In einer aktuellen Publikation wurde diese Methode getestet, indem man ein Gen für reduzierte Pigmentation als Gene Drive in Fruchtfliegen eingebracht hat. Auch dieser Gen Abschnitt war so designend, dass er die zweite Gen Kopie (stark pigmentiert) mit sich selbst (wenig pigmentiert) überschreibt. Binnen kürzester Zeit waren so gut wie alle Nachkommen wenig pigmentiert, obwohl es der Fliege keinen Selektionsvorteil bringt. Ebenso würde sich diese „Mutagene Kettenreaktion“ einsetzen lassen um Schädlinge wieder sensitiv gegenüber resistenten  Pflanzen zu machen.

Mir ist bewusst dass Gentechnik – gerade in Österreich – ein sehr schwieriges Thema ist. Mit diesem Eintrag möchte ich nicht sagen dass Gene Drive Fraß Feinde die ultimative Lösung sind und unbedingt eingesetzt werden müssen. Natürlich habe ich die meisten Aspekte der Gentechnik hier nicht angesprochen (wer darüber diskutieren möchte – am 8. Oktober halte dazu einen Vortrag bei “Skeptics in the Pub” in Wien). Ich möchte lediglich darauf hinweisen dass es einen neuen, wie ich finde sehr spannenden Ansatz gibt um die Resistenzbildung zu reversieren.

Gentechnik ist ein junges Gebiet. Für viele Probleme die wir heute sehen werden sich Lösungen finden – es werden sich aber auch neue ethische und ökologische Fragen ergeben. Die Gene Drive Methode eröffnet neue Möglichkeiten und verlangt nach spezifischer Regulation. Ich möchte hier keine Grundsatzdiskussion zum Thema Gentechnik starten, das würde den Rahmen sprengen. Aber mich würde eure Meinung zu diesem Teilbereich interessieren: Sollte man die Gene Drive Technologie in den Gegenden mit resistent gewordenen Schädlingen einsetzen, um nicht wieder auf Spritzmitteln zurückgreifen zu müssen?

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Kommentare (19)

  1. #1 hampel
    30. Juni 2015

    Vielen Dank!
    Wie immer, sehr interessant.

    Gentechnik ist ein heißes Eisen, leider..

    Durch blinden Populismus a la GREENPEACE und Missverständnisse in der Allgemeinheit, wird erheblicher Druck aufgebaut. Druck, der freies Arbeiten und Denken in diesem Bereich erheblich erschwert, Fortschritt behindert und effektiv Menschenleben kostet.

    Ich denke, Ihre abschließende Frage lässt sich ohne Grundsatzdebatten nicht wirklich beantworten, aber spätestens JETZT sind diese Debatten notwendig und unvermeidlich. Es geht nicht nur um Schädlinge, sondern z.b. auch um den Kampf gegen Malaria und Co

    NZZ zum Thema

    Auch wenn ich Reason.com nicht immer zustimmen kann, fasst es der Blog gut zusammen:

    The usual luddites will strive mightily to scare policy makers into banning gene drives. But with the proper safeguards, the benefits clearly outweigh the possible downsides. To prove that, let’s go after malaria first.

  2. #2 Rainer Wanberger
    KARLSFELD
    30. Juni 2015

    So ein Schmarrn!!
    Wer bezahlt Dich damit du diese Lobrede schreibst?

    • #3 Martin Moder
      30. Juni 2015

      Monsanto, Big Pharma, die Illuminaten und die Reptilioiden.
      Sie danken dir für deinen konstruktiven Input.

  3. #4 Böx
    https://boexbooks.wordpress.com
    30. Juni 2015

    Danke für den Artikel! Diese Anwendung des CRISPR/Cas-Systems kannte ich noch nicht. Ich habe leider wenig Ahnung von Ökologie…man würde den Genpool der Schädlinge dadurch ja sehr stark einengen, zumindest in einem betreffenden Locus auf genau ein Allel. Kann man irgendwie abschätzen, welche Auswirkungen das in einem ökologischen Netzwerk hat? Kommt sicher auch auf das Gen an, das man manipuliert… Interessante Methode/Anwendung auf jeden Fall.

  4. #5 hampel
    30. Juni 2015

    Oo …q.e.d.

  5. #6 ulfi
    30. Juni 2015

    Das wird natuerlich dem Bauern schwer zu verklickern sein, dass er erst ein Jahr lang selber schaedlinge aussetzen muss, die er dann nicht wegbomben darf, weil sich sonst das Gen nicht vermehrt. Das bedeuted effektiv, dass ihm ein Jahr lang die Ernte weggefressen wird. Vielleicht laesst sich dies in eine Fruchtfolge einbringen, dass der Maiswurzelbohrer nur ausgesetzt wird, wenn der Bauer keinen Mais pflanzt, oder so. Aber wenn auf dem Nachbarfeld wieder genmodifizierter Mais steht, dann bringt das auch nichts, dann sind die ausgesetzten Tiere wieder kaputt.

    Effektiver waere natuerlich, wenn die kosten dafuer, resistent gegen das Gift zu werden, fuer den Schaedling so hoch waehren, dass in Abwesenheit des Giftes das Gen von selbst wieder raus selektiert wird. Dann braechte man nur 2 Genmodifizierte Pflanzentypen, die dann abwechselnd gepflanzt werden und waehrend das eine Gift von den Schaedlingen “erlernt” wird, wird das andere wieder vergessen.

