Jedes Jahr gegen Ende Dezember feiern wir dass vor etwas mehr als 2000 Jahren, etwas mehr als 2000 km südöstlich von Wien eine Frau spontan schwanger wurde und niemand so genau wusste wer schuld ist.

In der Dr. House Weihnachtsfolge „Ihr Kinderlein kommet“ erleidet eine Frau ein ähnliches Schicksal. Sie – nach eigenen Angaben ebenso Jungfrau wie ihr Ehemann – stellt fest dass sie schwanger ist. Dr. House geht der Sache auf den Grund und kommt nach fünfmaligem Überprüfen der Testergebnisse zu dem  Schluss, dass in sieben Monaten eine waschechte Jungfrauengeburt ansteht. Seine Annahme: Spontane Kalziumausschüttung hat die Eizelle zur Teilung angeregt. Zeitgleich hat ein Defekt in der Zellteilung das Genmaterial verdoppelt, und somit auf das Level einer befruchteten Eizelle gehoben.

Klingt plausibel, oder? Kurz vor Weihnachten 2013 erschien eine Studie, laut der 0,5% der Amerikanischen Frauen angaben, selbst mindestens eine Jungferngeburt durchlebt zu haben. Künstliche Befruchtung nicht miteingeschlossen.

Der Fachbegriff für Jungfernzeugung lautet Parthenogenese – ein Phänomen das man tatsächlich bei mehreren hoch entwickelten Tierarten beobachtet hat. Die Angestellten des Henry Doorly Zoos in Nebraska waren sicherlich nicht unbeeindruckt, als ein weiblicher Hammerhai, der seit Jahren kein Männchen gesehen hatte – vielleicht als Protestaktion – einen Baby-Hai zur Welt brachte. Ein kleines Wunder, das leider Stunden später von einem Stachelrochen aufgespießt wurde. Keine Zeit für Weihrauch und Myrrhe.

Shark-Jesus

Unerwartete Fälle von Jungfernzeugungen kommen immer wieder vor, beispielsweise bei Truthähnen. Und wieso sollten Truthähne etwas können das wir nicht drauf haben?

Die Antwort liegt in der DNA. Mit Ausnahme der Gene die auf den Geschlechtschromosomen liegen, besitzt der Mensch jedes Gen zweimal – eine Kopie vom Vater, eine von der Mutter. Bei den meisten Genen werden beide Versionen abgelesen. Sollte eine Kopie kaputt sein, hat man also noch eine zweite als Backup.

Eine Ausnahme stellen Gene mit sogenannter genomischer Prägung (Imprinting) dar. Von diesen hat man zwar auch zwei Kopien, allerdings ist nur eine Kopie aktiv, entweder die väterlich- oder die mütterlich vererbte. Die andere Kopie ist stillgelegt und wird nicht abgelesen.

Weniger als 1% aller menschlichen Gene weisen genomische Prägung auf. Diese Prägung betrifft meist Gene, die bei der embryonalen- und frühkindlichen Entwicklung eine Rolle spielen. Sowohl menschliche Eizellen als auch Samenzellen enthalten prinzipiell alle Gene die notwendig sind um einen Menschen zu erschaffen. Aufgrund des Imprintings benötigt es aber sowohl ein väterliches, als auch ein mütterliches Genom, damit von allen Entwicklungsgenen auch eine Kopie vorhanden ist, die tatsächlich abgelesen wird. Diese Art des Imprintings einzelner Gene ist ein Alleinstellungsmerkmal von Blütenpflanzen und Säugetieren des Theria Taxons, zu dem auch wir gehören.

Wozu Imprinting dient ist noch nicht restlos geklärt. Es gibt aber Erklärungsmodelle (mit teils dramatischen Namen):

Die Eierstock Zeitbomben Hypothese

Sie besagt dass Imprinting entstanden ist um spontane Zellteilungen unbefruchteter Eizellen zu verhindern, weil das zur Tumorentwicklung führen könnte.

Eine populärere Erklärung bietet die Hypothese des Elterlichen Konflikts:

Diese ergibt sich aus zwei Beobachtungen, die viele Frauen und manche Männer im Laufe ihres Lebens machen müssen.

