Eine Million Elektroautos sollen bis 2020 auf den Straßen fahren, das wünscht sich zumindest die Bundesregierung. Aber was erwarten eigentlich die Käufer bzw. Fahrer? Und wie genau funktioniert dann das Aufladen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich unter anderem Wilhelm Kistner von der Leuphana Universität Lüneburg.
Von Markus Gärtner
Er geht nach anderen Prognosen sogar davon aus, dass in zehn Jahren der Anteil der Elektroautos auf zehn Prozent ansteigt. Das Elektroauto bleibt jedoch vorerst ein Nischenprodukt und wird eher nur für kurze Strecken genutzt, die klassischen Antriebe sind weiterhin unverzichtbar.
Wie lange bleibt das Elektroauto ein Nischenprodukt?
Ergebnisse aus Umfragen bestätigen das: So benötigen von den 20-29-Jährigen 80 Prozent kein Auto in der Stadt. Nicht mal als Statusobjekt taugt der Wagen noch, für die meisten Jugendlichen sind Handy und Netz wichtiger. Die Menschen sind also nicht mehr so an das Automobil gebunden, sondern wollen es lieber flexibel nutzen (z.B. Carsharing) und vor allem die Übersicht über die Kosten behalten. Man müsse einen Markt entwickeln und den Käufern einen Mehrwert bieten, so Kistner.
Der Mehrwert von Elektroautos
Mehr Wert bekommt ein Elektroauto auch durch zusätzliche Funktionen, darauf weist Martin Braun vom Fraunhofer-Institut für Energiesystemtechnik hin. Aufgrund der Speichermöglichkeit der Batterien ergeben sich für den Verbraucher vielfältige Möglichkeiten, so könnte er unter anderem mithelfen, die Belastung des Stromnetzes zu kontrollieren und beim Ausfall eines Stromnetzes in kleinerem Umfang sogar als Notversorger auftreten.
Drei Strategien der Aufladung von E-Mobilen.
Für das Aufladen des Elektroautos differenziert er zwischen drei verschiedenen Strategien. Aufladen, wann man will, ist wohl die vom Kunden präferierte Version, aber nicht optimal für das Netz, da es dann zu starken Unterschieden in der Energiebilanz kommen würde. Um das zu umgehen, könnten Energieversorger zu bestimmten Zeiten billigeren Strom anbieten, um so das Netz ausgewogen zu belasten – die zweite Version. Bei einer dritten Variante würden alle Verbraucher die selbe, eventuell minimale Aufladung bekommen, das wäre allerdings die kundenunfreundlichste Alternative.
Die meisten Menschen würden wohl aufgrund der langen Ladezeit ihr Auto zu Hause aufladen, diese Variante vergleicht Benedikt Lunz von der Uni Aachen mit dem Angebot einer Station im öffentlichen Raum. Mit den 3,7 Kilowatt aus der heimischen Steckdose könnte man pro Stunde im Durchschnitt etwa 20 Kilometer Reichweite „laden”, bei einer Station wären 44 Kilowatt möglich, mit denen das Auto nach einer Stunde Ladung rund 240 Kilometer fahren könnte. Doch selbst wenn man zu Hause nur nachts aufladen könnte, wären laut einer Umfrage 86 Prozent aller Fahrten möglich. Besonders für die Menschen, die auf der Straße parken und nicht in einer Garage, die so genannten Laternenparker, müssen Lösungen gefunden werden. Gerade hier gibt es viele Hürden, nicht zuletzt die Zuständigkeiten und Genehmigungen. Andere Möglichkeiten, die Batterie zu laden wären am Arbeitsplatz, beim Einkaufen oder in Freizeitstätten, wobei bei letzteren hohe Investitionskosten anfallen.
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