Wir nähern uns dem Thema mal ganz langsam an, wir haben ja ein bisschen Zeit die ‘Schönheit’ zu umgarnen. Bevor ich das hoffnungslose Unterfangen starte, das Thema mit eigenen Worten zu erfassen, lasse ich lieber andere was dazu sagen. Wir beginnen also ganz klassisch mit einer Zitatesammlung.

Es gibt so viele kluge, amüsante, nachdenkliche und differenzierte Aussagen zum Thema, dass ich es natürlich sofort aufgegeben habe, einen repräsentativen Querschnitt zusammenzustellen. Stattdessen habe ich ganz altmodisch herum geschmökert, ein bisschen quergelesen, in Büchern hier im Regal, im Internet natürlich, und einfach die Aussagen rausgegriffen, die mir prägnant erscheinen; mich auf mein Bauchgefühl verlassen, dass die Zitate anregend sind und die Vielfalt, die ich mit dem Wort verbinde, zumindest ansatzweise widerspiegeln.

Wir beginnen mit zwei Lexikaeinträgen, genauer gesagt mit den einleitenden Worten, und dann folgt ein bunter Reigen bemerkenswerter Wahrheiten zum Thema.

(Übrigens: Einen eigenständigen Eintrag für “Schönheit” gibt es im Brockhaus gar nicht, stattdessen ‘das Schöne’.)

Viel Spaß.

„Schönheit ist ein abstrakter Begriff, der stark mit allen Aspekten menschlichen Daseins verbunden ist. Mit der Bedeutung dieses Worts beschäftigt sich hauptsächlich die philosophische Disziplin der Ästhetik.

“Wie jede Wertung, ist dieser positiv besetzte Begriff von Wertvorstellungen (Bewertungsmaßstäben) und Bewertungszielen abhängig, die auch durch gesellschaftliche Konventionen geprägt werden. Welche Wertmaßstäbe dem Ausdruck „Schönheit” zu Grunde liegen, und wie diese zustande kommen, ist auch Untersuchungsgegenstand von Natur- und Geisteswissenschaften.
(…)”

Wikipedia, aufgerufen am 28.Mai 2010

„Schöne, das S. [ahd. sconi, ursprüngl. ‚ansehnlich’, ‚was gesehen wird’, zu schauen], Begriff, mit dem ein Gefallen bekundet wird, der eine hohe ästhet. oder damit verbundene eth. Wertung zum Ausdruck bringt, in der Ästhetik definiert als der höchste ästhet. Wert, der durch bestimmte Eigenschaften eines Objekts oder bestimmte Modalitäten einer sinnlichen Erfahrung verkörpert wird, im Ggs. zum Hässlichen (–> hässlich). (…)”
Brockhaus, Enzyklopädie in 24. Bänden., 20. Auflage (2001), Bd. 19, S. S. 433 ff.

„Schöne neue Welt”
Deutscher Titel des Buches: Brave New World von Aldous Huxley (1932)
Wikipedia zur Übersetzung des englischen Titels ins Deutsche

„Schönheit ist stets ungleich verteilt und radikal antidemokratisch.”
Iris Därmann: „Schönheitspflichten: Von der Ästhetischen Reflexion zur kulturellen Praxis” in „Was ist schön?”, Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Deutschen-Hygiene-Museum, Dresden (2010), S. 40

„Der Urgrund des Schönen besteht in einem gewissen Zusammenklang der Gegensätze.”
Thomas von Aquin

„Ein schönes Bein muss glatt, haarlos und gepflegt sein:”
Herlinde Koelbl: „Here – There – Everywhere” in „Was ist schön?”, Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Deutschen-Hygiene-Museum, Dresden (2010), S. 97

“Wer schön sein will, muss leiden.”
Sprichwort

„Wir müssen bei der Erforschung des Schönen einen gewissen Mut zur Langeweile haben.”
Wolfgang Klein: „Der mühselige Weg zur Erforschung des Schönen” in „Was ist schön?”, Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Deutschen-Hygiene-Museum, Dresden(2010), S. 130

