Gestern Abend war ich beim ersten Science Slam in Bochum. Die alte Kirche war eine etwas ungewöhnliche, aber nette Location. Das Publikum war sehr gemischt, von einer siebten Klassen über die (üblichen) Studenten bis hin zu pensionierten Lehrern lauschte eine sehr bunt gemischt Gruppe von bestimmt 500 Zuhörern den vier Slammern.
André Posenau präsentierte einen Auszug aus den verschriftlichten Unterhaltungen von Pflegern und dementen Patienten.
Dr. Till Moritz Karbach gewährte einen kurzen Einblick in seine Arbeiten beim CERN und dem Mysterium der Antimaterie.
Dr. Elmar Diederichs , der übrigens auch blogt, führte die Zuschauer in die Welt der Schönheitsidealen von Hühnern und deren Anwendbarkeit auf Gene-Arrays.
Als Abschluss zeigte Daniel Weimar, dass auch BWL mal amüsant sein kann und berechnete den Wert eines fiktiven Fußballvereins.
Wer sich jetzt nicht wirklich vorstellen kann, was das alles zu bedeuten hat -> selber hingehen, amüsieren (und lernen). Denn um was es mir eigentlich geht ist eine Frage, die sich hinterher in den Gesprächen mit den Slammern ergab:
Warum trauen sich so viele Forscher/Doktoranden nicht, sich einem breiten, öffentlichen Publikum zu präsentieren?
Die bessere Hälfte eines nicht genannten Slammers meinte, er sei die letzten vier Tage vollkommen neben der Spur gewesen, so groß sei sein Lampenfieber gewesen. Dabei habe er schon viele, gute Vorträge auf Kongressen gehalten. Dabei, so meine Meinung, ist das öffentliche Publikum extrem dankbar und offen. Selbst, wenn sie nicht so wirklich wissen, was genau das gerade Präsentierte im Detail bedeutet (ich weiß immer noch nicht, was ein “Strafterm” ist), sie hängen begeistert an den Lippen des Vortragenden.
Einerseits gibt es keine bessere Übung, Vorträge zu halten. Andererseits halte ich es für notwendig, dass Wissenschaft als etwas Normales in der Öffentlichkeit präsentiert wird.
Wäre der Wissensstand über die rudimentären Grundlagen der Molekularbiologie und Genetik besser in der Bevölkerung verankert gewesen, hätte es kein genfreies Gemüse gegeben und Sarrazin hätte vielleicht ein paar Bücher weniger verkaufen können. Nur, wer die Grundlagen der heutigen Forschungsthemen versteht, kann auch über die Zukunft selbst mitentscheiden.
Also nochmal die Frage an die Forschenden, warum traut Ihr Euch nicht? Ist es wirklich die Angst, sein Ansehen vor den Kollegen zu verlieren? Oder ist es wirklich der fehlende Impact-Factor, der ein Engagement für das breite Publikum nicht lohnenswert macht?
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