1) Schwangerschaft und Geburt sind für die Frau anstrengender als für den Mann. Es ist also im Interesse der Frau die Gene in den Eizellen zu inaktivieren, die das Wachstum des Embryos übermäßig fördern.

2) Männer haben keine Garantie, dass alle von der Frau zur Welt gebrachten Kinder wirklich die eigenen sind. Wenn man sich als Mann um Nachwuchs bemüht, macht es  aus Sicht der Evolution Sinn dafür zu sorgen, dass die Frau die meisten Ressourcen in das Gebären des eigenen Nachwuchses investiert – Der Mann inaktiviert in seinen Samen Gene die das Embryonalwachstum hemmen.
Die Konflikt Hypothese wir derzeit als die wahrscheinlichere betrachtet. Aber unabhängig davon welche zutrifft kann sich ein menschlicher Embryo nur dann entwickeln, wenn die genetische Information von Vater und Mutter bereitgestellt wird. Eine Eizelle die ihr genetisches Material spontan verdoppelt, hätte zwar die notwendige Erbinformation um einen Menschen hervorzubringen, einige Entwicklungsgene würden jedoch aufgrund des Imprintings nicht abgelesen werden können, sofern sie nicht von einem Vater beigesteuert werden. Imprinting wird dafür verantwortlich gemacht, dass man bei Säugetieren noch keine natürliche Jungferngeburt beobachtet hat.

Die Erklärung von Dr. House geht in die richtige Richtung. Intrazelluläre Kalzium Ausschüttungen in der Eizelle wären tatsächlich notwendig für die Entwicklung eines Embryos und theoretisch ist auch eine spontane Verdoppelung der Erbinformation nicht unmöglich. Diese wäre notwendig damit jedes Gen in der Eizelle zweimal vorliegt, wie im befruchteten Zustand. Das Imprinting macht der Sache aber einen Strich durch die Rechnung. Auch wenn alle Gene vorhanden sind und die Voraussetzungen für eine Schwangerschaft erfüllt wären, könnte sich kein Embryo entwickeln, der ausschließlich aus mütterlicher DNA besteht. Ohne zusätzliche Erbinformation mit väterlichem Imprinting spielt es das nicht.

Wer Dr. House kennt weiß, dass ihm solche Fehler nicht passieren. Es stellt sich heraus, dass er die Geschichte mit der Jungferngeburt nur erfunden hat, um der nervösen Ehefrau zu ersparen, ihrem Mann in der Vorweihnachtszeit beichten zu müssen wo das Baby tatsächlich herkommt. Eine fragwürdige Weihnachtsgeste, die wohl in die Hose gegangen wäre, wenn der Mann zuvor in einem Biologiebuch das Kapitel über Imprinting entdeckt hätte.

Die Umfrage laut der 0,5% der Amerikanischen Frauen angaben eine Jungferngeburt gehabt zu haben dürfte auch keine neuen Erkenntnisse liefern. Eher zeigt sie, dass Umfragen kein verlässliches Werkzeug sind –schon gar nicht Umfragen in Bezug auf Sex und Wunder.

Kommentare (37)

  1. #1 wahrheitsliebender
    9. Februar 2015

    Herr Moder, da ich hier im Forum für die theologischen Aspekte zuständig bin, nur soviel zur Jungfrauengeburt – wir müssen diesbezüglich realistisch sein/bleiben:

    Wenn der liebe/lebendige Gott, der das All am Beginn der Schöpfung aus dem Nichts ins Dasein gerufen hat, vor 2000 Jahren beschlossen haben sollte sich in die Menscheit zu inkarnieren, dann wäre nicht die Jungfrauengeburt das Problem/Wunder sondern völlig durchgeknallt/pervers/absurd/abwegig wäre es, wenn er dazu des Schwanzes eines dahergelaufenen Hanswurstes bedurft hätte.

