“Es gibt kein Zentrum für unsere Intelligenz”. So der Titel eines Interviews mit dem amerikanischen Biologen Robert Plomin in der FAZ vom 24.Mai 2008, in dem es um die Verbindung zwischen Genen und Gehirnen ging. Die zitierte Aussage stimmt wahrscheinlich allgemein; sie stimmt auf jeden FAll für die besondere Variante, die klarstellt, daß sich in der FAZ Redaktion tatsächlich kein Zentrum für Intelligenz finden lässt. Wie sonst kann man erklären, daß das Interview mit der (nicht von dem Befragten) stammenden (vollkommen unsinnigen) Frage eingeleitet wird, “Können Gene verhindern, daß intensives Hirntraining wirkt?”. Die Frage ist so blöde, daß man sich minutenlang verwundert die Augen reibt – immer in der Vermutung, nicht richtig gelesen zu haben, Tatsächlich antwortet der amerikanische Genforscher auf die Frage, ob die Gene dem Gehirn im Wege stehen, mit der einzig möglichen Antwort: “Im Gegenteil”.

Leider ist über die eben zitierte Antwort hinaus nicht sehr viel klüger, was Robert Plomin in dem FAZ Interview sagt. Es muss zum Beispiel einräumen, daß die WIssenschaft nicht einmal weiß, was bei dem am längsten bekannten Gendefekt mit Folgen für die Intelligenz im Gehirn passiert. Er teilt uns dafür aber mit, “dass das Genom für sich genommen gar nichts tut.” So kann man lernen, daß die Wissenschaft nicht weiß, was passiert, wenn nichts geschieht. Das ist nicht viel, wie man leicht zugeben wird. Es ist aber tatsächlich noch schlimmer. Die Gen-hirn-forscher wissen nicht einmal, wie sie über das, was sie nicht wissen, sprechen sollen. Sie haben keine Ahnung, wie sie kausal die Existenz von Genen und Gehirnen verbinden sollen. Sie haben nicht einmal ein Wort – einen Begriff – dafür, und sie wissen nicht, dass sie das nicht haben. Sie schwadronieren irgendetwas drauf los, und der Journalist lauscht ergeben. Wie verspricht die FAZ-Serie: “Das Gehirn lässt sich auf viele Weisen trainieren.” Ich kenne jetzt eine, mit der dies nicht geht.

Kommentare (3)

  1. #1 Ingo Bading
    Mai 29, 2008

    Ein typischer Desinformations-Artikel in der FAZ, obwohl Plomin ja sonst ein sehr seriöser Forscher ist und obwohl man von der FAZ nach der Soziobiologie-Reihe von Eckart Voland eigentlich etwas anderes hätte erwarten können. Auch Desinformation kann man manchmal gewisse “Meisterleistungen” nicht absprechen.

    Daß Intelligenz stark erblich ist, paßt nicht in das Weltbild und man versucht mit Rhetorik die Tatsachen zu verwischen.

    Man kann nicht ein Kind, das einen IQ von 95 hat zu einem Erwachsenen mit einem IQ von 135 hoch-“erziehen”. (Gar noch durch super-super-super-pädagogische Krippenerziehung.) Und umgekehrt geht es auch nicht. Das sind so schlichte Tatsachen, daß man eben viel Rhetorik braucht, um sie nicht deutlich werden zu lassen.

    Und es ist nun einmal so, daß der angeborene IQ stark mit beruflichem Erfolg korreliert. Deshalb ist die von den “Linken” so vehement geforderte soziale Gerechtigkeit und Umverteilung nämlich so WICHTIG. Weil sie NICHT vornehmlich durch verbesserte “Pädagogik” erreicht werden kann.

  2. #2 TomGard
    Mai 30, 2008

    Ein typischer akademischer Desinformationskommentar, der die geistige Beweglichkeit, Geschicklichkeit und schließlich den entsprechenden Reichtum, den sich ein Mensch erwirbt – für SICH erwirbt – mit dem Testindex identifiziert, den Leute, wie der Kommentierende ggf. zum Argument machen, diesen Menschen von jenem Reichtum auszuschließen. Der dementsprechend zwischen den zweifellos erblichen Voraussetzungen der eingangs genannten LEISTUNGEN und diesen selbst nicht unterscheiden WILL – anders, als dies jene Forscher interessehalber tun, die zwar im selben Auftrag handeln, doch mit dem Ziel solche Voraussetzungen bestmöglich auszureizen …
    Ob den lieben Kindlein das wohl tut, oder nicht …

  3. #3 Ingo Bading
    Mai 31, 2008

    Wenn angeborene Intelligenz nicht viel mehr ist als Schnelligkeit der Informationsverarbeitung (und das sagt ja heute die IQ-Forschung), dann sollte man auch nicht auf den Fehler verfallen, Intelligenz als alleinigen Maßstab zu wählen für das, was einen Menschen zum Menschen macht und damit auch als alleinigen Maßstab für etwaigen pädagogischen “Erfolg”.

    Der eine denkt halt schnell, der andere langsam – na und?

    Hat deshalb der langsam Denkende einen menschenwürdigen, sozial gerechten Anteil am Bruttosozialprodukt in unserer Gesellschaft verwirkt? Das ist doch Unfug. Für den größten Teil der Arbeitsplätze in unserer Wirtschaft reicht eine durchschnittliche Schnelligkeit in der Inforamtionsverarbeitung völlig aus.

    Die Motivation, sich mit anspruchsvolleren Themen zu beschäftigen und sich anspruchsvolleren Aufgaben zu stellen, die etwas mit der eigenen Humanität zu tun haben, der eigenen Menschlichkeit, und dabei auch möglichst zügig vor seinem eigenen Lebensende mit weiterzukommen, wird NICHT durch den größtenteils angeborenen IQ vorgegeben. Ein hoher IQ kann dazu sogar hinderlich sein, wie man allerwärts sieht.

    Diese Motivation wird durch anderes viel mehr beeinflußt. Z.B. dadurch, wie sehr man abhängig ist von den Stimmungen, Gewohnheiten, auch Denkgewohnheiten und den Ansichten seiner Mitmenschen und Zeitgenossen oder wie sehr man dazu befähigt ist oder die Fähigkeit erwirbt, sich einen eigenen, selbständigen Standpunkt gegenüber solchen “Gewohnheiten” im Leben zu erarbeiten.

    Bspw. durch hemmungslosen Medienkonsum wird sicherlich nicht die Motivation vergrößert, seine eigenen Gehirnkapazitäten, seien sie nun durchschnittlich oder sonstwie bestmöglich zu nutzen. Darauf weist ja auch Manfred Spitzer immer wieder so prononciert hin.