Aztekische Frauen mit Blumen und Rauch-Apparatur. Aus dem florentinischen Kodex. Quelle: Wikipedia

Kaum ein Raucher, der restlos glücklich mit seiner Sucht ist, wird freiwillig auf die E-Zigarette umsteigen. Wer umsteigt, das sind die Gesundheitsbewussten, die mit dem schlechten Gewissen, diejenigen, die aufhören wollen.

Die E-Zigarette wird auch so vermarktet: Zwei Drittel der in einer Studie untersuchten Marketing Claims von Anbietern der elektrischen Zigarette nehmen direkt auf den Ausstieg aus dem Tabakkonsum Bezug.

Wie sieht es aber mit der Evidenz aus? Hilft die E-Zigarette um mit dem Rauchen aufzuhören? Dadurch, dass die elektrische Variante der Zigarette eine relativ neue Erfindung ist, gibt es nicht besonders viele Studien zum Thema. Diejenigen, die ich mir angeschaut habe, zeigen keinen klaren Nutzen des Tabakersatzprodukts beim Abgewöhnen der Sucht.

Eine klinische Studie mit 657 aussteigewilligen Teilnehmern aus Australien hat untersucht, ob die E-Zigarette beim Aufhören besser hilft als Nikotinpflaster oder der kalte Entzug in Form von Placebo-E-Zigaretten.

Die Teilnehmer der Studie wurden drei Monate mit den Zigarettenersatzpräparaten versorgt, und sechs Monate nach Studienstart wurde der Erfolg beim Aufhören ausgewertet. 7,3% der Teilnehmer, die auf E-Zigaretten umgestiegen waren, hatten auch sechs Monate nach Studienstart den tabakhaltigen Zigaretten entsagt. 5,8% der Teilnehmer, die Nikotinpflaster benutzten und 4.1% der Teilnehmer, die nikotinfreie Placebo-E-Zigaretten bekamen, waren ebenfalls zigarettenfrei nach den sechs Monaten Beobachtungszeitraum. Ein klarer Nutzen sieht anders aus.

Eine aktuell publizierte Populationsstudie fand zwar, dass signifikant mehr Frauen, junge Erwachsene und Menschen mit wenig Bildung sich auf die E-Zigaretten einlassen; in der Studie war jedoch der Anteil derjenigen, die nach einem Jahr aufgehört hatten in der Gruppe jener, die E-Zigaretten rauchten sogar niedriger als in der Zigaretten rauchenden Kontrollgruppe.

Die Autoren schreiben, mit Einschränkung der statistischen Aussagekraft ihrer Daten, dass es verboten werden sollte, E-Zigaretten in der Werbung als Mittel zum Aufhören anzupreisen, so lange die Evidenz hierfür fehle. Eine Stellungnahme des Deutschen Krebsforschungszentrums dkfz zur E-Zigarette kommt zu ähnlichen Schlussfolgerungen: “Die Evidenz reicht bislang nicht aus, um qualifizierte Aussagen zur Wirksamkeit der E-Zigarette als Hilfsmittel zum Rauchstopp zu treffen.

Zur Frage, ob ehemalige Raucher mit den weniger direkt gesundheitsschädlichen E-Zigaretten wieder anfangen, also auf die alte Sucht im neuen Gewand hereinfallen, habe ich leider keine Daten gefunden. Eine Annekdote aus den Kommentaren zum Artikel gestern beschreibt, wie die E-Zigarette von einem ehemaligen Raucher zur Kontrolle von Hunger und Gewicht eingesetzt wird.

Vielleicht besinnen sich ja die Hersteller der E-Zigarette und bewerben ihre Produkte in Zukunft als Diätmittel.

Kommentare (16)

  1. #1 ali
    27. Juni 2014

    Ich weiss nicht ob du diese Referenz hier auch schon untergebracht hast (habe sie nirgends gesehen, vielleicht habe ich es einfach verpasst):

    Brown J, Beard E, Kotz D, Michie S, and West R (2014) Real-world effectiveness of e-cigarettes when used to aid smoking cessation: A cross-sectional population study. Addiction 109: doi: 10.1111/add.12623.

  2. #2 Tobias Maier
    27. Juni 2014

    Danke Ali, die hatte ich übersehen.
    Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass Raucher, die zum Aufhören auf E-Zigaretten umsteigen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, den Ausstieg zu schaffen:

    Among smokers who have attempted to stop without professional support, those who use e-cigarettes are more likely to report continued abstinence than those who used a licensed NRT product bought over-the-counter or no aid to cessation.

    .

  3. #3 ali
    27. Juni 2014

    Eine Zusammenfassung im Economist findet sich übrigens hier.

