Liebe Frau Martens,
In der gestrigen Ausgabe der Gratiszeitung Heute findet sich auf den Seiten 2 bis 3 einen Artikel von Ihnen, der den Titel “Klimawandel – alles nur ein Bluff?” trägt. Im Untertitel dazu lese ich, der britische Klimaforscher Phil Jones habe bestätigt, dass sich das Klima seit 1995 “nicht verändert” hat.
Schauen Sie, Frau Martens. Das ist ein Missverständnis. Prof. Phil Jones hat nämlich genaugenommen bestätigt, dass es seit 1995 eine mittlere Erwärmung von 0,12°C pro Jahrzehnt gegeben hat, dass dieser positive Erwärmungstrend aber knapp nicht statistisch (!) signifikant ist, weil der Zeitraum schlicht zu kurz ist. Gut, geschenkt! Darüber streiten auch andere, und diese Fehldeutung findet sich auch in weiteren Medien.
Damit komme ich zum eigentlichen Thema. Was mich nämlich wirklich verwundert hat, ist, dass Sie Phil Jones ganz unverblümt Datenfälschung unterstellen. Im Untertitel Ihres Artikels steht nämlich
Phil Jones hat in der Vergangenheit immer wieder vor der Erderwärmung gewarnt und gefälschte Daten dazu veröffentlicht.
Im Text selbst sind es dann kurz einmal nur noch “mutmaßlich gefälschte Daten“, die Jones präsentiert haben soll, andererseits aber wieder einfach “manipulierte Daten“.
Und
jetzt interessieren mich natürlich Ihre Quellen. Phil Jones hat also Daten
gefälscht? Wo genau haben Sie das her? Leider gibt es dazu nicht den geringsten Hinweis in
Ihrem Artikel. In dem BBC-Interview von Phil Jones, auf das sich die meisten Berichte stützen, findet sich auch nichts dazu.
Wissen
Sie, wenn ich so starke Vorwürfe lese, und dabei keine Quelle zitiert
sehe, und mir dann noch ein dermaßen offensichtlicher Schreibfehler wie
“Hockeystock-Grafik” ins Gesicht springt, dann werde ich ein bisschen
misstrauisch. Und dann wende ich mich an Prof. Google. Und Prof. Google sagte
mir (mit Stand gestern Vormittag), dass diese seltsamen Formulierungen
auf der ganzen Welt vor Ihnen nur von einer einzigen Quelle gebraucht
wurden. Nämlich von einem anonymen User namens “luce_solare”,
der sich auf dem Internetportal ShortNews.de seine eigene
Interpretation eines schludrigen Artikels aus der britischen
Boulevardpresse aus den Fingern saugt.
Wenn Journalisten Artikel von anderen Medien ungeprüft übernehmen, dann ist das schon schlimm genug. Aber was Sie da
machen, liebe Frau Martens, nämlich einen hingerotzten Text eines
Anonymlings aus dem Internet zu plagiieren und auf dieser Basis einem
Klimaforscher so mir-nichts-dir-nichts Datenfälschung zu unterstellen,
das ist nicht nur fahrlässig und unethisch, sondern ganz einfach eine
Sauerei.
Mein Tipp für die Zukunft: Probieren Sie’s doch ‘mal mit Recherche.
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