Mir bleiben immer noch Fragen zu dieser Studie. Nicht nur zu der Copy&Paste-Mentalität der Medien, auch zum Verband. Daher habe ich dem Vertreter eine Mail geschrieben.
Sehr geehrter Herr Kuepper,
(…)
Aus einer Folie geht hervor, dass noch genauer gefragt wurde, und
lediglich 17% wussten, dass es sich um verdünnte Präparate handelte.
Aber viele gaben eine Herkunft als “Naturpräparat” an. Warum kommt
dies weder in der Pressemitteilung noch in der Zusammenfassung vor?
Offenbar ist das Wissen, dass das Präparat physikalisch nur Wasser
oder Zucker ist, nicht verbreitet.
Weiter habe ich zwei Fragen zur Formulierung
“Eine repräsentative Bevölkerungsstudie zur Bekanntheit, Verwendung und Image
homöopathischer Arzneimittel durch das Institut für Demoskopie Allensbach, hat
zudem ergeben, dass ein Großteil der deutschen Bevölkerung Homöopathika richtig
charakterisiert.”
in der Pressemitteilung:
a) Warum ist die Charakterisierung “richtig”? Wer hat festgelegt, was
richtig ist? Der Geldbeutel der Hersteller?
b) Aus der Präsentation geht hervor, dass nur 17% richtig wissen, dass
ein homöopathisches Mittel durch Verdünnung entsteht. Wie kommt da die
Aussage zustande, Homöopathika seien richtig charakterisiert?
Schließlich würde mich noch interessieren, woher das Dokument
“Hintergrundinformationen zur Homöopathie” stammt.
(…)
Mal sehen, ob und welche Antwort ich erhalte.
Nachtrag 21.08.: Jetzt habe ich eine Antwort erhalten.
Sehr geehrter Herr Rings,
gerne nehme ich zu Ihren Fragen wie auch zu Ihren Veröffentlichungen unter “www.scienceblogs.de” Stellung. Es ist richtig, dass 17 % der über 1600 befragten Personen Homöopathie mit Verdünnungsprinzip und/oder
Ähnlichkeitsprinzip richtigerweise und eindeutig in Verbindung bringen konnten. Und es ist auch richtig, dass dieses Ergebnis positiv gewertet wurde. Warum? Zuerst einmal hat sich die Zahl derer, die Homöopathika eindeutig klassifizieren können von 1975 bis heute von gerade mal einen Prozent auf 17 % erhöht. Zudem ist der Antwortkontext “es handelt sich um natürliche Medikamente” in diesem Zusammenhang ebenfalls positiv zu werten, weil diese Antwort im weiteren Sinne ebenfalls richtig ist, da es sich bei Homöopathika nicht um synthetisch-chemische Verbindungen (Arzneimittelmittel) handelt. In der Pressekonferenz wurde auch der Hinweis darauf gegeben, dass es sich um eine offen gestellte Frage (keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben) gehandelt hat. Zudem wurde die Allensbach-Studie als sogenannte Omnibus-Befragung durchgeführt. Die Befragten wurden zu verschiedenen Bereichen des wirtschaftliches Lebens etc. befragt und unter anderem auch zu Homöopathika – auch deshalb muss man davon ausgehen, dass eine solche, offen gestellte Frage, als schwer einzustufen ist und das Ergebnis, anders als von Ihnen dargestellt, positiv ausfällt. Könnten Sie sich vorstellen, wie eine Umfrage zur Wirkungsweise von Antibiotika spontan ausfallen würde? Dass nicht 90 % der Bevölkerung ad hoc eine genaue Beschreibung einer Therapierichtung geben können, heißt doch noch lange nicht, dass sie im Alltag und der allgemeinen Wahrnehmung damit nichts anfangen können.Auch zu Ihrer Frage, wer festgelegt hat, was richtig ist in dieser Umfrage, möchte ich kurz eingehen. Die Studienergenisse liegen klar und offen, für jedermann einsehbar, auf der Homepage des BAH – abrufbar bereit. Für die Durchführung der Studie hat man sich bewußt für eines der großen, traditionellen und über jeden Manipulationsverdacht erhabenen demoskopischen Institute entschieden. Zuletzt gestatten Sie mir noch den unemotionalen Hinweis, dass es sich bei der Allensbach-Befragung um eine Bevölkerungstudie handelt – es geht, wie auch publiziert, um Bekanntheit, Verwendung und Image von Homöopathika, nicht um den Nachweis von Wirkung oder den Diskurs darum. Diese Differenzierung muss gestattet sein.
Mit freundlichen Grüßen
Stephan David Küpper
AU! Die bösen bösen synthetisch-chemischen Substanzen…helfen nichtmal gegen Augenwischerei…
Dieser Artikel ist auf Anregung und mit Hilfe von Christian Reinboth entstanden.
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