Der ehemalige Industriejournalist und nunmehrige Buchautor Dr. Rolf Froböse hat wieder einmal zugeschlagen. Diesmal ist es die “Quantenmedizin”, die ihm als Lockruf für potentielle Käufer seines aktuellen Büchleins dient. Und das verspricht wie immer eine Menge Humor, wenn auch unfreiwilligen. Wer die Froböse-Saga noch nicht kennt, der sei hier kurz aufgeklärt:
Rolf Froböse hatte nach Jahren der mehr oder weniger erfolgreichen Publikation von populärwissenschaftlichen Büchern erkannt, dass er zweifellos noch mehr Käufer gewinnen könnte, wenn er die öde Wissenschaft in seinen Werken gegen peppige, pseudowissenschaftlich untermauerte Esomystik austauscht und sich eines – sagen wir mal – weniger präzisen Umgangs mit Fakten befleißigt. Diese Erkenntnis bescherte uns letztes Jahr die “Geheime Physik des Zufalls” und dieses Jahr den “Lebenscode des Universums”. Berühmt wurde Froböse aber nicht durch diese Bücher, sondern durch die penetrante Art der Eigen-PR, die er unter unzähligen Pseudonymen und stets mit dem Mäntelchen der Wissenschaft behängt im Netz vom Stapel ließ, sowie durch die Arroganz, mit der er in der anschließenden online-Diskussion von einem Fettnäpfchen ins andere hüpfte. Der Erfolg des Guerilla-Marketings ist allerdings beachtlich – heute stammen gefühlte drei Viertel der online zu findenden “Lesermeinungen” zur geheimen Zufallsphysik von Froböse selbst.
Die Schattenseite – zumindest aus Froböses Sicht – besteht darin, dass seine Umtriebe inzwischen auch ausführlich dokumentiert
sind, was potentielle Käufer seiner Bücher wiederum abschrecken könnte.
Da zwei Klagsdrohungen gegen unliebsame Postings erfolglos blieben,
probierte Froböse es zwischendurch mit dümmlichen
Rufschädigungsversuchen, z.B. indem er als Eberhard Genz und als Gerd Krenz mehrfach auf eine gegen mich gerichtete Verleumdungskampagne eines cerebral unterdurchbluteten Anonymus verlinkte. [Nachtrag vom 30.5.2009: Das wiederholte er auch als Reaktion auf diesen Beitrag.]
Aber
zurück zum Thema. Nachdem uns Froböse in seinen diversen PR-Artikeln
hatte wissen lassen, dass die moderne Quantenphysik die
Telepathie erklärt und die Existenz des Jenseits und der Seele beweist,
entdeckte er kürzlich auch die Quantenmedizin. Auf dem
Hobbyjournalistenportal Readers Edition, dessen Wissenschafts-Rubrik ihren Lesern die Auswirkungen fehlender Qualitätskontrolle dramatisch vor Augen führt, fand sich wie üblich ein Plätzchen, an dem Froböse seine rhetorische Frage Ist die Quantenmedizin die sanfte Medizin des 21. Jahrhunderts? in den Raum stellen durfte.
Die
Struktur der Froböseschen PR-Texte ist stets dieselbe und lässt sich
auch an diesem Beispiel studieren: Nach einer eingehenden Beschwörung
der seltsamen Welt der Quanten nebst Seriosität suggerierendem
namedropping (diesmal Rubbia, de Broglie, Wheeler) folgen unweigerlich die etwas eigenwilligen Interpretationen der bekannten Verschränkungsphänomene,
die dann sanft zu den haarsträubenden Spekulationen und Fantasien einer
Handvoll Esoteriker überleiten. Am Ende folgt das Kernstück all dieser
Artikel: Der Hinweise auf Froböses Bücher, wo der neugierige Leser mehr
zu alledem erfahren könne.
Was denn nun die Quantenmedizin genau tue, das erläutert Froböse folgendermaßen:
Sie vereint fundamentale heilkundliche Philosophie und Erkenntnisse der
Physik mit den Möglichkeiten der modernen Medizintechnik. Die
neuartigen Möglichkeiten der Quantentherapie basieren unter anderem auf
den wissenschaftlichen Grundlagen der Bio- und Quantenphysik, der
Bio-Kybernetik, der Bio-Informatik sowie der Molekularbiologie.
Bio-Kybernetik!
Klingt doch nach total seriöser Wissenschaft, oder? Na also! Wer
dennoch Zweifel hegt, dem werden nun Zitate von “führenden Wissenschaftlern” serviert. (Merke: Wissenschaftler sind immer dann “führend“, wenn sie irgendwann einmal etwas geäußert haben, das sich zur Untermauerung der eigenen Thesen eignet.)
Der erste führende Wissenschaftler ist Prof. Dr. Jürgen Waldmann “von der TU Chemnitz“.
Dem Mediziner Prof. Dr. Jürgen Waldmann von der TU Chemnitz zufolge
fußt die Quantenmedizin auf einer soliden wissenschaftlichen Grundlage.
“Der heutige Stand der Quantentherapie ist gekennzeichnet durch einen
hohen Einsatz von wissenschaftlichen Erkenntnissen in vielen
Bereichen”, versichert der Experte.
Dass
der Experte Waldmann kein “Mediziner” sondern Ingenieur ist und dass er
bereits seit 1992 nicht mehr an der TU Chemnitz arbeitet, sagt
vielleicht mehr über die journalistische Sorgfalt von Herrn Froböse aus
als über den Status der “Quantenmedizin” in der Wissenschaft. Aber dass
Prof. Waldmann als Verwaltungsrat der in Vaduz angesiedelten Quanten-Medicine-AG tatsächlich den Standpunkt der reinen Wissenschaft vertritt, ist dann doch mehr als fraglich.
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