2 Affen
Mensch und Pferd

Mensch und Pferd, Foto: Der Autor selbst

>Körperwelten, das war doch dieser Typ mit dem Hut, der Leichen zu Kunst verwandelt hat<

Das mag vielleicht vielen einfallen, wenn sie das Wort Körperwelten hört. Seit 1995 gibt es die Wanderausstellungen, in denen plastinierte menschliche Körper/-teile gezeigt  werden. Etwa zu der Zeit habe ich eine der ersten Ausstellung besucht und bin auch seit dem etwas unschlüssig, was ich davon halten soll. Echte menschliche Embryonen in den verschiedenen Phasen ihrer Entwicklung – fand ich beeindruckend. Jeder kann sich selbst ein richtiges Bild davon machen, was sonst immer nur in politisch und religiös belasteten Runden hochtrabend diskutiert wird.

Giraffe von unten

Giraffe von unten, Foto: Der Autor selbst

Auch die echten Raucherlungen und der Vergleich zur gesunden Lunge, der Aufbau eines Herzens, eine „verkalkte“ Arterie – alles faszinierende und echte Anschauungsobjekte.

Aber dann waren da eben auch noch diese „Kunstwerke“, bei denen die menschlichen Körper arrangiert wurden. Teilweise recht eigenwillig, andere sehr skurril, und genau das war, denke ich, für manche Betrachter zu viel des guten. Diesen „Schubladen-Mann“ habe ich immernoch nicht wirklich verstanden.

Letztes Jahr war ich in der „aktuellten“ Körperwelten-Ausstellung und war recht enttäuscht, denn sie glich der aus den 90ern sehr. Der Schubladen-Mann war nicht mehr dabei, wohl aber ein kopulierendes Paar, welches auch das Verbot in Berlin mit ausgelöst hat. An den Wänden Poster mit teilweise philosophischen Texten, die zum Nachdenken anregen sollten…glaub ich.

Soviel zur Vorrede und der Grund, weswegen ich recht skeptisch war, was in den Körperwelten der Tiere auf mich zukommen werde.

Giraffe von der Seite

Giraffe von der Seite, Foto: Der Autor selbst

Um es kurz zu machen, es ist sehr faszinierend. Es beginnt mit einem Hai, bzw. dessen Gefäßen. Erst beim näheren Betrachten erkennt man das feine Geflecht aus Adern, an den Wänden riesige Film-Projektionen von Nat Geo Wild, dem Partner der Ausstellung. Überhaupt dominieren an den Wänden sehr spektakuläre Fotos und Filme aus dem Hause National Geographic.

Weiter geht es mit Knochen, ein menschliches Skelett und das eines Pferdes, recht nah nebeneinander. Jedem werden die Parallelen sofort ersichtlich – wir sind auch nur Tiere. Das Skelett einer Taube neben dem eines Strausses ermöglicht ähnliche Vergleichsstudien. Weitere Exponate zeigen plastinierte Hirsche (oder Antilopen?) in der Bewegung, wie sich die Muskeln dabei verändern, kann jeder selbst sehen.

In Bochum ist direkt neben der Treppe eine Giraffe ausgestellt, man kann hier also sehr schön die Anatomie aus der Nähe begutachten, von den Füßen bis hoch zum Kopf. Ob diese Giraffe jetzt wohl auch so einen Entrüstungssturm nach sich zieht?

2 Affen

2 Affen, Foto: Der Autor selbst

Schon synonym für den roten Faden der Ausstellung ist die Gegenüberstellung von Mensch und Gorilla.

Und dann kommt dieses Rind, bei dem die Flanken zu Flügeln hochgeklappt sind. Zudem ist die Gesichtsmuskulatur vom Schädel abgetrennt und dann separat am Schweif platziert… Ja, ich kann jetzt von der Seite, unter den Flügeln auf die Innereien gucken. Aber diese Inszenierung als Flügel, wie viele Kinder werden damit vollends irritiert?

Anschaulich ist dagegen der Blick in das Verdauungssystem einer Kuh.

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Die Flügelkuh, Foto: Der Autor selbst

Den Abschluss bildet der Elefant, zu Recht. Diese Masse an Muskeln, etwas abgelöst von den Knochen, es fesselt die Besucher. 3t hat Samba mal gewogen, als sie in einer OP verstarb und dann zur Plastination gespendet wurde. Auch das steht prominent am Eingang: Alle Tiere sind verstorben und wurden DANN gespendet. Kein Tier wurde für das Plastinieren getötet.

Wenn man von dieser Flügelkuh mal absieht, bin ich vollkommen begeistert.

Kuh von Innen

Kuh von Innen, Foto: Der Autor selbst

Und wie Gunter van Hagens Frau bei der Presse-Eröffnung sagte:

Samba, der Elefant

Samba, der Elefant, Foto: Der Autor selbst

Als Besucher kann man das Wunder der Natur spüren.

Und vielleicht verbessert dieser Einblick tatsächlich die Wertschätzung gegenüber der Natur.