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Eine Untersuchung am MIT zeigt, wie kulturelle Prägungen das Sehen beinflussen. Psychologisch ist erwiesen, dass Amerikaner einzelne Objekte eher unabhängig von deren Umgebung wahrnehmen. Asiaten dagegen sehen Dinge in der Menge und berücksichtigen eher den Kontext.

Das Team um John Gabrielli stellte sich nun die Frage, ob diese Unterschiede sich auch in den Gehirnaktivitäten nachvollziehen lassen. Dabei stellte sich heraus, dass Asiaten mehr Aufmerksamkeit aufbringen müssen, um absolute Urteile zu fällen, während Vergleiche ihnen leicht fallen. Das umgekehrte gilt für Amerikaner. Je stärker die Identifkation mit der betreffender Kutur ausfiel, desto deutlicher trat dieser Effekt auf.

“Wir waren überrascht, wie stark die Unterschiede zwischen den beiden kulturellen Gruppen ausfielen. Und auch darüber, wie weit sich die in Anspruch genommenen Zonen im Aufmerksamkeitszentrum des Hirns ausdehnten, als es darum ging, Urteile jenseits der kulturellen Gewohnheit zu fällen”, erklärte Trey Hedden, einer der beteiligten Forscher.

Hier auf ScienceBlogs gibt die Pädagogin Monika Armand zu bedenken, dass die Unterschiede auch auf den Gegensatz zwischen einer rein zeichenhaften und einer Bilderschrift zurückzuführen sein könnten.

Kommentare (2)

  1. #1 Franziska
    Februar 13, 2008

    Das ist ja wahnsinnig interessant! Jetzt frage ich mich natürlich, wie wir Euroäer die Dinge wahrnehmen!?

  2. #2 Monika Armand
    Februar 20, 2008

    Wahrnehmungspsychologen und Neurowissenschaftler vertreten die Auffassung, dass Wahrnehmung einerseits angeboren und andererseits durch Lernprozesse geprägt und verändert wird. In diesem Falle ging es lediglich um die Wahrnehmung von Zeichen, d.h. Quadraten mit eingezeichneten Linienstrukturen. Die Studie bezog sich ausschließlich auf diese Form der Wahrnehmung. Man weiß von Kleinkindern, dass sie bildhaft denken und dass das bildhafte Denken nach Schuleintritt zunehmend “zeichenorientiert” wird. Sie lernen das ABC, die Buchstaben symbolisieren Laute. Asiaten hingegen “schreiben” in einer Bildersprache. Diese Schrift ist entstanden aus “Bildern” der entsprechenden Objekte. Es wird nun davon ausgegangen, da die Bildersprache bei Asiaten auch nach Schuleintritt durch die “Bilder-Schriftzeichen” weiter intensiv geübt wird, dass deren Bildwahrnehmung dadurch auch nach Schuleintritt genau und präzise bleibt. Die kindliche “Bildvorstellung” muss dort nicht zugunsten einer abstrakten “Zeichensprache” aufgegeben werden, weswegen dann Asiaten in bildbezogenen Tests – wie oben erwähnt – automatisch anders vorgehen und dann auch anders abschneiden als Europäer und Amerikaner. D.h. würde man diesen Test mit Vorschulkindern machen, dürfte es vermutlich kaum zu großen Unterschieden kommen.

    Aus meiner Sicht kann und sollte dieses Ergebnis wiederum auch nicht allzusehr verallgemeinert werden, denn es betrifft nur einen kleinen Ausschnitt der gesamten menschlichen Wahrnehmung…..