“How Science became cool” fragt der Guardian u.a. Brian Cox, Martin Rees und Dara O’Briain. Und meine erste Reaktion war: Wissenschaft ist jetzt cool? Ernsthaft? Aber für mich ist sie das wirklich, und ich weiß auch warum.
Wir sind nur kleine, kurzlebige Wesen auf einem felsigen, nassen Stäubchen, das irgendwo in einer wenig bemerkenswerten Ecke des Universums kreist. Wir sind aufgebaut aus unfassbar vielen Elektronen, up- und down-Quarks, die sich gruppieren und eine Tasche emergenter Phänomene hervorbringen, Atome, Moleküle, komplizierter Moleküle und Gruppen von Molekülen die sich darum streiten können wer sich besser kopieren kann und wer dazu das schönste Vehikel baut. Und die Vehikel entwickeln emergente Phänomene wie das Bewusstsein, wie ein Gefühl von sich selbst und ihnen geht das Herz auf, wenn sie lieben und wenn sie staunen. Wir sind in jeder Hinsicht unbedeutend, wir wissen nicht besonders viel und haben sehr beschränkte Macht. Wir sind nur ein Haufen elektrochemischer Signale, aber schaut wie gut sich das anfühlt.
Und doch, so unbedeutend wir sind, und so wenig wie wir wissen, wie erstaunlich weit geht unser Wissen! Wir schauen durch das Universum, wir lesen in Sternen, wir reisen in der Zeit, wir bauen unsere eigenen Bauplan aus purer Energie nach und können uns aus ganzem Herzen freuen, wenn wir erklären können dass Freude nur ein elektrochemischer Signalhaufen ist, der dank der Modellierebenen unseres Hirnes zu einem Gefühl zusammengebaut wird.
Und warum ist es gerade heute so toll Wissenschaftler zu sein? Weil die wissenschaftliche Arbeit immer offener ist, und hoffentlich jetzt gerade im Moment durch unsere Hände zu etwas noch Offenerem und Menschlicherem werden kann. Bei aller Freude, die die pur durch Neugier und Hunger nach Versagen getriebenen Versuche, mit dem LHC noch tiefer in die Materie zu sehen, finde ich eines das aller bemerkenswerteste daran: Etwas das fast nie betont wird, nämlich dass der LHC eine gewaltige internationale Kollaboration ist, und zwar Menschen. Die Wissenschaft gibt einem wenigstens manchmal dieses wunderbare Gefühl, dass hier Menschen arbeiten, nicht in erster Linie Deutsche oder Russen oder Amerikaner; in erster Linie Menschen. Vielleicht ist die Zeit deswegen so gut jetzt, weil endlich in der Zusammenarbeit und in der Kommunikation eine Basis existiert, die den Mensch und seine Neugier nach vorne stellt; und nicht die Überlegenheit einer Nation demonstrieren soll. Die Welt ist nicht gut, die Welt ist nicht sehr menschlich, aber wenn irgendwo die Funken sprühen, dann oft bei Wissenschaftlern.
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