Der nächste Beitrag kommt bald, aber um die Zeit bis dahin zu überbrücken und um einen nahtlosen Übergang von unserem alten Blog zu gewährleisten, stelle ich hier inzwischen einfach meinen letzten Beitrag
nocheinmal ein. Zugegeben – ein weiterer Grund ist, dass das mein
bisher längster und aufwendigster Beitrag war… Vielleicht stößt er ja
bei ein paar neuen Lesern auf Interesse, und unsere Stammleser ersuche
ich noch um ein wenig Geduld!
==============================================
Seit
Rolf Froböses quantenesoterisch angehauchtes Büchlein über die „geheime
Physik des Zufalls” auf dem Markt ist, findet der interessierte
Websurfer zu diesem Werk gleichzeitig sowohl begeisterte Zustimmung wie
auch heftige Ablehnung. In letztere Kategorie ist wohl unser Beitrag vom 19. April einzuordnen. Obwohl noch keine zwei
drei Monate alt, ist dieser Beitrag heute der mit Abstand am öftesten
abgerufene dieses Blogs. Hiermit beuge ich mich dem Quotendruck und
greife dieses Thema nocheinmal auf. Sozusagen als Ergänzung zu unserem
Posting vom April sollen hier sowohl die Vorgeschichte zu Froböses
neuestem Buch als auch die Nachwehen, die der dahinter stehenden
PR-Feldzug ausgelöst hat, etwas näher beleuchtet werden. Beides spielt
sich zum Großteil im Internet ab, und ich verspreche: Wer sich für
handgestricktes Guerilla-Marketing begeistern kann, der findet in der
folgenden Chronologie sicher die eine oder andere Anregung.
Kapitel 1: Schauplatz Wikipedia – Angriff der 217er-Klonkrieger
Vor fast genau zwei Jahren, am 31. Mai 2006, macht sich ein Anonymus aus dem IP-Raum 217 über die Wikipedia her. Innerhalb kurzer Zeit versucht
er etwa 14mal, Froböses eine Woche zuvor erschienene Buch „Fußball,
Fashion, Flachbildschirme” beim Wikipedia-Artikel zum Stichwort
„Flachbildschirm” einzustellen. Jedesmal wird dies als Werbespam wieder
gelöscht. Gleichzeitig versucht derselbe Anonymus, Froböses „Lust und
Liebe” Buch als Literaturtipp bei mindestens elf anderen Stichworten
einzutragen. User Saibo beschwert sich über den Werbespam und verdächtigt dabei Froböse selbst.
Drei Tage später meldet sich aus dem IP-Raum 217 Rolf Froböse
selbst zu Wort. Er klagt darüber, dass diverse links auf sein Buch
„Lust und Liebe”, die er selbst gesetzt hatte, entfernt worden waren.
Es gehe ihm nicht darum, gezielt Werbung … zu betreiben, er wolle dem interessierten User vielmehr über Portale wie Lifegen.de Auszüge kostenfrei zur Verfügung … stellen.
Weitere drei Tage später outet sich der eifrige Anonymus vom 31. Mai als „Dipl.-Ing. Bernd Haunthal”,
angeblich Kunststoffingenieur aus Berlin. Haunthal ist allerdings
vermutlich wieder nur ein Pseudonym – das deutsche Telefonbuch kennt
keinen einzigen Haunthal. Herr Haunthal, der sich sehr höflich und
gewählt ausdrückt, beschwert sich über die Löschungen seiner Buchtipps
und empfiehlt einen Blick auf die positiven Amazon-Rezensionen. Am
selben Tag wird von einem User Hansele eine Sperre von „Haunthals” IP gefordert, was auch vorübergehend durchgeführt wird.
Im Jahr 2007 ist Froböse verstärkt auf dem Hobbyjournalistenblog namens „Readers Edition” zu lesen. Unter den vielen Artikeln
des Wissenschaftsjournalisten wimmelt es geradezu von solchen, in denen
seine eigenen Bücher verlinkt, zitiert oder offen angepriesen werden.