    Bemerkenswert ist, dass die Leute so Tabak und nicht das Rauchen allgemein aufgeben. Dies relativiert das beeindruckende Resultat in meinen Augen ein wenig.

  4. #4 A_Steroid
    27. Juni 2014

    Tip von mir: Stent-OP live miterleben und sehen, wenn das Kontrastmittel plötzlich nicht mehr weiterfliesst…. danach war bei mir dann Ende mit Rauchen 🙂

  5. #5 Dr. Webbaer
    27. Juni 2014

    Wenn das Rauchen tabakfrei stattfindet, wäre es jedenfalls wesentlich weniger gesundheitsgefährdend. Die Beleglage ist vermutlich deshalb so dünn, weil es sich beim “Dampfen” um eine neue Nutzung handelt und weil kein besonderes Interesse zu bestehen scheint, dieses positiv zu sehen.
    Wer sollte dieses Interesse haben, Tabakgegner?, die Tabakindustrie?
    Insofern ist dieser WebLog-Artikel angenehm, Freunde werden so wohl nicht gemacht, loge,
    MFG
    Dr. W

  6. #6 Joseph Kuhn
    27. Juni 2014
  7. #7 Stefan Wagner
    https://demystifikation.wordpress.com/2014/06/18/kopftuch-brasil/
    30. Juni 2014

    “Zur Kontrolle von Hunger und Gewicht” würde ich nicht so sagen, sondern eher “zur Ablenkung von nächtlicher Fresslust mit dem Ziel der Reduktion des Gewichts”, wobei das Gewicht eigentlich nicht so dass Problem ist, sondern der Körperumfang, aber das Gewicht lässt sich leichter messen. 🙂

  8. #8 Dalek Sander
    9. Juli 2014

    Das Problem bei solchen Studien ist, vereinfacht gesagt, dass Rauchen nicht gleich Rauchen ist. In der Nikotinsucht kann entweder die körperliche oder die psychische Komponente überwiegen. (BZgA) Das erklärt auch, warum der eine nach den berüchtigten “kalten Entzug” damit prahlen kann, “von heute auf morgen, einfach mit Willenskraft, Heil, Sieg und fette Beute” aufhörte, während ein anderer erst einmal die Entzugssymptome lindern kann, um überhaupt aufs Aufhören zu denken.

    Dieser Diversität haben wir die nicht gerade hoch erscheinenden Zahlen der mit Hilfe von Substituten “Aufgehörten”. Immerhin haben es welche damit geschafft. Eine Korrelation dieser Erfolgszahl mit der Art der zuvor vorhandenen Abhängigkeit würde hier Klarheit schaffen und vielleicht die Zahlen besser aussehen lassen.

    Ich spreche jedenfalls von Substitutionsmaßnahmen wie Ausschleichen mit dem Nikotinpflaster. Da bei körperlicher Abhängigkeit die psychische ebenfalls stark ist, hilft es, erst eine Komponente so gut es geht auszublenden und währennddessen am Verhalten arbeiten. Danach wird Nikotin ausgeschlichen.

  9. #9 Günther Haag
    Möckmühl
    12. August 2014

    Seit einem Jahr bin ich auch Dampfer, es schmeckt mir, meine Liquids mische ich selber mal mit etwas mehr oder weniger Nikotin. Habe mittlerweile verschiedene Verdampfer und Akkuträger und fühle mich richtig wohl dabei, seit ich dampfe bin ich auch wesentlich leistungsfähiger. Mit dem dampfen möchte ich garnicht mehr aufhören! Es macht Spaß und ist nicht schädlich zumal ja nichts verbrannt wird. Nikotin ist sogar der Gesundheit zuträglich.

  10. #10 Markus Dornfelder
    Köln
    21. August 2014

    Ein für mich sehr wichtiger Hinweis, warum e-Zigaretten ganz klar helfen können mit dem Rauchen aufzuhören, findet man in sehr vielen Foren und auch Kommentaren zum Thema wieder, ähnlich wie von Herrn Haag zum Beispiel. Es wird sehr häufig beschrieben, wie nach dem Umstieg vom Rauchen zum Dampfen, es gesundheitlich stetig bergauf geht. Einen dieser Erfahrungsberichte, welchen ich persönlich auch sehr interessant finde, ist nachzulesen unter: https://e-zigarette-test.net/erfahrungen/

  11. #11 Niko
    28. Januar 2015

    Gerade wurde ein Studie veröffentlicht, die besagt dass beim rauchen einer E-Zigarette im hohen Volt Bereich bis zu 15 mal mehr Formaldeyhd entstehen kann als beim Rauchen von Tabak: https://www.rauchfrei-blogs.de/blogs/10/269-e-zigaretten-krebsrisiko