„Das ist nicht die Frage, was das Wesen des Schönen ist; es ist die Frage, wie es denn kommt, dass bestimmte Menschen bestimmte Dinge für schön halten.”
Wolfgang Klein: „Der mühselige Weg zur Erforschung des Schönen” in „Was ist schön?”, Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Deutschen-Hygiene-Museum, Dresden(2010), S. 131

Echte Wahrheiten strahlen eine Schönheit, eine Stimmigkeit und Evidenz aus, die ihnen die Macht der Offenbarung verleiht. Nach Penrose’ Überzeugung fehlten der Superstringtheorie all diese Eigenschaften.”
John Horgan: „An der Grenze des Wissens” (1997), S. 11

“Kraft, Schönheit und Jugend gelten als Leistungsmerkmale. Leute, die so reden, wollen am liebsten den Körper abschaffen. Den menschlichen, alternden, stinkenden, wunderbaren Körper.”
Ariadne von Schirach, Stern Nr.12/2008 vom 13. März 2008, S. 201

„Der Kürze halber möchte ich die Definition geben, daß die Schönheit eine bestimmte gesetzmäßige Übereinstimmung aller Teile, was immer für eine Sache, sei, die darin besteht, daß man weder etwas hinzufügen noch hinwegnehmen könnte, ohne sie weniger gefällig zu machen.”
Leon Battista Alberti, De re aedificatoria

„Das Wort ‚Schönheit’ wie es in westlichen Sprachen existiert, findet sich nicht in vielen anderen Kulturen – in Indien zum Beispiel bezeichnet das am nächsten kommenden Wort, alamkara, Dekor und Verzierung, und beinhaltet eine Ästhetik, in der nur der geschmückte und verzierte Körper als wahrlich schön betrachtet werden kann.”
Georges Vigarello: „Physical Beauty and the history of civilisation” in „100.000 Years Of Beauty”, 5 Bände, Bd. 1, S. 8

„Heute sind wir gewohnt, von einer schönen Maschine, ob Auto oder Computer, zu sprechen. Dass aber eine Maschine schön sein kann, ist eine ziemlich neue Idee. (…) Tatsächlich haben seit dem Aufkommen der ersten mechanischen Webstühle viele Dichter ihr Entsetzen über die Maschinen geäußert.”
Aus: Umberto Eco (Hrsgb.): „Die Geschichte der Schönheit.” S. 381, (2004)

Fremde Person: „Ist das ein schönes Kind, das Sie da haben!”
Mutter: „Das ist gar nichts. Sie sollten erstmal ihr Foto sehen.”

Aus: Williams Ewing: „The Shock Of Photography.” in „100.000 Years Of Beauty”, 5 Bände, Bd. 4, S. 23

„Die sind die Auserwählten, denen schöne Dinge einzig Schönheit bedeuten.”
Oscar Wilde: „Das Bildnis des Dorian Gray.”

„Darwin hat vor allem deshalb mehrere Jahrzehnte über die Schönheit nachgedacht, weil sie ein Problem für die Theorie der natürlichen Selektion darstellt. (…) Darwin denkt Schönheit zu allererst als exorbitanten Eklat, als tendenziell selbstständige Verschwendung, fast könnte man mit Bataille sagen: als souveräne Verausgabung.”
Winfried Mennighaus: „Biologie nach der Mode. Charles Darwins Ornament-Ästhetik.” in „Was ist schön?”, Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Deutschen-Hygiene-Museum, Dresden(2010), S. 139/140

„Schönheit hat für mich viel mit Authentizität, mi Wahrhaftigkeit zu tun. Wer von innen strahlt und nichts Aufgesetztes hat, ist für mich schön.”
Brigitte Streubel: „Im Netz kannst Du immer schön sein.” Interview in „Was ist schön?”, Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Deutschen-Hygiene-Museum, Dresden(2010), S. 95

Beauty is only skin deep”
The Temptations (1966)

„Schönheit liegt im Auge des Betrachters.”
Sprichwort

… und Leser Dyrnberg verwies gestern schon im ersten Kommentar auf Kant, der einst sagte: “Schönheit bereitet interesseloses Wohlgefallen.”