Ich dachte immer, es nur oben ohne und eingeölt auf eine Titelseite zu schaffen. Aber das Profil hat meinen Artikel zur Grünen Gentechnik auch so zur aktuellen Coverstory des Magazins gemacht.
In der gleichen Ausgabe findet sich ein Beitrag von Stefan Uttenthaler, der erklärt, warum er nach 18 Jahren seine Spendentätigkeit für Greenpeace einstellt. Science Blog Kollege Ulrich Berger hat Stefans Beitrag online gestellt, damit wirklich jeder in den Genuss des Textes kommen kann. Zusammenfassen lässt er sich damit, dass Greenpeace, neben all den großartigen Dingen die sie tun, durch ihre dogmatische Ablehnung der Grünen Gentechnik, großen Schaden verursachen. Eben noch fordern über 100 Nobelpreisträger Greenpeace diesbezüglich zum Umdenken auf und jetzt auch noch der Brief von Stefan. Dazu musste sich die Gentechnik Sprecherin von Greenpeace Österreich natürlich äußern, ebenfalls nachzulesen im aktuellen Profil.
Ich möchte hier weder meinen Text zusammenfassen, noch versuchen den Streit zwischen Greenpeace und Stefan zu schlichten. Aber einen Punkt in dem Schreiben von Greenpeace fand ich so inkonsequent, dass ich mich dazu äußern muss.
Der offene Brief der Nobelpreisträger wird von der Greenpeace Sprecherin händewinkend abgetan: “Die UnterstützerInnen des Nobelpreisträgerbriefes haben wichtige Leistungen in ihren Feldern erbracht, und Greenpeace respektiert ihre Meinungen. Aber nur wenige von ihnen haben in Bereichen gearbeitet, die mit dem Thema Gentechnik verbunden sind.”
Prinzipiell eine akzeptable Haltung, aber dann sollte man damit zumindest konsequent sein. Weiter schreibt die Sprecherin nämlich: “Es gibt keinen wissenschaftlichen Konsens, dass Gentechnikpflanzen sicher sind. Diese Aussage wird von mehr als 300 WissenschafterInnen unterstützt, welche die ENSSER Petition unterschrieben haben.”
Hier sind sie also, die tapferen 300, die im Gegensatz zu den Nobelpreisträgern sagen können, ob genetisch verändertes Saatgut sicher ist oder nicht. Und in der Unterschriftenliste kann man sogar ihre Qualifikationen betrachten. Da hätten wir z.B. Herrn Hansen aus den USA, der wie viele andere Listenunterzeichner als einzige Qualifikation angibt, über einen PhD Titel zu verfügen. Oder Mr. Leon Olive, dem mexikanischen Philosophieprofessor. Nicht zu vergessen Frau Kuebler, deren Qualifikation es ist, Doktor der Rechtswissenschaften zu sein.
Alles legitime Gentechnik-Experten? Ich würde ihnen diesbezüglich ja gerne vertrauen, aber wenn ein Petitionstext Studien wie „Long term toxicity of a Roundup herbicide and a Roundup-tolerant genetically modified maize.“ von G.E. Séralini zitiert, bekomme ich so meine Zweifel am Expertentum der Unterzeichner. Wer wissen möchte warum, kann sich dazu gerne diesen Vortrag von mir, Minute 12-19 ansehen
Ganz ehrlich, eine Petition, die nur 300 Unterschriften sammelt, obwohl die Angabe, einen PhD Titel zu besitzen, als Qualifikation ausreicht, ist in meinen Augen gescheitert. Beeindruckend wären 300 Wissenschaftler, die mithilfe ihrer Forschungsergebnisse, die vielfach belegte Sicherheit der zugelassenen GVOs infrage stellen könnten. Doch das gelingt ihnen nicht. Ich traue mich zu behaupten, dass Greenpeace diese Petition ebenso händewinkend abgetan hätte wie den Brief der Nobelpreisträger, wenn sie ein Gentechnik-freundliches Fazit gezogen hätte. Aber wenn man schon einen Beliebtheitswettbewerb daraus machen möchte, sollte man zumindest auch die andere Seite erwähnen. Beispielsweise die 276 wissenschaftlichen Institutionen, die sich für die Sicherheit und Sinnhaftigkeit des gentechnisch veränderten Saatguts aussprechen. Dazu zählen die Europäische Kommission, die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die größte wissenschaftliche Gesellschaft der Welt (AAAS) und viele andere:
Gentechnisch veränderte Lebensmittel sind die mit Abstand am besten untersuchten Lebensmittel der Welt. Der Konsensus bezüglich ihrer Sicherheit ist deshalb auf einer Ebene mit dem, dass der Mensch den Klimawandel vorantreibt. Man kann ja gerne irgendwelche Firmeninteressen bei gentechnisch verändertem Saatgut kritisieren. Aber wenn Greenpeace behauptet, es gäbe keinen wissenschaftlichen Konsensus zur Sicherheit von Gentechnikpflanzen, haben sie von den rund 2.000 GMO-Studien wohl nur die ersten fünf überflogen.
Wer mehr dazu wissen möchte, kann sich entweder das aktuelle Profil besorgen, oder meinen Vortrag von der letzten Skeptiker Konferenz ansehen:
Kommentare (77)