    Und das er vor 2000 Jahren Mensch geworden ist, kann kein redlicher Charakter bestreiten, der sich 5 Minuten mit dem Leben, mit der Lehre, dem Reden, Handeln, Tun, seinem Tod, der Auferstehung und dem was diese Lehre seither in der Welt an gutem bewirkt hat, auseinandergesetzt hat.

    Gruß!

    • #2 Martin Moder
      9. Februar 2015

      Hallo!
      Ich stimme zu, wenn man davon ausgeht dass es einen Gott gibt der Wunder bewirkt, erscheint eine Jungferngeburt ebenso möglich wie alles denkbar andere. In dem Artikel möchte ich aber auf keinen theologischen Aspekt eingehen, sondern auf die Rolle des Imprintings bei der Parthenogenese. Der Seitenhieb auf die Jungferngeburt in der christlichen Tradition hat sich einfach aufgedrängt. Außerdem hatte ich das Bild vom Hammerhai in der Krippe im Kopf und das musste unbedingt raus!

      LG

  2. #3 CM
    9. Februar 2015

    Und das er vor 2000 Jahren Mensch geworden ist, kann kein redlicher Charakter bestreiten, der sich 5 Minuten mit dem Leben, mit der Lehre, dem Reden, Handeln, Tun, seinem Tod, der Auferstehung und dem was diese Lehre seither in der Welt an gutem bewirkt hat, auseinandergesetzt hat.
    Was nur die Menschen (innerlich) unwidersprochen lassen, die zulassen sich Ihrer Definition von Redlichkeit zu unterwerfen. Ich habe mir lange überlegt wieder mal auf so etwas zu antworten, doch: Sie mögen ja Wahrheit und Moral gepachtet haben, doch sollen Sie nicht dem Glauben verfallen, mit Ihrer oftmals zur Schau gestellten intellektuellen Unredlichkeit jemanden überzeugen zu können – es ist nur selten genug den Aufwand wert überhaupt zu antworten.

  3. #4 intergo
    9. Februar 2015

    @wahrheitsliebender

    Ich finde es schon heftig, dass ich mir von einem Menschen der an zitronenfaltende Zitronenfalter glaubt vorwerfen lassen muss, dass ich unredlich wäre.
    Erstaunlich ist es allerdings nicht, denn wer mit solcher wagemutiger Überzeugung an Göttchen glaubt, der glaubt natürlich auch anderes zu wissen, was er nicht wissen kann.

  4. #5 intergo
    9. Februar 2015

    Sorry, denn das Wichtigste blieb mir im dicken Hals stecken:

    Es ist immer wieder interessant Dinge zu erfahren von denen man noch nichts gehört hat. Vielen Dank für den sehr informativen Beitrag.

  5. #6 inge schuster
    Wien
    9. Februar 2015

    Gratulation!

    ein prächtiger Artikel!

    Vielleicht hätte Dr.House seine Interpretation auch noch mit der Feststellung untermauern sollen, daß möglicherweise auch die Eizelle den Maiglöckchenduft-rezeptor besitzt und damit im Wonnemonat “von selbst” Calcium ausschüttet. :-).

  6. #7 earonn
    9. Februar 2015

    Danke für den interessanten Artikel. Schade nur um den kleinen Hammerhai.
    Als Nicht-mal-Hobbybiologe hatte ich noch nie was vom Imprinting gehört, faszinierend, was so alles zu den “Bienen und Blümchen” dazugehört.

  7. #8 stboec
    9. Februar 2015

    Cooler Artikel, danke! War mir nicht bewusst, dass Imprtinting nicht so weit verbreitet ist…gibt’s ne clevere Idee, warum Blütenpflanzen das auch machen? Der elterliche Konflikt ist doch da auch nicht größer als bei Reptilien, zum Beispiel. Oder täusche ich mich?

    • #9 Martin Moder
      9. Februar 2015

      Hey!
      Warum sich Imprinting ausgerechnet bei Blütenpflanzen und Säugetieren findet ist mir nicht bekannt. Aber soweit ich weiß ist es in Pflanzen und Tieren unabhängig voneinander entstanden.
      LG

  8. #10 Hobbes
    9. Februar 2015

    Wie cool ist die Story mit dem Hai denn? Warum ist das denn damals an mir vorbei gegangen?

