Von: Ulrich Berger
An: Traude Kappler, Österreichische Diabetikervereinigung (ÖDV), Niederösterreich
CC: Anna Mayer (Bundesvorsitzende der ÖDV), Gesundes Tulln (Verein zur Prävention und Rehabilitation von Krankheiten), Mag. Peter Eisenschenk (Bürgermeister von Tulln)
Sehr geehrte Frau Kappler,
Den Niederösterreichischen Nachrichten entnehme ich, dass kommenden
Sonntag im Rahmen des 7. Niederösterreichischen Diabetikertages in
Tulln unmittelbar nach der Eröffnung durch Herrn Bgm. Mag. Eisenschenk
ein Vortrag von Herrn OA Dr. Peter Swoboda mit dem Titel “Holopathie –
eine alternative Diagnosemethode” stattfinden soll.
Als Mitglied des Wissenschaftsrats der GWUP (Gesellschaft zur
wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) habe ich mich
eingehend mit der Holopathie beschäftigt und kann vor der Veranstaltung
eines solchen Vortrags im Rahmen des Diabetikertages nur warnen. Herr
Dr. Swoboda bietet Holopathie um € 180,- in seiner Praxis an und gibt als Anwendungsgebiet auch “Diabetes” an. Es ist damit zu
rechnen, dass er seinen Vortrag zur Bewerbung der Holopathie als
Diagnose- und Therapieverfahren nutzen wird.
Leider handelt es sich bei der Holopathie um
ein pseudowissenschaftliches Placeboverfahren, das bisher keinerlei
wissenschaftliche Evidenz zu diagnostischer Validität oder
therapeutischer Wirksamkeit aufweisen kann. Im Gegenteil, sowohl eine
an der Meduni Innsbruck als auch eine an der Uni Wien durchgeführte
Studie zur Holopathie fanden keinerlei Hinweise auf eine Wirksamkeit
der Holopathiegeräte. (Letztgenannte Studie versucht diese Ergebnisse
leider im Sinne eines Gefälligkeitsgutachtens zu verschleiern, worüber
ein gesonderter Bericht in Arbeit ist.)
Besonders bendenklich erscheint mir die Anpreisung von Holopathie als
Diagnose- oder gar Therapieverfahren bei Diabetes. Da die Gefahr der
Verschleppung einer medizinisch validen Diagnose bei Verdacht auf
Diabetes erheblich ist, ist es m.E. völlig unverantwortlich, Holopathie
als Diagnoseverfahren für Diabetiker öffentlich zu bewerben. Zum Thema
Holopathie als Therapieverfahren bei Diabetes möge man sich
vergegenwärtigen, was passieren würde, wenn ein Diabetiker auf die Idee
käme, sein lebensrettendes Insulin sei durch holopathische
“Insulin-Schwingungen” substituierbar, wie es diverse irreführende
Holopathie-Werbetexte durchaus suggerieren können.
Für Details zur Holopathie verweise ich vorläufig auf
https://www.esowatch.com/ge/index.php?title=Holopathie sowie auf meinen
Bericht unter
https://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2009/02/holopathie.php,
stehe jedoch für weitere Auskünfte gerne zur Verfügung. Diese e-mail
veröffentliche ich parallel auch auf meinem Scienceblog “Kritisch
gedacht” und würde eine etwaige Antwort auf Wunsch ebenfalls dort
online stellen.
Mit freundlichen Grüßen, Ulrich Berger
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