Roswitha Trimmel unterrichtet Deutsch, Geschichte und Kommunkation an einem Wiener Gymnasium. Außerdem ist sie Stammleserin und -kommentatorin unseres Blogs. Sie hat bereits bei Florian einen lesenswerten Gastbeitrag veröffentlicht und ich freue mich, dass sie dies heute auch an dieser Stelle tut. UB

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Zuwendung als Ware: Überlegungen zu Sinn und Unsinn der Komplementärmedizin am Beispiel von Cranial Fluid Dynamics

ein Gastbeitrag von Roswitha Trimmel

Woran
denken Sie, wenn Sie das hübsche Anglizismen-Konglomerat “Cranial Fluid
Dynamics” lesen? Ulrich Berger denkt “an ein Hirn, das gerade ausrinnt”, meine
Freunde an ein besonders teures Haarpflegemittel und ich hätte bis vor kurzem
auf eine aufgebrezelte Form von rhythmischer Gymnastik in laut beschallten Studios
getippt. Alles falsch. Cranial Fluid Dynamics, kurz CFD, gehört zum wachsenden
Sektor der “Fünf C-Ökonomie”, die in aufsteigender Reihenfolge Computing, Caring, Catering, Consulting, Coaching umfasst.”[1]

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Der
Markt für komplementärmedizinische, “ganzheitliche” Dienstleistungen, die
irgendwo zwischen Caring, Consulting
und Coaching herumeiern, wächst rasant.
Diesen Trend hat auch das WIFI Wien erkannt und bietet neuerdings Lehrgänge an,
deren Absolventen auf diesem bunten Marktplatz mitmischen dürfen.
Beispielsweise, indem sie das Diplom für den Cranial Fluid Dynamics-Practitioner erwerben: Der gleichnamige
Lehrgang, der ohne medizinische Vorkenntnisse auskommt, erstreckt sich über
zehn Module zu je drei Tagen, kostet ohne verpflichtende Supervision 3.600 Euro
und dauert von Oktober 2009 bis zum Juli 2010. Welches freie Gewerbe könnten
Berufene – übrigens auch ohne Qualifikationsnachweis – am Ende anbieten? Das
WIFI empfiehlt als Mustertext zur Vorlage bei der Gewerbebehörde:

Hilfestellung
zur Erreichung einer körperlichen bzw. energetischen Ausgewogenheit
.

Was
immer das bedeutet.

Die Methode

Laut
Definition der Kurs-Broschüre ist CFD eine sanfte Form von manueller
Körperarbeit, in der die Methoden Craniosacral
Balancing
und Kinesiologie in
einer prozessbegleitenden Form kombiniert werden:

Hinter jedem körperlichen Zustand steht eine
Geschichte. Jedes steife Genick, jedes schiefe Becken, jede Zahnfehlstellung
hatte in einer bestimmten Lebensphase des Menschen eine Funktion, hat einen
anderen Zustand im Körper kompensiert oder eine emotionale oder psychische
Befindlichkeit ausgedrückt.

CFD
soll diese Geschichte bewusst machen, manuelle Techniken plus Kinesiologie
unterstützen angeblich dabei, “Zusammenhänge zwischen körperlichen Problemen
und den dahinter stehenden Lebenskräften (…) zu erkennen und zu nutzen.

In
ihrem offenen Brief an das WIFI vom 27.8.2008 hat Krista Federspiel auf die
Gefahren der von medizinischen Laien vorgenommenen Manipulationen am Schädel
von Kindern und Erwachsenen hingewiesen – und auf das bestehende grundsätzliche
Verbot solcher Interventionen durch die österreichische Gesetzeslage. Das
scheint – zumindest in der Sprachregelung der offiziellen Präsentation –
gewirkt zu haben, denn beim Info-Abend des WIFI am 23.6.2009 sind  Lehrgangsleiter und Trainer Stephen Hruschka
und Markus Blocher darum bemüht, die Beschreibung konkreter therapeutischer
Interventionen am Körper selbst tunlichst zu vermeiden. Ja, selbstverständlich
sei die CFD aus den Methoden der Craniosakralen
Körperarbeit
hervorgegangen, also jener spezifischen Form der Osteopathie,
bei der durch Druck auf Schädel und Kreuzbein das angeblich spürbare Pulsieren
der Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit günstig beeinflusst werden soll. Ja,
natürlich arbeite man darüber hinaus mit den Methoden der Kinesiologie, jener 1964 vom US-Chiropraktiker George J. Goodheart
entwickelten Diagnosetechnik, der zufolge die manuelle Testung einzelner
Muskelgruppen Auskunft z.B. über den Zustand innerer Organe, allergische
Reaktionen oder die Verträglichkeit von Heilmitteln gibt. (Zur fehlenden
Plausibilität und Evidenz bzw. diagnostischen Unverlässlichkeit beider
komplementärmedizinischer Verfahren lese man nach in Simon Singhs und Edzard
Ernsts aktueller Publikation Trick Or
Treatment
.)

Allerdings,
so die Lehrgangsleiter, seien diese Ansätze längst weiterentwickelt worden. Statt
des “bio-mechanischen Modells” der Craniosakral-Arbeit, das gezielt
therapeutische Interventionen setzt, fühle man sich dem “bio-dynamischen” Ansatz verpflichtet, der auf ebensolche
Interventionen verzichtet:

Der/die CFD-Praktiker/in begleitet das Geschehen
ohne Erwartung und Vorstellungen, was geschehen soll. Allein seine/ihre
Aufmerksamkeit und Zuwendung bringen jene Geschichte zum Vorschein, die jetzt
verstanden und verarbeitet werden kann. Der daraus entstehende Zustand ist
neuerlicher Ausgangspunkt für weitere Entwicklungen und Veränderungen. [2]

Weiters
kommt die von dem schottischen Kinesiologen Solihin Thom entwickelte Methode
der Ontologischen Kinesiologie zum
Einsatz. Ontologische Kinesiologie sei nicht mehr auf die
Diagnose von Störungen fokussiert, sondern lehre, die Ursprünge von Symptomen
zu erkennen sowie den Sinn von Krankheiten, Schmerzen und Problemen zu
verstehen. Ontologie bedeute in diesem Zusammenhang, “sein zu lassen, was ist”.
Oder, wie die Trainer beim Info-Abend formulieren: “Wenn jemand mit
Kopfschmerzen in die Praxis kommt, gilt es zunächst einmal, diese Kopfschmerzen
wertzuschätzen.
” Denn: “Therapie bedeutet das Ignorieren dessen, was der Körper
mitteilen will.
” Beseitige man ein Symptom, werde der Körper ein stärkeres entwickeln
müssen, um “seine Geschichte zu erzählen”, d.h. auszudrücken, was ihm fehlt.

Anspruch und Wirklichkeit

Es
sind ambivalente Gefühle, die sich beim Besuch dieses Info-Abends einstellen.
Das Publikum: zu 95 Prozent weiblich, in mittlerem Alter und sichtlich vom
Bedürfnis beseelt, etwas für das Wohlbefinden anderer Menschen zu tun, wohl
auch mit der Perspektive eines sinnstiftenden, erfüllenden Nebenerwerbs. Die
TrainerInnen: freundliche, warmherzige Menschen, denen man ihre guten Absichten
ebenso glaubt wie ihre Begeisterung für das von ihnen vertretene Konzept. Und
schließlich bin ich selbst – im engsten Familienkreis mit chronischen
Schmerzpatienten konfrontiert – sehr wohl vertraut mit der Ohnmacht angesichts
wechselnder Krankheitsverläufe und dem Wunsch, möglicherweise schmerzlindernde
Formen von Körperkontakt und seelischem Beistand zu entwickeln..

