Dieser Mann steht wahrlich unter Strom: Prof. Rik W. De Doncker von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) treibt mit hohem Tempo das Publikum durch seine bunte Folienlandschaft auf der Leinwand.

Von Rüdiger Voßberg

Erste Erkenntnis: Bereits im 19. Jahrhundert fuhr das Auto überwiegend mit elektrischer Kraft und wurde bevorzugt von reichen Damen chauffiert. „Vielleicht wird ja auch deshalb der zukünftige Markt der E-Mobile attraktiv für die Frau von morgen”, sinniert der Belgier mit einem verschmitzten Lächeln. Schließlich müsse man diese Autos nicht betanken!

i-a7951d703ef49efbed6e0a796a719def-Jamais_contente.jpgUnd das Öl wird knapp. So verhalf die kleine Ölkrise in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts der E-Autobranche zu einem Minihype, der allerdings nicht weit reichte. Jenseits der Serienreife surrten diese E-Autos weiterhin im Frühstadium des ‘Experimentalismus’. 20 Jahre später wurde in den USA die profane Erkenntnis „Elektrofahrzeuge fahren ja abgasfrei” von Staats wegen plötzlich wieder en vogue. Denn die kalifornische Behörde für Luftreinhaltung verpflichtete alle großen Automobilkonzerne aufgrund katastrophaler Emissionswerte zur Herstellung eines bestimmten Anteils abgasfreier Autos. (* Mit diesem Elektromobil erreichte 1899 (!) der Tüftler Camille Jenatzy bereits 100 km/h!)

Es geht ein E-Ruck durch die Gesellschaft

„Und heute im 21. Jahrhundert ist der Ausbau der erneuerbaren Energien die treibende Kraft für die technischen Neuentwicklungen in der Elektromobilität,” konstatiert der Professor aus Aachen. Es geht ein großer E-Ruck durch die mobile Gesellschaft. Soll er dauerhaft bleiben, muss die Technik schleunigst billiger und zuverlässiger werden. „Nur mit Bits und Bytes treibt man aber keine Elektroautos an”, resümiert De Doncker. Seine Forderung: „Die Batterieforschung gehört aus dem Labor auf die Straße in den Fahrzeugalltag” und plädiert für Crashtests mit Hochspannungsbatterien. Schließlich geht es um die Wiedergeburt des E-Mobils!

Und wenn von dieser Wiedergeburt in 30 Jahren einmal 20 Millionen Nachkommen auf Deutschlands Straßen rollen, wird deren Strombedarf auch nicht kleinlich sein. „Etwa 74 Gigawatt oder 6 Prozent des elektrischen Energiebedarfs”, prognostiziert Prof. Christian Rehtanz von der Technischen Universität Dortmund. Kein Problem für die Stromversorgung! Vorausgesetzt, es wollen nicht alle gleichzeitig laden. Das kann die Netze in die Knie zwingen. Darum müssen die Netze intelligenter werden und die Fahrzeuge mit ihrer Umgebung kommunizieren.

Sind Smartphones die Schalt- und Kontrollzentrale zukünftiger E-Mobile?

Intelligente Netze

Kommunikation ist das Stichwort für Bruno Jacobfeuerborn von der Deutschen Telekom. Er setzt auf starke und breite Netze. Auf was sonst? Auf dem beschleunigten Weg in die Gigabyte-Gesellschaft, all you can surf mit „All-IP”, bedeutet sämtliche Kommunikation wird über das Internet mit kleinsten Datenpaketen abgewickelt. ISDN ist Steinzeit. Auch mit dem E-Mobil wird via WWW kommuniziert. Jacobfeuerborn sieht eine neue Generation von Smartphones bereits ins dashboard integriert. Apps kontrollieren das komplette Fahrzeug. Sie senden zum Beispiel Informationen über Ladezustand der Batterie an die Leitstelle und empfangen als Antwort die Koordinaten der nächsten freien Stromsäule. Apps alarmieren nach einem Unfall automatisch den Notruf. Freie Kommunikation für freie E-Bürger. Datenschutz, ick hör dir trapsen,

Diese Bedenken müssen von einer gesamtgesellschaftlichen E-Vison ausgeräumt werden. Darum „gehören endlich große Flotten auf die Straßen”, plädiert Prof. Gernot Spiegelberg aus dem Hause Siemens. Die E-Mobilität muss sichtbar werden!

