Im Grunde sind es doch (fast) alles Dinosaurier, die unsere Straßen bevölkern. Benzinkutschen, die ihre Karriere einer kurzen Periode unschlagbar billigen Öls zu verdanken haben, während der die Verfeuerung fossiler Ressourcen legitim erschienen ist. Doch wie kann der Individualverkehr der Zukunft aussehen, wenn wir die Diesel- und Ottomotoren endlich ausgemustert haben? Sind Hybrid-Fahrzeuge ein Übergangsphänomen oder eine sinnvolle Symbiose des Besten aus verschiedenen Welten? Wie sieht es mit dem Potential von rein elektrobetriebenen Fahrzeugen aus? Wie ist der Stand der Forschung und Entwicklung im Bereich der Elektromobilität? (Das Foto rechts oben zeigt übrigens einen echten Porsche. Allerdings einen mit Elektroantrieb. 1900 war dieses Hybridmodell der Star der Weltausstellung in Paris.)
Um diese und viele weitere Fragen dreht sich der VDE-Kongress 2010, der heute und morgen in Leipzig stattfindet. In 150 Vorträgen, Podiumsdiskussionen und weiteren Veranstaltungen wird der aktuelle Stand in Sachen „E-Mobility” diskutiert. Es geht an diesen 2 Tagen also schwerpunktmäßig um Elektromobilität im Individualverkehr. Die Kundenresonanz ist derzeit noch bescheiden. Nicht einmal 2.000 originäre Elektroautos sind bislang in Deutschland zugelassen. Doch das soll sich ändern: Der Nationale Entwicklungsplan Elektromobilität (PDF zum Download) setzt ein ambitioniertes Ziel: bis 2020 sollen eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße gebracht werden.
Bis 2020 sollen eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen rollen.
Einige Hersteller haben die Markteinführung von Elektroautos für die nächsten Jahre angekündigt. Das Thema „Elektromobilität” steht also ganz oben auf der politischen und wirtschaftlichen Agenda. Und die Tatsache, dass Angela Merkel im Mai 2010 die Nationale Plattform Elektromobilität ins Leben rief, darf getrost als Indiz dafür gelesen werden, dass E-Mobility auf politischer Ebene mit großen Erwartungen verknüpft ist. Die EU schüttet für Forschung und Entwicklung bis zum Jahr 2013 rund eine Milliarde Euro aus. Im Konjunkturpaket II der Bundesregierung wurden Mittel in Höhe von 500 Millionen zur F&E-Förderung bereitgestellt.
Was fehlt bis zur Marktreife von Elektroautos?
Damit Autos mit Elektromotoren wirklich am Markt erfolgreich sind, müssen u.a. noch in Sachen Nutzungskomfort und Alltagstauglichkeit Fortschritte erzielt werden. (Noch ist das Netz von Ladestationen zu löchrig und die Reichweite zu gering.)
Elektromobilität punktet mit zahlreichen Vorteilen gegenüber Verbrennungsantrieben.
Klar ist: PKWs auf der Basis von Elektromotoren bieten einige Vorteile. Das beginnt mit dem höheren Wirkungsgrad von Elektromotoren im Vergleich zu Verbrennungsmotoren. Geht weiter mit der Tatsache, dass zumindest lokal keine Emissionen entstehen und auch die Lärmreduzierung mag verkehrsgeplagte Anwohner freuen. Allerdings steht und fällt der Nutzen von Elektrofahrzeugen aus Klimaschutzgesichtspunkten mit der Frage, wo und wie der erforderliche Strom hergestellt wird. Sind es erneuerbare Energiequellen, dann ist alles bestens. Aber genau dieser Aspekt (Bereitstellung genügend großer Mengen an Strom, der nicht durch Verfeuerung fossiler Ressourcen erzeugt wird) ist natürlich ein Punkt, der jenseits der Kompetenz der Forscher und Ingenieure liegt, die hier in Leipzig zusammengekommen sind. Über den Energiemix wird andernorts entschieden.
Fahrzeugtechnik, innovative Akkumulatoren, Netzinfrastruktur: Die Themen auf dem VDE-Kongress
Hier auf dem VDE-Kongress geht es denn auch vorrangig um all die anderen Aspekte des Themas. Um Innovationen im Bereich Fahrzeugtechnik, um Ladesysteme, Stromtankstellen und leistungsfähige Batterien mit höherer Energiedichte, um intelligente Kommunikationssysteme und um Lösungen auf Seiten der Stromnetze. Und es geht auch um Standards und Normen, die unbedingt erforderlich sind, egal ob es um Steckersysteme oder Sicherheitsfragen geht. Wir werden innerhalb dieses Blogs über einige ausgewählte Vorträge und Veranstaltungen des VDE-Kongresses berichten. Das vollständige Programm der Tagung gibt es hier: Kongressprogramm.
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