    Stachelrochen scheinen ja eine ernste Gefahr für die Wunder der Natur zu sein oder für diejenigen die uns diese nahe bringen wollen.

  9. #11 rolak
    9. Februar 2015

    Keine Zeit für Weihrauch und Myrrhe.

    Klasse!

    Der Rest allerdings ist auch nicht ohne 😉

  10. #12 Alisier
    9. Februar 2015

    Vielen Dank für diesen Post. Großes Kino.
    Vielleicht ein bisschen weniger devot gegenüber religiösen Querschlägern in Zukunft? Aber es ist selbstverständlich dein Blog.

  11. #13 Ludger
    9. Februar 2015

    Die Frage habe ich mir schon lange gestellt: warum gibt es keine Beobachtungen von Parthenogenese beim Menschen? Jetzt weiß ich es endlich. Allerdings gibt es viele Phaenomene am Genom, die durch eine Punktmutation gestört werden können wie z.B. die BRCA1 oder *-2 Mutation, die durch einen defekten Reparaturmechanismus zu einem hohen Brustkrebsrisiko führen. Frage: sind auch Störungen des Imprinting denkbar? Ich denke dabei an die sogenannten Dermoidzysten am Ovar (anderer Name: reife Teratome, Wortsinn: Wundergeschwülste), die Haare, Zähne und Augen enthalten können. Zum Leidwesen für Herrn “wahrheitsliebender” erklärt Imprinting allerdings nicht die Herkunft des Y-Chromosoms bei Jesus von Nazareth.

    • #14 Martin Moder
      9. Februar 2015

      Eine sehr gute Frage. Die Imprints werden in der Keimbahn der Eltern angelegt. Mir ist kein Fall bekannt, aber prinzipiell halte ich es nicht für unmöglich dass dabei Fehler passieren könnten, die Parthenogenese wahrscheinlicher machen.
      Interessant dazu vielleicht der Fall einer „quasi parthenogenetischen Maus“ namens Kaguya, die zwei Mütter hat, wobei von einer eine unreife Eizelle genommen wurde, deren genomische Prägung noch nicht etabliert war. Außerdem hat man einen Wachstumsfaktor künstlich hochreguliert, der sonst väterlicherseits aktiv ist. https://en.wikipedia.org/wiki/Kaguya_%28mouse%29
      Mit dem Y-Chromosom hast du natürlich Recht. Auf die Bibel angewendet wäre Jesus dann ein Klon von Maria gewesen.

  12. #15 smyier
    9. Februar 2015

    Danke für den informativen Artikel 🙂

    Leider wird der Lesegenuss durch deine katastrophale (fehlende) Kommasetzung etwas geschmälert.

    btw: °wahrheitsliebender° ist doch offensichtlich ein Troll

    • #16 Martin Moder
      9. Februar 2015

      Haha, habe gehofft dass es keiner merkt

    • #17 rolak
      10. Februar 2015

      keiner

      Nichts da, ich bemerke jeden KommaFehler – also Abweichungen davon, wo ich Kommata setzen würde bzw nicht. Da bei mir allerdings weniger Grammatik, als eher Ordnungsempfinden (auf daß diese Satzteile getrennt bleiben mögen) bzw Gefühl (hier würde eine kleine Pause beim Sprechen stattfinden und wohltun) den Ausschlag geben, ist dieses ‘Fehler’finden in keiner Weise aussagekräftig…

  13. #18 CM
    9. Februar 2015

    Natürlich ist “wahrheitsliebender” ein Troll. Aber ein auf seine Überlegenheit eingebildeter. Und ab und an, darf man ihm zeigen, dass es mit seiner Überlegenheit nicht weit her ist – nach dem Motto: Füttern, aber nichts Nahrhaftes.

