Die Tage werden früher dunkel, es geht auf die Nobelpreiszeremonie mit den Fanfaren und einem König und Weihnachten mit den Posaunen und dem Christkind zu. In den letzten Jahren habe ich mir das Vergnügen gemacht, mich Anfang Dezember bei Wissenschaftsjournalisten zu erkundigen, wer an Nobels Todestag eigentlich in Stockholm geehrt wird. Das Ergebnis: Noch bevor die Laureaten gekürt waren, hatte man sie vergessen – selbst unter denen, die sich professionell dafür interessieren sollten. Das wird den Deutschen in diesem Jahr nicht passieren, da wir ein- zweimal vertreten sind, aber dieser Zufalle sollte nicht von der Tatsache hinlenken, daß wir zwar wissen, daß es den Nobelpreis gibt, aber sofort vergessen, wer ihn bekommen soll. Warum das so ist, erörtert der erweiterte Text.

Der Nobelpreis stammt aus dem 19. Jahrhundert, und er wird in unseren Tagen noch so vergeben, als ob wir im 19. Jahrhundert lebten. Das Nobelkomitee bzw. die Nobel-Stiftung kennt nur Physik, Chemie und irgendetwas Medizinisches, und sie haben noch nie etwas gehört von Ökologie, Ozeanographie, Klimaforschung, Kybernetik, Molekularbiologie, Informatik und so weiter und so fort. Man fasst es nicht: Der Nobelpreis soll – nach dem Willen seines Stifters – für Leistungen vergeben werden, die der Menschheit großen Nutzen bringen. Und die meisten Wissenschaften, die das heute können, bleiben außen vor. Wenn der Nobelpreis nicht so einen schönen Namen hätte, wenn es nicht so einen netten König gäbe, der in unter Fanfarenklängen übererreicht, wenn es nicht die berühmte Million Dollar mit sich brächte – das Brimborium aus Stockholm hätte längst nicht mehr das Interesse der Öffentlichkeit, das es derzeit noch auf sich zieht. Es ist völlig klar, daß die Zeremonie und das Getue drumherum wichtiger sind als die Preisträger. Ihre Namen kennt man schon nicht mehr, wenn sie in den schwedischen Hauptstadt eintreffen, und um ein Verständnis ihrer Leistungen hat sich nie jemand ernsthaft bemüht. Der Nobelpreis verschenkt die Gelegenheit, die sich mit seiner Institution verbindet, nämlich der Öffentlichkeit zu verdeutlichen, daß Wissenschaft Nutzen bringt. Es sollte möglich sein, ihn neu zu ordnen und ihm eine neue – zeitgemäße – Form zu gebe. Die Nobel Stiftung kann Änderungen vornehmen. Sie muss es nur wollen. Wenn der Nobelpreis so bleibt, wie er ist, werden die Alternativen ihm locker den Rang ablaufen.