Ein kleiner „Fleck” mit viel Aussagekraft war das Schönheitspflästerchen im 17. und 18. Jahrhundert. Die als la Mouche (französisch: die Fliege) bezeichneten und in verschiedenen Formen und Materialien erhältlichen Pflästerchen waren in der damaligen Zeit ein beliebtes Accessoire für schönheitsbewusste Menschen beiderlei Geschlechts.
Die Frohnatur trug Nasenpflaster

So trug die leidenschaftliche Frau ihr Pflästerchen angeblich im Augenwinkel, die humorvolle Frau trug es über dem Grübchen am Mund und die würdevolle Frau auf der Stirn. Wollte die Dame signalisieren, dass sie einem kleinen Abenteuer nicht abgeneigt ist, platzierte sie ihr la Mouche auf der Wange. Küsste sie gern, trug sie es im Mundwinkel. Wollte sie deutlich machen, dass sie eine diskrete Person war, die auch ein Geheimnis bewahren konnte, wurde das durch ein Pflaster am Kinn signalisiert. Ein Pflaster auf der Nase sollte darauf hinweisen, dass seine Trägerin eher eine Frohnatur war. Und war die Frau verheiratet, machte sie dies angeblich durch eine Platzierung des Pflasters an der hohen Wange deutlich.

Feine Schmuckkästchen für das Accessoire

Aufbewahrt wurden die kleinen Pflästerchen in sogenannten Boîtes à mouches (Dosen für Schönheitspflästerchen). Die ovalen oder runden, reich mit Gold und aufwendigen Malereien oder Emaile verzierten Döschen waren an sich oft schon kleine Kostbarkeiten, mit deren Extravaganz sich ihre Besitzer untereinander zu übertreffen versuchten. Im Deckelinneren der kleinen Behälter befand sich in häufig ein Spiegel, mit dessen Hilfe der kleine Schönheitsfleck an der richtigen Stelle platziert werden konnte. Die meist mit Mastix, einem Harz der Mastix-Pistazienbäume, vorgummierten Pflästerchen wurden einfach mit Speichel befeuchtet und ins Gesicht geklebt.

Im Barock und im Rokoko wurde das Pflästerchen von beiden Geschlechtern getragen. Danach verschwand es wieder aus den Gesichtern, um im Art déco einen erneuten Aufschwung zu erleben. Allerdings wurde es während dieser Zeit nur noch von den Frauen getragen.

Quellen:

  • Reichenbach, F.: Der Schönheitsfleck bei Goya und Hogarth. In: Mittag, H.,
  • Herausgeber, Die Haut im medizinischen und kulturgeschichtlichen Kontext – Katalog
  • und Aufsätze zu einer Ausstellung in der Universitätsbibliothek Marburg. Völker &
  • Ritter, Marburg 2001
  • Weykunat, N.: Ermittlung des Hygienestatus in Einrichtungen des Geltungsbereiches der Sächsischen Hygieneverordnung. Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Dr. med. an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, 2008
  • Larousse, P.: Grand dictionnaire universel du XIXe siècle.

Kommentare (2)

  1. #1 Geoman
    Oktober 25, 2010

    Wieder eine wunderbare Geschichte, Frau Gundermann-Vorwerk! War übrigens zwischenzeitlich im Rahmen einer Drittmittel geförderten Forschungsreise auf der Venus-Erotikmesse in Berlin, auch dort habe ich viel über diverse Pflästerchen für die Schönheit erfahren (dürfen).

  2. #2 Liane Vorwerk-Gundermann
    Oktober 26, 2010

    @ Geoman
    Dankeschön! Übrigens-tolle Forschungsreise;-) Hab ich während meiner Wissenschaftszeit nie gemacht… Liegt aber vermutlich am Fachgebiet;-)