Was
aber sehr rasch deutlich wird, ist die Diskrepanz zwischen hochtrabender
Terminologie und dem tatsächlich in Aussicht gestellten Nutzen für den Klienten:
Was dieser CFD-Lehrgang verspricht, ist nichts anderes als Empathie,
mitfühlende Präsenz und – hoffentlich – sanfte körperliche Berührung ohne
therapeutischen Anspruch. Das sind wichtige und wohltuende Kräfte und
Ressourcen, mit denen jeder Mensch jeden Tag in Kontakt kommen kann, wenn er
dazu bereit ist. Wozu aber braucht es dann diesen Lehrgang samt seinem
Theoriegebäude? Wozu braucht es zehn Module z.B. zur Geschichte der
Craniosacralen Methode bzw. der kinesiologischen Techniken, Lerneinheiten zur systemisch-ontologischen Gesprächsführung oder dem Life-Forces-Modell? Bedarf die Fähigkeit
des Einzelnen, Körperregungen und Gefühle wahrzunehmen, wirklich der Begleitung
durch eine Methode, die weder medizinischen Nutzen verspricht noch
Psychotherapie sein kann, wiewohl sie sich in genau dieser Grauzone bewegt? Was
sagt es aus über das Menschenbild der CFD, wenn Klienten tatsächlich jemanden benötigen,
der ihre “Kopfschmerzen wertschätzt”, und zwar als bezahlte Dienstleistung?

Die
aufgeblasene Beschreibung der bio-dynamisch-ontologischen
Prozessbegleitung
passt
nicht so recht zum Verweis auf den “inneren Arzt” des Klienten, die eigentliche
Instanz, welche sich über Körpersignale
mitteile und solcherart dem CFD-Practitioner darin beistehe, (wie immer geartete)
Blockaden aufzuspüren. Denn, so die zentrale Botschaft der Präsentation,
Prozesse geschehen von selbst, Symptome verschwinden von selbst, der Nutzen
tritt von selbst zutage.
” Eleganter
kann man die eigene Überflüssigkeit eigentlich nicht erklären. – Wenn das,
worauf es ankommt, von selbst abläuft, dann müsste es doch genügen, dem Prozess
zu vertrauen und der Praxis des CFD-Practitioners einfach fernzubleiben.

Halt,
werden manche rufen: Wo bleibt die Prozessbegleitung? Es ist doch die
einfühlsame Präsenz des Practitioners, die Wachstum und heilsame Veränderung
überhaupt erst ermöglicht!

Ist
das so? Oder sind wir hier nicht in Wahrheit beim zentralen Profil weiter Teile
der CAM-Branche? Hinter all der pseudowissenschaftlichen Begrifflichkeit, der
Rückbindung an wohlklingend formulierte, irgendwie spirituell daherkommende
Menschen- und Weltbilder, der behaupteten methodischen Sicherheit und dem
angeblichen Wirkungspotenzial wird in Wahrheit das angeboten, was der schon
eingangs zitierte Ökonom Robert Reich als “gekaufte Zuwendung” definiert.

Chronische
Krankheiten, seelische Krisen, selbst simple Befindlichkeitsstörungen vermögen schon
per se, und erst recht in einer von gesunden und leistungsfähigen Körpern
besessenen Gesellschaft, massive Ängste und Ohnmachtsgefühle auszulösen. Hinzu
kommt die brüchiger werdende Tragfähigkeit sozialer Bindungen, auch sie eine
Folge gestiegener Mobilität und veränderter Produktionsweisen. Das liebevolle
Pusten unserer Eltern auf die “Auas” unserer Kindheit ist wahrscheinlich eine
der ursprünglichsten Erfahrungen mit der angstlindernden Eigenschaft von
“Prozessbegleitung”, nämlich schlichter Zuwendung und Empathie. Wer aber pustet
– bildlich gesprochen – den fragmentierten Individuen unserer postindustriellen
Gesellschaft die “Auas” weg? (Korrekterweise dürfte man sie nicht wegpusten,
sondern müsste sie zunächst einmal gründlich wertschätzen!)

Dass
aus ursprünglichen Formen mitmenschlicher Zuwendung eine Dienstleistungsbranche
entstehen konnte, ist freilich kein Zufall. Die Analyse, die der Klagenfurter
Sozialpsychologe Klaus Ottomeyer 1992 zur New-Age-Bewegung formulierte, lässt
sich problemlos auf das weite Feld der Komplementärmedizin übertragen. Zu einer
verstehenden Psychologie, die über die Grenzen individueller Arbeit
hinausreicht,  gehört nämlich – so
Ottomeyer – auch eine Kultur- und Gesellschaftstheorie:

Die Lebensäußerungen von Individuen, etwa die
Sinngebilde des New Age, werden missverstanden oder kurzschlüssig
(psychologisierend) verstanden, wenn wir sie nicht gerade auch in ihrer
Einseitigkeit, partiellen Verblendung als Antworten auf die kulturellen und
sozioökonomischen Zustände und Krisenerscheinungen einer bestimmten
Gesellschaft beziehen. So hat der Ganzheitswunsch etwas mit der zunehmenden
Zerrissenheit von moderner Identität zu tun, der Symbiosewunsch etwas mit der
Überindividuation der Warenbesitzer und Karrieremenschen, der
Transformationskult mit der gesellschaftlichen Blockierung von
Zukunftsentwürfen und das seltsame Pathos der Autoren sehr viel mit den
Anpreisungszwängen unter konkurrierenden Marktteilnehmern.[3]

Der
Verdacht drängt sich auf, dass auch das seltsame Pathos der CFD-Theorie mit den
genannten “Anpreisungszwängen unter konkurrierenden Marktteilnehmern” zu tun
hat, denn CFD, so wie am WIFI angeboten, versteht sich als eigenständige
“Schule”, die sich folgerichtig von anderen Strömungen auf dem weiten Feld der
CAM-Verfahren abgrenzt und sich dabei auf die identitätsstiftende methodische
Leistung führender Persönlichkeiten wie Solihin Thom beruft.

Geschichten und ihre Deutung

Fragwürdig
ist auch die behauptete universale Gültigkeit des Modells von Gesundheit und
Krankheit: Körperliche Symptome erzählen angeblich Geschichten, vorzugsweise
dem CFD-Practitioner, der “mit den Händen zuhört”, bis die Geschichte erzählt
ist und der Körper “sein eingefahrenes Muster loslässt”. Wie dürfen wir uns das
vorstellen? Wird sich die in der Info-Broschüre erwähnte Zahnfehlstellung nach
erfolgreicher narrativer Begleitung durch den CFD-Practitioner  von selbst korrigieren? Wartet der
Kieferknochen bloß auf die erlösende Sitzung, um endlich Platz zu machen für die
schiefen kleinen Lauser? Was verbirgt sich denn hinter wolkigen Formulierungen
wie dem postulierten “Loslassen eingefahrener Muster”?

Das
Bewusstwerden selbstschädigender Verhaltensmuster? Das wäre gut möglich und
absolut begrüßenswert. Das Lösen von Verspannungen und Fehlhaltungen durch
bewusste Wahrnehmung von Körperempfindungen und Entspannung in einer ruhigen,
kontemplativen Praxis-Atmosphäre? Auch das 
erscheint plausibel und sinnvoll. Wie aber sieht es aus mit echten organischen
Leiden? Oder mit aufbrechenden starken Gefühlen beim Klienten? Kein Problem,
erklären die Kurstrainer. Erstens liefere die Ontologische Kinesiologie
als Wegweiser auch Informationen aus dem Unbewussten und zweitens sei die
Überforderung des CFD-Practitioners ausgeschlossen: “Sie als Prozessbegleiter
werden sich nur so weit auf Prozesse einlassen, als Sie auch die Ressourcen
dazu haben.

