Vor 2 oder 3 Jahren habe ich einen Vortrag von Nobelpreisträger Paul Crutzen in Karlsruhe gehört. Damals hat er über die Idee gesprochen, große Mengen Schwefeloxid in die Stratosphäre zu blasen, um dadurch zusätzlich Sonnenlicht zu reflektieren und der Erderwärmung gegenzusteuern.
Wir waren uns damals einig – das klingt eher nach dem Anfang eines Endzeit-Romans. Ich vermute und hoffe ja, dass Paul Crutzen das vor allem diskutieren und nicht wirklich zur Durchführung vorschlagen wollte. Schließlich stand und steht zu befürchten, dass plötzlich Politiker auf die Idee kommen, solche Methoden anwenden zu wollen; und dann wäre es gut wenn die Wissenschaft sich damit befasst hat um zu sagen: Moment, das geht nicht. Oder das geht, aber ehrlich gesagt, die Vorstellung kontrollieren zu können was passiert wenn man Megatonnen Aerosole in die Atmosphäre bläst ist schon reichlich absurd. Ich weiß nicht, was Crutzen wirklich wollte, ich jedenfalls freue mich, dass es jetzt einen Bericht gibt, der sich viele dieser Geoengineering-Methoden angesehen hat und sagt: Hmrpf.
Zu den untersuchten Methoden, die die Royal Society jetzt in einem 100seitigen Bericht vorgestellt hat, zählen Methoden aus zwei großen Gruppen: Carbon Dioxide Removal (CDR) and Solar Radiation Management (SRM). Das Aerosole-Verteilen würde zur zweiten Gattung zählen: Die Menge an solarer Energie, die bis auf die Erde kommt, manipulieren. Der Bericht findet, dass die Methode relativ günstig und schnell wirkend wäre, aber mit hohen Unsicherheiten verbunden ist. Weitere mögliche Maßnahmen wäre weltraum-basierte Installationen, z.B. große Spiegel. Dies wäre aber eine langsam zu installierende und teure Methode.
Die Manipulation von Wolkenbedeckung wiederum hätte nur regionale Auswirkungen und wenig vorhersehbare Auswirkungen, da das Verständnis von Strömungen und Ozeanen nicht gut genug ist. Als unwirksame Methode klassifiziert werden bodenbasierte Albedomethoden, wie weiße Dächer, Spiegel in der Wüste. Die Anwendung sei sehr teuer und könnte starke lokale und regionale Eingriffe in das Wetter bedeuten.
All diese Methoden greifen nicht das Hauptproblem an: Zuviel CO2 in der Atmsophäre. Die zweite Kategorie an Maßnahmen würde sich direkt dieses Problems annehmen. Als möglich erfolgreiche Methoden werden aufgeführt:
CO2-Capturing: Also das Einfangen von CO2 aus der Luft. Hierzu seien bislang keine Kosten-effektiven Methoden demonstriert worden. Noch nicht genug erforscht und verstanden seien Methoden, die auf Sequestrierung durch Reaktion mit Stein und Mineralen setzen. Eine kleine, aber effektive Methode wäre im Landmanagement zu sehen, z.B. durch Wiederbewaldung.
Während diese Methoden noch als nützlich angesehen werden, werden Ozeandüngung und eine Methode die sich Biochar nennt, als unwirksam eingestuft.
Was ist jetzt das Fazit? Der Vorsitzende der Studie, Professor John Shepherd, findet dazu klare Worte:
“It is an unpalatable truth that unless we can succeed in greatly reducing CO2 emissions we are headed for a very uncomfortable and challenging climate future, and geoengineering will be the only option left to limit further temperature increases. Our research found that some geoengineering techniques could have serious unintended and detrimental effects on many people and ecosystems – yet we are still failing to take the only action that will prevent us from having to rely on them. Geoengineering and its consequences are the price we may have to pay for failure to act on climate change.”
Geoengineering wäre ein große Preis, der zu zahlen wäre wenn wir den Planeten kühlen wollen. Stattdessen sollte es endlich gelingen, Emissionen einzudämmen und Energie zu sparen. Aber wenn man sieht, welche Flachpfeifen (sorry, aber anders kann ich diese Leute nicht einordnen) schon aufschlagen, wenn es nur um einen Legostein-Maßnahme wie das Verordnen von Sparlampen geht, steht zu befürchten dass die mögliche Anwendung von Geoengineering kommen wird.
Die Ergebnisse lassen sich gut in einer Grafik zusammenfassen. Andrew Maynard hat die Originalgrafik noch umgeordnet und so dargestellt:
Eine größere Zahl steht hier für höhere Effektivität (y-Achse) oder höhere Sicherheit in der Anwendung (x-Achse). Die Größe der Kreise gibt an wie teuer die Methode ist (kleiner Kreis => teure Anwendung) und die Farbe steht dafür, wie schnell die Methode wirkt (rot => langsam). Man sieht, eine richtig tolle Methode gibt es nicht. Aerosol-Eintrag wäre schnell und effektiv – aber unsicher. Sequestrierung wäre sicher, mäßig effektiv, aber teuer.
Mehr Informationen zum Bericht finden sich in einem früheren Blogeintrag bei Andrew Maynard und in der Pressemeldung der Royal Society.
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