Schon bald könnten Elektrosportwagen so aussehen. Studienfahrzeuge auf dem VDE-Kongress:i-ea4a9c9090ba8ebcae8acb602675c672-IMG_2752_Fraunhofer.jpg

Kommentare (4)

  1. #1 Hans Brandl
    November 9, 2010

    Wenn ich solch unwissenschaftliche Marketingstories in einem angeblichen Wissenschaftsblog lese, geht mir schon wieder der Hut hoch:

    Und wenn von dieser Wiedergeburt in 30 Jahren einmal 20 Millionen Nachkommen auf Deutschlands Straßen rollen, wird deren Strombedarf auch nicht kleinlich sein. „Etwa 74 Gigawatt oder 6 Prozent des elektrischen Energiebedarfs”, prognostiziert Prof. Christian Rehtanz von der Technischen Universität Dortmund. Kein Problem für die Stromversorgung!

    Da zeigt der “Experte” (Fachmann scheint er ja wohl keiner zu sein), dass er problemlos, Strom, Energie und Leistung verwechseln kann und damit die Aussage so schwammig sein kann, wie man es z.B. sonst von einem Artikel der Süddeutschen Zeitung erwartet der in solchen Fällen auch meist nur die Phrasen von den Webseiten der Lobby-verbände wiedergibt.
    Wo soll denn diese Energie herkommen? Zur Erinnerung: Während der in unseren Breiten üblichen stabilen Hochdrucklagen im Sommer und Winter herrscht hier Flaute besonders für die WKA (deren Effizienz hängt von der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit ab). Die Sonne scheint nachts nicht, trotz grüner Rechenkunststücke, wonach deren Leistung Tag und Nacht ununterbrochen zur gelieferten Energie beiträgt. Der Bau von Speicherkraftwerke wird blockiert. Der Ausbau der Elektro-Energienetze, der für erneuerbare Energie unabdingabr ist, wird vom Fussvolk derjenige Parteien äusserst effizient verhindert, die sich zur Aufgabe gemacht haben, ihrer Klientel die monetären Vorteile des EEG zukommen zu lassen und mit der damit verhinderten grünen Zukunft wohlklingende Propaganda zu machen.
    Also sollte man ehrlich sein und über den Zubau von fossilen oder (pösen) Kernkraftwerken nochmals nachdenken. Aber das geht ja auch nicht ?
    Was bleibt ist der schlechte Geschmack, wenn mit der Angst vor einer Klimaänderung und der Ausschaltung des kritischen Denkvermögens hier wohlfeile Geschäfte angestossen werden.

  2. #2 soph
    November 9, 2010

    „Die Batterieforschung gehört aus dem Labor auf die Straße in den Fahrzeugalltag” und plädiert für Crashtests mit Hochspannungsbatterien.

    Du meine Güte, zunächst sollte die Batterie sich aber erst gemütlich in den Labors breitmachen. Solange Elektroautos mit Paketen von Laptopakkus herumgondeln müssen, brauchen wir noch nicht crashen. So un/sicher wie 50kg Benzin sind sie allemal (wenn auch nicht nach den selben Mechanismen).

  3. #3 BreitSide
    November 10, 2010

    Hans Brandl, Dein Kommentar zeugt jetzt nicht unbedingt von besonderem (Fach-) Wissen.

    Immerhin das mit der 3. Potenz hast Du kapiert.

    Von den selten dämlichen Strohmännern wollen wir mal ganz absehen (die Grünen sind ja sooo doof, die glauben, dass nachts die Sonne scheint).

    Fakt ist doch, dass jetzt schon immer häufiger Windstrom der billigste Anbieter an der Leipziger Strombörse ist und WKAs leer laufen mangels Abnehmer. Und Fakt ist auch, dass unser Stromnetz nur um 5 % ausgebaut werden muss, um uns komplett regenerativ versorgen zu können.

    Aber wie üblich kommen aus der Fossilfraktion nur Angstmachersprüche. “Die Lichter gehen aus, wenn Wyhl nicht gebaut wird!” Wyhl wurde nicht gebaut, kein Licht ging aus, im Gegentum, wir haben immer noch irrsinnige Kapazitätsreserven. Das war vor fast 40 Jahren. Die irrsinnigen Kapazitätsreserven haben wir immer noch.

  4. #4 Thomas - Electric Car
    März 10, 2011

    Für die Einführung von Elektrofahrzeugen (EV) könnte die zusätzliche Leistung durch das Laden der Batterien ein kritischer Punkt sein, der zusätzliche Energiebedarf ist jedoch auf absehbare Zeit für die Versorger kein Problem. Das erste Problem mit der zusätzlichen Ladeleistung lässt sich jedoch durch etwas Intelligenz bei der Ladung relativ unaufwändig realisieren.
    Zudem bieten EV, speziell im Kontext mit den engagierten Ausbauzielen der regenerativen Energien der Bunderegierung, erheblich mehr Vor- als Nachteile.