Mit einer großen Eröffnungsveranstaltung im Berliner Congress Centrum (BCC) beginnt am 28. September 2010 der 48. Deutsche Historikertag. Der größte geisteswissenschaftliche Kongress Europas mit rund 3000 Teilnehmern steht in diesem Jahr bis zum 1. Oktober unter dem inhaltlichen Motto „Über Grenzen” und findet an verschiedenen Orten in der deutschen Hauptstadt mit einem Schwerpunkt in und rund um die gastgebende Humboldt-Universität zu Berlin statt.

Bei der Auftaktveranstaltung sprechen unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der amerikanische Botschafter in Deutschland Philip D. Murphy zu den anwesenden Historikern, Geschichtslehrern, Fachjournalisten, Studierenden und Schülern. Der Historikertag wird traditionell vom Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) und dem Verband der Geschichtslehrer Deutschlands (VGD) ausgerichtet.

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Mit dem Motto „Über Grenzen” präsentiert sich die Geschichtswissenschaft auf mehreren Ebenen zwischen Antike und Zeitgeschichte: Zum einen bezieht sich der Schwerpunkt auf territoriale Grenzen, die durch Migrationsprozesse überwunden, aber auch durch politische Entscheidungen verändert oder nivelliert werden können.

Nicht zuletzt können Grenzen überschritten werden durch Invasion, Okkupation und Deportationen. Zweitens haben Grenzen immer auch eine zeitliche Dimension: Das Motto lädt ein, über Epochengrenzen, über die Frage von Zäsuren und Kontinuitäten, über Anfänge und Ende historischer Narrative sowie über Generationalität neu nachzudenken.

Drittens steht der symbolische Charakter von Grenzen zur Diskussion. Wie werden Inklusion und Exklusion geregelt, wie werden normierende Grenzen gezogen, Grenzen zwischen den Konventionen, jenseits derer der Nonkonformismus liegt? Wie werden kulturelle Codes als Grenzen formuliert und verbindlich gemacht, wo verlaufen die Grenzen zwischen Kollektiv und Individuum? Solche und andere symbolische Grenzen sind nicht a priori gegeben, sondern werden in sich verändernden historischen Situationen immer wieder neu ausgehandelt.

Viertens schließlich sollen auch methodische Fragen des Faches thematisiert werden. Neuere Ansätze wie die postcolonial studies, die neuere transnationale Geschichte oder die histoire croisée haben die Grenzen der Nationalstaaten aufgebrochen. Ein Verzeichnis der 75 Fachsektionen und Sonderveranstaltungen ist in diesem Zusammenhang unter www.historikertag.de/Berlin2010/index.php/programm abrufbar. In diesem sind ebenso die Termine des kulturellen Rahmenprogramms sowie des Doktorandenforums und der Veranstaltungen speziell für Schüler zu finden.

An dieser Stelle starten wir jetzt das begleitende Blog zum Historikertag mit aktuellen Informationen rund um den Kongress. In den nächsten Wochen wird es hier Vorberichte zu besonders interessanten Veranstaltungen geben und ab 28.9.2010 wird natürlich live aus Berlin gebloggt.

Mehr Infos findet man auch auf:

Kommentare (1)

  1. #1 Christian Reinboth
    September 10, 2010

    Ein verspätetes Willkommen auf den ScienceBlogs (auch wenn die beiden Haupt-Autoren hier ja schon lange selbst bloggen). Ein Kongress-Blog finde ich als Experiment ganz interessant und freue mich schon auf die ersten “historischen” Beiträge…