Selbst bei dem reinlichsten Sacrotan-Fetischisten wird man Keime finden. Keime ist so ein schönes Unwort, um ängstlichen Käufern ein tolles, neues Reinigungsmittel anzudrehen. Als wäre es sonderlich gesund, sich in desinfizierten Räumen aufzuhalten.
Um hier gewisse Trolligkeiten direkt im Keim zu ersticken, die Errungenschaften der Mikrobiologie, unser Wissen über Bakterien und Pilze sind sicherlich eine Grundlage der modernen Zivilisation. Die multi-resistenten Keime zeigen gerade, wie verwundbar wir heute dennoch sind (und welche Folgen unkontrollierte Antibiotika haben).
Dennoch, jeder Mensch ist das Biotop für viele, unterschiedliche Organismen, die auf und in uns leben.
Hier habe ich eine schönes Beispiel gefunden, in welchen Lebensgemeinschaften wir tagtäglich leben.
Das Experiment ist so einfach und genial zugleich. Auf der Konferenz ScienceOnline2011 wurden bei den Besuchern, also den Wissenschaftlern, Journalisten, Bloggern etc., Proben aus dem Bauchnabel genommen. Mit den berüchtigten Wattestäbchen wurde einmal durch den intimen Bereich gepinselt, der bei vielen nur nachlässig gereinigt wird.
Die Proben wurden verdünnt und auf Nährboden ausgestrichen.
Hier kann man sich die Ergebnisse ansehen.
Sicherlich sind manche der Bakterien dort nicht sonderlich gesundheitsfördernd. Aber wen stört das im Bauchnabel? Hat jemand Probleme mit den Milben an seinen Augenbrauen oder Wimpern?
Eine gewisse Besiedelung ist ganz normal und teilweise sogar hilfreich, nur bei Ungleichgewichten kann das ganze dann ausarten und Symptome verursachen.
Wie schon gesagt, ein sehr schönes Experiment, dass einem bewusst macht, das klinisch rein nicht unbedingt gesund sein muss, oder umgekehrt: Ein paar Bakterien (mehr) haben noch keinem geschadet …
Nachtrag: Ich sehe gerade, dass Philipp bei den Wissenslogs drüben auch boingboing liest. Er hat das ganze noch mit Papern unterfüttert.
Nachtrag 2
Auf Anregung aus den Kommentaren: Sagrotan
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