Aber die Readers Edition hat auch keinen Ruf zu verlieren – Wikipedia
dagegen schon.
„Dipl.-Ing.
Haunthal” meldet sich nie wieder. Dr. Froböse dagegen taucht 2008
wieder in der Wikipedia auf. Zuerst nur indirekt. Am 14. Februar 2008 versucht
ein Anonymus aus dem 217er IP-Raum, Froböses Buch „Die geheime Physik
des Zufalls”, das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht erschienen ist,
als Literatur zum Stichwort „Zufall” einzutragen. User Pjacobi macht
die Werbung rückgängig. Daraufhin wendet
sich Froböse selbst an Pjacobi, mit der Bitte, den Hinweis auf sein
neues Buch nicht zu löschen. Nachdem dieser der Bitte nicht nachkommt,
wird er von Froböse zu seinem wissenschaftlichen Hintergrund befragt.
Zwei Tage später meldet sich ein angeblicher „Dr. René Geiger” aus dem IP-Raum 217 in der Diskussion zum Stichwort „Synchronizität” mit einer höflichen und in gewählte Worte gekleideten Beschwerde. Er habe als Rezensent ein Vorabexemplar von „Die geheime Physik des Zufalls” erhalten und dieses bemerkenswerte neue Werk
in die Literaturliste eingefügt. Das sei gleich darauf gelöscht worden.
Er ersuche darum, dies zu unterlassen. Nachdem User Camul dem Ersuchen
nicht nachkommt, wird er von „Dr. Geiger” zu seinem akademischen Hintergrund befragt.
Etwa zur selben Zeit wird von einem Anonymus aus dem IP-Raum 217 ein Artikel zum Stichwort „Rolf Froböse” angelegt.
Dort werden sämtliche Werke von Froböse aufgelistet, darunter auch
jenes geheime Physikbuch, das noch gar nicht am Markt ist. Und dort
dürfen diese Bücher nun auch endlich stehen bleiben. Eifrig wird der
Artikel von einem 217er Anonymus ausgebaut. Am 19. Februar kommt das
Kapitel „Auszeichnungen” hinzu. Dort wird der „Literaturpreis des Fonds
der Chemischen Industrie” aus dem Jahr 1987 eingefügt. Der Fonds der Chemischen Industrie selbst dagegen behauptet
ganz frech, 1987 diesen Preis an einen Herrn Padeken verliehen zu
haben. Drei Monate darauf wird der Literaturpreis aus dem
Froböse-Eintrag wieder entfernt.
Ein paar Wochen
herrscht Ruhe. Dann kommt im März 2008 „Die geheime Physik des Zufalls
– Quantenphänomene und Schicksal” auf den Markt. Beim Stichwort
„Schicksal” trägt ein anonymer 217er am 28. März Froböses neues Buch ein.
Dort bleibt es unbemerkt stehen, bis ein garstiger Wiener Skeptiker es
zwei Monate später löscht. Ein Weblink eines anonymen 217ers zu
Froböses Buch taucht am 12. April beim Thema „Quantenverschränkung” auf, ein anderer link desselben Anonymus eine Woche danach unter „Quantenphysik”.
Mitte Mai scheitert ein Löschantrag
zum Artikel „Rolf Froböse”, den User „Rat” wegen des Verdachts auf
Selbstdarstellung eingebracht hatte. Froböse hat mehr als vier
Sachbücher geschrieben und erfüllt damit die Wikipedia-Kriterien für
einen eigenen Artikel.
