In der skeptischen/atheistischen Gemeinschaft explodiert seit letzter Woche eine Diskussion um unangemessenes Verhalten gegenüber Frauen in der Gemeinschaft, das darin gipfelte dass Richard Dawkins sich mit Troll-Kommentaren selbst ins Aus geschossen hat.

Angefangen hat es mit diesem Reisebericht von Rebecca Watson auf ihrem Videoblog, ich habe es mal gleich an die betreffende Stelle gespult:

Rebecca war also auf eine Atheismus-Konferenz in Dublin. Sie nahm an einem Panel teil, in dem sie darüber gesprochen hat, dass es Sexismus in der Gemeinschaft gibt und dies eben Frauen abschreckt; wobei doch das (oft) erklärte Ziel ist die Gemeinschaften und Konferenzen für ein breiteres Publikum attraktiv zu gestalten als weiße Männer. Dies hat sie in Reaktion auf gegenteilige Aussagen von Paula Kirby am Tag zuvor getan.
Und am Ende des Konferenztages verließ sie die Hotelbar gegen 4 Uhr morgens, sagte sie sei müde und ziehe sich zurück. Und da folgt ihr doch ein Mann in den Aufzug, fragte sie: “Don’t take this the wrong way, but I find you very interesting, and I would like to talk more. Would you like to come to my hotel room for coffee?” – er lud sie also in sein Hotelzimmer ein um bei Kaffee weiter zu diskutieren. Klar…
Da sind gleich viele Sachen falsch dran:

  • Einfache Manieren:
  • Was für eine Art ist es denn bitte, Fremde nachts um 4 zu “Kaffee” einzuladen (“Kaffee” = Sex!)? Nachdem sie erklärt haben, müde zu sein und auf ihr Zimmer zu gehen. Wie wäre es damit, in der Gesellschaft ein Gespräch zu suchen, wenigstens mal 10 Minuten Worte wechseln bevor man irgendwelche Avancen macht?

  • Rebecca hat einen Vortrag gehalten darüber, dass es Sexismus gibt, dass sie es nicht schätzt auf so einer Konferenz stets als Objekt behandelt zu werden und dass das abschreckend auf Frauen wirkt. Es geht nicht darum, dass niemand jemand ansprechen darf, es geht nur darum dass jemanden um 4 Uhr im Aufzug anzusprechen jegliche Form von Gleichbehandlung vermissen lässt. Rebecca fühlte sich zurecht auf ihre Sexualität reduziert, und das Stunden nachdem sie eben dies angekreidet hat.
  • Aber hier kommt der entscheidende Punkt: Wir leben in einer Vergewaltigungskultur, in der Opfer gerne zum Täter gemacht werden, in der die Dunkelquote enorm hoch ist, in der die Tat durch Männlichkeits-Entschuldigungen verharmlost wird, in der ein Erzählstrang von Vergewaltigungen erwartet wird der niemals erfüllt wird , in der Vergewaltigungswitzchen die Täter schützen. Aber Gewalt gegen Frauen ist real (Vergewaltigung dreht sich nicht primär um Sex, sondern ist eine Gewalttat!). Und wir Männer haben ein großes Privileg: Wir wissen nichts davon. Unsere größte Sorge in einer fremden Gegend ist es, mal auf die Nase zu kommen. Wenn eine Frau von einem fremden Mann angesprochen wird, weiß sie nicht was passieren wird. Es könnte…KÖNNTE ihr Gewalt angetan werden. Das heißt nicht, dass der Aufzugmann etwas Böses im Schilde führte.
    Nein, etwas ganz anderes ist der Knackpunkt, und das ist ganz ganz wichtig jetzt! Solange ihr ein Unbekannter seid, seid ihr Schrödingers Vergewaltiger. Und deswegen verhaltet euch entsprechend! Behandelt Frauen nicht als Objekt – sondern denkt nach was in ihr vorgeht. Und was wird wohl in einem Aufzug (=kein Entkommen) mitten in der Nacht die angemessene Reaktion sein? Richtig, Klappe halten und in der entfernten Ecke stehen. Oder gleich die Treppe nehmen.

Rebecca sagt dann entsprechend, dass das ihr dann sehr mulmig zumute war und gibt den einfachen Rat: Männer, macht das nicht. Denkt doch mal wie ihr zumute sei, alleine in einem fremden Land, nachts im Aufzug mit einem Fremden der ihr gefolgt ist.

Die Reaktionen darauf waren leider teilweise ziemlich unüberlegt. Neben den üblichen “mansplainern” haben auch einige leitende Menschen in der Gemeinschaft negativ reagiert. Und so hat Rebecca in einem ihrer Vorträge bei der CFI eine Reaktion von CFI-Student Leader Stef McGraw aufgegriffen und auch den Namen genannt. Der Eintrag von Stef ist leider auch ziemlich flach, mit üblichen Feminismus-Vorurteilen und dem platten “Ist ja nicht so als ob der Mann gewalttätig geworden sei, stell dich nicht so an!”. Und so hat Rebecca das wohl gewählt als Beispiel, dass auch nicht alle Frauen es kapieren.
Das ist jetzt gar nicht der zentrale Punkt, aber dafür hat sie auch (verbalen) Prügel bezogen. Vielleicht war die Form nicht ideal, aber es ist ein öffentlicher Blogpost, den darf man auch öffentlich zitieren. Das war auch der Punkt bei und mit dem PZ einstieg. Und hat gleich noch einen Höflichkeits-Guide nachzulegen.

Leider brummen die Kommentare dort und alle folgenden von Menschen (meistens Männern), die alle den gleichen Mist wiederholen: Es gäbe doch viele Frauen die sich über die Aufmerksamkeit freuen würden, Rebecca blase das überproprotional auf (vergleiche dazu die harmlose Minute im Video), der Kerl sei halt ein bisschen sozial überfordert (als ob das eine Entschuldigung sei, und im übrigen als ob der nicht gewusst was er tut!) Schlichtweg viele Leute die es nicht kapiert haben, bzw. nicht die 3 Minuten investiert haben mal nachzudenken was andere Menschen empfinden. Und die es für grundsätzlich möglich halten, nicht nur zu wissen was andere Menschen empfinden sollten, sondern es ihnen auch noch erklären wollen.

Und leider stieg auch Richard Dawkins mit ein, mit einem tief gemeinen sarkastischen Kommentar:

Dear Muslima

Stop whining, will you. Yes, yes, I know you had your genitals mutilated with a razor blade, and . . . yawn . . . don’t tell me yet again, I know you aren’t allowed to drive a car, and you can’t leave the house without a male relative, and your husband is allowed to beat you, and you’ll be stoned to death if you commit adultery. But stop whining, will you. Think of the suffering your poor American sisters have to put up with.

Only this week I heard of one, she calls herself Skep”chick”, and do you know what happened to her? A man in a hotel elevator invited her back to his room for coffee. I am not exaggerating. He really did. He invited her back to his room for coffee. Of course she said no, and of course he didn’t lay a finger on her, but even so . . .

And you, Muslima, think you have misogyny to complain about! For goodness sake grow up, or at least grow a thicker skin.

