Kurz gesagt, Rockstars und Wissenschaftler müssen ihre Karriere selbst in die Hand nehmen. Wortwörtlich. Sie sollten einen Langzeitplan verfolgen und alles dafür geben, ihr Ziel zu erreichen. Früher oder später werden sie sich mit Leuten messen müssen, die nur im Ehrgeiz überlegen sind. Und am Ende steht nur einer auf der großen Bühne. Professorenstellen sind genauso rar wie große Verträge bei einem Musiklabel. Es ist erstaunlich und traurig, wie lange manche Wissenschaftler (unter ihnen wahre Genies in ihrem Bereich) von einer Stelle zur nächsten wandern, ohne den entscheidenden Durchbruch zu schaffen.
Ein Teil der wissenschaftlichen Karriere ist mit Nebenjobs gepflastert, mit Wohngemeinschaften und dem Umzug zurück zu den Eltern. Wer Biologe wird, macht diesen Job meist nicht fürs Geld. Ohne Leidenschaft wird es schwierig, in der Uni Fuß zu fassen. Wer sich nicht für sein Fachgebiet begeistern kann, wird früher oder später die Uni verlassen, um nach einer Alternative Ausschau zu halten. Häufig ist das die Industrie, manchmal heißt es “Zurück an die Schule”. Die Alternativen sind in der Regel deutlich besser bezahlt als die Wissenschaftliche Mitarbeiterstelle. Genau wie bei Musikern, die den Traum der großen Karriere (Die Band, Elwood, die Band!”) an den Nagel hängen, um Musiklehrer oder Informatiker zu werden. Habe ich schon erwähnt, dass ein häufiger Abbruch des einen Studiums einher geht mit dem Beginn eines neuen? Vom Fachwissenschaftler zum Lehrämtler ist kein seltener Karriereplan.
Der Weg zur Professur (und darauf führt fast unweigerlich jede wissenschaftliche Karriere an der Uni hin) ist steinig, steil und führt an einem gruseligen Abhang entlang. Ein besserer Vergleich ist vielleicht eine Straße mit Wegweisern, die alle vom Ziel weg zeigen. Man braucht Ausdauer, Selbstbewusstsein und vor allem Überzeugung für sein Fach. Dies haben die wenigsten. Deshalb werden nur wenige Professoren. Und aus den gleichen Gründen gibt es im Verhältnis auch nur wenige Rockstars. Fragt mal in Hollywood, wie viele gescheiterte Bands auf jeden Bruce Springsteen fallen.
Es lohnt sich trotzdem
Die meisten “gescheiterten” Musiker, die ich kenne, beschreiben die Zeit auf der Bühne als die tollste ihres Lebens. Häufig hört man ähnliches von Wissenschaftlern, die sich für einen Absprung von der Uni entschieden haben. Die Fähigkeiten, die man als Biologe lernt, helfen einem überall. Frustresistenz, eigenständiges Arbeiten, Führungsqualitäten, kritische Selbstreflexion und die Fähigkeit, strukturiert und argumentativ schreiben zu können, werden in der Industrie genauso geschätzt wie an der Uni. Schlimmstenfalls verschwendet man Zeit, aber man gewinnt Erfahrungen, die das locker wieder wettmachen.
Ich stehe nach meiner Promotion ein wenig auf der Kippe. Mein Ziel ist es nicht, Professor zu werden. Aber ich liebe die Arbeit an der Universität. Nirgends sonst hat man so viel Freiheit, so viel Kooperation und so viele Möglichkeiten, jeglichen Fragen auf den Grund zu gehen, die einen interessieren. Ich spreche von der Universität mit Leidenschaft, aber diese Leidenschaft reicht bei mir nicht aus, um meine Nische unter den Forschern zu finden. In meiner momentanen Lehrstelle an der Uni arbeite ich über die nächsten Jahre mit an der Organisation des Studiums; ich unterrichte, aber ich halte Kontakt zur Forschung. Ich bereue es nicht, die wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen zu haben. Aber ich bezweifle, dass ich auf Dauer in der Wissenschaft bleiben werde.
Wäre ich noch am Anfang meine Unikarriere, würde Professor Greenfield mir wahrscheinlich folgendes raten: Nimm dir die Zeit, heraus zu finden was genau dich begeistert. Verfolge das Ziel und werde der oder die Beste in diesem Feld. Vorausgesetzt, du möchtest Rockstar werden.
Und für alle, die nun wie ich an einem Scheidepunkt zwischen der akademischen und der übrigen Welt sind, fragt euch, wie groß der Aufwand noch ist, bis ihr euer erstes großes Album produziert habt, und ob sich dieser Aufwand für euch lohnt.
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