Ich hatte hier schon mal etwas über die Portal-Reihe geschrieben. Computerspiele und Wissenschaft? Auf jeden Fall kein Widerspruch. Es gibt prominente Vertreter, bei denen man spielerisch Forscher unterstützt, hier ganz aktuelle nebenan gepostet. Aber eben auch Spiele wie Portal, denen ich eine gewisse wissenschaftliche Grundeinstellung zuweise.
Angry Birds ist ein kleines, feines Zwischendurch-Spiel für Smartphones, das beim genauen Hinsehen gar nicht so trivial ist, wie es erscheint.
Es geht stark vereinfacht darum, mit einer Schleuder Dinge kaputt zu machen. Die Schleuder steht fest auf dem Boden, die “Munition” sind verschiedene Arten von Vögeln und die Ziele sind Häuser und Konstruktionen, in deren Kern grüne Schweine sitzen (und die getroffen werden müssen).
Angry Birds gibt es jetzt seit einiger Zeit und verschiedene Nachfolger sind bereits verfügbar, so enorm ist die Resonanz.

 

Gut finde ich daran, dass hier auf der Basis von (halbwegs) korrekten physikalischen Grundgesetzen gearbeitet wird. Die Vögel fliegen auf balistischen Flugbahnen, prallen evtl. ab, Steine kippen um und lösen Kettenreaktionen aus. In der Fortsetzung Angry Birds Space geht das sogar soweit, dass der Spieler die Vögel um Planeten herum schießen muss und dabei auch deren Gravitation berücksichtigen muss. Wenn Raumsonden in den Weiten des Weltalls “Anlauf” nehmen müssen, um auf entsprechende Geschwindigkeiten zu kommen, dann ist das recht abstrakt. Hier kann jedes Kind herumprobieren, wie sich solche Felder auswirken.
In den seltensten Fällen (bzw. nur in den ersten Levels) klappt es auf Anhieb. Also muss man so lange an seiner Taktik feilen und ausprobieren, bis es klappt. Man versucht verschiedene Varianten aus, mit welchem Vogel welches Bauteil am geschicktesten erreicht wird…

 

Bad Piggies ist ein neueres Spiel des gleichen Studios. Dieses Mal sind die Schweine die Hauptdarsteller, sie müssen auch nicht getroffen, sondern transportiert werden. Durch ein Labyrinth, durch Höhlen oder über Berge. Dazu muss der Spieler ein Gefährt zusammenbauen, die Ausgangsmaterialien sind dabei vorgegeben und limitiert. Auch hier gelten (im Wesentlichen) physikalische Grundgesetze. Autos rollen weiter, je mehr Masse sie haben, Flugzeuge fliegen nur, wenn sie einen ausreichenden An- und Auftrieb haben, etwa geschüttelte Colaflaschen.
Auch hier muss der Spieler tüfteln und bauen, bis es klappt und verschiedene Varianten sind möglich.

Ältere Semester werden vielleicht argumentieren, dass sie früher selbst Seifenkistenrennen in echt veranstaltet und selbst mit der Zwille geübt haben – früher war vieles anders.
Heute haben Kinder dazu nur selten die Möglichkeit. Von daher finde ich es gut, wenn wenigstens in Computerspielen grundlegende physikalische Regeln vermittelt werden können und nicht hüpfende Klempner Prinzessinnen vor Schildkröten retten. Und nicht zuletzt scheint es auch dringend nötig zu sein. Vor Jahren hatte ich schon mal über das Projekt Physics in Films geschrieben: Physik-Erstsemester, die ganz banale Grundkenntnisse nicht beherrschen und “Fehler” in Superhelden-Hollywood Filmen nicht erkannt haben waren der Auslöser für das Projekt
Vielleicht nutzen Physiklehrer ja sogar Angry Birds, um Reibung, schiefe Ebenen und Ausfallswinkel zu veranschaulichen?

Kommentare (6)

  1. #1 znEp82
    Oktober 11, 2012

    Ältere Semester haben nkcht nur Zwillen&co selber gebastelt- wir hatten mit The Incredible Machine damals© schon ne sehr gute physiksimulation am Computer.

    • #2 Chris
      Oktober 12, 2012

      Stimmt, aber das war eher eine Nische, Angry Birds ist wirklich ein Massenphänomen. Aber Du hast schon Recht, das Prinzip ist gleich.

  2. #3 Spoing
    Oktober 12, 2012

    Bin gerade mal auf eine Meldung gestoßen, nachdem das es das Spiel wohl nicht ganz so genau mit den Nutzerrechten nimmt.

    https://www.focus.de/digital/computer/internet-angry-birds-bad-piggies-spiel-und-mails-loeschen_aid_837794.html

    Schade eigentlich wollte ich mir das Spiel nämlich gerade installieren.

    • #4 Chris
      Oktober 12, 2012

      Wenn ich die anderen Meldungen lese, sind gefälschte Erweiterungen im App Market für Chrome. Also nicht das Spiel ist verseucht, sondern andere Apps.

  3. #5 Florian W.
    Oktober 12, 2012

    Ja ja, diese Jugend von heute, hat nicht mal Seifenkisten zusammengeschraubt. Wenn jemand denkt, dass dies notwendig ist, würde ich es begrüßen wenn dieser jemand es der Zielgruppe ermöglichen würde nachzuholen – es den Leuten nur vorzuwerfen, ist dummes Geschwätz. Genauso der Gedanke ein Spiel sollte zu erst wertvolle Inhalte transferieren. Nein, ein Spiel sollte primär Spaß machen, erst danach kann man über sinnvolle Inhalt nachdenken. Sorry, aber ich bin da ein wenig oberlehrer-geschädigt.

    Ansonsten hier 2 Tipps für Ipad-Spiele mit schöner Physikengine: “New Orbit” und “LiquidSketch”.

    • #6 Chris
      Oktober 13, 2012

      Der Zielgruppe ermöglichen.

      Ich gucke mal kurz auf mein Konto….ja ich hatte es schon vermutet. Ich kann es anderen Kindern leider nicht ermöglichen, da sind andere anzusprechen.

      Natürlich muss ein Spiel Spaß machen! Die Millionen Downloads beweisen es.