Richard

Er schreibt also einen Brief an eine muslimische Frau, dass die mal aufhören solle zu jammern dass ihre Klitoris verstümmelt worden ist, weil das Skep”chick” Rebecca in einem Hotelaufzug angesprochen worden sei.
Ernsthaft konnte ich nicht glauben, dass dies von Richard Dawkins stammt, aber PZ hat es bestätigt. Und Dawkins trollte sich noch tiefer ins Aus, als er antwortete:

No I wasn’t making that argument. Here’s the argument I was making. The man in the elevator didn’t physically touch her, didn’t attempt to bar her way out of the elevator, didn’t even use foul language at her. He spoke some words to her. Just words. She no doubt replied with words. That was that. Words. Only words, and apparently quite polite words at that.

If she felt his behaviour was creepy, that was her privilege, just as it was the Catholics’ privilege to feel offended and hurt when PZ nailed the cracker. PZ didn’t physically strike any Catholics. All he did was nail a wafer, and he was absolutely right to do so because the heightened value of the wafer was a fantasy in the minds of the offended Catholics. Similarly, Rebecca’s feeling that the man’s proposition was ‘creepy’ was her own interpretation of his behaviour, presumably not his. She was probably offended to about the same extent as I am offended if a man gets into an elevator with me chewing gum. But he does me no physical damage and I simply grin and bear it until either I or he gets out of the elevator. It would be different if he physically attacked me.

Muslim women suffer physically from misogyny, their lives are substantially damaged by religiously inspired misogyny. Not just words, real deeds, painful, physical deeds, physical privations, legally sanctioned demeanings. The equivalent would be if PZ had nailed not a cracker but a Catholic. Then they’d have had good reason to complain.

Richard

Er mache also nicht dass Argument (dass man solange Frauen verstümmelt werden sich nicht um weniger schlimmere Dinge kümmern darf) sondern dass Rebeccas Gefühle grad egal seien und ja nichts passiert ist.

Die Reaktionen darauf waren gottseidank weitgehend entsetzt. Jen hat es erklärt und gesagt: Richard, dein Privileg als weißer Mann guckt hervor. PZ hat es nochmal erklärt. Phil hat es erklärt.
Ich weiß nicht, ob Dawkins es kapieren wird, ich kann es nur hoffen. Nichts könnte schlimmer sein, als wenn eines der Zugpferde der Bewegung dem Weiterkommen so derartig schadet, indem er mit sexistisch-ahnungslosem Getrolle Frauen an der aktiven, gleichgestellten Teilnahme hindert. Das ist unangemessen, und er wird sicherlich meine Achtung nicht wiedergewinnen wenn er nicht angemessen reagiert.

Und für die, die immer noch denken das sei ja nicht so schlimm und die Frauen sollen sich mal nicht so haben: Hier ist ein offener Brief von Frauen, die sexuelle Gewalt überlebt haben, an Richard Dawkins.
Und bei Greg Laden gibt es mehr Links.

Priviligiert sein ist kein Problem. Das Problem entsteht, wenn man nicht zuhört.


Kommentare (296)

  1. #1 Sebastian Lauffer
    07/08/2011

    ich kenne Frauen die wären je nach typ sehr gerne mitgegangen. und ich kenne Männer die mitgegangen wären und keinen Sex mit ihr haben hätten wollen.
    auch kenne ich schwule Männer die des nachts mit Frauen verschwinden um nicht alleine zu sein, manche vielleicht sogar um zu kuscheln etc. etc.. Warum wissen hier eigentlich so viele sofort wie hier was gemeint gewesen sein soll?
    Wahrnehmung und Kommunikation läuft keinesfalls nur verbal und was da abgelaufen ist, können wir so kaum nachempfinden und welcher Film bei Ihr oder bei Ihm ablief lässt sich so nicht erraten. Die Sache an sich sagt kaum etwas aus. Man kann es aus etlichen Perspektiven sehen. Jedenfalls lernen wir so viel über die Wahrnehmung der Frau und vielleicht auch vieler, einiger Frauen und viel über die Wahrnehmung der Kommentatoren.

  2. #2 Hel
    07/08/2011

    *Sarkasmus-Modus an* Jaja, so isser eben, der Heilige Richard, respektiert nix und niemanden, voll der GRÖTBRAZ (größter Tabubrecher aller Zeiten), tritt nicht nur tapfer gegen den lieben Gott, sondern auch gegen weicheiige Weiber an, wa?! Was jammert die dumme Alde denn nun auch so rum, wo die doch nicht mal beschnitten ist… Bestimmt ist die eine vom Vatikan gedungene Cyber-Agentin – angetreten, um den Heiligen Richard zu diskreditieren!

    Rebecca ist ja auch schon so ein alttestamentarischer Name, da ahnste gleich, was Sache ist. Respekt und Empathie sind doch sowas von 20. Jahrhundert, das müssen sich Frauenzimmer, Gläubige und geistig arme AgnostikerInnen endlich mal abschminken, sonst wirds nie was mit Frieden und Freiheit auf Erden. Trägt jemand eine Kette mit Davidstern oder Christenkreuz, muss er/sie sich Psychopathologisierung und Kriminalisierung gefallen lassen. Null Toleranz, Schluss mit Appeasement-Differenziererei, jawoll! Geht eine Frau unbegleitet durch die Gegend, darf mann doch wohl mal ganz unschuldig und wertfrei “F***?” fragen, besonders, wenn die sich nachts im Fahrstuhl rumtreibt? Schließlich sind wir nicht im Iran – wir sind Aufklärung! *Sarkasmus-Modus aus*

    Nee, im Ernst: DAWKINS SUCKS! Er tritt seit einigen Jahren wie ein narzisstischer Spacken, wie ein antitheistisches Rumpelstilzchen auf. Seine an Rebecca Watson gerichteten Kommentare bei PZ Myers lesen sich wie die irgendeines x-beliebigen Arschlochs von der Sorte, die sich für authentisch halten, wenn sie eine Oma anpupsen.

  3. #3 Georg Hoffmann
    07/08/2011

    Atheismus als Bewegung ist eben von Langeweile kaum zu uebertreffen. Jetzt auch noch Sexismus. Fehlt nur noch Samstag abend zusammen Auto waschen.
    Schoen auch die Sezessionskaempfe als waere man bei den Katharern und den Papisten in einem Kloster in Norditalien. Sobald irgendetwas spannendes passiert, weckt mich. Ich guck erstmal wieder dritte spanische Liga.

  4. #4 Frank Walter
    07/08/2011

    Na ja, man müsste ein Video sehen wie das abgelaufen ist. Dann könnte man feststellen, ob er sich daneben benommen hat. So kann man nur Mutmaßungen anstellen. Schwierige Sache. Es ist heutzutage sowieso relativ schwierig, richtig auf Frauen zuzugehen. Frauen wollen oft echte Kerle mit Mut, Selbstvertrauen und Esprit. Es gibt ja wirklich auch solche, entgegen allen Gerüchten, die wollen, dass der Mann die Führungsrolle übernimmt. Aber natürlich, bei anderen kommt das gar nicht gut. Das hat dieser Herr wahrscheinlich nicht richtig einschätzen können. Das war sein Fehler.

  5. #5 Dietmar
    07/08/2011

    @Hel: Wann und wo hast Du Dawkins je als Rumpelstilzchen auftreten sehen? Würde mich ja mal echt interessieren. Ich sehe immer nur überlegt vorgetragene Gedanken und höflichen Diskussionsumgang. Dein Kommentar-Stil hat eher etwas Rumpelstilzchenhaftes. Hmmm … Nickname statt Klarname … hmmm … HA! Jörg! Guck! Hier! Da! Der Hel! Das (!) nennt man einen Troll! Verstehst Du das? Trolle verwenden gerne Fäkalsprache, provozieren unflätig, stellen unbelegbare Behauptungen auf etc. Hel = Troll, Dawkins =/= Troll. Danke Hel, für Deinen Beleg!