Der
Eindruck entsteht, dass sich hier ein selbstbezügliches System unentwegt
zirkulär affirmiert: Prozesse vollziehen sich ohnehin von selbst, der Nutzen
tritt von selbst zutage, gelegentliche “Überprüfungen” durch den
kinesiologischen Muskeltest zeigen den jeweils fälligen nächsten Schritt im
Prozess, der wiederum niemals schief gehen kann, weil er sich – siehe oben –
von selbst vollzieht. Zudem ist der Verzicht auf konkrete Zielsetzungen – auch
dies Teil der CDF-Programmatik – Garant für ein sich selbst fortschreibendes
Verfahren. Wenn Zielerreichung kein Kriterium ist, darf der Prozess samt seiner
Begleitung wohl ziemlich lange dauern..

Problematisch
erscheint mir auch das aus der CAM-Ideologie sattsam bekannte Konzept von
“Krankheit als Sprache”. Kein vernünftiger Mensch wird die körperlichen
Auswirkungen psychischer Dauerstressbelastung leugnen, so wenig wie sich
umgekehrt bestreiten lässt, dass körperliche Einschränkungen infolge einer
Erkrankung massive seelische Auswirkungen haben können.

Die
biographischen Deutungsmuster von Symptomen und Beschwerden mögen darüber
hinaus verführerisch sein, weil sie einen vordergründig plausibel erscheinenden
Sinnzusammenhang für ängstigende Erlebnisse und Erfahrungen mit Krankheit und eingeschränkter
Lebensqualität anbieten. Zugleich bürden sie aber dem Einzelnen eine
Bringschuld für Gesundung auf, die oft schlicht nicht einzulösen ist und
fehlende Erfolge auf Unreife, ungenügende seelische oder “spirituelle”
Entwicklung zurückführt. Eine Deutung, mit der sich das mit Krankheit
verbundene Leid und der schwer zu ertragende Gedanke, Menschen könnten zufällig
Opfer “schlechter” Gene oder sonstiger pathologischer Prozesse im Körper
geworden sein, vortrefflich wegerklären lässt.

Was bleibt als Fazit?

Zunächst,
dass es zu kurz greift, den Wildwuchs an CAM-Methoden einfach mit dem Verweis
auf mangelnde medizinisch-wissenschaftliche Evidenz abzukanzeln. Diese Kritik,
wiewohl in der Sache berechtigt, verkennt die tief sitzenden emotionalen
Bedürfnisse, die die Nachfrage nach solchen Behandlungsmethoden (und den
dazugehörenden “Ausbildungen”) überhaupt erst ermöglichen. Vereinsamung,
Ohnmacht, Sehnsucht nach Betreuung und Angstlinderung, vielleicht auch der
Erlebnishunger saturierter Mittelschichten und die verführerische Aussicht, als
“Heiler/ Energetiker” Bedeutsames für andere Menschen zu leisten – all das
steht an der Wurzel des großen CAM-Booms. Dass das große ganzheitliche
Sinnstiften unter den herrschenden Bedingungen erst recht wieder als clever
vermarktete Ware daherkommt, scheint Anbieter wie Klienten nicht wirklich zu
stören.

Soll
andererseits das Monopol auf die individuelle Deutung von Gesundheit und Krankheit
wirklich kampflos den Vertretern der Komplementärmedizin überlassen werden? Was
wäre zu leisten, um Menschen die nötige Begleitung in krisenhaften Stationen
ihrer (gesundheitlichen) Biographie anzubieten, ohne zugleich fragwürdige
theoretische Konstrukte mitzuverkaufen?

Hilarion
Petzold, Psychotherapeut und Professor für Psychologie, bringt für den großen
Markt der New-Age-Therapien auf den Punkt, was mit geringfügigen Abweichungen
auch für komplementärmedizinische Methoden wie Cranial Fluid Dynamics gelten könnte:

Die New-Age-Bewegung hat durchaus konstruktive
Impulse. Sie ist Ausdruck einer tiefen Verunsicherung von Menschen in unserer
Zeit und einer profunden Sehnsucht nach Orientierung. Umso bedenklicher ist es,
dass durch dubiose Psychotechniken in den Händen von Geschäftemachern mit
Guru-Gehabe diese Bedürfnisse missbraucht werden. Dies nur zu beklagen reicht
nicht aus. Es wird vielmehr wichtig werden, nach Alternativen zu suchen und
sich aktiv darum zu bemühen, zu einer humaneren Welt und einer sinnstiftenden
Kultur beizutragen.[4]

Eine
solche
humane Ethik würde wohl auch eine größere Ehrlichkeit fordern in der
Beschreibung dessen, was von einer Methode geleistet werden kann und
was nicht.

Diese
Ehrlichkeit stünde auch den Cranial Fluid
Dynamics
-Anbietern gut zu Gesicht. Zuzugeben, dass hinter ihrem
aufgeblasenen Theoriegebäude letztlich einfache und – wahrscheinlich – wohltuende
Formen der Zuwendung unter Menschen stehen, hätte Größe. Aber es würde wohl
bedeuten, die von Klaus Ottomeyer so treffend diagnostizierten  “Anpreisungszwänge unter Marktteilnehmern” zu
ignorieren.



[1] Der Zukunftsforscher Matthias Horx zitiert in
diesem Zusammenhang Ex-US-Arbeitsminister Robert Reich. In: Horx, Matthias: Wie
wir leben werden. Unsere Zukunft beginnt jetzt. Frankfurt/M.: Campus Verlag,
2005, S.127.

[3] Ottomeyer, Klaus: New Age – verdiente Strafe
für die Sünden der akademischen Psychologie. Verstehende Psychologie als
Alternative. In: Gugenberger, Eduard/ Schweidlenka, Roman (Hg.): Missbrauchte
Sehnsüchte? Esoterische Wege zum Heil. Wien: Verlag f. Gesellschaftskritik,
1992, S.78

[4] Hilarion Petzold im Gespräch mit Holdger
Platta in: Ders.: New-Age-Therapien. Rebirthing, Reinkarnation, Transpersonale
Psychologie: pro und contra. Hamburg: Rowohlt, 1997; S.195

Kommentare (33)

  1. #1 rolak
    23. Juli 2009

    So ein abgehobener coaching-shop hat bei mir in der Nachbarschaft auch aufgemacht. Benutzt diese obskuren (bis makabren) Aufstellungen nach Hellinger – statt für Familien dann eben für was auch immer, dürfte eh’ beliebig sein.

  2. #2 Martin
    23. Juli 2009

    Cranial Fluid Dynamics? Hmm, das gäbe einen guten Bandnamen ab … 😉

  3. #3 S.S.T.
    23. Juli 2009

    Dahinter steckt nicht nur eine “Kultur- und Gesellschaftstheorie”, sondern vor allem eine Geschäftstheorie und -praxis.

    Es kann einem nur noch schlecht werden.

  4. #4 Tina
    23. Juli 2009

    Cranial Fluid Dynamics, der Namen erinnert mich irgendwie an Gleitgel aus dem Sexshop.
    Na ja, den Blog-Artikel von Roswitha Trimmel fand ich auch nicht grad spannend, immerhin habe ich es bis zur Hälfte geschafft.

    Auch müsste die Überschrift „Zuwendung als Dienstleistung“ und nicht „Zuwendung als Ware“ heißen.

