Die FAZ erwählt ab und zu ´mal ihre Lieblinge. In diesen Tagen ist es der Schriftsteller Marcel Beyer, der einen langweiligen und zähen Roman mit dem Titel “Kaltenburg” geschrieben hat und zum Dank dafür – unter freundlicher Ermunterung aus Frankfurt – jetzt am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin arbeiten darf. Der Grund für diesen Wechsel steckt darin, daß Kaltenburg ein Wissenschaftler ist, der den Eindruck erweckt, die Züge von Konrad Lorenz zu tragen (bei dem bestimmte Leute gleich wieder an die NS-Zeit denken). Erst lobt die FAZ den Roman, dann meldet sie jeden Schritt des Autors, der offenbar die Lücke zwischen den Kulturen schließt, und in der Ausgabe vom 15. Mai kann man Beyer in die Augen schauen. Die FAZ hat ihn zu einem Interview gebeten, in dem uns der forschende Schriftsteller mitteilt, wie sehr es ihn überrascht habe, daß Wissenschaftler, die sich bei Pflanzen auskennen, dabei nicht stehenbleiben, sondern auch etwas über Tiere wissen. “Ach”, hätte Loriot da gesagt, und man könnte im Kollektiv lachen. So muss ich alleine weinen.

Ich vertrete grundsätzlich die Auffassung, daß Wissenschaft – der komplizierten Art – als Kunst gedacht werden muss, um überhaupt populär zu werden. Aber Kunst muss es sein, nicht nur Wissenschaft, und wenn die Kunst in einem Roman besteht, sollte der irgendwie spannend und unterhaltsam sein. Wenn ich micht recht erinnere, ist es vor allem der FAZ Redakteur Marcel Reich-Ranicki, der darauf beharrt. Genau das ist weder “Kaltenburg” noch das Inteview mit dem Autor, das uns Weisheiten der Art übermittelt, daß Menschen von Tieren umgeben sind und daß man einen Roman von der Wissenschaftsgeschichte, die dargestellt werden soll, abkoppeln muss. Das ist richtig, aber der Plan versandet, wenn die erzählte Geschichte unendlich viel langweiliger wird als die, die stattgefunden hat. Man kann Rohstoff verschenken, wie die Literaturgeschichte zur Genüge weiß. Aber vor den Produkten soll mich die Kritik bewahren. Da muss man bei der FAZ etwas anderes im SInn haben. Warten wir ab. Immerhin forscht der Schriftsteller ohne Zielvorgabe. Ob das neu für ihn und seine Förderer ist?