    @Georg: Jaja, es ist schade, das alles so laaaangweilig ist… Guck mal: Sterne! Oh, laaangweilig … kennt man schon … Man möge etwas Neues erfinden, damit Georg alles wieder spannend findet!

  6. #6 TSK
    07/08/2011

    Demnach kann man sagen, die junge Frau war in einer Situation, die für sie bedrohlich ausgesehen haben kann. Und da wird sie dann von diesem Mann angesprochen. Wie wirkt das? Zusätzlich bedrohlich? Oder entspannend?

    Zum Videobeitrag:

    Rebecca macht darin einfach den Eindruck, dass sie (Geek, Nerd, Asperger etc.) sehr große Schwierigkeiten hat, mit Avancen allgemein umzugehen. Als sie die Geschichte erzählt, stockt sie, bricht den Augenkontakt, reibt die Hände etc. etc.
    Es ist also sinnlos, es von der Warte einer Frau zu betrachten, die damit wesentlich lockerer und selbstbewußter umgehen kann, sondern es ist halt Rebecca.

    Zunächst mal: Es ist eine Atheistenkonferenz, bei der es genauso von Geeks, Nerds und Aspergern wimmelt. Man hat die Nacht durchdiskutiert.
    Was ich vermute, ist: Der Fahrstuhltyp hat genau dieselben Probleme mit sozialen Kontakten, hat sich genau überlegt, was er sagen will und wartet sehnsüchig darauf,
    dass sie alleine ist, um sie ansprechen zu können.

    Rebecca geht also zum Fahrstuhl, ist müde und unaufmerksam, der Typ kommt herein
    und sagt, bevor er sich verhaspelt, seinen Spruch auf. Bautz.

    Natürlich ist ihr das dann sehr unangenehm. Sie will ins Bett, ist kaputt, kennt ihn nicht und ist vermutlich erst mal sprachlos. Dann kommt halt die Furcht (eine für *sie* nicht zu beherrschende Situation), Ärger (was habe ich eigentlich heute gesprochen und überhaupt, ich bin müde) und Unwohlsein (wie komme ich hier wieder raus).

    Endergebnis: Beide fühlen sich Scheiße. Reparieren läßt sich da nicht mehr viel, höchstens durch Körpersprache (Zurückziehen, wegdrehen) signalisieren, dass man
    die Abfuhr verstanden hat.

    Ich würde ja gerne über das Verhalten schimpfen, aber es soll ja Männer geben, die idiotische Dinge tun, wenn sie verknallt sind….ich gehöre leider auch dazu.

  7. #7 Dietmar
    07/08/2011

    @TSK: Wow, danke für Deine Antwort! Sieht für mich sehr schlüssig aus.

  8. #8 Georg Hoffmann
    07/08/2011

    @Dietmar
    “Jaja, es ist schade, das alles so laaaangweilig ist… Guck mal: Sterne! Oh, laaangweilig … kennt man schon … Man möge etwas Neues erfinden, damit Georg alles wieder spannend findet!”
    Sterne sind atemberaubend spannend im Vergleich zu dieser KInderkacke des sich organisierenden Atheismus. Man hat bei dem Zeug wirklich den Eindruck, man waere in ein Zeitreisemobil eingestiegen und ist irgendwo im Jahr 72 bei der APO gelandet.

    Bald kommt dann eine, die sagt, dass alles Private Politisch ist und anfaengt Bomben in Kirchen zu schmeissen. Dann kommt die Suppression und dann fangen sie mit dem Marsch durch die Instanzen an. Wahrscheinlich endet Dawkins als Papst, PZ als Messdiener und Rebecca bekommt drei Kinder und kuemmert sich um den Garten. Das erste Mal als Tragoedie, das zweite Mal als Komoedie, stimmt nicht. Beides Mal als Komoedie.

  9. #9 Dietmar
    07/08/2011

    Vielleicht kann man noch sagen, dass Rebecca Watson hervorragend in Dublin hervorragend aufgetreten ist und sich mit Richard Dawkins offensichtlich sehr gut verstanden hat. Sie hat Aussprüche von ihm als Klingelton auf ihrem Handy aus seinen Videolesungen der Hate-Mails. Auf ihre Bitte hin hat er ihr einen neuen besprochen. Es besteht bei der ganzen Welle, die Du hier versucht hast loszutreten, Jörg, somit auch durchaus die Chance, dass der Kommentar von Dawkins in Watson einen Adressaten findet, der ihn einzuordnen weiß. Die Frau ist ja nun auch keine naive oder dumme Person.

  10. #10 Hel
    07/08/2011

    @Klingelton-Kenner Dietmar

    Du bist so sexy *schnauf* Komm doch mal zu mir auf die Couch, ein bisschen kuscheln – dann erzähl ich dir, wann und wo Onkel Richard sich als Rumpelstilzchen verkleidet hat…

  11. #11 Dietmar
    07/08/2011

    @Georg: Atheismus ist eine notwendige Haltung und gerade wissenschaftlich orientierten Menschen, insbesondere Wissenschaftlern wie Dir, müsste es eine dringende Angelegenheit sein, wissenschaftliches Denken dem religiösen Dogmatismus den Vorrang zu geben. Wo Du da den Zusammenhang mit der außerparlamentarischen Opposition siehst, ist mir ein Rätsel. Ich sehe da keinen.

    “Bald kommt dann eine, die sagt, dass alles Private Politisch ist und anfaengt Bomben in Kirchen zu schmeissen.”

    Hobby-Prophet? Oder doch nur Amateur-Demagoge?

    “Wahrscheinlich endet Dawkins als Papst”

    Ah, Amateur-Demagoge!

    Dir ist schon klar, dass Atheismus keine Religion ist? Dir ist schon klar, dass Religion ein Machtmittel ist, dass unter anderem der Frauenunterdrückung dient? Weshalb eben diese Kommentare von Dawkins kamen?

    Das war jedenfalls von Dir ein schöner Beleg, dass intelligente Menschen niederschmetternd dämliches von sich geben können.

  12. #12 Dietmar
    07/08/2011

    @Hel: Ich füttere keine Trolle.

  13. #13 Franz
    07/08/2011

    Ich fände es toll, wenn sich hier ein paar Frauen dazu äußern könnten. Los, Anonyma, schreib einen Kommentar 🙂

  14. #14 Georg Hoffmann
    07/08/2011

    @Dietmar
    So en Zeug kann man mit sagen wir mit 18 schreiben, mit 20 noch ackzeptabel finden und ab 22 kann man dann anfangen, sich fuer was Interessanteres zu begeistern. Pubertaere Weltverbesserungshyperventilation. Schnarch.

  15. #15 Dietmar
    07/08/2011

    @Georg: Dann entschuldige ich mich ausdrücklich: Bei Deiner Intelligenz scheint es sich um eine Sparten-Intelligenz zu handeln.

  16. #16 az
    07/08/2011

    Es ist natürlich nicht schön, dass sich diese Dame nicht wohl gefühlt hat. Jedoch finde ich, dass ihr ein bewusster Zugang zur ihrer eigenen Sexualität fehlt. Schließlich ist Sie eine Frau und es ist in meinen Augen doch irgendwie natürlich, dass Männer sich von ihr angezogen füllen. Und wie alles im Leben, kann ein Eroberungsversuch schiefgehen und in den Moment für Sie unangenehm sein. Obwohl die gleiche Masche bei anderen Frauen unzählige Male funktioniert hat. Und während Sie Verständnis für ihre Position als Frau sucht, hat Sie kein Verständnis für die Männer und kann sich nicht in ihre Situation versetzten.
    Irgendwie ist die ganze Story sehr arm. Eine Aufführung im Kindergarten. Dawkins braucht man nicht zu kommentieren. Idiot.

