Mit Phonebloks und Ara wurden technische Ideen und Konzepte vorgestellt, die den Handymarkt wieder mit neuen Ideen füttern sollen: personalisierte Hardware. Was im ersten Moment als irgendeine Spielerei klingt, ist meiner Meinung nach der nächste logische Schritt in der Entwicklung des Alltagsgegenstandes Smartphone.
Personalisierung und Open Source
Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, in der Computer geschlossene Kästen waren, die man besser zu ließ, da man sonst Gefahr lief, sie kaputt zu machen. Dann kam die Zeit, in der man Einzelkomponenten austauschen und den Rechner auf die persönlichen Ansprüche anpassen sprich personalisieren konnte.
Vergleichbar verlief es auch mit der Software, z.B. mit den Betriebssystemen, als mit Linux der User plötzlich alles auf seinem Rechner so einstellen konnte, wie er wollte. Heute kann man praktisch für jedes Software-Problem irgendwo ein angepasstes, linzenzfreies Tool finden.
Selbst das Internet entwickelt sich weiter, so sind wir momentan im sogenannten Web 2.0 angekommen, wo selbst ein User ohne geringste technische Ahnung ganz selbstverständlich das Web mitgestaltet (als ich 1996 mit dem Surfen im Internet anfing, sah es da noch etwas anders aus).
Die technische Evolution beginnt mit einer guten Idee, die sich in einer abgeschlossenen Umgebung entwickelt, aber ab einem Punkt, an dem die Technik alltäglich geworden ist, kommt unweigerlich der Schritt des Personalisierens.
Personalisierte Smartphones als nächste Stufe
Nachdem Multitouchscreen-Smartphones mittlerweile knapp sieben Jahre alt sind, die Mehrheit so ein Gerät besitzt und sich mit Android eine quasi offene Software bereits etabliert ist, ist die Zeit nun reif für die personalisierte Hardware.
Vor einiger Zeit bin ich über Phonebloks gestolpert. Die Idee geistert schon seit einiger Zeit durch das Netz. In knapp soll ein umweltfreundliches Handy sein, da nur einzelne Komponenten ausgetauscht werden und nicht gleich das ganze Gerät, wenn etwas veraltet ist.
Wichtig ist zu erwähnen, dass Phonebloks kein kaufbares Produkt ist, sondern eine virale Kampagne, die die Entwicklung eines sochen Gerätes initialisieren soll.
Was wir hier sehen, ist also die Idee eines Handy, dessen Funktionalitäten über diese kleinen Bausteine bestimmt werden können. Wenn man viel Wert auf Fotos legt, dann steckt man einen größeren Kamera-Block ein. Wer mehr Akku braucht, einen größeren Akkublock usw. Der Umweltaspekt in allen Ehren, aber ich glaube nicht, dass das das entscheidende Verkaufsargument für die Zielgruppe sein wird, aber dazu später.
Auch wenn es diese Idee nicht zu kaufen gibt, bin ich mir sicher, dass es nicht mehr sehr lange dauern wird – dafür war die bisherige Resonanz auf das Projekt einfach zu groß. Hier ein Video von dem Projekt.
Und anscheinend hatte Motorola tatsächlich eine ähnliche Idee, aber Phonebloks war mit der PR etwas schneller. Die Firma, die mittlerweile Google gehört, hat die folgende Geräte-Entwicklung, an der sie bereits über ein Jahr arbeiten (und auch noch nicht fertig sind), vor einigen Tagen auf ihrem Blog vorgestellt: Project Ara
Und hier wird die Zielgruppe deutlich: Zum einen der Technikaffine (als Jäger nach neuen Gimmicks) und zum anderen der modebewusste Sammler, der die bunten Kacheln tauschen und auf die Kleidung bzw. emotionale Stimmung anpassen kann.
Mehr als eine Spielerei?
Das Entscheidende ist dieser Satz auf der Ara-Seite: “a free, open hardware platform for creating highly modular smartphones”
Ein Kernstück des Projekts soll ein Tool-Kit sein, mit dem die Entwicklung eigener Blöcke möglich sein soll. In diesem Fall versprächen die Telefonsteine tatsächlich ein gewisses Potential.
Heute findet man im Internet bereits Anleitungen und Hilfestellungen, wie man mit eigendesignbarer Hardware umgehen kann (einige Tüftler sollte des Raspberry Pi ein Begriff sein), sodass keine komplett neue Idee ist. Aber mit den Telefonsteinen würden viel mehr User angesprochen werden – das Handy hat man halt immer dabei und an den vielen Apps sieht man gut, wie schnell sich Nützliches und weniger Nützes ausbreiten kann.
Ob nun das “Selberprogrammieren” von einer breiteren Masse angenommen werden würde, bleibt natürlich abzuwarten, aber Sammeln funktioniert eigentlich immer gut. Vllt. gibt es dann ja verschiedene Komponenten von verschiedenen namenhaften Anbietern, aus denen man sich sein Wunschhandy zusammensetzen kann – ähnlich wie beim PC. Ich hoffe da auch zusätzlich auf eine Tablet-Variante.
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