Obwohl der Löschantrag bereits abgelehnt wurde, schaltet sich am 18. Mai ein anonymer 217er in die Diskussion
ein. Der Anonymus drückt sich wie alle 217er sehr gewählt aus. Weil
User „Rat” auf meinen Blogeintrag verlinkt hat, hält ihm der Anonymus
entgegen, die dogmatische Skeptikerbewegung sei keine seriöse
Quelle. Als ich selbst mich ebenfalls einschalte, beginnt er mit
ad-hominem Attacken. Eine an mich persönlich gerichtete Pöbelei ändert er nachträglich, um die GWUP als Adressat darzustellen.
Der Anonymus
verfügt über detailliertes Wissen zu den Kommentaren zum WELT-Online
Artikel von Froböse. Froböse selbst habe ihm diese telefonisch und per
e-mail mitgeteilt, berichtet er. Auch die einschlägigen Anti-GWUP
links, mit denen Claus Fritzsche Herrn Froböse zu Hilfe gekommen war, hat er alle parat.
Kapitel 2: Der Kommentator und seine Helferlein
In den Kommentaren zu meinem Blogeintrag taucht zur selben Zeit ein Anonymus mit genau derselben IP Adresse auf. Er nennt sich hier „Erwin Schmieder”
und gibt eine gefälschte e-mail Adresse an. Nach einem kurzen Geplänkel
mit anderen Kommentatoren wendet er sich wieder mit einem Ausbruch
gegen die GWUP an mich. Diesmal stellt er einen Text in den Kommentar, der angeblich wiedergibt, was die Enzyklopädie unter anderem über die GWUP schreibt.
Tatsächlich stammt das Zitat aber von der Diskussionsseite eines
anonymen Wikipedia-Benutzers, der in Fritzsches Linksammlung enthalten
ist.
Eine Woche darauf taucht ein anonymer 217er in Sven Keßens Blog
„Begrenzte Wissenschaft” auf. Sven hatte wiederholt auf die seltsamen
Vorgänge rund um Froböses Marketinghype hingewiesen. Der Anonymus nennt
sich bei ihm „Randolph Blommel” und gibt ebenfalls
eine gefälschte e-mail Adresse an. Wie alle 217er ist er zumindest
anfangs ausgesucht höflich und sehr wortgewandt. Wie alle 217er
echauffiert er sich schnell, wenn er nicht kriegt was er will.
Obwohl „Randolph”
ein seltener Vorname ist, haben bereits zwei Namensvettern von Herrn
„Blommel” beim WELT-Online Artikel ihre verbalen Auslassungen
hinterlegt. Ein „Randolf Krüger” beschimpft dort etwa jenen Kommentator, der auch „Erwin Schmieder” ein Dorn im Auge ist. Und ein „Randolf Börncke”, angeblicher Diplom-Physiker, der sich auch sehr gewandt ausdrückt, singt ein Loblied auf den Froböse-Artikel. Dabei assistiert ihm ein gewisser „Dr. Erwin Giesebrecht” nicht minder wortgewandt, der von Froböses Buch sehr angetan war und auf die renommierten Physiker hinweist, die doch dort genannt würden. Im selben bereits hinlänglich vertrauten Stil bejubelt ein „Gerd Herborn” Froböses Buch. Ein „Mertin Emmerich” hat sich den geschliffenen PR-Stil in seiner Lobrede auf Froböses Buch ebenfalls zu eigen gemacht, und auch die Worte von „Walter Greve” klingen irgendwie vertraut.
Der „WebReporter” namens „Gerd Harz” der auf der shortnews-Webseite stets die neuesten Froböse-Werbetexte einstellt und dabei in gewählten Worten lobpreist, wird von seinen eigenen Kommentatoren von Mal zu Mal schärfer kritisiert. Derweilen hat es Froböse selbst auch nicht leicht. Da fliegt z.B. sein liebevoll geposteter Beitrag wegen Werbespams aus einem Ahnenforschungs-Forum, obwohl doch das Wort „Familienwappen” darin vorkam. Auf Oanas Esoterikseite ist ihm das nicht passiert. Auf der tvforen-Webseite wiederum scheitert ein „Gerwin Stark” mit Froböse-Spam.