  17. #17 "Anonyma"
    07/08/2011

    @Franz
    Wozu?
    Würde einer von euch darauf hören? Scheint euch so ja viel mehr Spaß zu machen.

  18. #18 Dietmar
    07/08/2011

    “Dawkins braucht man nicht zu kommentieren. Idiot.”

    Na, dann widerleg ihn mal …

  19. #19 "Anonyma"
    07/08/2011

    Oh da kann ich gleich noch einmal ; @az
    Der dämliche Spruch mit dem Kaffee hat wahrscheinlich noch nie funktioniert …
    es sei denn, der Mann hat eine 30 000 Euro Kaffeemaschine im Zimmer. Sehr lieb, dass du so sensibel bist und gleich über die Sexualität einer Fremden urteilen kannst … echt.

  20. #20 Dietmar
    07/08/2011

    @”Anonyma”: Es kommt nicht auf die Raffinesse des Spruchs an, sondern auf ganz andere Dinge. Es ist fast egal, was man sagt, wenn “es passt”. Also kann man davon ausgehen, dass der Kaffee-Spruch auch funktioniert. Beispielsweise als selbstironischer Scherz.

    Du meinst, der Spruch funktioniert nur, wenn der Mann über die Kaffeemaschine mit Vermögen protzt? Was für ein Frauenbild …

  21. #21 "Anonyma"
    07/08/2011

    @Dietmar
    Selbstbild, mein Lieber – und von Protzen sprach ich keineswegs. Ich sprach auch nicht von lecker Kaffee gegen Sex … Wer lesen kann …
    Ich sprach von einem exzellenten Kaffee – und das und nur das meinte ich. Der würde sicherlich Interesse wecken, sonst tut es auch ein “Ich finde dich interessant” oder so.

  22. #22 Dietmar
    07/08/2011

    @Anonyma: “Mein Lieber”? Danke, meine Liebe!

    Ich sprach auch nicht von Kaffee gegen Sex. … Wer lesen kann und nicht hineininterpretiert …

    Ich wusste nicht, dass exzellenter Kaffee eine 30 000-Euro-Maschine erforderlich macht. Ich habe eine Siebstempel-Kanne und noch nie zuvor besseren Kaffee gehabt. Das soll kein Antrag sein! (Verdammt, das gilt jetzt wieder bestimmt als sexistisch …)

    “Ich finde dich interessant” hat der gute Fahrstuhl-Casanova ja auch gesagt. Also: Your Point beeing?

    Also darf man jetzt den Kaffee-Spruch nicht mehr bringen? Weil er schon “durch” ist? Oder darf man keinen Spruch mehr bringen? Oder darf man nur sagen, “ich finde dich interessant”, um ein gelangweiltes Augenrollen zu kassieren? Und wer legt das fest, dass alle Frauen nur diesen Spruch hören wollen, alles andere aber sexistisch ist?

    (Meinen “Spruch”, mit dem ich meine Frau ansprach, behalte ich hier für mich. Er sorgt aber heute noch für Amüsement ob seiner Unbeholfenheit, äh, ich meine natürlich Rafinesse. Der humorvoll, mit einem leicht erotischen Unterton, ohne sexistisch zu sein, indem er meine Frau als gleichberechtigt emanzipiertes Wesen in ihrer Ganzheit wahrnahm. Ja, so macht man das, Du Fahrstuhl-Held!)

  23. #23 Dietmar
    07/08/2011

    “Selbstbild, mein Lieber”

    Ach so: Und Du bist also die Frau an sich, darf ich dann schließen?

  24. #24 "Anonyma"
    07/08/2011

    🙂
    Gute Nacht.

  25. #25 Franz
    07/08/2011

    @Dietmar
    Du kannst doch nicht einfach fünf Zeilen über deinen göttlichen Spruch schreiben und ihn dann nicht nennen! Los, sag ihn uns!

  26. #26 Hel
    07/08/2011

    Dietmar schrub bzgl Dawkins:

    Na, dann widerleg ihn mal …

    Nee, das geht ja gar nicht, ist Onkel Richard doch schließlich der Checker-Papst und somit unfehlbar. Vor allem aber kann Dawkins-Exegese exklusiv nur durch Dawkins-Apostel betrieben werden. Alles andere wäre ja auch unwissenschaftlich.

    https://de.southparkstudios.com/clips/sp_vid_155378/ *busserl*

  27. #27 Hanah
    07/08/2011

    Da hier explizit nach der Meinung einer Frau gefragt wurde:
    Ja wäre ich an Rebeccas Stelle gewesen hätte ich das Verhalten des Aufzugmannes auch sehr seltsam gefunden.
    1. Wenn ich um vier Uhr nachts erkläre, dass ich müde bin, könnte das daran liegen, dass ich müde bin. Dann will ich wahrscheinlich ach tatsächlich in mein Bett und schlafen. Also selbst wenn der Aufzugmann wirklich nur Kaffee trinken wollte. Er hätte wahrscheinlihc den ganzen Abend und vielleicht auch noch den nächsten Tag oder so Zeit gehabt Rebecca anzusprechen. Warum ausgerechnet dann wenn sie schlafen will?
    2. Ja in einem abgeschlossenen Raum zu Zweit können unangenehme Dinge passieren, und wenn man nur jemanden eklig anstarrt, oder ähnliches.
    3. Wenn ich mit Menschen zu tun habe, achte ich darauf wie ich auf sie wirke. Ich versuche höflich zu sein. Ich versuche auch zu reflektieren wie ich auf andere wirke, wie andere Menschen bestimmte Situationen erleben.
    4. Ja ich bin mir der Privilegien bewusst die habe (Weiß, heterosexuell), Ich kenne genügend Menschen die diese Privilegien nicht haben, ich kann mir vorstellen, was sie erleben müssen an Vorurteilen.
    5. Ich studiere an einer technischen Uni mit 80% Männeranteil. Ja mir passieren oft genug eklige sexistische Dinge. Ja ich habe oft das Gefühl mit den Augen ausgezogen zu werden, auch wenn ich nicht im geringsten sexy angezogen bin. Ja ich erlebe oft genug blöde Chauvi-Sprüche (sind natürlich alle ganz harmlos gemeint…) Auf Dauer ist das sehr anstrengend, sehr zermürbend.

    Ich bitte einfach darum dass JEDER einfach mal versucht sich seiner Privilegien bewusst zu werden. Was habt ihr für Vorteile weil ihr (wie ich bei mindestens 90% der Kommentatoren vermute) weiße, heterosexuelle, Männer seid. Versucht einfach mal 5 Minuten darüber nachzudenken.

    Und jetzt überlegt bitte nochmal warum die Aktion des Aufzugmannes unangemessen und unsensibel war.
    Und eine große Bitte: Die allerwenigsten oder eigentlich keine Frau steht darauf angegrabscht zu werden, in einer dunklen Ecke angesprochen zu werden…

    Versucht einfach allen Menschen Respekt entgegenzubringen, das ist gar nicht so schwierig! seid euch eurer Privilegien bewusst! Versucht euch in andere Menschen hineinzuversetzen! Ja Männer dürfen natürlich mit Frauen reden und sie auch ansprechen aber bitte auf einem vernünftigen Niveau, und bitte in nicht in unangenehmen Situationen.

