Keine große Überraschung: Nachdem sich zuerst die Homöopathen über unsere Darstellung der Homöopathie aus wissenschaftlicher Sicht beschwert hatten, fühlte sich wenige Tage nach der Publikation unserer Anmerkungen zur Esoterik durch die AK Wien nun auch die Ärztekammer auf den Schlips getreten. Deren Sichtweise der von Handys ausgehenden Gefahr deckt sich nämlich leider nicht mit jener der Wissenschaft. Nur: Ist das ein Problem für die Wissenschaft, oder nicht vielmehr eines für die Ärztekammer? [Nachtrag:] … über deren Wissenschaftsaffinität auch diese Ankündigung
Aufschluss gibt.
Ernst Bonek, Autor des Kapitels “Wie gefährlich sind Handystrahlen?” in unserer Broschüre, repliziert…
Weltgesundheitsorganisation oder Wiener Ärztekammer?
Prof. DI Dr. Ernst Bonek
Wer
Wissen braucht, das er nicht hat, wendet sich an Spezialisten. Wer
selbst Wissenschaft betrieben hat, wie ich, fragt natürlich die besten
Wissenschaftler – im Bereich Medizin und Gesundheit also die
Weltgesundheitsorganisation WHO, wo das weltweit verfügbare Wissen über
Gesundheit und Krankheiten vorliegt. Was ist also so verwerflich daran,
die Aussagen der WHO zu elektromagnetischen Feldern unters Volk zu bringen und sie der Meinung der Wiener Ärztekammer vorzuziehen?
Der GkD geht es darum, Esoterik und Schwindel aufzudecken,
wo man es auf den ersten Blick nicht vermuten würde. Bezüglich der
esoterischen Produkte, die beim Telefonieren “vor Handystrahlen
schützen” sollen, gibt es grob gesprochen zwei Sorten:
Erstens
diejenigen, die gar keine nachweisbaren Wirkungen haben:
Plastikplättchen aus geheimnisvollen Materialien, vielleicht mit Metall
(Gold ist sehr wertvoll und rechtfertigt die unverschämten Preise), auf
die Batterie geklebt. Ihre angebliche Wirkung entwickeln sie zum
Beispiel über die “Änderung des Drehsinns der elektromagnetischen
Wellen”, von rechts nach links oder auch umgekehrt, was nebenbei bemerkt
bei fast jeder Reflexion einer Welle ohnedies passiert,
“Harmonisierung”, was immer das ist, oder Beeinflussung des
Erdmagnetfeldes (das wird sich ärgern!).
Die zweite Art verwendet
Metallgeflechte, meist in Textilien verwoben, die bei großflächiger
Anwendung tatsächlich hochfrequente Felder schwächen. In unmittelbarer
Nähe der Handyantenne – ja, alle Handys haben eine Antenne, auch wenn
sie nicht sichtbar ist – beeinflusst Metall den Empfang des Handys und
zwar praktisch immer in Richtung SCHLECHTEREN Empfangs. Das hat zwei
Folgen. Erstens, das Handy ERHÖHT seine Sendeleistung – ob das im Sinne
der Erfinder ist? Zweitens, die Basisstation (“Handymast”) erhält vom
Handy die Information des schlechteren Empfangs – und erhöht ebenfalls
die Sendeleistung.
Der Markt ist groß, 98% der Österreicher haben
im letzten halben Jahr ein Handy benützt. Ja, und dann gibt es noch die
Labors, die Ihnen “garantiert nichts verkaufen, nur messen”. Die geben
dann ihre Messwerte nicht in den in der Elektrotechnik üblichen
Einheiten Watt pro Quadratmeter
(W/m^2), sondern z. B. in Mikrowatt pro Quadratmeter (μW/m^2) an. Mit
Sicherheit verunsichern die resultierenden riesigen Zahlenwerte jeden
Laien. Für die GkD geht es hier einzig und allein um die Aufklärung der
technischen Fakten und um den Verweis auf den aktuellen internationalen
wissenschaftlichen Stand der Forschung.
Kennt die Wiener
Ärztekammer wirklich das Wesen von Wissenschaft? Wer etwas behauptet,
muss zuerst einmal Beweise für seine Behauptung bringen, und besonders
überzeugende Beweise, wenn man besonders gewichtige Thesen aufstellt.
Das, was die Ärztekammer an “Beweisen” vorbringt, überzeugt die WHO
offenbar nicht.
Die Ärztekammer hat in der Vergangenheit etliche
technische Widersinnigkeiten propagiert, wie etwa: “Handys nachts immer
ausschalten und nie in Kopfnähe aufbewahren!”, oder: “Headsets sind
ebenfalls bedenklich – das Kabel leitet die Strahlung!”. Aber Handys im
Standby senden nur in periodischen Abständen von einigen Stunden und
dann nicht einmal eine Sekunde lang. Und das Kabel eines Headsets leitet
eben keine Strahlung. Die aktuellen Warnungen von Erik Huber sind daher
genauso unglaubwürdig.
Doch dass übertriebene Angst krank macht, darin sind wir wohl derselben Meinung wie die Ärztekammer!
Kommentare (187)