  14. #19 z45
    9. Februar 2015

    @ wahrheitsverdrehender:

    abwegig wäre es, wenn er dazu des Schwanzes eines dahergelaufenen Hanswurstes bedurft hätte

    … oder die Gebärmutter einer dahergelaufenen … huch, nein, so kann man über die Gottesmutter nicht sprechen. Warum sprichst du also so über den heiligen Josef, sündiger Geist? In der Hölle wirst du brennen. Tue Buße und halte dich von diesem Blog fern.

    @ Moder: Die Hypothese des Elterlichen Konflikts scheint eine zu sein, die Voraussetzungen sozialer Art macht, was Partnerschaft und Kinderaufzucht angeht. Ist das Imprinting wirklich quer Beet bei allen Säugetieren der Theria gleich gestrickt, unabhängig von ihrem Sozialleben, und auch bei allen Blütenpflanzen? Oder gibt es Ausnahmen und Varianten, die auf andere evolutionsbiologische Strategien hindeuten?

    • #20 Martin Moder
      9. Februar 2015

      Hey!
      Die Konflikthypothese funktioniert auch ohne sozialen Kontext. Durch die Schwangerschaft muss eine Frau viele Nährstoffe hergeben, ist weniger mobil etc. Das ist ein enormer Ressourcenaufwand. Dafür hat sie die Garantie dass die Kinder die eigenen sind, wodurch es für sie Sinn macht möglichst alle Kinder zur Welt zu bringen und groß zuziehen. Für den Mann mach – aus Sicht der Evolution – nur die Aufzucht des eigenen Nachwuchses Sinn, darum mag er ihnen durch ein Imprinting einen Vorteil verschaffen. Den muss die Frau dann mit ihrem Imprinting kompensieren. Dieses Prinzip gilt auch für zweihäusige Pflanzen, also jene bei denen die Geschlechter getrennt sind.
      Das klingt wahnsinnig unromantisch und darwinistisch. Die Natur ist halt nicht von Disney.

  15. #21 bewitchedmind
    10. Februar 2015

    “Fälle von Jungfernzeugungen kommen immer wieder vor, beispielsweise bei Truthähnen.”

    Eher doch wohl bei Truthennen, oder? *hüstel*

  16. #22 rolak
    10. Februar 2015

    dass dabei Fehler passieren könnten, die Parthenogenese wahrscheinlicher machen

    Jetzt, da dies schwarz auf milchig zu Monitor gebracht wurde, wird das aufwachende Hirn von einer Frage nicht mehr losgelassen: Ist es bei unabhängigem elterlichen Imprinting nicht eher wahrscheinlich (unter der Annahme, daß es immer dieselben 1% betrifft), daß Konflikte auftreten, die eine erfolgreiche Vermehrung verhindern? Oder gibt es so eine Art EpigenetikSafetyRestore-Funktion, die im Falle eines Falles wenigstens eine von beiden Hälften wieder aktiviert?

    • #23 Martin Moder
      10. Februar 2015

      Meinst du dass Imprinting Defekte auftreten können, die lebensfähigen Nachwuchs verhindern?
      Durchaus denkbar. An sich ist das schwer zu erforschen, weil dabei kein Lebewesen dabei entsteht, das man untersuchen könnte. Aber es gibt Krankheiten, die auf fehlerhaftes Imprinting zurückzuführen sind. Z.B. Das Prader-Willi-Syndrom. Dabei tragen väterliche Gene einen Imprint, den auch die Mutter hat – es gibt also keine funktionale Kopie. Würde mich nicht wundern wenn es diesen Effekt auch bei anderen Genen gibt, bei denen gar kein lebensfähiger Nachwuchs entsteht.
      Eine EpigenetikSafetyRestore Funktion für Gene die einen Imprint tragen ist mir nicht bekannt.

      LG

    • #24 rolak
      10. Februar 2015

      einen Imprint, den auch die Mutter hat

      Ja, genau das meinte ich, Martin. Äüßerst praktisch, so eine intelligente QuasiSuchmaschine 😉 Danke!