  28. #28 Hel
    07/08/2011

    @Hanah

    *zustimm* Gute Nacht 🙂

  29. #29 Ketzu
    07/08/2011

    Warum ausgerechnet dann wenn sie schlafen will?

    Vermutlich aus dem Grund warum es Frauen anscheinend unangenehm ist wenn sie alleine angesprochen werden: Schüchterne Kerle wollen nicht auch noch n Haufen Leute vor denen sie sich lächerlich machen, da reicht es nur von der Frau eine Absage zu bekommen und nicht noch 5-10 Umstehende zu haben die das mitbekommen 😉

    https://xkcd.com/642/

  30. #30 Franz
    07/08/2011

    @Hanah
    Privilegien bzw. Vorteile haben nicht nur Männer, sondern auch Frauen. Eine kleine Liste aus dem Gedächtnis:
    1. Frauen schlägt man nicht
    2. Frauen und Kinder zuerst!
    3. Vorteil beim Sorgerecht
    4. Bei einem Konflikt zwischen einem Mann und einer Frau wird generell davon ausgegangen, dass der Mann schuld ist
    5. Einem Mann eine klatschen ist gesellschaftlich akzeptiert. Umgekehrt nicht.
    6. Unzählige Frauenhäuser, kaum Männerhäuser
    7. In Brustkrebsforschung wird deutlich mehr Geld gesteckt als in Prostatakrebsforschung, obwohl Frauen sowieso schon eine höhere Lebenserwartung haben
    8. Wenn sich eine Frau für Männerdinge interessiert wird das deutlich positiver aufgenommen als umgekehrt (man gilt als “schwul”).
    9. Frauenquote
    10. Frauen bekommen mildere Strafen vor Gericht
    etc. etc.

  31. Ich denke, Ali hat es am Präzisesten zusammengefasst: Egal, was die Intention des Fahrstuhlmitfahrers war – seine Aktion, sein Verhalten, war in hohem Maße unsensibel und daher verurteilenswert.

    Ich will die Sache mal in die andere Richtung trivialisieren: Er hätte genau so gut eine Diskussion über die Vorzüge republikanischer Steuerpolitik oder über die permanente Revolution anfangen können, oder die Überlegenheit von Arminia Bielefeld über Schalke 04 preisen oder sich als Fan von steirischer Jodelmusik (sorry an alle Fans all jener Beispiele) outen können – in einem engen Raum ohne Rückzugsmöglichkeit tut man das nicht. Weiß eigentlich jeder. Wer’s dennoch tut, darf sich hinterher nicht wundern, wenn er als unsensibler Idiot (bestenfalls) angesehen wurde.

    Eine ganz andere Kategorie – und um die ging es ja primär in Jörgs Beitrag – ist Dawkins’ Verhalten. Niemand hat ihn gezwungen, seinen Senf dazu zu geben; er war weder Zeuge noch Beteiligter. Wie er auf Rebecca Watsons Schilderung reagiert hat, ist idiotisch und ignorant. Und dafür hat er jede Kritik verdient, die er sich damit nun einfängt. Willkommen im 21. Jahrhundert, Mr. Dawkins!

    Aber die Sache hat auch etwas Gutes: Sie zeigt, dass “Heiligenverehrung” (und sorry, meine lieben Mit-Atheisten, diesem Status hat sich Dawkins schon ziemlich angenähert) immer falsch ist. Niemand ist perfekt und hat immer Recht. Und wir alle, ausnahmslos, haben Gebiete, auf denen wir absolut und uneingeschränkt als Arschlöcher (das muss man auch mal in dieser Deutlichkeit schreiben können) gelten.

  32. #32 michael
    07/08/2011

    > In Brustkrebsforschung wird deutlich mehr Geld gesteckt als in Prostatakrebsforschung, obwohl Frauen sowieso schon eine höhere Lebenserwartung haben.

    Darf man jetzt sagen, dass das vielleicht daran liegt, dass Mann sich sich mehr für Brüste interessiert als für Arschlöcher? Oder bekommt man dafür von Jörg einen Tadel ?

  33. #33 Angelika
    07/08/2011

    vielen dank herr Rings, für mich haben sie eine gute zusammenfassung auf deutsch inkl. ihrer vielfältigen links hier.

    ganz klar meinerseits “feminismus ist die radikale idee, dass frauen menschen sind”.

    eine “atheistische, skeptische gemeinschaft, die kritisch und wissenschaftlich” … usw. usf. *headcrash
    als ingenieura ziehe ich ergo daraus (=kommentare hier sowie die diversen blogs in englisch) meine eigenen, analytischen, freidenkenden schlüsse. nuff said.

    und ansonsten, wer sich informieren will auch hier z.b.
    https://www.derailingfordummies.com/

  34. #34 MisterX
    07/08/2011

    ey jungs kommt, ihr wisst doch alle das alles was der jörg sagt richtig ist^.^ was soll denn das ;D gehts eigentlich noch einfacher zu sagen das was richtig oder falsch ist wenn jeder sagt das es richtig oder falsch ist?
    BTW : Dieses Troll-label scheint mir eine neue Methode zu sein um Meinung bzw beiträge sofort zu entkräften….
    Mich persönlich würde es mal interessieren wie viele Situationen es in dem alltag einer normalen Frau gibt in der man durch schön getrickste Interpretation IMMER solch eine (vergewaltiger, wortschöpfung: beccy-situation)Situation herstellen kann. Die Bahnungseffekte sollte man glaub ich mal psychologisch untersuchen….. Dawkins kommentar dazu war, ein bisschen übertrieben, wird aber seiner üblichen polemik gerecht, und frauen die so ein thema künstlich aufblasen um sich selbst in den vordergrund zu stellen kann sowieso nicht mehr geholfen werden.

  35. #35 MisterX
    07/08/2011

    Troll ist üprigens Jörgs lieblingswort für Leute die eine andere Meinung haben 😉

  36. #36 MisterX
    07/08/2011

    Ohh üprigens danke schön Jürgen Schönfels das du so feinfühlig mich, ohne mich zu kennen, als mit-teil-Arschloch(wieso denn nur auf einem gebiet? kann man nicht auch ein arschloch auf zwei+mehr gebieten sein? JUNGE !!) betitelst.

