Gerade hat Richard Dawkins sein neues Buch “The Greatest Show on Earth” vorgelegt, in dem er Beweise für Evolution direkt gegen Kreationisten richtet. Aber selbstverständlich hat er schon viele exzellente Bücher geschrieben, die sich mit Evolution beschäftigen. Eines davon ist “Climbing Mount Improbable” von 1996. Das Bild des Unwahrscheinlichkeitsberges zieht sich als Motiv durch das ganze Buch – als Zeichen für den langsamen Aufstieg über viele Zwischenstufen, die die Evolution zum Beispiel des Auges zeigt. Der Berg hat auch viele Gipfel, und man kann nicht von einem zum anderen einfach rüberhüpfen. Wenn die Evolution in eine Sackgasse geraten ist, kann sie nicht einfach ein besseres Design übernehmen. Während aber manche auf der anderen Seite des Berges stehen, mit seinen Steilwänden und rufen: Geht ja gar nicht.
Der Unwahrscheinlichkeitsberg ist ein so schönes Bild, dass der Übersetzer sich daran mal wieder verkünsteln musste und es als Unwahrscheinlichkeitsgebirge übersetzt. Dawkins spricht eindeutig von einem großen Berg mit vielen Gipfeln – und mindestens an einer Stelle bricht im Text das Bild vom Gebirge auch völlig zusammen deswegen. Im Buchtitel wird dann aber der Gipfel des Unwahrscheinlichen daraus – noch ein schönes Bild zerstört gegen etwas das wohl ein Wortspiel sein soll. Zu allem Überdruss hat das Buch dann noch den Untertitel “Wunder der Evolution” erhalten – maximal dämlich bei einem Buch das darauf ausgelegt ist zu zeigen dass es KEIN WUNDER ist. Ich glaube ich lese nur noch Originalsprache, die deutschen Übersetzungen schießen einen Bock nach dem anderen.
Nun ja, das Buch ist aber ausgezeichnet. Zunächst wird das Bild des Unwahrscheinlichkeitsbergs entwickelt und viele Beispiele aus der Tier- und Pflanzenwelt unterstützen und motivieren die Sache – z.B. wie verschiedene Wege unabhängig zum gleichen Aussehen geführt haben.
Im zweiten Kapitel kommt ein faszinierendes Produkt der Evolution zur Sprache – Spinnennetze. Dawkins erklärt ausführlich wie die Spinne sie baut, welche Abarten es gibt und versucht, die Evolution eines effektiven Netzbaus als Computerprogramm nachzuvollziehen.
In späteren Kapitel befasst Dawkins sich immer wieder mit der Evolution eines unwahrscheinlich erscheinenden Ereignisses, dem Fliegen, den Augen, den Schneckenhäusern, und zeigt dass es ausreichend Zwischenstufen, Varianten und unabhängige Wege gibt, die die Evolution beschritten hat bis zur heutigen Form. Und abschließend wendet er sich noch den Feigen zu – die durch ihre eigenen Wespenarten bestäubt werden. Nicht nur dass, es haben sich 600 Feigenarten mit jeweils meist eigenen Wespenarten entwickelt!
Dawkins arbeitet fast ausschließlich direkt an Beispielen und so ist das Buch sehr kurzweilig und faszinierend zu lesen. Meine einzige Kritik wäre, dass mir dadurch manchmal etwas ein greifbares wissenschaftliches Fazit fehlt, da es sich mehr wie eine Sammlung von Anekdoten anhört.
Noch mehr Buchrezensionen auf ScienceBlogs:
Kommentare (1)