Kapitel 3: Quantenmystik wird in die WELT gesetzt
Was dann geschah, ist unseren Stammlesern bereits bekannt. Mitte April erschien an dieser Stelle eine herbe Kritik
des Inhalts mehrerer Artikel, die Rolf Froböse quer durchs Internet
gestreut hatte, um sein „Die geheime Physik des Zufalls” zu bewerben.
Kritik vor allem daran, auf welch penetrante Art und Weise sich dieser
PR-Feldzug seine Weg bahnte. Was damals noch fehlte, war eine Kritik
des Inhalts des Buches selbst, soweit dieser nicht bereits durch die
einschlägigen Buchauszüge bekannt war.
Im Gegensatz zu
seinen früheren Sachbüchern, die bei einem anerkannten Verlag
erschienen waren, veröffentlichte Froböse sein neuestes Büchlein bei
„Books on Demand” (BoD). BoD produziert die Exemplare einzeln auf
Bestellung und wird gerne von Autoren genutzt, deren Werke sonst
niemand verlegen will. Da ich das Buch immer noch nicht gelesen habe,
wird es davon an dieser Stelle auch diesmal keine eigene Rezension
geben. Das ist aber inzwischen auch längst nicht mehr notwendig. Es
existieren nämlich mittlerweile einige aufschlussreiche Rezensionen des schmalen Bändchens, die einen gemeinsamen Tenor haben.
Der
vorherrschende Eindruck ist, dass der Autor offenbar lediglich mit
vielen Anekdoten und etwas Quantenmystik die anschwellende
Esoterikwelle abzureiten versucht. Dies noch dazu mittels einer
seniorenfreundlich groß gedruckten Textmenge, die in einem gängigen
Format keine 100 Seiten füllen würde.
Dass ein Autor
aus dem Zusammenhang gerissene Zitate von berühmten Physikern in seinen
Text montiert, um den Leser einzuschüchtern und sich gegenüber Kritik
zu immunisieren, zeigt lediglich, dass er die tricks-of-the-trade der
PR beherrscht. Dass ein Wissenschaftsjournalist nicht fähig ist, zwei
Paragraphen über das Phänomen der Quantenverschränkung zu formulieren,
ohne dabei eklatante faktische Fehler einzubauen, ist ärgerlich. Dass
er dabei aber auch noch ungeniert einen ganzen Paragraphen plagiiert,
ist schlicht und ergreifend eine Frechheit.
Im April 2008 sind die Printmedien an der Reihe. Den Beginn macht die Kölnische Rundschau, wo Froböse unter dem Titel “Es gibt ein Jenseits” sein Buch bewirbt. In der Berliner Morgenpost heißt sein PR-Artikel “auf der Spur der Seele” und in der Sächsischen Zeitung läuft die Eigenwerbung unter “Physiker auf Suche nach dem Jenseits”.
Der Gipfel der
Unverfrorenheit war erreicht, als Froböse einen Auszug aus seinem
Büchlein unter dem Titel “Die Seele gibt es wirklich” den Lesern der WELT
als Wissenschaftsberichterstattung verkaufte. Dieses plumpe und allzu
durchsichtige PR-Manöver schlug in der Blogosphäre einige Wellen.
Als erstes reagiert Sven Keßen (ehemals kamenin) von Begrenzte Wissenschaft, dann amüsiert sich auch Malte Welding. Katja Schwab schließt sich auf ihrem Psychologieblog der Kritik an und Lars Fischer von Abgefischt kreiert im Kommentarteil die schöne Wortschöpfung vom „Deppen-Syllogismus“, die raschest Verbreitung findet. Andreas Grögel von cimddwc verarbeitet die Quantenverdummung in seiner Esoterik-Satire und auch Jörg Rings vom Timeblog steigt in die Froböse-Schelte ein. Sven Keßen legt anlässlich des in der WELT vebreiteten Unsinns noch einen aufklärenden Artikel über die „spukhafte Fernwirkung” nach. Einen Nachschlag gibt es auch noch auf cimddwc und schließlich äußert sich auch Marc Scheloske von der Wissenswerkstatt ziemlich unverblümt über die Farce. Björn Haferkamp vom Philoblog sowie der chefarztfrauliche:beobachter tun es ihm gleich und am Ende folgt auch Thomas Heichele vom Philosophieblog mit einer Analyse.