  12. #12 Susanne
    München
    6. Februar 2015

    Dampfe seit 6 Monaten. Habe früher 2 Schachteln geraucht. Umstieg hat super geklappt und ich bin happy.
    Seit 2 Monaten kein Nikotin mehr in der E-Zigarette. Nur das ich leistungsfähiger geworden bin, kann ich nicht sagen. Ganz ehrlich…ich war gesünder, als ich geraucht habe..ich hoffe, das wird auch bald wieder so sein. In diesem Sinne..frohes Dampfen…

  13. #13 Peter
    Tübingen
    21. Februar 2015

    Hallo Tobias!

    Ich bin auch promovierter Biologe, habe nach der Promotion 4 Jahre in der akademischen Forschung verbracht und arbeite nun in der Qualitätskontrolle für ein großes Pharmaunternehmen.

    Dein Artikel hat mich leider wenig überzeugt, da teilweise doch recht oberflächlich an dem Thema kratz. Die meisten von dir zitierten Studien stehen selbst in der Kritik, da sie schlecht gemacht oder etwas zweckorientiert erscheinen.

    Ich selbst war auch 10 Jahre Raucher und hatte schon einiges probiert, um mit dem Rauchen aufzuhören, bisher erfolglos. Interessanterweise ist es mir mit der E Zigarette auf anhieb gelungen, und das vor über einem Jahr.

    Klar muss man noch näher klären, welche Gesundheitlichen Auswirkungen die E Zigarette haben kann. Dafür müsste man allerdings auch offen für beide Seiten sein und nicht mit einer negativen Grundeinstellung an die Sache gehen.

    Mich würde interessieren, welcher der Authoren jemals geraucht hat. Ich war nie Genussraucher und war mir immer über die schädlichen Folgen stets im Klaren (studienbedingt sowieso). Meine Zielstrebigkeit, mein Wille und Intelligenz haben mir dabei auch nicht gehofen, um von dieser Sucht loszukommen.
    So zeugen viele Artikel doch mehr von einer Überheblichkeit der Authoren und einer abschätzigen Haltung gegenüber dem Dampfen generell.
    Die E Liquids haben im Übrigen auch einen weitaus schlechteren Ruf als sie verdienen. Viele der Liquids werden mit Rohstoffen nach Ph.Eur. oder USP hergestellt. Mit den gleichen Rohstoffen werden auch Asthmasprays, Tabletten, Injektionslösungen, usw. hergestellt.

    Ich verstehe einfach nicht, weshalb die E Zigarette so verteufelt wird. Ich halte es für gesichert, dass diese deutlich weniger schädlich sind und deren größere Verbreitung sicher tausenden oder gar hunderttausenden das Leben retten könnten…

    Vielleicht sollte man diesen Aspekt wieder etwas mehr berücksichtigen.

  14. #14 www.frau.rauchfrei.de
    Köln
    7. Mai 2015

    Ich bin der Meinung, dass die E-Zigarette zwar über die körperliche Sucht hinweg hilft, aber nicht über die psychische und die ist weit aus größer. Mein Vater war 5 Wochen im KRankenhaus und konnte nicht rauchen. Er kam raus und was machte er: Er rauchte – der körperliche Entzug war überstanden, aber er hat nicht an seinen Gewohnheiten, ÜBerzeugungen und an seinem Willen gearbeitet. Einfach auf eine E-Zigarette ausweichen hat den selben Effekt….

  15. #15 Christian
    16. Februar 2016

    Ich habe es mit einer e Zigarette geschafft komplett mit dem Rauchen aufzuhören. Es hat zwar 5 Monate gedauert allerdings hatte ich keine entzugserscheinungen. Am Anfang Liquids mit Fruchtgeschmack (nach ein paar Tage riecht eine normale Zigarette auch eckelhaft) und einen hohen Nikotingehalt, dann irgendwann die low genommen. Seit 2 Jahren rauche ich entweder e Zigarette noch normal (ich war 10 Jahre lang Raucher). Man muss es wollen dann klappt es auch und klar lässt die Motivation mit der Zeit nach. Immer das Ziel vor den Augen halten!

  16. #16 Helena
    26. Januar 2018

    Ich habe auch zuerst versucht, mit der Hilfe der E-Zigarette das Rauchen aufzugeben. Dann bin ich auf die Coachings von Frau Rauchfrei gestoßen und habe hier erfolgreich gelernt, dass man vor allen Dingen mit dem Kopf arbeiten muss, um endlich rauchfrei zu werden!