Wozu wir hier einen ganzen Blog brauchen, das handelt Sprachmeister und Journalistenlehrer Wolf Schneider in nur einem Beitrag in seiner Video-Sprachkolumne auf sueddeutsche.de ab (das Video kann man leider nicht einbinden); von der Venus von Willendorf (“Mein Gott, was für ein Hintern!”) bis zum Schönheitschirurgen in dreieinhalb Minuten sozusagen.

Neben dem Hinweis, dass das Schönheitsideal sich im Laufe der Zeit und je nach Kultur durchaus (oder sollten wir besser sagen offenbar) verändert hat (siehe besagte Venus im Vergleich zu derzeitigen Magermodells) verweist Schneider – von dem wahrscheinlich jeder Journalist und jede Redaktion mindestens ein Buch im Regal stehen hat – auf die vielen Bedeutungen, des Wortes “schön” (ja, der Satz ist zu lang und hat Einschübe ;-)

“(…) sogar hässlich ist darunter.”

“Aber was ist, bitte schön, ein schönes Gesicht?”, fragt Schhneider und richtet seine Frage an die “lieben Schönheitschirurgen”, die lediglich ein “glattes Gesicht” fabrizierten, “Schönheit von der Stange”, aber keinen Charme.

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Neben Zitaten zur Schönheit von Schopenhauer, Bacon und Stendal spendet Schneider den Schönheitschirurgen etwas Trost, denn das Wort schön könne ja vielerlei bedeuten:

“Schön heißt zum Beispiel “hohl” und “leer”, wenn wir von einem Politiker sagen: “Er hat uns mit lauter schönen Worten abgespeist”. Schön kann auch eine Verstärkung sein: “Schön langsam, bitte.” Ein Schönling ist ein Geck. Ein Schöntuer ist ein Schmeichler. “Schön färben” heißt “tarnen, täuschen”. Tja, wenn etwas besonders abscheulich ist, sagen wir gerne: “Das ist ja eine schöne Bescherung.” Und, liebe Damen, liebe Schönheitschirurgen: Eine dieser Bedeutungen trifft immer zu.

In meinem Regal steht übrigens “Das Handbuch des Journalismus” und ich dachte eigentlich eines der “Deutsch für …”-Bücher.

Kommentare (1)

  1. #1 Alles Käse
    September 10, 2010

    Ein schöner Link. Doch was gibt Veranlassung zu glauben, dass die Venus von Willendorf ein Schönheitsideal ihrer Zeit war? Vor der Erfindung der Fotografie wurden überwiegend (wenn auch nicht ausschließlich) Herrscher und andere einflussreiche Persönlichkeiten abgebildet.

    Tatsächlich wird die Venus von Willendorf also die Anführerin ihrer Sippe gewesen sein und unabhängig davon, dass viele Männer (auch heute) üppige Formen bevorzugen, ja einige sogar solche Körper, wird auch damals nur eine Minderzahl den Wunsch gehegt haben, sich im Sinnesrausch durch derartige Fleischberge zu wühlen.