  5. #5 Ezzie
    23. Juli 2009

    Danke für diesem hervorragenden Beitrag. Vor allem folgendes möchte ich unterschreiben:

    Diese Kritik, wiewohl in der Sache berechtigt, verkennt die tief sitzenden emotionalen Bedürfnisse, die die Nachfrage nach solchen Behandlungsmethoden (und den dazugehörenden “Ausbildungen”) überhaupt erst ermöglichen.

  6. #6 miesepeter3
    24. Juli 2009

    Unter anderem hat auch die Wissenschaft dazu beigetragen, dass es eine seelisch-gefühlsmäßige Verarmung in unserer Gesellschaft gibt. Nun tauchen gechäftstüchtige
    Mitgefühlverkäufer auf und die Wissenschaft schreit Zeder und Mordio.
    Natürlich ist das Quatsch bis Betrug, was die da verkaufen, aber offensichtlich kann die Wissenschaft und hier im besonderen Maße die Medizin dieses Grundbedürfnis nicht ausreichend befriedigen. Nun machen es eben andere.

  7. #7 Ronny
    24. Juli 2009

    @miesepeter
    Es geht ja auch die Wirtschaft immer mehr in Richtung Dienstleistung sodass diese Zweige blühen werden. Forschung und Produktion kommt bald nur mehr aus China und Indien, was bleibt also übrig ?

    Würde das Ganze unter dem Begriff ‘Wellness’ laufen hätte vermutlich niemand ein Problem damit. Das Schlimme ist ja nur, dass es als Medizin verkauft wird.

    Wie auch schon im Artikel erwähnt sehe ich dahinter auch ein bißchen eine Dekadenz. Frei nach dem Motto: Wir können schon viele Krankheiten heilen und haben ein halbwegs funktionierendes Gesundheitssystem und deshalb müssen wir jetzt was neues erfinden. Wie jemand der schon 3 Autos zu Hause hat jetzt noch ein viertes ‘braucht’.

    Was noch hinzukommt ist doch auch, dass wir uns selbst und unsere Kinder schon nur mehr in Richtung Ellenbogengesellschaft erziehen. Das dann Freundschaft, Nähe und HIlfe auf der Strecke bleiben und dann über Bezahlung quasi bestellt werden mutet schon irgendwie seltsam an. Klingt irgendwie nach Prostitution.

  8. #8 Christian Weihs
    24. Juli 2009

    @miesepeter3
    Wie kommst du darauf, dass die Wissenschaft (welche? alle? und wer, die Wissenschaftler selbst?) irgendwas befriedigen soll? Mit Wissenschaft lernt man Dinge, was tun müssen die Menschen aber schon selbst.
    Oder wie war das gemeint?

    @Roswitha
    Danke für den tollen Beitrag 🙂

  9. #9 miesepeter3
    24. Juli 2009

    @Ronny

    Wenn man Prostitution mit “Gefühle gegen Geld”übersetzt, dann hast Du vordergründig durchaus Recht. Denn auch Mit – Gefühl ist ein Gefühl.
    Es ist in unserer Gesellschaft so verpönt, Gefühle zu zeigen, dass da die seltsamsten
    “Geschäfte” sich anbahnen. Als kurioses Beispiel mag gelten, dass man in Japan in bestimmten Restaurants so viel Geschirr zerdeppern kann, wie man will bzw. bezahlen kann. Dass soll den Frust aus den Arbeitsbedingungen lösen und schmälern.
    Bei uns werden Alte und Kranke aus dem Bereich menschliche Nähe und Zärtlichkeit
    so weit ausgeschlossen, dass sie fast jeden Betrag zahlen, nur um mal von anderen Menschen mehr als eine Sekunde berührt zu werde. Beim Hausarzt finden sie diese Nähe jedenfalls nicht und im Krankenhaus wird man so unpersönlich behandelt, dass man sich wie ein Auto zur Reparatur vorkommt und das liegt nicht nur an der Personalknappheit. Zukunftsforscher haben diese Entwicklung schon zu Beginn der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts vorausgesagt. Offensichtlich mal eine Voraussge, die auch wirklich eingetroffen ist.
    Die Bezeichnung “Wellness” wäre hier für solche Angebote sicherlich besser und zutreffender. Aber Gesundheit verkauft sich wohl besser. Die wollen alle. Wellness können sich ja nur die Reichen leisten. Solange diese Ansicht vorherrscht, werden wir wohl noch viele Angebote dieser Art auf dem Markt finden.

  10. #10 miesepeter3
    24. Juli 2009

    @Christian Weihs

    Aah, wieder ein Berufsbetroffener? Da fällt mir doch gleich eine nette kleine böse Geschichte ein:

    Neulich auf der Party habe ich dieses Gespräch mitgekriegt :

    Frau: “Nun legen Sie mir doch mal Ihren Standpunkt klar Herr Professor !”
    Prof. :” Ich diskutiere nicht mit Frauen, die nehmen immer alles gleich so persönlich.”
    Frau :”Mit können Sie ruhig diskutieren, ich nehme nichts persönlich!”

    Man könnte die Bezeichnung “Frau” auch durch “Wissenschaftler” ersetzen?!

    Nein, ich bin da anderer Ansicht. Wenn ein Wissenschaftler seine Wissenschaft nicht selbst finanziert, wer kann das heute schon, dann ist er dem Geldgeber bzw. der Allgemeinheit schon etwas schuldig, wenn er etwas herausgefunden hat. Und wenn es nur eine neue Erkenntnis ist. Dadurch gibt er auch Denkmodelle vor, die dann allerdings von den Menschen angenommen werden können oder eben nicht.
    So, und nun versuche ich mal zu erklären, wie ich das gemeint habe, was die Wissenschaft befriedigen soll.
    Ich versuche mich an den Geschichtsunterricht in der Schule zu erinnern. Nach der glorreichen französischen Revolution wurden nicht nur die politischen Ansichten umgekrempelt, sondern auch die wissenschaftlichen, schließlich lebte man im Zeitalter der Aufklärung. Man war so trunken, heute würde man sagen besoffen, vor lauter Aufklärungsmöglichkeiten, so dass alles, was von Kirche, Adel oder Volk kam, als falsch bezeichnet wurde. Alle Wissenschaften trugen ihr Scherflein bei in dem neuen großen Wissensmanagement. Alle Lebewesen waren von Stund an nur noch biologisch erzeugte Maschinen, ja die Technikbegeisterung war groß. Diese biologische Neuerkenntnis wurde von der Medizin begeistert aufgenommen. Endlich gab es keine ungewissen, geheimnisvollen Vorgänge mehr im menschlichen Körper, alles war irgendwie Mechanik. Was die Wissenschaft bis dato herausgefunden hat, wurde dieser Prämisse unterstellt. Und was man noch nicht wußte, würde die Wissenschaft bald herausgefunden haben. Große Taten wurden erwartet…. und geschahen auch bald. Von den strengen Ansichten der damaligen Zeit befreit konnte die Medizin, und nicht nur die, schnell immmer neue Erkenntnisse gewinnen. Ach ja, weil die Kirche trotz der Revolution immer noch einen gewissen Einfluß hatte, gestattete man der Menschmaschine, eine Seele zu haben, den Tieren leider nicht. Durch diese Denkweise, angestoßen von d e r Wissenschaft, geriet die Medizin auf den Weg, der zu der heutigen Apparatemedizin geführt hat. Die Leistungsfähigkeit ist groß, aber irgendetwas scheint man da übersehen zu haben. So viel gesünder wurde die Menschheit nicht, und zufriedener mit den Ärzten auch nicht unbedingt. Ärzte und Wissenschaftler, die diesen Aspekt untersuchten, stellten immer wieder fest, dass es da irgendeinen Zusammenhag zwischen der Maschine und der Seele geben muß, ja, dass die beiden sich gegenseitig zu beeinflussen scheinen. Diese Erkenntnis konnte sich trotz beeindruckender Forschungsergebnisse bis heute sich nicht so richtig durchsetzen. Die Befürworter wurden und werden noch heute nicht ernst genommen, lächerlich gemacht und im Zweifelsfalle totgeschwiegen. Denn bedauerlicherweise hat man seit damals das Wissen über die Seele vergessen und man fühlt sich auch nicht so richtig zuständig dafür. Da sehe ich die Schuld der Wissenschaft, große Versäumnisse in der Errichtung von Denkmodellen, nach denen sich die Menschen hätten richten können. “Wissenschaft “ist dabei nur der allgemeine Ausdruck für die Menschen, die diese Denkmodelle entworfen haben oder noch entwerfen werden. Der einzelne Wissenschaftler kann wohl nichts dafür.

