“Der Wissenschaftsmacher” – so heißt ein bei Beck erschienenes Buch, in dem sich der Historiker Paul Nolte mit Reimar Lüst unterhält. Lüst (Jahrgang 1923) war Vorsitzder des Wissenschaftsrats, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA, Präsident der Alexander-von-Humboldt-Stiftung und ein guter Physiker, der bei Werner Heisenberg gelernt und bei dessen Schüler Carl Friedrich von Weizsäcker promoviert hat. Da mich neulich eine (ehemalige) Abgeordnete des Deutschen Bundestages gefragt hat, was eigentlich die Max-Planck-Gesellschaft sei, nehme ich nicht an, die jedem bekannt ist, was die anderen genannten Institutionen bedeuten. Immerhin hat ein Historiker (Nolte) begriffen, daß die Unkenntnis solcher Einrichtungen der Naturwissenschaft, die seinem Doktorvater noch selbstverständlich war, wenig hilft, wenn man die Geschichte der deutschen Gesellschaft verstehen will.

Zu den herrlichen Aspekten des “Wissenschaftsmachers” gehört die Hartnäckigkeit bzw. die Lust, mit der Lüst den Begriff der Elite verteidigt. Er sagt es deutlich, daß unser Überleben bzw. die Qualität unseres Daseins nicht von irgendwelchen Leuten abhängt, die zufällig im Fernsehen auftreten, sondern von denen, die etwas können, die eine Elite bilden. Wir benötigen Eliten, wie jetzt endlich auch die Regierung – noch unter Schröder – einsieht, weshalb es herrlich und ärgerlich zugleich ist, wenn man liest, woran sich Lüst erinnert. Nämlich daran, vom SPIEGEL und anderen Blättern der gehobenen Zunft ausgebuht und beschimpft worden zu sein. Elite – das klang hochnäsig und undemokratisch. Wir brauchen aber das aristokratische Prinzip, um uns global zu behaupten. Hoffentlich wird “Der Wissenschaftsmacher” jetzt besser verstanden als damals – vor allen von denen, die sich damals elitär abgewendet haben. Sie haben sich damals als Besserwisser gefühlt. Jetzt können sie lernen.