Es geht wieder einmal um den ORF. Das ist der mit dem Bildungsauftrag. Sie wissen schon, öffentlich-rechtlich undsoweiter. In letzter Zeit schien das Motto aber eher Bullshit statt Bildungsauftrag zu lauten. Und das setzt sich gerade fort, sowohl heute als auch morgen. Aber hübsch der Reihe nach:
0:1 – Aus den unzähligen Beiträgen zur “Kinderuni” wählte der angebliche Qualitäts-Radiosender des ORF, also Ö1, ausgerechnet den Hahnemann-Hokuspokus, den Peter König den Kindern weismachen wollte, um ihn landesweit auszustrahlen.
Sehr gescheite Menschen haben herausgefunden, dass das Wasser auch eine Information speichern kann. Das Wasser merkt sich sozusagen die Information von den Globuli.
Das übliche Wassergedächtnisgesülze also. Gut, dass der kleine Jakob nicht nach den Quellen für dieses “Wissen” gefragt hat, weil dann hätte der große Peter wahrscheinlich recht dumm aus der Wäsche geschaut.
0:2 – Homöopathie alleine reicht anscheinend nicht. Eine ganze Serie muss her. Befund und Befinden nannte sie Ö1, und dann kam es richtig grauslich:
kinesiologische Muskelspielchen, Orthomolekularquatsch,
Osteoanthropocraniosakralayurvedischeblablabla. Die
bedeutungsschwangere Sprecherstimme las ohne Mundwinkelzucken auch den
größten Käse vom Blatt, und alles war so sanft, sanft, sanft! Nein,
spezifische Wirksamkeit war kein Thema, das wär ja glatt was
wissenschaftliches und dann müsste man Worte wie “randomisiert” in den
Mund nehmen, ist ja völlig unzumutbar, aber danke der Nachfrage.
0:3
– Volksverdummung zur Sommerzeit war gestern! Vergangenen Sonntag war
bereits Herbst, und das Gedächtnis des Volks ist viel zu kurz, also
musste die Volksverdummung aufgefrischt werden. Wie Stammkommentatorin Rose (gute Besserung!) mitteilte, war unser alter Bekannter, der Steinkreisbastler und Straßenentstörer Gerhard Pirchl bei Vera exklusiv
zu Gast und durfte dort wieder einmal die Pendelhand schwingen. Er
bezeichnet sich jetzt anscheinend als “Geophysiker”, was etwa so ist,
als würde Vera Russwurm sich “Bundespräsidentin” nennen, aber ich
sollte hier nicht den Teufel an die Wand malen…
0:4 –
Heute um 21:00 Uhr nachts gibt es bei ORF-Kooperationspartner 3sat die
Erstausstrahlung einer angeblichen Dokumentation über Wasser zu sehen.
Betitelt ist sie mit “Unser Wissen ist ein Tropfen” und zu sehen gibt es offenbar alte und neue Hüte aus der Wasseresoterik – brennendes Wasser, denkendes Wasser, lebendes Wasser, unterbrochen von ein paar wenigen seriösen Einsprengseln. Unser Wissen ist ein Tropfen?? Euer Wissen ist ein Topfen!!
Macher der “Doku” ist ein gewisser Dr. Hans Kronberger.
Wie bitte?!?
Ja, doch, genau! Jener Hans Kronberger, der jahrelang die PR für Granderwasser machte. Jener Hans Kronberger, dessen Job es war, der Welt darzulegen, dass pseudowissenschaftlicher Unfug
aus dem esoterischen Winkerl ruhig ein paar tausend Euro kosten darf,
wenn man nur fest genug daran glaubt. Jener Hans Kronberger, der
gemeinsam mit Granders “Forschungsleiter” Johannes Larch “Fortbildung” für Physiklehrer machen darf. Jener Hans Kronberger, über den die Wiener Zeitung im Zusammenhang mit dem Esoterikkreuzskandal schrieb:
Insbesondere der Journalist und Umweltpublizist Hans Kronberger (von
1996 bis 2004 auch FPÖ-Abgeordneter zum Europäischen Parlament), der
schon 1996 “Auf der Spur des Wasserrätsels” (so der Titel seines in elf
Sprachen übersetzten Buches über das “Granderwasser”) wandelte,
leistete hierzu entscheidende Beiträge, darunter später auch einen Film
über die “immer größer werdende Familie der Granderanwender”. Nicht
auszuschließen, dass Kronberger, der auch als Stifter eines
Umweltpreises für Journalisten namhaft wurde, seinerzeit den Anstoß für
die Ehrenkreuz-Verleihung gab.
Als Partner irgendwie auch noch mit dabei ist der Uranus-Verlag, so eine Art Kronberger-Grander-Haus-und-Hof-Verlag. Was das alles zu bedeuten hat, ist klar: Die gesamte Pseudodoku ist offenbar nichts weiter als ein verkapptes Grander-Werbevideo.
Nun ist es freilich jedermann und -frau unbenommen, Werbevideos als Dokus zu tarnen
und sie im Freundeskreis vorzuführen oder auch auf auf youtube
einzustellen. Aber muss gleich der gesamte
öffentlich-rechtlich-deutschsprachige Sendebetrieb seinen
Gebührenzahlern sowas ins Auge drücken? Offenbar ja. Die Produktion war
vermutlich ausnehmend kostengünstig zu haben…
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