  37. #37 MisterX
    07/08/2011

    Hm ich denke Dawkins(ACHTUNG INTERPRETATION WIE IN DER SCHULE) wollte vielleicht darauf hinweise das diese beccy diese situation total überbewertete und darauf hinweise das es frauen gibt die extrem unter der männerherrschaft leiden(nah ost länder zb) und das deren leiden und eindeutige schuld der männer nichts im vergleich zu manchen überinterpretierter hysterien ist.(FALLS DAS JEMAND VORHER SCHONMAL SO GEDACHT HAT SRY !!)
    gruß

  38. #38 Thorsten
    07/08/2011

    Der Link war noch nicht dabei, oder?
    https://skepchick.org/2011/07/the-privilege-delusion/

  39. #39 Christian Reinboth
    07/08/2011

    Die Debatte habe ich während der letzten Tage auch schon mit Erstaunen verfolgt. Natürlich hat Rebecca Watson Recht, wenn sie nicht mitten in der Nacht von wildfremden Typen im Fahrstuhl angebaggert werden will. Wer eine Frau derart plump “auf einen Kaffee einlädt”, zeigt zumindest schon mal, dass er ein völlig verdrehtes Frauenbild hat – und dass ihm darüber hinaus einiges an Anstand fehlt. Und ja, dass Dawkins hier die gefolterte Muslima bemüht, ist schon ein erstaunlicher argumentativer faux pas. Wäre ich als Anti-Dawkins-Troll auf den US-ScienceBlogs unterwegs würde ich mir die Nummer gut merken und künftig bei jeder Klage etwa über Kreationismus-Unterricht einfach mit “Dear Muslima” antworten…

    Was ich allerdings noch irritierender finde, ist die Debatte um “Schrödingers Vergewaltiger”, die im Fahrwasser der Kommentarschlacht bei PZ ausgebrochen ist. Die Forderung, ein Mann habe die Straßenseite zu wechseln, wenn er eine Frau sieht, oder dürfe nicht mit einer solchen in einen Fahrstuhl einsteigen, um kein Gefühl der Bedrohung zu erzeugen, ist meines Erachtens nach vollkommen absurd. Jeden Mann als potentiellen Vergewaltiger zu betrachten ist ebenso falsch, wie jeden ausländischen Jugendlichen als potentiellen Straßenschläger oder jeden Araber als potentiellen Terroristen. Entsprechende Forderungen, dass solche Personen die Straße zu wechseln oder den Fahrstuhl zu verlassen hätten, um Dritte nicht zu beunruhigen, würden wir ja sicher auch nicht als legitim betrachten. Und in diesem – aber auch wirklich nur diesem einen – Punkt hat Dawkins dann doch wieder nicht Unrecht: Man sollte die Geschichte nicht zu hoch aufhängen.

    Bevor mir übrigens jemand vorwirft, als Mann könne ich sowas nicht nachvollziehen: Ich habe mal – auch wenn es mich einige Nervenzellen gekostet hat – ein paar Frauen aus meinem Bekanntenkreis nach dem Konzept von “Schrödingers Vergewaltiger” befragt und ausschließlich ungläubige Blicke und Kopfschütteln geerntet. In den USA mag das ja anders sein, aber dass jede Frau hierzulande jeden ihr unbekannten Mann, der ihr auf der Straße entgegenkommt, als potentiellen Vergewaltiger betrachtet bzw. betrachten muss oder sollte, scheint mir doch eine reichlich überzogene Annahme zu sein…

  40. #40 Sash
    07/08/2011

    Danke für die Diskussion hier, danke für das klare Statement, Herr Rings!

    Ich bin zwar auch weiß und männlich, aber ich habe offensichtlich das Gespür für solche Fehltritte noch nicht verloren. Glücklicherweise!

  41. #41 Elefantast
    07/08/2011

    Und ja, dass Dawkins hier die gefolterte Muslima bemüht, ist schon ein erstaunlicher argumentativer faux pas.

    Ach was, das ist exakt die richtige Parallele. In Teilen der muslimischen Welt bemüht man sich sehr sorgfältig und erfolgreich darum, solche Fahrstuhlsituationen auszuschließen. Frauen sind dort vollkommen sicher davor, mit einem fremden Mann im Fahrstuhl allein zu sein. TANSTAAFL.

  42. #42 Elefantast
    07/08/2011

    Hanah:

    Ja ich habe oft das Gefühl mit den Augen ausgezogen zu werden, auch wenn ich nicht im geringsten sexy angezogen bin.

    Keine Sorge, das gibt sich mit den Jahren. Aus dem Oft wird ein Selten, aus dem Auch ein Obwohl werden. Dem Lauf der Natur entkommt niemand.

  43. #43 Carolin Liefke
    07/08/2011

    @Christian: Hättest du mich gefragt, hättest du eine andere Antwort bekommen. Es geht nunmal eben nicht darum, ob jeder Mann ein potentieller Vergewaltiger ist, sondern ob eine Frau es in einer bestimmten Situation so empfindet. Ganz individuell, jede für sich.

    Ich laufe nicht nicht mit panischem Blick tagsüber durch eine belebte Fußgängerzone (denn das müßte ich wenn wirklich jeder Mann einer wäre! Jeder von den Passanten könnte mir theoretisch von der Straße aus folgen und mir in der Tiefgarage auflauern). Ich fahre auch nachts um 3 noch alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln (eine Tatsache übrigens, für die ich ungläubige – ängstliche – Blicke meiner Mutter ernte) ohne die Angst, daß ich irgendwo auf dem Heimweg überfallen werde.

    Dennoch ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem die Vorsicht das Verhalten dominiert. Wenn ich der einzige weitere Passagier bin, werde ich dem angetrunkenen Jugendlichen, der die Lautstärke seiner Musik bis zum Anschlag aufgedreht hat, die Füße auf das Polster legt und im Nichtraucherabteil eine Kippe nach der anderen qualmt nicht mehr die Meinung geigen, sondern mir einen anderen Platz suchen – einfach weil ich im Falle einer Eskalation vom körperlichen Standpunkt her den kürzeren ziehen würde. Da ist es völlig egal, daß auch die Möglichkeit besteht, daß er sich einsichtig zeigt.

    Und ich werde mich auch umschauen, wenn ich im Dunkeln hinter mir Schritte höre. Wenn das dann über längere Zeit geht, ist irgendwann der Punkt erreicht, wo zur Vorsicht ein banges Gefühl dazukommt. Und ja, auch auch spät nachts alleine mit einem Fremden im Fahrstuhl zu sein, kann ein Gefühl der Nervosität auslösen. Da muß derjenige noch nichtmal ein Wort sagen, es würde ausreichen, wenn ich zum Beispiel merke, daß sein Blick länger auf mir ruht. (Vermutlich würden ein paar belanglose Worte allerdings zur Entspannung der Situation führen, nämlich dann wenn man merkt daß es dem Gegenüber auch unangenehm ist.)

    Warum empfinde ich das so? Ich bin noch nie körperlicher Gewalt in irgendeiner Form ausgesetzt gewesen. Irgendwoher muß die Angstschwelle ja kommen. Instinkt? Erziehung? Beeinflussung durch Berichte von entsprechenden Vorfällen in den Medien? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur eines, sie ist da, und wie ich persönlich finde auch nicht an einem bedenklichen Level, weder in die eine noch in die andere Richtung. Sie liegt aber ganz offensichtlich nicht bei jedem an derselben Stelle, es gibt Frauen, die trauen sich nachts nicht mehr aus dem Haus, andere sind wesentlich draufgängerischer als ich. Und bei Männern sieht das im Normalfalle nochmal wieder ganz anders aus.

    Lassen wir also einfach mal tatsächliche Vergewaltiger oder anderweitig gewaltbereite Personen außen vor. In diesem Sinne geht es nur darum, daß Männer einfach nur mal darüber nachdenken sollten, daß sie – unbewußt – durch ihr Verhalten einer Frau Angst machen könnten, nicht mehr und nicht weniger. Wie man(n) sich dann mit diesem Wissen verhält, sei dann dahingestellt. Ich würde es vermutlich auch eher befremdlich finden, wenn jemand nur um mich auf dem Gehweg zu überholen die Straßenseite wechselt, während Frauen mit ängstlicherem Naturell dafür eventuell dankbar wären. Auf bohrende Blicke in meinen Ausschnitt im Fahrstuhl verzichte ich dankend, aber vielleicht gibt es sie ja tatsächlich, die Frauen, die sich dabei geschmeichelt fühlen (ich behaupte mal, nein die absolute Mehrzahl tut es nicht). Jeder Mann kann wählen wie er in solchen Situationen auftreten möchte.

