Elektrosmog: Kann ein WLAN Router Gehirnschäden verursachen? Nur wenn man ihn über den Schädel gezogen bekommt. Das ist zumindest die Überzeugung eines Bekannten von mir. Er ist Universitätsprofessor im Bereich der Telekommunikation und gilt als Mobilfunkpionier. Bei einer Grillfeier hat er mir unlängst erzählt, dass er vor einigen Jahren als Gast in eine ORF Diskussionssendung eingeladen wurde. Es ging um elektromagnetische Strahlung und ihre möglichen Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Dabei wäre seine klare Position gewesen, dass Handystrahlung auf den Menschen keine gesundheitlichen Auswirkungen haben kann. Als er das den Sendungsverantwortlichen erklärt hat, haben sie ihn prompt wieder ausgeladen. Ironischerweise per Handy.
Neulich ist mir etwas Ähnliches passiert. Ich habe ein Interview für einen Österreichischen Fernsehsender geben. Es ging um ein Thema, das vielleicht die höchste „Neue Feinde / Minute Redezeit“ Rate aufweist: Gentechnisch modifizierte (GM) Lebensmittel. Ein unerschöpfliches Gebiet, zu dem man stundenlang reden könnte. In dem Interview ging es aber vor allem um einen konkreten Punkt – die gesundheitlichen Auswirkungen. Unabhängig davon was man von Gentechnik allgemein hält, es gibt ein paar Fakten die man festhalten kann und die ich auch beim Interview genannt habe.
– GM-Lebensmittel sind die mit Abstand am besten untersuchten Lebensmittel der Welt.
– Nach 20 Jahren GM-Lebensmittel ist kein einziger Fall bekannt, in dem ein Mensch dadurch gesundheitlichen Schaden erlitten hätte.
– Alleine in Indien gibt es jährlich über eine Million weniger Vergiftungsfälle unter Bauern, seit man schädlingsresistente GM-Baumwolle anbaut, die nicht gespritzt werden muss.
– Der wissenschaftliche Konsensus zugunsten der gesundheitlichen Unbedenklichkeit zugelassener GMOs ist überwältigend. Zu dem Schluss kommen u.a. die World Health Organization, die American Medical Association, die U.S. National Academy of Sciences, die British Royal Society und jede andere angesehene wissenschaftliche Einrichtung, die sich mit dem Thema beschäftigt.
Aber das darf man nicht sagen. Vor kurzem habe ich eine E-Mail erhalten, in der man sich für die Aufzeichnung bedankt. Leider wird sie nicht ausgestrahlt, mit der Begründung es habe ihnen nicht gepasst, „dass wir auf die gesundheitliche Unbedenklichkeit von GMOs hingewiesen haben“.
Zumindest sind sie ehrlich. Eventuell werde ich in Zukunft nach jedem Argument „Aber man sollte nicht Gott spielen“ anhängen, um niemanden zu verärgern. Ich habe festgestellt, dass viele Leute ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Entwarnende Stimmen haben es in den Medien viel schwieriger sich Gehör zu verschaffen, als welche die den Teufel an die Wand malen. Das macht eine vernünftige, öffentliche Diskussion sehr schwierig.
Ich denke dass die Kluft zwischen wissenschaftlichem Konsensus und öffentlicher Meinung in der Gentechnik stark mit der medialen Verzerrung zusammenhängt. Ich erinnere mich an den großen medialen Aufschrei, als 2012 eine Studie des Französischen Forschers Gilles-Eric Séralini behauptet hat, gentechnisch veränderter Mais würde Krebs in Ratten verursachen. Ziemlich jede Zeitung hat darüber überwiegend unkritisch berichtet. Bis heute bekommt man die Studie an den Kopf geworfen, wenn man behauptet die zugelassenen GMOs wären gesundheitlich unbedenklich. Dass sie 2013 aufgrund der katastrophal schlechten Methodik zurückgezogen wurde, wissen die wenigsten. Es wurde ja auch von kaum einer Zeitung erwähnt – wie gesagt, entwarnende Stimmen sind uninteressant. Sogar der ORF hat 2014, also nachdem die Studie zurückgezogen wurde, eine furchtbar unkritische Dokumentation über die Séralini Studien ausgestrahlt. Dabei werden interessante Infos verschwiegen, z.B. dass Séralini Berater für die pseudowissenschaftliche Firma Sevene Pharma ist, für die er mitunter eine Studie zur „Entgiftung“ von dem Spritzmittel Roundup durch homöopathische Pflanzenpräparate gemacht hat. Ebenso wenig wurde erwähnt dass manche seiner Studien von Greenpeace finanziert wurden und dass seine Methodik (winzige Versuchsgruppen eines Rattenstamms, von dem man weiß dass er spontan Tumore entwickelt) absolut unbrauchbar ist. Dieses Käseblatt hat keinerlei wissenschaftliche Aussage, aber die Botschaft „GMOs verursachen Krebs“ steckt seitdem in den Köpfen vieler Menschen – obwohl keine seriöse Studie jemals etwas in diese Richtung gefunden hat.
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