  17. #25 Alisier
    10. Februar 2015

    Mir fallen in dem Zusammenhang immer gleich die Blattläuse ein, die sich, je nach Jahreszeit, fast ausschließlich auf Parthenogenese konzentrieren.
    Und dass Disney irgendwas mir Romantik zu tun hat, halte ich für ein Gerücht. Dass aber viele ihre Vorstellungen von Romantik aus den ganzen verlogenen Heititei-Filmchen haben, dürfte wohl leider stimmen.
    Ich finde das intensive Beobachten der Vorgänge in der Natur ganz wunderbar und das Nachdenken darüber ebenfalls. Die Gefühle, die sich dabei einstellen, sind vielleicht echter und romantischer als es sich viele vorstellen können.

  18. #26 Trottelreiner
    10. Februar 2015

    @z45:
    Hat hier irgendwer Jehova gesagt? 😉

    Ansonsten dürfte es diesen Konflikt selbst bei Spezies geben, die der, äh, “forced copulation” frönen.

    BTW, eine Möglichkeit, den Anteil eigener Gene in der Nachkommenschaft zu erhöhen wäre wohl die Paarung mit Verwandten, also z.B. Cousins oder Cousinen. Ist natürlich eine etwas riskante Strategie.

  19. #27 Trottelreiner
    10. Februar 2015

    @Rolak:

    Oder gibt es so eine Art EpigenetikSafetyRestore-Funktion, die im Falle eines Falles wenigstens eine von beiden Hälften wieder aktiviert?

    Ein entsprechender Mechanismus wäre wohl zu erwarten, immerhin haben ja beide Elternteile eine vom Vater und eine von der Mutter ge-imprintete(ähm, gibt es da irgendeine Richtlinie, wie solche Formen zu bilden sind?) Version erhalten, geben diese aber beide mit ihrem eigenen “imprinting” weiter. Aber wie das genau abläuft müsste ich nachsehen.

    • #28 rolak
      10. Februar 2015

      Falls es sie gibt, ist diese Funktionalität offensichtlich noch verbesserungswürdig, Trottelreiner.

      Erstaunlich, wie viele interessante, neugierig machende Abläufe es gibt, von deren Existenz jeweils bis vorgestern noch nicht einmal etwas gehört worden war…

  20. #29 Trottelreiner
    10. Februar 2015

    Wobei es nach wiki auch Formen der Parthenogenese gibt, bei denen die Meiose unterbleibt, die sogenannte apomiktische Parthenogenese.

    Bei der würde dann das “imprinting” keine solche Rolle spielen, wenn ich das richtig sehe.

  21. #30 Caracalla
    10. Februar 2015

    BTW – kurz zum Thema Jungfrauengeburt.

    Soweit ich mich in Sachen christlicher Religion auskenne, wurde Maria erst Jahrhunderte später posthum zur Jungfrau ernannt.
    Die Gründe dafür dürften offensichtlich sein – man wollte der Geburt Jesu halt einen mehr göttlichen und mystischen Anstrich geben -> siehe auch Marien-Verehrung.

    Ähnlich verhält es sich mit dem Zölibat, dem 24 Dezember und allen anderen religiösen Feiertagen.

  22. #31 Alisier
    10. Februar 2015

    @ Trottelreiner
    Apomiktische Parthenogenese? Gut recherchiert oder vom Fach? Ein Hybride meines Nicks macht dies auf höchst faszinierende Weise…..

  23. #32 Trottelreiner
    10. Februar 2015

    @Alisier:
    Äh, weder noch bzw. in beiden Fällen “jein”.

    Ich hab es zwar irgendwie geschafft, einen Abschluss als Biologe (oder “Biolloge”, in Anlehnung an einen ähnlich begabten Zauberer) zu bekommen, aber mit dem Thema hatte ich mich bis jetzt eher am Rande beschäftigt, und über meine Botanikkenntnisse schweigen wir lieber… 😉

    Und “gut recherchiert”, naja, ich hatte bei wiki unter “Parthenogenese” nach Varianten gesucht, nächster Artikel wäre “Klon” gewesen.