  11. #11 Dr. E. Berndt
    24. Juli 2009

    miesepter 3
    Wo steht geschrieben, daß die Wissenschaft oder die Medizin für die “Seele” verantwortlich ist.
    Ist es nicht viel mehr so, daß der einzelne, vom Erfolg von Wissenschaft und Medizin geblendet, diesen seine oder seiner Angehörigen Nöte und Probleme aufgehalst hat.
    Hat irgendwo ein Wissenschafter inseriert, Zuwendung etc. zu lösen?
    Nun macht man Vorwürfe um seinem eigenem schlechten Gewissen zu entgehen. Andere sollen die Schuld übernehmen.

  12. #12 miesepeter3
    25. Juli 2009

    @Dr. E. Berndt

    Ja, das ist genau die Einstellung, die ich meinte. Offensichtlich reicht es den meisten Wissenschaftlern, nur Erkenntnisse zu erlangen, was damit dann angerichtet wird ist nicht mehr ihr Ding. Irgendwo hier im Blog wurde mal festgestellt, dass eine Tablette von einem “netten” Doc fast doppelt so gut wirkt, wie die von einem Unsympath. Es ist inzwischen auch von der “Wissenschaft” in mehreren Untersuchungen festgestellt worden, dass nur rumschnibbeln und Tabletten einwerfen nicht den gleichen Erfolg bei der Gesundung haben wie dies in Kombination mit “Fürsorge” erfolgt.
    Mag ja sein, dass reine Intelligenzübungen den einen oder anderen Wissenschaftler,
    wir sprechen hier hauptsächlich von Medizinern, vollauf genügen, aber den Patienten genügt es meist nicht. Der sollte dann in die Forschung oder in die Verwaltung gehen.
    Reagenzgläser und Akten benötigen keine Fürsorge, um zu funktionieren.

  13. #13 Christian Weihs
    26. Juli 2009

    @miesepeter3
    Aah, wieder ein Berufsbetroffener?
    Knapp daneben. Programmierer.

  14. #14 Roswitha Trimmel
    26. Juli 2009

    @Miesepeter:
    Ich glaube, Sie machen es sich zu einfach, wenn Sie “der Wissenschaft” einfach die pauschale Verantwortung für eine wie immer geartete emotionale Verarmung der Gesellschaft oder die Einsamkeit zahlreicher Individuen in die Schuhe schieben.

    Die Art und Weise, wie menschliche Beziehungen – z.B. die Familie – organisiert wurde, bzw. die dazugehörenden Werte standen immer in engster Beziehung zur vorherrschenden Produktionsweise. Eine nomadische Jäger und Sammler-Gesellschaft hatte wahrscheinlich weniger Interesse an einer großen Kinderschar als sesshafte Ackerbauern und Viehzüchter, für die Kinder eine wertvolle Arbeitskraft darstellten. Wenn Sie schon Revolutionen zitieren, sollten Sie auch einmal die Veränderungen im Zuge der Industriellen Revolution heranziehen: Die klassische Kernfamilie Vater – Mutter – Kind(er) entstand erst als Folge dieser sozioökonomischen Veränderungen, sie löste die bäuerliche Großfamilie und die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft der Handwerksbetriebe ab, die Industrialisierung zerstörte die traditionellen Dorfgemeinschaften des Feudalsystems und ließ in den Großstädten ein entwurzeltes Proletariat entstehen. Das ist die eine Seite der Medaille.

    Aber zugleich wurden Lebenswege abseits ständischer Grenzen freier gestaltbar, entstand überhaupt erst das Ideal der Liebesheirat, wurden Kinder und Kindheit als eine besonders zu schützende Sphäre entdeckt…

    Heute wird wiederum vom Ende der Kernfamilie gesprochen und v.a. für die global arbeitende Elite die Lebensform der “Phasenfamilie” identifiziert: Man arbeitet eine Zeit lang in Europa, hat hier Partnerschaft und Kind, wechselt irgendwann z.B. nach Asien, um dort erneut eine Familie zu gründen…

    Das kann man schrecklich finden oder auch nicht, ganz gewiss erzeugt höhere Mobilität weniger verlässliche Bindungen. Und daran soll “die Wissenschaft” schuld sein? Es ist die Wissenschaft – z.B. die Soziologie, die solche Entwicklungen beschreibt und reflektiert – und damit das Defizit, das Sie beklagen, überhaupt erst begreifbar zu machen hilft.

    Um zum Thema des Beitrags zurückzukommen: Wie viel Geborgenheit kann eine bezahlte Dienstleisung schenken? Und was ist mit jenen, die sich diese gar nicht leisten können? Ich glaube auch, dass das Gesundheitswesen qualifizierte und niederschwellige Formen der Begleitung in gesundheitlichen Krisensituationen braucht. Dazu gehört der Umgang mit den tief sitzenden Ängsten vor dem Verlust der Gesundheit, vor Schmerzen und Behinderung, letztlich vor dem Sterbenmüssen. Und das Bildungswesen braucht wahrscheinlich mehr Platz für das Erlernen von sozialen Fähigkeiten im Umgang mit sich selbst und anderen: Die Gestaltung geglückter, tragfähiger Beziehungen bleibt die Herausforderung, die von jedem Einzelnen zu bestehen ist.

    Aber bitte hören Sie doch auf, der Wissenschaft die Verantwortung für alle gefühlten und realen Defizite unserer gesellschaftlichen Gegenwart umzuhängen! Ich empfinde es mittlerweile als undankbare Dekadenz, die großen Verdienste z.B. der Wissenschaftsmedizin um Lebenserwartung, Seuchenbekämpfung etc. beharrlich zu ignorieren und auf dem angebliche fehlenden Feingefühl der Kittelträger in Weiß herumzureiten. Wo möchten Sie leben? In den säkularen, modernen Gesellschaften des Westens (samt aller Schattenseiten), in der Sie bei Bedarf ein neues Hüftgelenk kriegen, oder in einer vormodernen, durch Stammestraditionen und magisches Denken determinierten Sozialform, wo sich ein Schamane sicherlich sehr empathisch um ihre Schmerzen kümmert?