Am 29. April veröffentlicht der Humanistische Pressedienst eine aktualisierte Version meines Blogbeitrags, die kurz darauf als „seelisches Quanten-Voodoo” auch auf dem Brightsblog wiedergegeben wird.
Froböse entblödet
sich nicht und ruft doch tatsächlich höchstpersönlich beim
Agenturleiter des Humanistischen Pressedienst an, um die Entfernung
meines Beitrags zu veranlassen. Als seinen Wünschen nicht nachgekommen
wird, droht er rechtliche Schritte an. Das ruft sogar die
Blogbeobachter von Radio Fritz (RBB) auf den Plan, die mich zu einem Kurzinterview bitten.
Kapitel 4: Die Wissenschaftspressekonferenz als Werbeplattform
Wer jetzt denkt,
nach dieser Welle von Kritik würde Froböses PR-Maschinerie einen Gang
zurückschalten, der irrt gewaltig. Am 9. Mai erscheint eine überaus positive Rezension
des Froböse-Buches in einem Medium mit eher beschränkter Reichweite,
der Onlineausgabe der Bad Honnefer Wochenzeitung. Bei genauerem
Hinsehen entpuppt sich die angebliche Rezension wieder einmal als
aufgemotzter Buchauszug. Als Autor der Ergänzungszeilen fungiert hier Christian Preuß von SINNfrisch, einer Medienagentur, die unter anderem „Ihre eigene Kolumne” in der Onlineausgabe der Bad Honnefer Wochenzeitung feilbietet.
Der Auftritt in
Bad Honnef dürfte ein Probegalopp für einen größeren Wurf gewesen sein.
Vier Tage darauf erscheint nämlich eine überaus peinliche Lobhudelei
auf Froböses Buch auf der Webseite der Wissenschafts-Pressekonferenz
(WPK), die auch postwendend von Froböse selbst wieder zustimmend
zitiert wird. „Warum auch nicht?” könnte man denken, die WPK ist
schließlich so etwas wie der Berufsverband der
Wissenschaftsjournalisten.
Seriöser Wissenschaftsjournalismus
hat im allgemeinen die Aufgabe, verständlich über wissenschaftliche
Themen zu berichten und dabei die Spreu vom Weizen zu trennen. Froböses
Buch ist eindeutig Spreu, was die Frage aufwirft, wie diese Rezension
auf die Webseite der WPK gelangen konnte. Die Rezension scheint aber
nicht nur wegen des unkritisch glorifizierenden Inhalts auf der
WPK-Seite etwas deplatziert. Sie hebt sich auch rein optisch von allen
anderen dort erschienenen Buchtipps ab. Während diese nämlich meist aus
kurzen Zweizeilern bestehen, ist die Lobesrede auf Froböse
vergleichsweise ausufernd lang, was unter anderem daran liegt, dass
hier zum wiederholten Male ein Auszug aus dessen Buch an eine Handvoll
einleitende Sätze angehängt wurden. Diese Rezension ist im Gegensatz zu
allen anderen Buchtipps auch mit dem Namen des Autors versehen, Vlad Georgescu.
