Heute Morgen bin ich von einem Ausflug nach Hainburg an der Donau zurückgekommen. Dort haben Angehörige meines Instituts drei Tage lang die Zukunft ihrer persönlichen Forschung besprochen. Am letzten Abend gingen die meisten sehr spät ins Bett. Geplant war eigentlich ein unterhaltsames Abendprogramm mit anschließender Musik. Stattdessen hat sich unter den rund 40 teilnehmenden Genetikern spontan eine Diskussion ergeben, die bis spät in die Nacht fortgeführt wurde. Es ging vor allem um die Veränderung des menschlichen Genoms. Was kann derzeit gemacht werden, was wird in naher Zukunft möglich sein und was soll überhaupt gemacht werden dürfen?
Wer heute eine Methode lernt um das Genom zu verändern, kann damit rechnen, dass es in 6 Monaten schon wieder eine effizientere gibt. 2013 erschien die CRISPR/Cas9 Technologie, die es extrem vereinfacht hat, Gene zu verändern. Seitdem wurden alle paar Monate Methoden veröffentlicht, die das System noch genauer arbeiten lassen. Die letzte erschien erst Ende Jänner und verhindert, dass versehentlich die falschen Gene verändert werden könnten.
Allmählich beginnen die ersten Regulationsbehörden vorsichtig damit, die Anwendung von CRISPR an Embryonen für Forschungszwecke zu gestatten. Derzeit ist es nirgendwo erlaubt CRISPR behandelte Embryonen in eine Frau einzusetzen. Aber möglich wäre es bald. Da sind sich ziemlich alle einig, die auf dem Gebiet arbeiten. Uneinigkeit herrscht lediglich darüber, ob es gemacht werden soll oder nicht. Diese Uneinigkeit unter den Forschern war auch bei der Diskussion gestern Abend stark zu spüren und Jennifer Doudna, eine Mutter der CRISPR Technologie, meint selbst, wir sollten uns erst einmal hinsetzen, tief durchatmen und überlegen was wir überhaupt tun möchten, bevor wir weitermachen.
Vor zwei Wochen durfte ich am Science Day einer Schule erzählen, warum es noch nie eine spannendere Zeit gab, um Genetiker zu sein. CRISPR war dabei nur ein Thema von vielen. Ich habe beschlossen meine Vorträge in Zukunft öfters zu filmen, um sie mit mehr Leuten teilen zu können.
Minute 8 – 19: CRISPR & Embryonen
Minute 19 – 29: Gentherapien & Genomsequenzierung
Minute 29 – 34: Krankheitskompensierende Mutationen
Minute 34 – 42: Epigenetik
Ab Minute 42: Fragen & Antworten
Vermutlich bin ich nicht ganz unvoreingenommen. Ein Physiker würde wohl sagen, dass es noch nie so spannend war, Physiker zu sein und vermutlich wird 100 Jahre später ein Physiker genau das gleiche behaupten. Aber dass sich unsere Fähigkeit Genetik zu nutzen, in den letzten Jahren rasant verbessert hat, ist unbestritten und was in 10 Jahren möglich sein wird, kann niemand wirklich abschätzen.
Wo würdet ihr eine Grenze ziehen? Embryonen? Jurassic Park?
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