i-289aedd665595a506ca9694b578cee71-Burger_01.jpgNach welchen Kriterien wählen Sie Ihren Wohnort aus? Ist es die gute Anbindung an das öffentliche Nahverkehrsnetz oder der naheliegende Stadtpark, die den Ausschlag gegeben haben? Oder waren es am Ende die zahlreichen Fast-Food-Restaurants, die nur wenige Meter entfernt mit Currywurst, Pommes, Burger und Döner die hungrige Laufkundschaft bedienen?

Wenn in Ihrem Stadtviertel überdurchschnittlich viele Imbißketten angesiedelt sind, dann sollten Sie möglicherweise ihren Lebenswandel überdenken. Denn – wie eine US-Studie nun zeigt – rein statistisch betrachtet haben Bewohner solcher Viertel ein überdurchschnittlich hohes Schlaganfallrisiko. Aber kurz der Reihe nach:

Je mehr Fast-Food-Restaurant, desto höher das Schlaganfallrisiko

US-Mediziner haben eine umfangreiche Auswertung erstellt, in der sie die Wohngebiete in der Region von Nueces County in Texas in insgesamt vier Kategorien einteilten und zwar abhängig von der Anzahl der Fast-Food-Restaurants. Diese Daten verknüpften sie mit demographischen und sozioökonomischen Daten des Statistischen Bundesamtes und stellten fest: mit jedem Schnell-Imbißrestaurant in der Nachbarschaft steigt das relative Schlaganfallrisiko um ein Prozent an.

Je mehr Fast-Food-Filialen, desto höher die Schlaganfallwahrscheinlichkeit. Bewohner von Vierteln mit der höchsten Dichte von McDonalds & Co. haben im Vergleich zu Bewohnern von Gegenden mit den wenigsten Fast-Food-Möglichkeiten ein um 13 Prozent erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.

Studienautor Lewis B. Morgenstern von der University of Michigan in Ann Arbor erläuterte bei der Jahrestagung “American Stroke Association” in San Diego: “Die Daten zeigen einen echten Zusammenhang. Wir wissen aber nicht, ob Fast-Food tatsächlich aufgrund seiner Inhaltsstoffe das Risiko erhöht oder ob Fast-Food-Restaurants ungesunde Wohngegenden kennzeichnen.”

Zufälliger Zusammenhang oder Kausalität?

Und das ist tatsächlich eine spannende Frage, die im Kern etwas vom klassischen Henne-oder-Ei-Dilemma hat. Denn: was war zuerst da? Gab es zuerst die Häufung von Fast-Food-Restaurants und erst in der Folge führte das zu überdurchschnittlichem Konsum von Burgern, Pommes und Co., die üblicherweise als Risikofaktoren gelten? Ist die Studie also Beleg für “Führe-uns-nicht-in-Versuchung-Regel”?

Oder, zweite Variante: siedeln sich die Fast-Food-Ketten just genau dort an, wo ihre Kunden anzutreffen sind? Handelt es sich also um Stadtviertel mit einer Bevölkerungszusammensetzung, die nur wenig auf gesunde Ernährung und Lebensweise achtet und eben große Nachfrage nach schnellen Snacks hat?

Oder, dritte Erklärung: sind es am Ende ganz andere Faktoren, die für diese Korrelation verantwortlich zu machen sind? Denn Fast-Food-Restaurants sind üblicherweise an größeren Starßen zu finden, so daß sowohl die Lärm-, als auch die Feinstaubbelastung ein weiteres Risikomoment für Herz-/Kreislauferkrankungen darstellen.

Aber egal, wie Ursache und Wirkung exakt zusammenhängen und ob tatsächlich eine unmittelbare Verbindung zwischen übermäßigem Verzehr von Fast-Food und einem erhöhten Schlaganfallrisiko existiert – Gegenden mit zahlreichen Fast-Food-Angeboten sollten nach Ansicht der Mediziner ein Primärziel für Programme zur Gesundheitsvorsorge sein.

Kommentare (1)

  1. #1 Sven Türpe
    Februar 21, 2009

    Oder, vierte Erklärung: die betrachteten Größen sind irrelevant und man kann sich die Vorsorge schenken, weil das untersuchte Teilrisiko an unbeachteter Stelle kompensiert, überkompensiert oder überlagert wird. Stellen wir uns etwa vor, man hätte in die Untersuchung ein paar Slums irgendwo in der Dritten Welt einbezogen und dasselbe Ergebnis erzielt. Dann schiene uns der Schluss absurd, man solle die Gesundheitsvorsorge vorrangig den Fastfood-verwöhnten Texanern zukommen lassen. Die Gründe für diese Einschätzung wären komplett unwissenschaftlich — und äußerst vernünftig.

    Für sich genommen sind solche Untersuchungen ein netter und harmloser Zeitvertreib für Jungwissenschaftler. Daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten sollte man sich aber besser verkneifen, das wäre nichts als Selbstüberschätzung. Die Untersuchung liefert exakt gar keine Information darüber, wo Gesundheitsvorsorge angebracht ist.