In diesen Tagen fand in Halle die Tagung der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte statt. Ich ulke gerne, in dem ich sage, daß die meisten Wissenschaftshistoriker weder die Wissenschaft noch die Geschichte kennen. Sie können höchstens Geschichten aus einer Wissenschaft erzählen. Die Tagung in Halle macht mich nicht optimistischer. Die Wissenschaftshistoriker habe sich hinter der Philosophie versteckt – viele von ihnen scheinen gescheiterte Philosophen zu sein – und schwungvoll mit alten Begriffen der Theorie hantiert (Revolutionen, Paradigmenwechsel). Sie scheinen nicht zu merken, daß die Entstehung von Wissenschaft nicht in den publizierten und reflektierten Texten zu finden ist. Natürlich ist das Publizierte wichtig – es läßt uns immerhin verstehen, wie die Gegenwart geworden ist. Durch ihre Ergebnisse prägt Wissenschaft tatsächlich die Geschichte, und mir scheint es sehr dringlich, diesen Einfluß vorzustellen. Nur – warum tun die Historiker das nicht? Wir haben zu wenig Wissenschaftshistoriker, und die wenigen, die wir haben, beackern den Boden, der nicht interessiert. Eine Wissenskultur kann dabei nicht entstehen.
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