An Herrn ADir. Michael Kluger,
Geschäftsführender Leiter der Jugendmedienkommission beim Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
Sehr geehrter Herr ADir. Kluger,
Die Jugendmedienkommission (JMK) des BMUKK hat dem Film “Am Anfang war das Licht” eine Positivkennzeichung (“Annehmbar als Diskussionsfilm ab 12 Jahren”) verliehen. Durch eine solche Positivkennzeichnung sollen Filme hervorgehoben werden, die “insbesondere für Kinder oder Jugendliche
geeignet“ sind.
Gegen diese Positivkennzeichnung lege ich als Präsident der Gesellschaft für kritisches Denken ausdrücklich meinen Protest ein.
In der Beschreibung des Films stellt die JMK fest:
Unbestritten ist, dass […] Nahrung und vor allem Flüssigkeit für den Körper sehr wichtig sind.
Die neuesten Erkenntnisse in der Quantenphysik lassen den Schluss zu,
dass sich dies in der Zukunft möglicherweise ändern könnte. Versuche
haben gezeigt, dass der Geist die Materie soweit beeinflussen kann, dass
vieles möglich sein könnte …
Diese Behauptung ist objektiv unwahr. Weder erlauben “neueste Erkenntnisse in der Quantenphysik”
eine solche Schlussfolgerung, noch gibt es derartigen Versuche, die
auch nur in die Nähe wissenschaftlicher Anerkennung gerückt wären.
Die JMK schreibt in ihrer Bewertung weiters:
Dabei ergeben sich Botschaften, dass die Form der Weltbetrachtung der
letzten 400 Jahre ins Wanken gerät, weil durch Versuche bewiesen wurde,
dass wir mit unserem Bewusstsein mehr bewirken können als wir glauben
Auch diese Behauptung ist unrichtig. Nichts dergleichen wurde durch Versuche bewiesen. Auf der Webseite eines österreichischen Bundesministeriums sind solche wissenschaftlich naiven Betrachtungen deplatziert und irreführend.
Zu meinem Bedauern stelle ich fest, dass die JMK ebenso wie die
Filmbewertungskommission offenbar nicht in der Lage war, den
manipulativen Charakter des Films zu durchschauen, sondern selbst dessen
Opfer geworden ist.
Ich verweise dazu auf Stellungnahmen der Physiker Werner Gruber (Univ.
Wien) und Heinz Oberhummer (TU Wien), die den Film als einen “schlechten als Doku getarnten Fantasyfilm” bezeichnen und die im Film interviewte angebliche Expertenriege laut Presse als “das Who’s Who der esoterisch angehauchten Wissenschaftler” identifizieren. Weiters weise ich auf die Rezension durch den Standard-Wissenschaftsredakteur Klaus Taschwer hin, der den Film als ein “antiaufklärerisches Machwerk” einschätzt. Abschließend verweise ich auch auf meine eigene Filmkritik auf den Scienceblogs, in der ich detailliert begründe, warum ich den Film für “manipulativ und wissenschaftlich wertlos” halte, und über die am Fr, 24.9.2010, auch in der ORF-Sendung konkret berichtet wird.
Mit freundlichen Grüßen,
Ulrich Berger
PS: Diese e-mail ist als Offener Brief auch auf meinem Scienceblog publiziert.
Kommentare (66)