Die Pressemeldung verkündet dann noch stolz:
Auch durch die positiven Umfrage-Ergebnisse bestätigt, werden am 13. September 2009 mehrere Unternehmen unter dem gemeinsamen Motto „Homöopathie
entdecken” verschiedene Veranstaltungen zur homöopathischen Therapierichtung
anbieten. Das Angebot an Journalisten, interessiertes Laienpublikum und Fachleute
umfasst beispielsweise Führungen durch die Produktionsanlagen und Kräutergärten
wie auch Fachvorträge zur Homöopathie.
Ach herrje. Aber die Pressemeldung findet ja auch, dass die homöopathischen Aarzneimittel durch die Bevölkerung “richtig” charakterisiert werden! Fragt sich zunächst, was richtig ist, und dann wieso es richtig charakterisiert ist, wenn nur 17% der 92 % der Befragten, die es kennen, auch wissen was es ist.
Ganz besonders erschütternd ist die beiliegende Hintergrundinformation zur Homöopathie. Abgesehen von der “Evil Schriftartwahl of Death” findet sich hier die pure Beliebigkeit wieder.
Da wird zunächst die Geschichte ab Hahnemann erklärt. Lest das mal, und schaut wie aber trotzdem immer wieder von “Erforschung” gesprochen wird. Dann werden deutsche Vertreter genannt, mit Schwurbelattacken wie dieser:
Ein weiterer Pionier in der Entwicklung homöopathischer Kombinationsarzneimittel ist Dr. Hans-Heinrich Reckeweg (1905 – 1985). Er entwickelte ein spezielles „homöotherapeutisches” Prinzip („Homotoxikologie”), das mit homöopathischen Kombinationspräparaten bedienbar ist. Der heutige, forschungsgestütze Ansatz geht davon aus, das drei Wirkmechanismen zum Tragen kommen: „Entgiftung” und Ausleitung, Immunmodulation und Stärkung der Zell- und Organfunktionen. Ziel ist, dass im Sinne einer „Multi-Target-Regulation” (Ansatz an mehreren Stellen), das biologische Gleichgewicht im Körper wieder hergestellt wird.
Der forschungsgestützte Ansatz, ahja. Klingt fast wie Wissenschaft, ist es aber sicherlich nicht, im Gegenteil. Pures Gelaber ist es.
Dann kommt der Hammer
Homöopathische Arzneimittel müssen durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) behördlich überprüft werden, bevor sie in den Markt gebracht und in der Apotheke abgegeben werden dürfen. Dabei sind in jedem Fall Nachweise über die Herstellung und die qualitative Beschaffenheit des jeweiligen Arzneimittels zu führen. Sicherheit und Wirksamkeit müssen durch Literaturdaten oder eigene Untersuchungen belegt werden.
Literaturdaten oder eigene Untersuchungen! Woher kommt dieses “Special Pleading”? Warum muss für diese “Arzneien” nicht der Nachweis durch klinische Studien geführt werden, der für echte Medizin notwendig ist?
Eine Ausnahme hinsichtlich der Vorlage der Belege zur Wirksamkeit stellen die “registrierten” Homöopathika dar, die nach einem vereinfachten Verfahren überprüft werden, aber aus diesem Grunde auch keine Angaben zu Anwendungsgebieten enthalten dürfen. Hierbei kommt dem Therapeuten die wichtige Aufgabe zu, nach dem Studium der homöopathischen Literatur und der Untersuchung des Patienten zu entscheiden, welches Mittel im individuellen Fall zur Anwendung kommen soll.
Achja, Literatur und “eigene Studien” sind auch noch zu viel?
Zum Nachweis der Wirksamkeit ist die so genannte klinische Studie nicht unbedingt das Mittel der Wahl. Da die klassische Homöopathie eine auf die Situation des jeweiligen Patienten ausgerichtete individuelle Therapieform ist, müssen hier das Vorliegen der Krankheit und die Anwendung des Arzneimittels differenziert betrachtet werden. Der Krankheitsbegriff in der Homöopathie betrifft nicht nur ein einzelnes, genau definiertes Lokalsymptom. Eine gut durchgeführte Einzelfallanalyse ist deshalb die der Methodik der Homöopathie am besten angepasste Form der Bewertung eines Therapieerfolges.
Jawohl, das ist “Special Pleading” in Reinkultur. Ich weiß nicht, wie der deutsche Begriff dafür ist, aber man versteht darunter, sich den Anstrich eines Sonderfalls zu geben und sich dadurch Sonderrechte einzuräumen. Wie schon oft erwähnt, ist Homöopathie selbstverständlich in klinischen Studien leicht testbar. Diese ganze Rumargumentiererei hier ist schlicht Blödsinn.
Gleichwohl gibt es nach modernen Prinzipien durchgeführte Doppelblindstudien, die positive Ergebnisse bei ausgewählten Krankheiten gezeigt haben.
Ja? Welche? Gab es eine Kontrollgruppe mit Placebo?
Auch die basierend auf dem Arzneimittelgesetz behördlich publizierten Monografien der Expertenkommission D stellen ein wichtiges Instrument zur Bewertung von in der Homöopathie verwendeten Präparaten dar. Sie spiegeln die wissenschaftlichen Erkenntnisse von über 1.100 homöopathisch genutzten Zubereitungen aus pflanzlichen, tierischen und mineralischen Stoffen wider und enthalten Aussagen über deren Anwendungsmöglichkeiten.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zu homöopathisch genutzten Stoffen? Das ist völlig egal, die werden doch eh wegverdünnt.
Aber anscheinend will man sich doch modern erforscht geben durch ein bißchen Einstreuen von “Wissenschaft” und “Forschung”.
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