    Wer dann allerdings nur sagt, frau solle sich gefälligst nicht so anstellen, zeigt einfach nur seine Ignoranz gegenüber ihrem Empfinden.

  44. #44 Monika
    07/08/2011

    Was mir bei diesem ganzen Theater unverständlich ist, ist, wie an sich intelligente Menschen sich gegen eine rationale nüchterne Betrachung wehren und Frauen auf hilflose Opfer reduzieren, die stets die Sex-suchenden Männer fürchten müssen. Letzteres ist gerade in einer Seximusdebatte durchaus pikant. Wie irrational die Empörung über Dawkins ist, machte ein amerikanisches Blog deutlich als sich dort über die Verhamlosung einer potentielle Vergewaltigung empört wurde. Und hier wurde immerhin eine Vergewaltigungskultur diagnostiziert. Aber lassen wir doch mal die sexistischen Reizbegriffe weg und bilden eine Analogie:

    Ein Muslim mit Vollbart diskutiert die amerikanische Außenpolitik und lehnt sie ab. Er ist am Flughafen. Er will in ein Flugzeug einsteigen. Es ist eine US-Airline mit US-amerikanischen Passagiere und das Flugzeug soll nach New York fliegen. Die Passagiere sind entsetzt. Der Muslim fliegt trotzdem mit. Hinterher beschweren sich Passagiere über die Unsensibilität und die typisch muslimische Rücksichtslosigkeit des Mannes. Wieso ist er nicht mit dem Zug gefahren? Wie kann er nur so ignorant gegenüber den Gefühlen der Passagiere sein? Sofort solidarieren sich weltweit Blogs mit den Passagieren. Es wird von eime potentiellen Terroranschlag und einer Terrorkultur geschrieben.

    Die Kernpunkte sind in der Analogie vorhanden. Der Mann verschlimmert durch seine Wort die Situation, die anderen sind zutiefst verängstigt. Nur der Sexismus (schwache Frau, gewaltbereite Männer) fehlt.

  45. #45 Elvin
    07/08/2011

    Ist das nicht alles ein Problem der Trennschärfe?
    Auch wenn mich meine Frau mal wieder Verfluchen wird weil ich dazu neige zu generalisieren.
    Männer neigen meiner Meinung dazu eine anders geartete Soziale Kompetenz/Verhaltensmuster aufzubauen als Frauen.
    Bei Männern steht zwar immer eine Gewisse Hormonelle Steuerung im Hinterkopf da (die bei Vergewaltigern dann halt sehr schnell in den Vordergrund wandert) die sicher aussagt das dieser Mann schon daran gedacht hat das es vielleicht mehr werden könnte, aber sicher nicht primaer so laufen sollte ,-ich denke er war hauptsächlich neugierig das Gespräch auf einer persöhnlicheren Ebene ,wo er sich nicht so sehr outet, mit ihr zu führen über ihren Vortrag.
    Also die Sache wie eigentlich viele die so ablaufen wahrscheinlich harmlos war.
    Dummerweise läuft die Metaebene bei Frauen als die angesprochene anders ab (wie schon bereits festgestellt.
    Trotzdem kann man den Mann nicht Verdammen, die Frau auch nicht die ist einfach ein Typische Beispiel Männlicher Sozialer Inkompetenz zu den diesbezüglichen Neurosen der Frauen.
    Mir hätte das auch passieren können, Meine Frau hält mich für Sozial entwicklungsbedürftig und ich weiss das da Deffizite exestieren an denen ich arbeite aber generell bin ich auch der Meinung das “den Ball flach zu halten” wesentlich mehr Probleme dieser Art löst.
    Natürlich kann man so tatsächliche vergewaltiger nicht rausfiltern.

  46. #46 Dietmar
    07/08/2011

    @Jürgen Schöstein u. a.: “Niemand hat ihn gezwungen, seinen Senf dazu zu geben; er war weder Zeuge noch Beteiligter. Wie er auf Rebecca Watsons Schilderung reagiert hat, ist idiotisch und ignorant.”

    Richtig. Niemand zwingt uns alle hier, unseren Senf dazu abzugeben. Es ist aber erlaubt. Es ist erlaubt, jeden, der Dawkins´ Äußerung nicht als unsensible und unnötige Karikatur eines Arguments betrachtet unsensibel und unnötig zu karikieren, indem man ihn als tumben Anhänger und Dawkins als “Checker-Papst” oder Heiligen des Atheismus darstellt. Genauso ist es erlaubt, pubertäres “der Dawkins ist voll doof, ey” als dümmlich und sachfremd zu bezeichnen.

    Beides muss man wohl aushalten. Und, wie gesagt, da sich die beiden zumindest von der Tagung kennen, könnte man auch annehmen, dass beide wissen, was sie da tun.

    @Hannah: Es ist doch wohl so, dass Menschen, Frauen wie Männer, unsachlich werden und alle möglichen sachfremden Dinge in Gespräche einbauen, ist nicht nur zwischen Mann und Frau so, sondern auch unter Männern und, wie ich vermute, unter Frauen. Es wird Frauen gegenüber auch immer die ganze Bandbreite von sexualisiertem Verhalten geben, weil Verhalten eben zu großem Teil individuell erlernt wird; da kann man die Gesellschaft anprangern, wie man will. Du kannst aber darüber reden, und es ist gesellschaftlich anerkannt und unterstützt, dass sich Frauen wehren. Und dies ist der Unterschied, den Dawkins präsentiert. Du kannst dem Chauvinisten sagen, er soll sich den blöden Spruch stecken, dem Dich betrachtenden Mann, er solle Dich nicht so anstarren. Du kannst an einer technischen Akademie in einem früheren Männerberuf studieren und Deine Meinung öffentlich machen. Was davon können Frauen in unterdrückenden Gesellschaften und wie groß ist die Zerknirschung über blöde Sprüche und Blicke demgegenüber?

    Ist es unsensibel, dies zu sagen? Na gut, vielleicht. Aber das muss man wohl aushalten. Denn so wie niemand Dawkins gezwungen hat, seinen Senf abzugeben, uns niemand zwingt den unseren abzusondern, hat niemand Rebecca Watson gezwungen diesen Fahrstuhl-Vorfall zur Diskussion zu stellen, die ja nun auch läuft.

  47. #47 Christian Reinboth
    07/08/2011

    @Carolin: Vielen Dank für die ausführliche Replik. Auch ich würde selbstverständlich – aus naheliegenden Gründen – nie auf die Idee kommen, in einer nächtlichen U-Bahn mit einem betrunkenen Jugendlichen über Rauchverbote diskutieren zu wollen. Dass eine Frau sich in solchen Situationen in noch stärkerem Maße als ein Mann bedroht fühlen könnte, leuchtet mir auch durchaus ein, ebenso wie im Fall der Schritte in der Dunkelheit. Ich will Dir also überhaupt nicht widersprechen. Wogegen ich mich gewandt hatte, war ja auch nicht die Einsicht, dass es für Männer grundsätzlich äußerst lohnenswert sein könnte, einmal darüber nachzudenken, wie sie auf Frauen zugehen, Frauen ansprechen etc. pp. Auch hier sind wir uns vollkommen einig.