  24. #33 Trottelreiner
    10. Februar 2015

    @Caracalla:
    Ähm, es ist etwas komplizierter; die Jungfrauengeburt selbst findest du schon in einigen Evangelien, z.B. bei Matthäus, der schon im frühen 2. Jhdt. erwähnt wird (ob der erwähnte Text schon die Jungfrauengeburt enthielt, wäre dann ein anderes Thema):

    https://de.wikipedia.org/wiki/Jungfrauengeburt

    Wobei es allerdings immer wieder Gruppen gab, die sie ablehnten, z.B. die Ebioniten. Aber es sieht so aus als sei die Jungfrauengeburt schon relativ früh die Mehrheitsmeinung im Christentum gewesen.

    Wohlgemerkt, das betrifft allerdings nur Jesus selbst. Davon abweichend gibt es nämlich noch die Lehre der Immerwährenden Jungfräulichkeit Marias, d.h. das Maria auch nach der Geburt Jesu Jungfrau blieb (ähm, je nach Interpretation ergeben sich da diverse Fragen nach Jungfernhäutchen, Geburtskanal etc., die wir besser blasphemischen Witzen und ökomenischen Konzilen überlassen). Und diese Lehre hat sich wohl erst ein paar Jahrhunderte später durchgesetzt.

    Wobei sich die “immerwährende Jungfräulichkeit” mit einigen Bibelstellen zu beißen scheint, in denen von Jesu’ Geschwistern die Rede ist, wobei allerdings von ihren Verteidigern angemerkt wurde, daß damit auch andere enge Verwandte, z.B. Cousins gemeint sein könnten (ähm, bitte keine Witze über libanesische Cousins).

    Und selbst wenn Jesus Geschwister gehabt hätte, Maria und Josef also, um die Worte einer gewissen bayrischen Katholikin zu benutzen “geschnackselt” hätten könnte man sich ja eventuell darauf berufen, daß das nur ein Akzidenz wäre, der nichts über die Substanz aussagt, BTW, wie kommt ihr darauf das Neothomianismus Spätschäden hervorruft?

    Zum Thema Jungfrauengeburt selbst, das geht auf eine Stelle zurück, in der erwähnt wird, eine “alma” werde ein Kind gebären. Nun wird “alma” im Allgemeinen mit “junger unverheirateter Frau” übersetzt, was in bestimmten Gegenden des Mittelmeerraumes durchaus deckungsgleich mit “Jungfrau” ist (ähm, können wir wieder Witze über Libanesinnen und ihre Brüder unterlassen?). Entsprechend wurde das dann auch in der Septuaginta mit griechisch “parthenos”, also u.a. Jungfrau übersetzt (wobei ich eigentlich dachte das Wörter auf -os Maskulinum sind, aber falls hier jemand Altgriechisch kann…). Wogegen dann u.a. vom späteren Judentum angebracht wurde, das “alma” eben nicht “Jungfrau” hieße. Naja, wir haben ja seinerzeit(tm) lateinisch “dux” auch nie mit “Führer”, sondern nur mit “Anführer” übersetzt, entsprechend überlasse ich die weitere Diskussion dem dramatischen Clus…, äh, dem interreligiösem Dialog.

    Wie die verschiedenen Strömungen des “Second Temple Judaism” das in Bezug auf ihren Messias sahen lässt sich wohl nachträglich nicht mehr feststellen, interessanterweise ist das monotheistische (bzw. wohl zunächst henotheistische) Judentum wie wir es aus der Bibel kennen wohl erst nach dem Kontakt mit dem Persern entstanden, und da gibt es eine auf Jungfrauengeburt zurückgehende Erlösergestalt (wer Spaß hat, in der älteren Iranistik wird der Herr gelegentlich “der arische Heiland” genannt):

    https://de.wikipedia.org/wiki/Saoschjant

    Wäre also IMHO sehr spekulativ möglich, daß die Jungfrauengeburt schon vor Jehoschua Ben Joseph im einigen Varianten jüdischen Messiasdenken mitschwang, aber das ist wie schon gesagt meine private Spekulation, die mir wahrscheinlich diverse Iranisten, Aramäisten und andere Isten um die Ohren hauen würden.