Georgescu ist wie
Froböse Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor, im Gegensatz zu
Froböse aber Mitglied der WPK. Georgescu ist auch jener freundliche
Kollege, der eine Woche zuvor auf Amazon seine erste und einzige Leser-Rezension
eingestellt hatte. Fünf Punkte gab es dort für das „grandiose Werk” von
Froböse. Georgescu ist aber auch Inhaber der zum Verkauf stehenden
Webseite LifeGen.de, die am 1. April das Interview
mit Froböse führte, das später dutzendfach und stets „exklusiv” zu
Werbezwecken kopiert wurde. Als Interviewer stellte sich Georgescu
damals höchstpersönlich zur Verfügung. Interviewpartner Froböse
wiederum sitzt laut Impressum von LifeGen in dessen Redaktionsteam.
Einen munteren Rollentausch
gibt es einen Monat darauf bei der Readers Edition, wo Froböse den
Interviewer spielte und Georgescu antworten und dabei sein eigenes Buch
bewerben darf. Dass das Interview bereits ein Jahr zuvor geführt wurde,
spielt dabei keine große Rolle. Es bleibt abzuwarten, ob auch jenes
Interview, das Froböse im Vorjahr mit Georgescus Koautorin
und LifeGen-Kollegin Marita Vollborn geführt hat, und in dem gleich
zwei Bücher von Georgescu/Vollborn hintereinander genannt werden, eine
Neuauflage erfährt.
Während das
LifeGen-Team sich also munter selbst interviewt, bringt die PR-Aktion
auf der WPK-Webseite der Wissenschafts-Pressekonferenz einige hämische
Kommentare ein. Außer von mir selbst stammen diese von Sven Keßen (mehrfach) und aus der Wissenswerkstatt. Auch Wissenschaftsjournalistin und WPK-Mitglied Beatrice Lugger von den scienceblogs wundert sich, und Lars Fischer muss sich ein wenig fremdschämen.
Die WPK reagierte auf mehrere Anfragen zu diesem Thema mit dem
lapidaren Kommentar, sie hätte die ihnen angebotene Buchrezension auf
ihrer Webseite eingestellt, ohne darüber viel zu diskutieren. Ja,
diesen Eindruck erweckt die unnötige Aktion tatsächlich.
Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die derzeit sieben Leserbewertungen von Froböses Buch auf Amazon.de, auf die Sven Keßen bereits in einer Fußnote hingewiesen
hat. Zwei Leser haben bescheidene zwei Punkte vergeben, doch fünfmal
findet sich die Höchstnote von fünf Punkten. Der erste Rezensent, ein „Hans-Heinrich Koch“, hat in Summe drei Bücher bewertet, alle innerhalb von zehn Tagen Anfang April. „The Secret” bekam von ihm fünf Punkte, offensichtlich ein Esoterikfreund. Der zweite Rezensent, der sich „Thunderstorm”
nennt, hat bisher fünf Bücher bewertet. Alle fünf Bücher bekamen von
ihm die Höchstnote und alle fünf Bücher sind entweder von Rolf Froböse
oder von Vlad Georgescu (mit-) verfasst. Ähnlich verhält es sich mit „Hans Klein“,
der zwei Bücher von Froböse, ein Buch von Georgescu und zur Abrundung
wieder „The Secret” rezensiert und mit der Höchstpunktezahl bewertet
hat. Am Ende tritt Vlad Georgescu höchstpersönlich
als Leser-Rezensent auf und lobt in seiner einzigen Amazon-Rezension
das „grandiose Werk” seines Kollegen. Ein solcher Zufall ist wohl nicht
einmal mehr durch „geheime Physik” zu erklären.
Kapitel 5: Readers Edition – The show must go on
Rolf Froböse macht derweilen munter weiter und platziert bei der Readers Edition einen grotesken Beitrag unter dem Titel Verstorbener ‚erschien’ Teilnehmern einer Trauerfeier.
Diese jüngste Variante seiner Buchwerbung wird selbst von den nicht
gerade verwöhnten Readers-Edition-Lesern mit der miesesten Bewertung
versehen, die dort seit längerem zu finden ist. Froböse verweist hier
auf die Georgescu-Rezension auf der Homepage der „renommierten
Wissenschafts-Pressekonferenz” und Partner Georgescu mutiert in seinen
Worten zum ehrfurchterweckenden „Quantenchemiker”.
