Leider – der Start von ITER wird sich wieder verzögern. ITER ist der internationale Großversuchsreaktor, der eine Fusionsreaktion auslösen soll um Energie zu erzeugen. Im Vergleich zur National Ignition Facility soll hier ein heißes Plasma in einem starken Magnetfeld eingeschlossen werden und dauerhaft brennen. Bei der NIF hingegen wird nur für ein Milliardstel einer Sekunde eine kleinste Menge Brennstoff durch Mega-Laserpower entzündet und fusionieren – wenn es denn jeweils klappt, denn das weiß man schließlich nicht und will es herausfinden.

Nature News hat jetzt einen ausführlichen Bericht über die neuen Verzögerungen bzw. Geldsorgen, und wie man sie bewältigen möchte.

Großes Unterfangen

Es gibt ein schönes Zitat im Artikel von Niek Lopes Cardozo, der für die Auftragsvergabe für Teile des ITER innerhalb Europas zuständig ist: “Building ITER is like building the space station, but having to set up NASA and ESA in the process.”
Alles ist neu: Die Technologie, die Teile, die internationale Zusammenarbeit. Und wie soll man da den Preis einschätzen? 1989 war er mit 6 Milliarden Dollar angesetzt worden, 10 Jahre später waren es schon doppelt so viele. Ein Redesign musste her – um im Rahmen der angesetzten Kosten zu bleiben. Allerdings ahtte dieser Vorschlag nicht überall Preisschilder dran und später wurden noch Änderungen am Design getroffen, z.B. der Einbau supraleitender Magneten. 2001 war der neue Entwurf angenommen worden, 2006 die internationale Zusammenarbeit besiegelt worden.
Viele Länder sind beteiligt, und jedes Teil wird in einem oder mehreren Ländern (die EU ist als ganzes dabei) ausgeschrieben werden. Dadurch sind auch die Teile nicht immer kostengünstig verteilt, da ja jedes Land gerne ein technologisch spannendes Teil abbekommen wollte. Also auch noch politische Gründe, dass es teurer wird.
Oh – und wieder sieht es nach einer Verdopplung des Preises aus. Der neue Plan: “Szenario 1”.

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Magerkur

ITER soll zunächst nur in einer “Skelettversion” gebaut werden. Kleiner konstuieren will man ihn aus verständlichen Gründen nicht, sondern mit eine Basisversion anfangen, die auf Teile zunächst verzichtet, die für einen grundlegenden Funktionstest nicht notwendig sind. Dann wird man aber nur ein Wasserstoff-Feuer entzünden können und nicht das Deuterium- oder Tritium-Plasma, das für wirklichen Energiegewinn nötig wäre. Es wird u.a. auf Abschirmungen, Wärmeableitung und die Tritium-Anlage zunähst verzichtet, sodass man bis zum geplanten Start 2018 zu den geplanten Kosten ein funktionierendes Produkt hätte. Aber das wirkliche Projekt – den Nachweis, dass man durch Fusion Energie gewinnen kann, der würde frühestens 2025 realisierbar, statt 2020 wie geplant. Es bleibt dabei – seit ein paar Jahrzehnten ist es in ein paar Jahrzehnten soweit.

Im Juni wird sich das Kommitee von ITER treffen und vermutlich Szenario 1 beschließen.

Bildquelle: ITER Organization

Kommentare (3)

  1. #1 Ludmila Carone
    05/28/2009

    Ich kenne da einen Elektriker, der bei einer Firma in Bad Honnef arbeitet und einen Teil der Anlage mitgebaut hat. Der hat mir mit leuchtenden Augen vorgeschwärmt, wie toll er das fand. Insbesondere weil die Belegschaft der Firma nach Jülich eingeladen wurden, um denen mal zu zeigen, an was die da so mitarbeiten.

    Und da soll doch mal einer sagen, Grundlagenforschung würde “nichts” bringen 😉

  2. #2 Anhaltiner
    05/28/2009

    Wendelstein 7-X soll schon 2014 fertig sein – wenn sich das nicht auch schon wieder geändert hat. Und dabei scheint der Aufbau noch komplizierter zu sein als der von ITER – aber was tut man nicht alles für 30min Dauerbetrieb. 😉 Und dabei ist Wendelstein ja ein richtiges Schnäppchen! Ich drück auf jeden Fall beiden Projekten die Daumen, auch wenn ich denke die nächsten Probleme warten schon – noch ist ja nichts fertig – aber bald 😉

  3. #3 Karl Mistelberger
    10/13/2009

    Es bleibt dabei – seit ein paar Jahrzehnten ist es in ein paar Jahrzehnten soweit.

    Today sceptics joke that fusion is the energy source of the future – and always will be. Commercial fusion, they gleefully point out, is as far away now as it was 50 years ago.

    That’s true up to a point, but unfair. Even in the optimistic days of 1958, the founder of the UK’s Atomic Energy Research Establishment was well aware of the challenges. “We will have many problems to face… even if all goes well and we meet no road blocks we would still have the further engineering problem of designing and constructing a prototype of a practical and economic thermonuclear power station,” Cockcroft wrote (New Scientist, 30 January 1958, p 14).

    Thanks to studies carried out over the intervening decades, the science that ITER has to rely on is well established. The challenges lie in the technology, such as developing wall materials to withstand the pummelling by subatomic particles and cutting the cost of the superconducting magnets that will confine plasma that is 10 times the temperature of the sun’s core. The more that we spend now, the sooner we’ll reach our goal.

    Fusion is a gamble worth taking