    • #7 Martin Moder
      30. Juni 2015

      Die ausgesetzten Gene Drive Schädlinge wären selber sensitiv gegenüber den resistenten Pflanzen, sie würden die Ernte also nicht beeinflussen. Die Idee ist es, sie in einem Bereich auszusetzen in der die resistenten Pflanzen selbst nicht angebaut werden. Von diesem Reservoir aus würde sich die Sensitivität immer wieder in die GM-Feldareale verbreiten.

      Fruchtwechsel ist immer eine sinnvolle Idee. Die Tatsache dass das in den USA nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, hat die Resistenzbildung massiv beschleunigt. Wenn man Gentechnik einsetzen möchte, sollte man das in einem umfassenderen, landwirtschaftlichem Kontext machen der Fruchtwechsel und derartige Konzepte miteinschließt. Das wurde in den USA versäumt.

  6. #8 eh i
    30. Juni 2015

    wäre es nicht wünschenswert Ökologische Landwirtschaft zu betreiben ?!

    https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kologische_Landwirtschaft

    • #9 Martin Moder
      30. Juni 2015

      Spielt natürlich eine sinnvolle Rolle, in dem Sektor wird viel Wissen generiert bezüglich Fruchtwechsel etc.
      Biologische LW wird aber ein Nischenprodukt bleiben weil sie aufgrund ihrer geringen Land-Nutzungseffizienz nicht in der Lage ist die Welt zu ernähren, ohne sämtliche Waldflächen zu roden. Laut Club of Rome wird sich der Bedarf an Lebensmittel bis 2050 mindestens verdoppeln. Man muss es also schaffen die landwirtschaftliche Effizienz zu steigern und dabei Böden und Umwelt zu schonen. Eine nachhaltige Intensivierung also.
      Gentechnik alleine wird das vermutlich nicht schaffen aber – vernünftig eingesetzt – einen sinnvollen Beitrag leisten können.

  7. #10 bazille
    wien
    30. Juni 2015

    Nachdem ich der Frau Charpentier noch in der Bohrgasse über den weg gelaufen bin, sollte ich mich jetzt wirklich mal mit dem CRISP beschäftigen. Bislang hab ich es noch nicht ganz behirnt. Übrigens der Link zu “The mutagenic chain reaction…” ist nett, aber zum Pdf komme ich trotzdem nicht.

    • #11 Martin Moder
      30. Juni 2015

      Nature Veröffentlichungen sind ohne Uni Account leider kostenpflichtig. Vielleicht kann dir jemand von der Bohrgasse das Paper besorgen (habe dort übrigends meinen Master gemacht – leider ohne Charpentier zu treffen)

  8. #12 bazille
    wien
    30. Juni 2015

    leider ist zu lange her, das arbeitet niemand mehr den ich näher kenn. War ja auch 2003 fertig. Werds schon auftreiben

  9. #13 rolak
    30. Juni 2015

    luddites

    Eines der vielen Wörter, die ich via SciFi gelernt habe…

    ohne Uni Account

    der, was unglaublich oft übersehen wird, typischerweise auch mit einem Leseausweis für die jeweilige Unibibliothek einher kommt. In der gesamten Datenbasis (Köln) stimmt das 😉

  10. #14 inge schuster
    30. Juni 2015

    Der “Gene Drive” ist zweifellos eine ernstzunehmende Strategie! Allerdings müsste man die manipulierten Schädlinge dann nicht nur im Berteich der Maisfelder einsetzen – der Maiswurzelbohrer nimmt ja auch mit einer Reihe anderer Pflanzen vorlieb, auf denen er ansonsten ungehindert Evolution betreiben kann und so gegen das eine oder andere Bt-Toxin resistent werden kann.

    • #15 Martin Moder
      30. Juni 2015

      Prinzipiell ließe sich mit dem Gene Drive jede beliebige Sensitivität beibehalten. Man könnte auch mehrere zugleich einberingen.

  11. #16 Christian Thiele
    https://thielestierwelt.de
    1. Juli 2015

    Sehr spannendes Thema.

    Aber warum Fraßfeind auseinander schreiben? (Fraß-feind wäre auch okay.) Ich stolpere da beim Lesen immer wieder.

    • #17 Martin Moder
      1. Juli 2015

      Habe es anfangs intuitiv zusammen geschrieben. Aber Word war anderer Meinung und da gebe ich meistens klein bei.

    • #18 rolak
      1. Juli 2015

      Word war anderer Meinung

      Auch wenn es im Laufe der Jahrzehnte etwas besser geworden ist (war Frauenhaus→Bordell Legende oder Fakt? ka), ist dem Bauchgefühl schon nach einer halbwegs ordentlichen Schulbildung dringend Vorrang zu gewähren¹´² 😉

  12. #19 Dr. Webbaer
    3. Juli 2015

    Sollte man die Gene Drive Technologie in den Gegenden mit resistent gewordenen Schädlingen einsetzen, um nicht wieder auf Spritzmittel[] zurückgreifen zu müssen?

    Die sich anbietende Antwort ist vglw. klar:
    vielleicht.

    Insofern kann neben einem “It depends” zumindest kommentarisch nicht besser ergänzt werden als eine hier womöglich ungewollte ‘Grundsatzdiskussion’ anzustoßen.

    Die Gentechnik ist nämlich insofern problematisch, weil nicht gewusst, was getan wird.
    Weil das “Programm” unverstanden zu bleiben hat, das biologische, wobei die Biologie bereits sprachlich die Sicht (“Logie” (“Sprache”), “Theoretisierung”) auf das Leben meint.

    Klingt wohl ein wenig unfroh, hier in diesem WebLog, aber so ist es,
    MFG
    Dr. W (der sich ganz am Rande noch fragt, inwiefern hier Philosphen und Formalwissenschaftler mitwirken, bei sogenannten Gene-Drives)