    Zum Zölibat, das ist nicht einmal in allen Teilkirchen der römisch-katholischen Kirche gegeben, bei den Maroniten z.B. ist der untere Klerus im Allgemeinen verheiratet. Naja, wenn ich nicht agnosticher Katholik im lateinischen Ritus wäre, Vorteile gäbe es ja auch sonst

    Ähm, sorry für den Exkurs, und ich verspreche irgendwas gegen einen beginnenden mutmaßlichen Libanon-Fetisch zu tun.

  25. #34 Trottelreiner
    10. Februar 2015

    @rolak:
    Naja, ich habe mich vielleicht etwas unklar ausgedrückt; einen SafetyRestore wird es wohl nicht geben, bzw. wenn es ihn gäbe, wäre das die nächste Runde im intragenomischen Konflikt zwischen Mama und Papa.

    Ganz grundsätzlich muß ein Elter aber das “imprinting” irgenwie wieder entfernen können, sonst würde mit einer Wahrscheinlichkeit von (1 – 0,5[Wahrscheinlichkeit, daß das Chromosom des anderen Elters das andere “imprinting” hat]^23[haploider Chromosomensatz])*100 % mindestens ein Chromosom dasselbe “imprinting” haben (crossing over vernachlässigt). Eh, war die Rechnung richtig?

  26. #35 Caracalla
    11. Februar 2015

    @Trottelreiner

    Danke für die ausführliche Antwort aber sieh es mir nach, wenn ich mich jetzt nicht ebenfalls auf Bibelstellensuche begebe oder andere Quellen befrage – dafür sind mir die Jungfrauen dann doch nicht wichtig genug – besonders, wenn man bedenkt, dass die Ganze Geschichte um Jesus sowieso nur mehr oder weniger ausgedacht ist.

  27. #36 Trottelreiner
    12. Februar 2015

    @Caracalla:
    Kein Problem, ich sehe das Ganze auch eher als eine Übung in der Analyse historischer Quellen an. Lustigerweise wurde AFAIK ja der moderne Quellenkritikapparat eh anfangs für die Bibelexegese entwickelt…

    https://de.wikipedia.org/wiki/Historisch-kritische_Methode

    Merkwürdig nur, das Fundamentalisten diese Kulturleistung nicht häufiger betonen. 😉

    Wobei die Quellen in diesem Fall eben andeuten, das die Jungfrauengeburt relativ früh auftauchte, aber auch nicht unbedingt nahelegen, daß sie von Anfang an da war. Markus nennt sie z.B. AFAIK nicht.

    Zur “Immerwährenden Jungfräulichkeit”, da gibt es wohl gute Gründe, das die zumindest physisch nicht unbedingt gegeben war, siehe den “Herrenbruder” Jakobus:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Jakobus_der_Gerechte

    Der wirkliche “idiot ball” in der christlichen Theologie war dann ja IMHO der Streit um das Verhältnis der göttlichen und menschlichen Natur Jesu zueinander (frag nicht…) ziwchen Chalkedoniern, Nestorianern und Miaphysiten, insbesondere wenn sich eventuell die örtlichen Hooligans beteiligen (früher galten die Grünen als Miaphysiten, aber das wird momenatn wohl etwas bezweifelt):

    https://de.wikipedia.org/wiki/Nika-Aufstand

    Und um die Abschwenkung noch weiter zu führen, so tiefgreifend kann die Turkisierung in Istanbul nicht gewesen sein…

    https://www.spiegel.de/sport/fussball/fussball-dokumentation-istanbul-united-zeigt-ultras-auf-dem-taksim-a-994657.html

    Nette Thermen, BTW. 😉

  28. #37 Adent
    18. Februar 2015

    @toni/wahrheitsleugner

    Und das er vor 2000 Jahren Mensch geworden ist, kann kein redlicher Charakter bestreiten, der sich 5 Minuten mit dem Leben, mit der Lehre, dem Reden, Handeln, Tun, seinem Tod, der Auferstehung und dem was diese Lehre seither in der Welt an gutem bewirkt hat, auseinandergesetzt hat.

    Oh doch und wie man das kann oder unterstellen Sie mir etwa Unredlichkeit?