Heftig wird es, als sich Froböse in die Diskussion
unter seinem traurigen Trauerfeier-Artikel einklinkt, um in einer
emotionalen Aufwallung sämtliche dort versammelte Kritiker der
Quantenesoterik als organisierte Skeptiker zu schmähen. Immerhin lässt
er sich aber auf eine Diskussion mit „Franky” ein, vor dem er im
Kommentarteil zu meinem Blogeintrag fünf Wochen zuvor bereits die Flucht ergriffen hatte.
Die jüngste Buchauszugswerbung von Froböse steht bei Readers Edition unter dem Titel „Kommissar Zufall” in der Wissenschaft.
In den Kommentaren dazu kritisiert Froböse wie üblich seine Kritiker.
Es dürfte nicht der letzte Buchauszug gewesen sein, den uns Herr
Froböse serviert, auch wenn der Neuigkeitswert der Zufallsesoterik
rapide abnimmt.
Gleichzeitig werden die Foren weiter mit Froböse-Werbung überschwemmt. Ein neu angemeldeter User namens “Herbertkl” wirft einen Buchwerbungslink ins geistigenahrung-Forum.
Auf Kritik reagiert er mit Anti-GWUP-links. Derselbe “Herbertkl”
eröffnet mit demselben Buchwerbungslink gleich vier threads
nacheinander im kijiji-Forum. Alle vier werden von den Moderatoren als Eigenwerbung gesperrt.
Kapitel 6: Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?
Ein interessantes
Phänomen lässt sich beim Vergleich auffallender Sprachmuster in den von
den oben zitierten, teilweise anonymen, Verfassern von
pro-Froböse-Texten erkennen, die allesamt aus dem IP-Raum 217 kommen.
Wie bereits erwähnt, heben sich diese Texte in ihrem Stil und
Sprachduktus allesamt deutlich von den üblichen flapsigen
Internet-Kommentaren ab. Sie sind in jenem gefälligen Ton gehalten, den
man aus der PR-Branche kennt. Die Verfasser dieser Texte treten fast
ausnahmslos nicht wie im Internet üblich unter einem „nickname” auf.
Sie verwenden Vorname-Nachname-Kombinationen, die wie Klarnamen
erscheinen, dies aber in den meisten Fällen nicht sind.
In einigen Fällen
zeigen die anonymen Texter auffallend übereinstimmende Stilelemente. So
gelten etwa Wörter in Blockbuchstaben im Internet als „schreien” und
werden von erfahrenen Internetnutzern vermieden. Was das für die
Autoren der folgenden Auszüge aus zwei Amazon-Rezensionen und einem
Welt-Online-Kommentar bedeutet, sei der Fantasie des Lesers überlassen:
Vlad Georgescu:
… geradezu als logische Schlussfolgerung der Physik ansehen MUSSTEN.
„Hans Klein”:
… ein Buch, das ich in einem Stück durchlesen MUSSTE!
„Mertin Emmerich”:
wird gezeigt, dass ein Jenseits existieren MUSS!!!
Ein weiterer ins
Auge springender Punkt ist eine eigentümliche Inkonsistenz in der
Rechtschreibung, an der einige der anonymen PR-Texter leiden. Die neue
deutsche Rechtschreibung hat bekanntlich die ß-ss-Schreibung
vereinheitlicht. Ein kurzer Selbstlaut verlangt nach einem „ss”,
während ein „ß” nur nach einem langen Selbstlaut steht. So sieht es
sehr nach einem „geheimen Zufall der PR” aus, wenn man in einer Reihe
ansonsten beinahe fehlerloser Texte stets inkonsistente
Wortkombinationen wie diese findet:
Autor —— richtig —— falsch
Kommentare (14)