  15. #15 miesepeter3
    27. Juli 2009

    @christian Weihs

    Pardon

  16. #16 miesepeter3
    27. Juli 2009

    @Roswitha Trimmel

    Es ehrt Sie, die “Wissenschaft” so energisch in Schutz zu nehmen und der Abriß über die Entwicklung der Familie war wirklich interessant, aber beides geht ein wenig am Thema vorbei. Ich habe nirgends behauptet, dass der allgemein vorhandene Mangel an Mitgefühl, wenn er denn wirklich so existent ist, ausschließlich und allein Schuld der Wissenschaft, hier die Medizin ist. Es gibt bestimmt noch sozial kältere Bereiche
    in unserer Gesellschaft als die Medizin. (ich bitte jetzt alle Finanzbeamten, von weiteren Zuschriften abzusehen). Ich verspüre auch nicht den geringsten Wunsch, Akuterkrankungen durch einen Schamanen behandeln zu lassen. In Ihrem Artikel haben Sie beklagt, dass es auf dem Gesundheitsmarkt Anbieter von Leistungen gibt, die keine Ahnung von Medizin haben und allenfalls Wellnesangebote im Programm haben. Und ich habe darauf versucht, ganz einfach zu erklären, dass diese Anbieter offensichtlich eine Lücke im medizinischen Angebot gefunden haben und gegen viel Geld diese schließen : Fürsorge und Mitgefühl. Ob diese Gefühle echt oder nur vorgespielt sind, war nicht Gegenstand unserer Unterhaltung. Mein kleiner Abstecher in die Geschichte sollte keine Schuldzuweisung sein, sondern nur der Versuch der Erklärung, warum bis heute in der Medizin die Vorstellung, der Mensch sei eine Art Maschine, herrscht und man müsse nur an den richtigen Rädchen drehen, dann wäre
    der Gesundheit Genüge getan. Man kann nicht irgendin Versäumnis damit entschuldigen, dass es auf anderen Gebieten auch Versäumnisse gibt. Und es ist auch nicht in der Sache hilfreich, wenn man die zum Buhmann macht, die das ausnutzen, was man selbst versäumt. Es genügt nicht, bei Bedarf ein neues Hüftgelenk einzubauen, man muß auch Hoffnung auf schmerzfreies Gehen machen.

  17. #17 Dr. E. Berndt
    27. Juli 2009

    @Roswitha Trimmel

    Zu ihrem letzten Kommentar kann ich nur sagen, daß ich bin ganz auf ihrer Seite bin.

  18. #18 Ronny
    27. Juli 2009

    @Roswitha Trimmel
    Vielen Dank für diesen Satz.
    Ich empfinde es mittlerweile als undankbare Dekadenz, die großen Verdienste z.B. der Wissenschaftsmedizin um Lebenserwartung, Seuchenbekämpfung etc. beharrlich zu ignorieren und auf dem angebliche fehlenden Feingefühl der Kittelträger in Weiß herumzureiten.

    Es ärgert mich immer wieder wenn man bei Diskussionen über Medizin immer nur hört wie kalt und steril alles ist, wie die Pharmafirmen alle betrügen und dass man doch jeden Kranken 100% ernst nehmen muss und für jede Unpässlichkeit eine Mittel zu existieren hat und dabei einfach unter den Tisch fallen lässt, dass täglich tausenden Menschen WIRKLICH geholfen wird. Das ist indiskutabel dekadent gegenüber Milliarden Menschen die von dieser Medizin ausgeschlossen sind.

    Dass man die letzten 10% noch verbessern kann, sicher, aber dabei sollte man die 90% nicht vergessen.

  19. #19 miesepeter3
    27. Juli 2009

    @Roswitha Trimmel

    Sie haben einen schönen und ausführlichen Artikel über die Tatsache geschrieben, dass sich Nichtmediziner in bestimmten Bereichen der Medizin breit machen, bzw. so tun, als ob sie etwas von Medizin verstünden. Dafür haben Sie allgemeine Zustimmung bekommen. Nur ich habe es gewagt zu meinen, dass die Medizin daran nicht ganz unschuldig sei, wenn sie das so zuläßt und ihr eine marktpolitische Untätigkeit vorgeworfen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wie dünnhäutig muß jemand sein, der auf so vergleichsweise harmlose Einwendungen mit den Hammerunterstellungen arbeitet wie “undankbare Dekadenz” und “Mißachtung vor med. Leistungen”.
    Zeigen Sie mir mal, wo ich Leistungen der Medizin nicht anerkannt habe oder ich forderte, dass gegen jede Unpässlichkeit ein Mittel zu existieren habe. Sollte Ihnen ziemlich schwerfallen, denn das habe ich nicht einmal ansatzweise behauptet.
    Es ist bei aller Anerkennung der medizinischen Leistungen immer wieder erstaunlich festzustellen, dass es da wohl eine gewisse Überempfindlichkeit gibt. Niemand darf ungestraft anmerken, dass es in der Medizin auch Felder gibt, die man noch verbessern könnte, über den Prozentsatz könnte man dann wieder trefflich streiten.
    Kleinen Kindern bringt man bei, nicht mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf andere zu zeigen, weil dann immer drei auf einen zurück zeigen. Ja, ich weiß, das gilt auch für mich.

  20. #20 Roswitha Trimmel
    27. Juli 2009

    @miesepeter 3:
    Sorry, ich fürchte, in unserem Gedankenaustausch sind Missverständnisse und Unklarheiten passiert.

    Zunächst einmal hat sich mein Ärger über die Undankbarkeit gegenüber den Leistungen der Medizin ganz generell auf einen zu beobachtenden Mainstream in der Gesellschaft bezogen, demzufolge es schick ist, die “Schulmedizin” zu bashen und den “sanften, ganzheitlichen Alternativtherapien” das Monopol auf Mitmenschlichkeit zuzusprechen. Dass Sie sich dabei alleine angesprochen fühlten, ist wohl auf die Unklarheit meiner Formulierung zurückzuführen, bis zu einem gewissen Grad hat mich aber auch Ihre polemische Formulierung vom mechanistischen Menschenbild der Medizin dazu veranlasst. Bedeutet Spezialisierung und Vertiefung in immer detailliertere Erkenntnisse der Funktionsweise des menschlichen Körpers bzw. der Wechselwirkung zwischen somatischen und psychischen Prozessen wirklich, den Menschen bloß als Maschine zu begreifen? Ich denke nein, es sind wohl eher atmosphärische Umstände wie riesige Krankenhäuser und vielleicht angsterzeugende High-Tech-Apparaturen, die klarerweise mit der Heimeligkeit von Duftlampen und Kuschelliegen in Heilpraktiker-Praxen nicht konkurrieren können.

    Zum anderen meine ich mit Undankbarkeit wirklich den Verlust für Proportionen. Viele der Krankheiten, die uns heute ängstigen, werden allein deshalb schlagend, weil wir so lange leben dürfen, und zwar im Überfluss, der eben auch seinen gesundheitlichen Tribut fordert. Man muss sich einfach vor Augen halten, dass noch vor 200 Jahren ein Neugeborenes eine 50:50-Chance hatte, die ersten Lebensjahre zu überstehen. Stellen Sie sich das einmal bildlich vor, wenn Sie vor einer Schulklasse stehen! – Wie wunderbar, dass diese Kinder heute kaum Angst vor lebensbedrohlichen Infektionen haben müssen, dass ihnen bei den einstmals gefährlichen Kinderkrankheiten effizient geholfen werden kann. Damit ist die Geißel Krankheit nicht aus der Welt geschafft, und natürlich haben neben medizinischen Fortschritten auch bessere Ernährung und Wohnverhältnisse ihren Beitrag dazu geleistet. Aber auch diese Veränderungen haben mit wissenschaftlicher Beobachtung und Forschung zu tun.

    Zuletzt wollte ich noch nachtragen, dass ich in meinem Kommentar weiter oben keine klugscheißende Mini-Vorlesung über Sozialgeschichte halten wollte, sondern einfach zeigen, dass die Werte im Zusammenleben von Menschen – hoffentlich oder gewiss nicht nur, aber eben auch – von den ökonomischen Verhältnissen bestimmt werden. Das Brüchigerwerden von sozialen Bindungen und die daraus resultierende Vereinsamung ist der kapitalistischen Produktionsweise geschuldet, nicht der Seelenlosigkeit einer “Apparatemedizin”. Klaus Ottomeyer hat in dem zitierten Aufsatz sehr überzeugend dargelegt, dass der Kapitalismus eben nicht nur Ressourcen und Arbeitskraft verschlingt, sondern auch menschliche Bindungen und Werte wie Liebe und Lebenssinn zur Ware macht. Man muss kein ideologietreuer Marxist sein, um bei einem schonungslosen Blick auf die Realität unserer Gesellschaft die Richtigkeit der Diagnose zu erkennen.

