Auf der hier schon angesprochenen Tagung war noch ein sehr interessanter Vortrag, der sich mit der Vermittlung von “Wissenschaft als solches” befasste. In der etwas sperrigen deutschen Übersetzung “Natur der Naturwissenschaft” geht es eigentlich um das Wesen der Naturwissenschaft. WIE forscht man eigentlich, wie kommt es zu einem Wissensgewinn, wie ensteht eine Theorie und daraus uU ein Gesetz.
Ich vermittel das in Workshops an Erzieherinnen und Grundschullehrer. Eigentlich können Kinder das von Natur aus, sie erkunden so ihre Welt. Sie entdecken etwas für sie Neues, probieren, variieren und wiederholen. Transferieren das Erlernte auf (vermeindlich) ähnliche Situationen, wiederholen…. Sowohl auf Soziales, Sprache, aber natürlich auch auf Naturwissenschaften. Ich habe schon einjährige gesehen, die gerade mal stehen konnten und für sich schon den Magnetismus entdeckt und erforscht haben. Aber ich drifte ab…
Die Rednerin, Prof. Dr. Christiane Reiners hat bei Lehramtsanwärtern gefragt, ob sie wirklich “forschen” können. Viele verstanden die klassischen Rezept-Experimente Man nehme dies, mache das, dann passiert das als Wissenschaft. Das Paradoxe sei ja, dass diese Personen demnächst selbst unterrichten werden und es ja irgendwie besser machen sollten. Daher haben sie sich auch noch die Lehrbücher angeschaut, die im Unterricht für Sek I und II Schüler genutzt werden. Auch hier gab es wenige Ideen, das Prinzip des Forschens zu vermitteln.
Passend dazu habe ich bei der RUB [ja, genau die] eine Pressemeldung gelesen, in der wirklich bahnbrechende Neuigkeiten aus der Bildungsforschung berichet werden:
“Selbst experimentieren macht im Schulunterricht mehr Spaß als nur zuschauen. In der Gruppe klappt es am besten. “
“Die Auswertung der Daten und Fragebögen zeigte, dass die Schüler, die das Video gesehen hatten, die geringste körperliche Stressreaktion zeigten und sich auch am wenigsten gestresst fühlten. Dafür waren sie allerdings auch zunehmend gelangweilt, und ihre Freude am Experiment sank währenddessen stark ab. „Diese passive Art des Unterrichts ist daher keine gute Option”
Ich gehe mal davon aus, dass es allen bekannt war, man es aber mit Cortisol-Messungen etc. noch einmal untermauern wollte.
Leider ist auch hier, so wie es sich aus der PM [Pressemeldung] liest, nur ein Kochrezept mit den Schülern nachgekocht worden, keine eigene Fragen der Schüler. Aber hey, man ist ja schon fast dankbar, dass die Schüler etwas selbst machen durften und nicht nur einen Film geguckt haben oder es gar im Buch lesen mussten….
Wenn ich mal so zurückblicke, in der Schule waren die eigenen, bei der RUB untersuchten Experimentier-Einheiten auch leider viel zu selten. Oft waren es die Referendare, bei denen wir selbst etwa mit
Bierschaum die e-Funktion hergeleitet haben (mit echtem Bier) und die damit frischen Wind in den Unterricht gebracht haben.
Ja, selbst in der Uni musste ich (zu) viele Rezepte nur nachkochen. Regelrecht eingebrannt hat sich (nur der Name) der Grignard-Reaktion. Selten wurden in den Praktika nur Fragen oder Aufgaben gestellt und wir Studies mussten uns selbst einen Weg suchen. Einer eigenen Frage aktiv forschend auf den Grund zu gehen, das war tatsächlich erst in der Diplomarbeit, wobei auch hier war die Frage eigentlich schon vorgegeben.
Wie sind Eure Erfahrungen, wie ist das Studium heute, wie sind Eure Lehrer / die Lehrer Eurer Kinder in Sachen Forschen?
Mir geht es NICHT um Lehrer-Bashing. Leider gibt es immer noch Mathelehrer, die nur Kinder zu stupidem Rechnen dressieren und Chemielehrer, die das Periodensystem auswendig lernen lassen. Aber solche Horror-Geschichten gab es schon in der
Feuerzangenbowle. Auch die Tatsache, dass Schule überhaupt stattfinden kann, ist ein
anderes, schon untersuchtes Thema.
Habt Ihr Beispiele, wie Kinder / Schüler / Studierende selbst aktiv forschen können / durften / mussten?
UPDATE:
Ich habe gestern im Radio ein kurzes Interview gehört, welches sehr schön das wissenschaftliche Arbeiten verdeutlicht hat. (Gedächtnisprotokoll)
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