    Wogegen ich mich allerdings sträube ist ein Konstrukt wie das des “Schrödingerschen Vergewaltigers” und den sich daraus ableitenden Forderungen nach dem Wechsel des Bürgersteiges, dem Verlassen des Fahrstuhls, dem Umkehren im Treppenhaus etc. pp. Betrachten wir nämlich dieses Konstrukt als legitim, dann sehe ich ehrlich gesagt nicht, wie man argumentativ noch um den “Schrödingerschen kriminellen Ausländer” oder um den “Schrödingerschen arrabischen Terroristen” und sich daraus entsprechend abzuleitende, ähnliche Forderungen herumkommen könnte.

    Und das wiederum kann einfach nicht richtig sein.

    In diesem Sinne geht es nur darum, daß Männer einfach nur mal darüber nachdenken sollten, daß sie – unbewußt – durch ihr Verhalten einer Frau Angst machen könnten, nicht mehr und nicht weniger.

    Das wiederum kann ich voll und ganz unterstreichen. Wer meint, eine fremde Frau nachts um vier im Fahrstuhl fragen zu müssen, ob sie noch mit auf sein Zimmer will, hat meines Erachtens nach nicht mehr alle Tassen im Schrank. Warum sich nun allerdings die Diskussion von der Aufklärung darüber, warum derartiges Verhalten gesellschaftlich vollkommen inakzeptabel sein sollte, zu der Forderung hin verlagert hat, dass Männer den Gehweg zu wechseln hätten, wenn sie eine Frau auf sich zukommen sehen, hat sich mir wiederum nicht erschlossen (in Rebecca Watsons Video ging es jedenfalls nur um ersteres).

    Wer dann allerdings nur sagt, frau solle sich gefälligst nicht so anstellen, zeigt einfach nur seine Ignoranz gegenüber ihrem Empfinden.

    Eben deshalb ist es ja so erstaunlich, dass ausgerechnet Dawkins so etwas bringt. Wo er doch nun wirklich schon genügend Debatten mitgemacht hat…

  48. #48 Blackbeard
    07/08/2011

    Ich hab da nochmal eine Detailfrage: Woher stammt die Aussage “wir leben in einer Vergewaltigungskultur.”?

    Das mutet doch ein wenig befremdlich an, denn das Problem der caucasian-males ist doch in erster Linie ein Wahrnehmungsproblem. Sie sehen ein bestimmtes Verhalten nicht als Vergewaltigung oder als Bedrohung mit einer solchen.

    Dass zwei an einer Situation Beteiligte unterschiedliche Wahrnehmungen dieser Situation entwickeln – und ein Dritter bei einer ex-post Betrachtung eine (oder gelegentlich auch keine) dieser Wahrnehmungen teilt ist nicht ungewöhnlich. Das macht ja auch Prozesse die einen Vergewaltigungsvorwurf zum Inhalt haben so schwierig.

    Vielleicht habe ich das überlesen, aber hat mal jemand den Mann nach seiner Wahrnehmung dieses Vorfalls befragt?

  49. #49 miesepeter3
    07/08/2011

    Steht ein Mann vor Gericht und der Richter verurteilt ihn zu drei Jahren wegen schweren Einbruches. Fragt der Mann warum denn dieses, er hätte ja gar kein Diebesgut bei sich gehabt. Antwortet der Richter:” Das nicht, aber die Polizei hat Einbruchwerkzeug in Ihrem Wagen bei der Verkehrskontrolle gefunden.”
    “Okay, erwiedert der Mann, “dann verurteilen Sie mich mal auch gleich wegen Vergewaltigung.” Fragt der Richter ungläubig:”Wieso das denn, meines Wissens ist doch niemand vergewaltigt worden?” Grinst der Mann:”Das nicht, aber das Werkzeug habe ich dabei gehabt.”
    Soviel zu Vorverurteilungen im allgemeinen. Im Besonderen hat der Dawkins eh `ne Dachlatte lose. Das muß sich sogar ein Wissenschaftler vorstellen können, dass es den meisten Frauen nicht angenehm ist, allein im Fahrstuhl mit einem Mann von diesem auf sein Zimmer zur “weitern Diskussion” eingeladen zu werden. Unabhängig von der Uhrzeit.
    Seine Reaktion auf den Unmut der Damen ist offensichtlich voll in seiner Tradition der Argumentation in Sachen Atheismus. Er hat zwar keine Argumente, aber die haut er den Mitdiskutanten gnadenlos um die Ohren. Meiner Meinung nach gehört der in die Geschlossene.

  50. #50 Wookie Monster
    07/08/2011

    Dass nur die wenigsten Männer Gewalttäter sind, ist wohl den meisten Menschen auf rationaler Ebene klar. Aber in vielen Begegnungen mit unbekannten Menschen, die man noch nicht einschätzen kann, ist es kaum möglich, rationale Entscheidungen zu treffen.

    In keiner anderen Kategorie von Verbrechen wird den Opfern so viel “selbst schuld” entgegengeschleudert wie in der Kategorie der sexuellen Übergriffe. Da heißt es dann: Warum bist du auch mit ihm aufs Zimmer gegangen? Was hattest du nachts allein in der Bahn/ der dunklen Straße zu suchen? Warum hast du ihm in die Hose gefasst, wenn du nicht “aufs Ganze” gehen wolltest? Hast du nicht gemerkt, dass der Kerl nicht ganz normal ist? Warum hast du dich auch so nuttig angezogen?

    Die betreffenden Täter werden betrachtet wie wilde Tiere, die ihren Instinkten folgen. Die sind nun mal da draußen, darauf muss man sich einstellen! Von den Frauen wird dagegen erwartet, telepathische oder hellseherische Fähigkeiten zu besitzen. Meistens passiert nichts, aber wenn etwas passiert, hat sie sich garantiert irgendwie falsch oder dumm verhalten. Das ist es, was der Begriff “rape culture” meint: Nicht, dass alle ständig vergewaltigt werden, sondern dass ein großteil der Menschen eine Grundhaltung hat, die diese Übergriffe direkt oder indirekt begünstigen. (Zugegeben, dieses Problem ist in den USA anscheinend deutlich größer als hier. Das heißt aber nicht, dass es hier kein Problem mehr ist. Und viele Frauen haben die Selbst-Schuld-Einstellung auf eine erschreckende Weise internalisiert. Eine Freundin von mir musste sich, nachdem sie knapp einer Vergewaltigung entkommen war, solche Vorwürfe von ihrer eigenen Mutter anhören.)

    Erziehung ist ein anderer Punkt. Wenn mein Bruder als Teenager abends wegging, hieß es: Mach keinen Blödsinn und komm vor Sonnenaufgang wieder. Wenn ich wegging: Wo gehst du hin, mit wem, wie lange? Bevor du nachts um drei allein mit dem Fahrrad fährst, ruf an, wir holen dich ab! Ich habe schon sehr früh verstanden, dass das nicht nur daran lag, dass mein Bruder etwas älter war. Als ich mit 18 in eine andere Stadt zog, drängten meine Eltern mir ein Mobiltelefon auf, obwohl ich eigentlich gar keins wollte, “zur Sicherheit”.
    Den Eltern kann man kaum übel nehmen. Die sehen nun mal nicht die Gesellschaft als ganzes oder die Diskriminierung von Männern, sondern das eine Kind, für das sie verantwortlich sind.

    Das ist leider die Realität, in der wir leben. Dass der überwiegende Teil der Männer nicht direkt etwas dafür kann, ist mir klar. Aber sie sollen sich bitte nicht wundern, wenn Frauen oft paranoid erscheinen.