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Anklicken zum Vergößern, Foto: Der Autor selbst

Im Ruhrgebiet gewöhnt man sich vor allem an das Warten. Wir haben hier eine der höchsten Bevölkerungsdichten, die dichteste Infrastruktur mit den meisten Autobahnen und Schienen. Und die meisten Staus. Egal ob Auto oder Bahn, man wartet eigentlich immer. In der Fahrschule gibt es hier daher neben den obligatorischen Nacht- und Überlandfahrten auch extra Stau-Stunden. Entsprechend ist meine statistische Durchschnittsgeschwindigkeit laut Tacho auch irgendwo um die 50km/h. Schon lange überlege ich daher, welche Alternativen für den Weg zum Büro effizienter wären.

Ein Elektroauto wollte ich daher mal testen, was aber nicht klappte, da “Wissenschaftler” nicht kommunizieren wollten. (2 Fragen!) Das Posting ist immer noch auf Platz 5 in der Google-Suche ;-), so nebenbei bemerkt.

Genau dort kam dann in den Kommentaren die Bitte um Kontaktaufnahme. Um die Sache abzukürzen: Uwe vom Blog E-Auto.tv bot mir an, über´s Wochenende ein E-Auto auszuleihen. Letztes Wochenende hatte ich dann die Gelegenheit, mal eben so, ganz unkompliziert, um meine Erfahrungen mit benzinfreien Autos zu sammeln.

Die Tanköffnung I

Die Tanköffnung I, Foto: Der Autor selbst

Schick sieht es aus, und die ersten Lernerfahrungen kamen schon bei der kurzen Einweisung:
“Dann fahr mal los,” meinte Uwe. Ich war etwas irritiert, weil ich den Wagen (meiner Meinung nach) noch gar nicht gestartet hatte. Er “lief” aber schon, hört man nur nicht. Alles im Schritttempo ist absolut lautlos. KITT im Stealth-Modus. Hilfreiche Anmerkung dazu: Auf einem Parkplatz immer rückwärts einparken. Dann kann man vorwärts rausfahren sieht besser die Passanten, die einen nicht wahrnehmen (und dann erschreckt zur Seite springen).

Nächste Lernerfahrung: “Bieg da mal rechts ab, es ist frei, beschleunige mal so richtig auf die erlaubten 60” sagt mein Fahrlehrer, also mach ich das.
DAS nenne ich mal eine Beschleunigung! Man wird regelrecht in den Sitz gedrückt, wow.

links Akkustatus, in der Mitte die Geschwindigkeit, darüber der Drehzahlmesser/Effizienzstatus, rechts die theoretische Reichweite.

links Akkustatus, in der Mitte die Geschwindigkeit, darüber der Drehzahlmesser/ Effizienzstatus, rechts die theoretische Reichweite. Foto: Der Autor selbst

Doch direkt die ernüchternde dritte Lernerfahrung: Der Akkustand zeigt einem diesen ineffizienten Fahrstil sofort an. Neben dem reinen “Füllstand” wird auch noch die errechnete Reichweite im Display angezeigt, wenn man denn so weiterfahren würde. Diese kleine Anzeige oben rechts wird in den nächsten Tagen meine Fahrweise noch erheblich beeinflussen…

Nach der kurzen Einweisung und Probefahrt bin ich dann alleine weiter. Es war warm, ich schaltete die Klimaanlage an – direkt 5 Kilometer Reichweite weg. OK, Fenster auf (elektrisch!, vermutlich wieder 200m weniger), Klima aus.

In der Stadt fährt es sich sehr angenehm mit der Strom-Automatik. Lernerfahrung 4, bei jedem “vom Gas gehen” bremst der Wagen merklich ab, weil, damit wird dann gleich der Akku geladen, einfaches Rollen gibt es quasi nicht, der “Dynamo” bremst. ABER, im blauen Tachobereich, also beim Bremsen/Rollen lädt sich der Akku auf und bessert damit die Reichweite wieder nach.

Man fährt ganz automatisch sehr viel ausgeglichener, defensiv und akku-schonend – immer ein Blick auf die Reichweite.

EInmal schnell aufladen

EInmal schnell aufladen, Foto: Der Autor selbst

Die im Display stehenden 26 km Reichweite erschienen mir zu knapp, also einmal Schnell-Aufladen. 22min für 80% Akkuladung, das lässt sich mit einem schönen Eis gut überbrücken.

Wie gesagt, in der Stadt ist es prima. Aber dann ging es in den Stau auf die Autobahn, an der Auffahrt schnell beschleunigen und eingliedern – Effizienz-Nadel geht nach ganz rechts, Reichweite geht runter.

Mal eben ein Elefantenrennen überholen – Effizienz-Nadel geht nach ganz rechts, Reichweite geht runter. Aber: Stehe ich im Stau, wird auch quasi kein Sprit Strom verbraucht, beim Ausrollen füllt sich der Tank sogar (ein wenig).

Nee, auf der Autobahn, also einer ohne Stau, geht es nicht lange (bzw. weit) gut mit den Akkus.

Später dann die schon angekündigte Situation in einem Parkhaus. Habe vorsorglich rückwärts eingeparkt und kann demnach mit einem guten Überblick vorwärts aus der Parklücke herausfahren – und mir böse Blicke von Passanten einfangen. Was erlaube ich mir auch, sie so gemein zu erschrecken, einfach auf der Fahrbahn zu fahren, wo sie doch gerade zu viert nebeneinander durch das Parkhaus schlendern…

klassische Glühlampen

klassische Glühlampen, Foto: Der Autor selbst

Ich wunder mich noch ein wenig, warum das Ding elektrisch einklappbare Außenspiegel hat. Und konventionelle Glühlampen beim Tagfahrlicht? Aber die werden vermutlich, genauso wie die Sitz-Heizung von der 12v Batterie gespeist.

Mein Fazit:

Im (Groß-)stadtverkehr ist das E-Auto super. Den Knackpunkt sehe ich bei der Reichweite von 100km bzw. den Lademöglichkeiten. Hängt der Wagen neben dem Büro an der Steckdose, kann ich mir das sehr gut vorstellen. Oder gar einen Car-Port mit Solarzellen. Der statistische Normalbürger ohne eigenen Stellplatz neben dem Büro / Wohnhaus hat da allerdings derbe Probleme. Denn ohne ständiges Aufladen alle 2 Tage wird jede Autobahnfahrt zu einem strategischen Glücksspiel.

Vielen Dank nochmal an Uwe für die Möglichkeit, das so unbürokratisch zu testen!

 

 

Disclaimer: Nein, ich habe von der abgebildeten Bank kein Geld erhalten.

 

 

 

Kommentare (3)

  1. #1 rolak
    Juli 18, 2014

    von der abgebildeten Bank

    Kleines Suchspiel? Beim Finden fand sich allerdings auch “Langstrecken-Elektro-Mobilität”, was ja weder mit Deinem Testergebnis noch mit “~150 km Reichweite” (falls es als P-iOn richtig erkannt wurde) übereinstimmt…

    • #2 Chris
      Juli 18, 2014

      Nö, ist doch recht deutlich zu lesen…

      • #3 rolak
        Juli 18, 2014

        jaja Chris, nach der Vergrößerifizierung. War auch keine Beschwerde, sondern Beschreibung meines Leseerlebnisses..