    Und hier setzt auch meine Kritik an Methoden wie CFD an: Würde hier ehrlich die Ware bzw. Dienstleistung feilgeboten, um die es eigentlich geht, soll’s mich nicht weiter stören, wenn Angebot und Nachfrage zueinander finden. Mich regt die Unehrlichkeit auf, der pseudowissenschaftliche Bullshit á la “biodynamische Prozessbegleitung” und “ontologische Kinesiologie”, der das diffuse Bild wissenschaftlich-methodischer Kompetenz erzeugt, wo es doch in Wahrheit um menschliche Zuwendung und ihre durchaus segensreiche Wirkung geht.

    Niemand bestreitet die Defizite in der Organisation unseres Gesundheitswesens. Um das zu erreichen, was wir vielleicht alle wollen, braucht es andere Arbeitszeiten für Ärzte und Personal und andere Organisationsstrukturen und was weiß ich – da fühle ich mich wirklich nicht kompetent. Andererseits gibt es eben auch hier Grenzen der Zuständigkeit: Die Medizin allein wird die angesprochenen Ängste, die sozialen Defizite unserer Gesellschaft, die dem Zeitgeist geschuldete obsessive Beschäftigung mit dem eigenen Körper und – in manchen Fällen gewiss auch – den Erlebnishunger verwöhnter Wohlstandsbürger nicht allein befrieden und befriedigen können.

    Mir kommt gerade der Gedanke, ob nicht die unserer Gesellschaft innewohnenden Suchtstrukturen von rascher Bedürfnisbefriedigung und Lustmaximierung eben auch dazu beitragen, dass viele von uns verlernt haben, mit unvermeidlichen Phasen der “Unlust”, sprich mit unangenehmen Gefühlen und Körperregungen gelassen umzugehen. Keine Ahnung, ob da was dran ist, ist mir nur gerade so eingefallen…:-)

  21. #21 miesepeter3
    28. Juli 2009

    @Roswitha Trimmel

    Fangen wir mal mit Ihrem letzten Absatz an :
    Wenn einem jahraus – jahrein vorgegaukelt wird „anything goes“, so fängt man irgendwann an, das auch zu glauben. Und natürlich überträgt man diesen Anspruch auch und gerade auf die Medizin. Umso enttäuschter ist man, wenn man feststellen muß, nun geht mal was gerade nicht. Der Vorwurf wird dann nicht an die Lebensumstände gerichtet, sondern an die „versagende“ Medizin. So sind die Menschen nun mal.
    Um noch einmal klar zu stellen, was ich mit marktpolitischen Versäumnissen der Medizin meine, lassen Sie uns mal ein (fiktives) Gespräch zwischen Arzt und Patient belauschen…….

    Dr. X : „Ah guten Tag Herr Y, wie geht es uns denn? Lange nicht gesehen.“
    Herr Y :“ Tag Herr Doktor, es geht so, habe wieder starke Schmerzen.“
    Dr. X :“ Ich erinnere mich, chronische Schmerzen , wie?“
    Herr Y :“ Ja, ich war vor zwei Jahren bei….. (Handaufleger, Gesundbeterin, Homöopathen, Gundel Gaukeley suchen Sie sich was aus), aber nun sind die Schmerzen wieder da.“
    Dr. X :“Sag ich doch immer, reine Geldschneiderei und Scharlatanerie.“
    Herr Y :“Nun, ich habe für sechs Sitzungen 300,00 € bezahlt und war für fast zwei Jahre schmerzfrei. Sie haben mir sechs Jahre lang Hammerschmerztabletten verschrieben mit heftigen Nebenwirkungen und genützt hat es überhaupt nichts. Meine Krankenkasse hat dafür über 12.000,00 € bezahlt.“
    Dr. X :“Das sind ja wissenschaftlich völlig unhaltbare Behauptungen. Mit Ihnen diskutiere ich doch nicht!“ und geht.
    Mal abgesehen davon, ob der Patient recht hat oder nicht, was glauben Sie, was der Patient nach dieser Unterhaltung fühlt? Wäre es nicht sinnvoller gewesen, Dr. X hätte den Patienten unter Hinweis auf neue Erkenntnisse und Behandlungsmethoden in der Schmerztherapie in seine Praxis eingeladen, um gemeinsam nach einer Behandlung zu suchen?
    Die meisten Mediziner überlassen in dieser Situation den Patienten der Konkurrenz und schimpfen dann auf die Alternativen, anstatt denen das Wasser abzugraben. Man kann auch durch bessere Angebote den Patienten überzeugen, in den Schoß der Medizin zurückzukehren.
    Ich habe immer angenommen, dass Wissenschaftler ein gewisses Maß an Intelligenz benötigen. Offensichtlich können die aber nicht begreifen, dass den Patienten es völlig egal ist, ob sie nach Methode A oder B behandelt werden, sie wollen nur , dass ihr Leiden aufhört.
    Der wissenschaftliche Nachweis ist den meisten sowieso zu hoch, um ihn zu begreifen.

  22. #22 Roswitha Trimmel
    28. Juli 2009

    @ miesepeter:

    Ihr Arzt-Patienten-Gespräch scheint mir in der Tat sehr fiktiv zu sein. Denn zufälligerweise erlebe ich in meiner engsten Familie mit, was die unberechenbaren Schwankungen und phasenweisen Tiefpunkte einer chronischen Schmerzerkrankung bedeuten.

    KEIN einziger Arzt, ob Hausarzt, Neurologe oder Klinikärzte in der Schmerzambulanz, hat auch nur einmal über alternative Methoden geschimpft, sondern da wurde zuerst einmal abgeklärt, ob andere Erkrankungen auszuschließen sind, und dann an die Schmerzambulanz überwiesen, wo man natürlich neben der Gabe von Antidepressiva zur Distanzierung des Schmerzgedächtnisses auch Bewegungstraining, Entspannungstechniken und dergleichen “verschrieben” und auch eingeübt hat. Die Ärzte haben aber ehrlicherweise zugegeben, dass es bei Krankheiten wie Fibromyalgie gilt, das “passende” Medikament zu finden, auf das der Einzelne anspricht. Sie machen auch kein Hehl daraus, dass die Ursachen eines Amok laufenden Schmerzgedächtnisses noch nicht ausreichend erforscht sind, dass es für diese Krankheit daher noch keine Heilung gibt, aber zumindest Phasen der Beschwerdefreiheit, die man durch Lebensstilfaktoren vielleicht verlängern kann.

    So, und dann kam die Homöopathin, eine wirklich nette, warmherzige Frau, die hunderttausend Fragen stellt nach Befindlichkeiten und Symptomen, vom “Schichtenmodell” und verlorenem Gleichgewicht spricht und Globuli verschreibt. Wenn diese nicht wirken, dann werden wieder hundert Fragen gestellt und ein anderes Mittel gewählt, wirkt auch das nicht, wird die entstehende Verzweiflung abgefangen, indem die Schmerzphase als Selbstregulation des Körpers interpretiert wird und so weiter. Immer aber haben die ausführlichen Gespräche mit der HP zumindest vorübergehend Zuversicht erzeugt, einfach aufgrund der dabei erlebten Zuwendung und weil irgendwie eine Deutung des Geschehens geliefert wurde. Das hat punktuell gegen die Ohnmacht geholfen, gegen die Schmerzen leider nicht.

