, wie sie sind, und weil es eine Dynamik in der medialen Berichterstattung gibt, die so ist, wie sie nunmal ist. Eine konzertierte, gut finanzierte Aktion sieht anders aus.
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