    Ohnmächtig sind hier aber letztlich alle Beteiligten. Fibromyalgie ist zwar keine gefährliche, aber eine sehr unangenehme chronische Erkrankung, für die bis dato keine wirklich wirksame Therapie existiert. Das muss man einem Patienten erst einmal kommunizieren, ich beneide keinen Arzt darum. Wir haben aber auch von keinem einzigen Arzt jene Art von Arroganz erlebt, die Sie in Ihrem fiktiven Dialog beschreiben. Und längst hat die Medizin das Zusammenwirken von psychischen und physischen Faktoren erkannt und integriert.

    Würden Ärzte ihren Patienten dieselben Stundensätze verrechnen, wie dies Komplementärmediziner tun, hätten sie gewiss auch mehr Muße, um sich dem individuellen Kummer ihrer Patienten zu widmen.

    Und noch etwas: Wenn ich mich so umhöre, dann fällt mir auf, dass vonseiten der ALternativmedizinanhänger wesentlich heftiger und polemischer auf die “Schulmedizin” geschimpft wird als umgekehrt. Sämtliche Ärzte, die ich kenne oder die in den Medien zu solchen Themen befragt wurden, haben höflich und sachlich auf die Studienlage verwiesen oder darauf, dass man aufgrund von anekdotischer Evidenz nicht seriöse Behandlungsmethoden für eine Vielzahl von Menschen festlegen könne. (So hat das zuletzt eine Top-Dermatologin im Radio formuliert, als zwei Zuhörerinnen lautstark auf kinesiologische Methoden in der Akne-Therapie pochten.) Der Vorwurf der Arroganz kann also meines Erachtens nicht nur gegen eine Seite erhoben werden.

  23. #23 miesepeter3
    28. Juli 2009

    @Roswitha Trimmel

    Zu Ihren guten Erfahrungen mit diesen Ärzten möchte ich Sie beglückwünschen.
    Gerne würde ich das als die absolute Ausnahme bezeichnen, bedauerlicherweise
    kann ich das nicht, da sich meine persönlichen Erfahrungen in diesem Bereich mit
    den Ihren fast decken. Offensichtlich haben die Ärzte in der Praxis und im Einzelfall
    mehr Toleranz und Gelassenheit im Umgang mit Alternativmethoden, als sie es in der
    Theorie zugeben würden.
    In den einschlägigen Foren und auch hier in den scienceblogs.de sind natürlich auch
    mehr die erklärten Gegner der Alternativmedizin anzutreffen, als im wirklichen Leben.
    Denen ab und an aufzuzeigen, dass sie im Glashaus sitzend nur ganz vorsichtig mit Steinen werfen sollten, ist hier mein Anliegen, nicht die Verteufelung der Medizin im allgemeinen und auch nicht die Verherrlichung der Alternativmedizin im besonderen

  24. #24 E.M.J.
    14. August 2009

    Der Artikel spricht mir aus der Seele. Vor allem mit dem Fazit “… Vereinsamung, Ohnmacht, Sehnsucht nach Betreuung und Angstlinderung, vielleicht auch der Erlebnishunger saturierter Mittelschichten und die verführerische Aussicht, als “Heiler/ Energetiker” Bedeutsames für andere Menschen zu leisten.” wird der Nagel auf den Kopf getroffen.

    Wovon ich überzeugt bin, ist jedoch das, was schon im Petzold-Zitat aufscheint: “Es wird vielmehr wichtig werden, nach Alternativen zu suchen und sich aktiv darum zu bemühen, zu einer humaneren Welt und einer sinnstiftenden Kultur beizutragen.”

    Reine Kritik an der Esoterik alleine wird überhaupt nichts verändern, da die Menschen sie wirklich zu brauchen scheinen – mangels Alternativen. Insofern sehe ich sie als Symptom einer Zeit, in der Veränderung im Menschlichen dringend Not tut.

  25. #25 Dr. E. Berndt
    14. August 2009

    Zu der Präsenz der Medien ist zu sagen, daß die diversen Kommentatoren und Kommentatorinnen gegenüber varantwortungsbewußten und auf Evidenz bedachten Medizinern und Wissenschaftern in aller Regel den Ton eines Großinquisitors anschlagen, der seine Delinquenten hinzurichten hat!

  26. #26 Dietmar Weixler
    5. September 2010

    Sehr geehrte Frau Trimmel,

    herzliche Gratulation zu Ihrem Artikel, der inhaltlich wie sprachlich großen Lesegenuss bereitet. Dietmar Weixler, Arzt

  27. #27 Basilius
    5. September 2010

    @Roswitha Trimmel,
    meinen großen Respekt vor Ihren Kommentaren. Klar und eindeutig geschrieben. Keine falschen Verurteilungen oder dumme Vorurteile, sehr sachlich und um die wirklich wichtige Sache bemüht. Meine volle Zustimmung zu Ihren Ausführungen.
    Bravo!

  28. #28 Roswitha Trimmel
    5. September 2010

    @ Dietmar Weixler & Basilius

    Herzlichen Dank für die freundliche Rückmeldung – ich freu mich! 🙂

  29. #29 Mooc
    23. März 2015

    Neben dieser ganzen semantischen Gymnastik, die sich wie terminologische Schuppen über die praktizierte Erfahrung legen, sollte erwähnt werden, dass die Kraneo-sakrale-Therapie durchaus um ihr Ansehen kämpft, insbesondere deren energetische Variante. Ein bisschen mehr nüchterne Sachlichkeit könnte da wirklich ein wenig Abhilfe schaffen.

  30. #30 noch'n Flo
    Schoggiland
    23. März 2015

    @ Mooc:

    dass die Kraneo-sakrale-Therapie

    Oha, man sollte das Verfahren, welches man bewirbt, aber wenigstens korrekt schreiben können.

    durchaus um ihr Ansehen kämpft, insbesondere deren energetische Variante.

    Ein Kampf, der nicht zu gewinnen ist. Vor allem, weil er nicht mit validen Argumenten geführt wird.

    Ein bisschen mehr nüchterne Sachlichkeit könnte da wirklich ein wenig Abhilfe schaffen.

    Hat sie ja schon. Ergebnis: CST=Dummfug.

  31. #31 noch'n Flo
    Schoggiland
    23. März 2015

    Nebenbei: so richtig peinlich ist es natürlich, wenn man hier ganz “unauffällig” seinen Werbelink platzieren möchte, aber am Ende das auch noch versemmelt. Insbesondere, wenn man kurz zuvor mit sinnfreien Worthülsenparaden wie

    Neben dieser ganzen semantischen Gymnastik, die sich wie terminologische Schuppen über die praktizierte Erfahrung legen

    versucht hat, geistige Überlegenheit zu suggerieren. Tja, diese Firma scheint (wie viele in ihrem Segment) auch nur aus geistigen Schaumschlägern zu bestehen.

  32. #32 Spritkopf
    23. März 2015

    Nebenbei: so richtig peinlich ist es natürlich, wenn man hier ganz “unauffällig” seinen Werbelink platzieren möchte, aber am Ende das auch noch versemmelt.

    Jau, immer wieder schön mit anzusehen, wenn so ein professioneller Dampfplauderer erst die Sabbel aufreißt und dann seine Kompetenz beweist, indem er mit Schmackes aufs Pflaster klatscht.

    Manche haben ihren Kopf nur, damit die Friseurschere nicht in die Luft greift.

  33. #33 noch'n Flo
    Schoggiland
    23. März 2015

    Dazu fällt mir doch glatt dieses ein: