An der Universität Viadrina in Frankfurt/Oder hat sich die
Esoterik eingenistet. Wie konnte das passieren? Wie steht die
Öffentlichkeit dazu? Was sagen die Verantwortlichen? Ein Rückblick in
drei Teilen zum Jahresausklang.

Teil 3: Die Reaktion der Verantwortlichen

(Teil 1 verpasst? Hier ist er!)
(Teil 2 verpasst? Hier ist er!)

Es gab bisher drei öffentliche Reaktionen der Verantwortlichen auf die Aufdeckung der Zustände an der Viadrina:

1. Reaktion: Die erste Reaktion bestand in einem Leserbrief von IntraG- und Lehrgangsleiter Harald Walach an die Süddeutsche Zeitung. Dieser Leserbrief wurde zwar meines Wissens nie in der SZ veröffentlicht, jedoch beim IntraG neben anderen Leserbriefen auf eine Webseite gestellt.


Walachs Erwiderung auf den SZ-Artikel
von Sebastian Herrmann beklagt die angebliche “Hexenjagd”, der unter
Zuhilfenahme von “Unwahrheiten” im SZ-Artikel der “Boden bereitet”
würde. Dass die “Falschinformationen” aus zwei Fehlern resultierten, die
je zur Hälfte das IntraG und die DGEIM zu verantworten hatten,
verschweigt Walach. Ebenso, dass die tatsächlichen Inhalte des
Energy-Medicine-Moduls um nichts weniger esoterisch sind als die in der
SZ inkriminierten.

Sodann schwingt sich Walach zu einer kühnen
und polemischen Spekulation auf und mutmaßt, woher der SZ-Journalist
seine Informationen wohl her haben könnte:

Denn
einige Tage vorher verschickte die postmoderne Nachfolgeinstitution der
römischen Inquisition, die “Gesellschaft zur wissenschaftlichen
Untersuchung der Parawissenschaft – GwUP”, Internetmobbingpost an
unseren Präsidenten und vermutlich auch noch andere Institutionen (die SZ?), in dem genau die genannten Inhalte als “esoterisch” und “unwissenschaftlich” angemahnt werden.

Das
erinnert uns an eine alte skeptische Mahnung: Man sollte nie von einer
Korrelation zwischen A und B auf eine kausale Wirkung zwischen A und B
schließen  – es könnte nämlich sein, dass sowohl A als auch B eine
gemeinsame Ursache C haben. In diesem Fall hatte ich Herrn Walach
tatsächlich in meiner e-mail bereits darauf hingewiesen, dass soeben auf
dem meistgelesenen deutschen Wissenschaftsblog die Viadrina-Esoterik
ausgebreitet worden war. Trotzdem mutmaßt Walach hier, dass “die GWUP” (gemeint bin damit wohl ich) die SZ informiert hätte – was übrigens unwahr ist. Nun gut, sei’s drum.

Als nächstes folgt ein Hauch einer Big-Pharma Verschwörungstheorie. In mehreren rhetorischen Fragen suggeriert Walach, dass die aktuelle Kritik an der Viadrina irgendwie mit den jüngsten Krisen der Pharmabranche zusammenhängen müsste. Also im Klartext: Weil Big-Pharma gerade arg kritisiert wird, setzen sich Florian Freistetter, Ulrich Berger und Sebastian Herrmann konspirativ zusammen und hecken einen Gegenschlag aus – vermutlich weil sie von Big-Pharma bezahlt werden. Diese hübsche kleine Verschwörungstheorie von Herrn Walach ist allerding nicht ganz neu. Schon in seinem Editorial “Gegen den Wind segeln” aus dem Jahr 2008 raunte er:

Ich finde es interessant, dass die Kampagne gegen die
Komplementärmedizin zur gleichen Zeit beginnt, zu der sich zeigt, dass
Flaggschiffmedikationen der konventionellen Pharmabranche in ihrer
Glaubwürdigkeit bröckeln. […] Ist es möglich, fragt sich der neugierige, offene, und vielleicht etwas phantasiebegabte Zeitgenosse, dass da eine ganze Industriesparte unter Druck gerät, langfristig ihre Felle davonschwimmen sieht und beschließt, ein bisschen die Theaterwindmaschine anzuwerfen? Das dürfte nicht schwer sein. Ein paar emeritierte Pharmakologen zum Essen einladen vielleicht? Ein paar dümpelnde Arbeitsgruppen mit einem Forschungsauftrag bedienen? Jedenfalls Gegenwind erzeugen, wie auch immer. Ich würde mich nicht wundern. Die Koinzidenz ist bemerkenswert.

Damals war es allerdings noch nicht die GWUP, die von Big-Pharma zum Essen eingeladen worden sein soll. Die “emeritierten Pharmakologen” sind wohl eine gleichermaßen unverblümte wie unverschämte Anspielung auf den wortgewaltigen Homöopathiekritiker David Colquhoun vom Londoner UCL, der schon mehrfach öffentlich klargestellt hat, dass er nie Gelder der Pharmabranche angenommen hat.

2. Reaktion: Die zweite Reaktion von Harald Walach war notwendig geworden, nachdem auch die ZEIT kein gutes Haar am Trend zur Esomedizin gelassen hatte (siehe Teil 2). In einem ebenfalls nicht abgedruckten Leserbrief an ZEIT-Autor Harro Albrecht stellt Walach die These auf, die Medizin habe schon lange “den Verstand verloren”. Denn, so Walach, die moderne Medizin versage bei vielen chronischen Krankheiten, und…

genau weil das so ist, weil die moderne Medizin eben viel weniger an wirklich effektiven Therapiemöglichkeiten für chronisch kranke Patienten anzubieten hat, genau deswegen suchen sich diese Patienten Alternativen.

Es folgt eine Mahnung, man dürfe die Erforschung der Komplementärmedizin nicht behindern, denn diese sei allgegenwärtig geworden und daher auch erforschenswert.

Daran ist nichts wirklich falsch, doch Walachs Replik geht trotzdem völlig am Kern der Sache vorbei. An der Viadrina sollte die Esomedizin nämlich nicht nur erforscht, sondern gleich auch gelehrt werden, und zwar mit dem Ziel der Anwendung am Patienten, und zwar auch jene Methoden, die nicht nur zweifelhaft, sondern bereits hinreichend widerlegt sind! In den Worten von Marco Bischof, wie er in der SZ zitiert wird:

Ziel sei es, so Bischof, den Studenten die alternativen Heilmethoden und
Therapien so zu vermitteln, dass diese von ihnen selbst angewandt
werden können.

Dabei ist es doch ganz einfach. Um eine zarte Analogie zu bemühen: Man sollte an kulturwissenschaftlichen Fakultäten z.B. die Entwicklung und Geschichte der Astrologie erforschen und auch lehren. Man sollte aber an einer Universität nicht Astrologie selbst lehren. Dieser Unterschied ist offenbar noch nicht bei jedermann angekommen.

Zum dritten großen “Angriff” auf die Viadrina, der jüngst im Spiegel stattfand, gibt es bisher noch keine veröffentlichte Reaktion von Herrn Walach.

3. Reaktion: Eine Reaktion der sonderbaren Art gab es von Hartmut Schröder, Sprachwissenschaftler an der Viadrina und ebenfalls im Vorstand des IntraG tätig. Mitte September 2010 benutzte er sein Grußwort für ein Augenheilkunde-Symposium für eine Klage über die angebliche “Hexenjagd auf Komplementärmediziner” in den Medien und für eine Abrechnung mit den IntraG-Kritikern in der SZ und der ZEIT. Der SZ-Medizinjournalist Werner Bartens hatte kurz zuvor ein Interview gegeben, in dem er den Hokuspokus an der Viadrina kritisiert hatte. Schröder lässt sich in seinem Grußwort nun auf eine wahrlich abenteuerliche Argumentation kontra Bartens ein.

Er wisse nämlich sehr wohl, so Schröder, “dass so manche Erfolge komplementärer Medizin mit dem Placeboeffekt erklärt werden können“. Aber, so Schröder sinngemäß, damit der Placeboeffekt auch seine ganze Macht entfalte, brauche es das Vertrauen des Patienten in den Arzt und dessen therapeutisches Handeln. Und das zerstöre Werner Bartens mit seinen kritischen Worten:

Werner Bartens – der das als gelernter Arzt eigentlich wissen sollte – unterminiert de facto mit seinem Beitrag das Vertrauen der Patienten zu ihren Ärzten. Er […] schadet objektiv all den Patienten, die von Komplementärmedizinern behandelt werden.

Eine bemerkenswerte Leistung für einen Sprachwissenschaftler: Weil Bartens den Hokuspokus der Komplementärmedizin kritisiert und Patienten deshalb die Lügen der Esomediziner anzweifeln könnten, verlieren diese die Segnungen des Placeboeffekts und tragen so einen Schaden davon. Welch’ Frevel von Herrn Bartens, die Wahrheit zu sagen, wenn doch die Lüge so tröstlich war!

Nach diesem Blick in die Abgründe seiner Komplementär-Ethik begleiten wir Herrn Schröder bei einem Verbalangriff auf – Überraschung – die GWUP (also auf mich…), der sich ganz wie bei Herrn Walach liest:

Bevor sich überhaupt die Medien mit der Thematik beschäftigten hat die “Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung der Parawissenschaften” (GWUP), die sich anschickt die moderne Inquisition zu werden, mit gezielten Verleumdungskampagnen das Feld bereitet.

Hier muss man anmerken, dass Herr Schröder nicht nur die unfundierten Vorwürfe von Herrn Walach nachplappert, sondern sie auch aufbauscht (meine angebliche Verleumdungskampagne hat hier schon die Mehrzahl erreicht) und dass er dies 9 Tage nach meiner zweiten e-mail an Walach tut, in der ich deutlich klarstellte, dass ich niemals Kontakt zur SZ hatte. Fürwahr, ein gewaltiges sprachliches Fettnäpfchen, in das der Herr Sprachwissenschaftler da in seinem Eifer getreten ist!

Schröder fährt dann fort mit der plumpen und ebenso falschen Behauptung

Dafür dass diese Gesellschaft und ihre Zeitschrift Der Skeptiker es nicht so genau mit der Wahrheit halten sowie mit gezielten Rufmordversuchen in Verbindung gebracht werden finden sich erdrückend viele Hinweise.

Wiederum eine im Prinzip klagbare Verleumdung, die offenbar der traurigen Tatsache geschuldet ist, dass Herr Schröder seine Nase zu tief in die Schmuddeltexte meines anonymen Cyber-Stalkers gesteckt hat. Ja, Herr Schröder: Wer in der Jauche watet, dem haftet dann oft ein eigenartiger Geruch an. Aber keine Sorge, auch der verfliegt wieder!
Vielleicht sollten Sie sich einfach Ihre eigenen Worte zu Herzen nehmen:

Wer aber den rationalen, herrschaftsfreien Diskurs und die Überzeugungskraft der besseren Argumente nicht scheut, der hat solche Verleumdungen nicht nötig.

Es folgen von Herrn Schröder dann noch 6 Seiten “Grußworte”, die sich um die bekannte “Pluralismus”-Forderung drehen und ebenfalls in keinster Weise auf den Unterschied zwischen Forschung über Humbug und Lehre von Humbug eingehen.

Im Lichte der hier zusammengefassten öffentlichen Reaktionen auf die Aufdeckung des akademischen Eso-Skandals an der Viadrina stelle ich fest:

Manche Verantwortlichen haben in ihrer Panik offenbar zeitweise die Nerven verloren und sich zu eher peinlichen Äußerungen hinreißen lassen. Wie man es rechtfertigt, dass an einer Uni ein Astrologe einen Lehrauftrag bekommen soll um Ärzte in “Radionik” auszubilden, ist mir immer noch nicht überzeugend dargelegt worden.

Wird es wohl auch nicht mehr. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt…

Allen meinen Leserinnen und Lesern wünsche ich Frohe Weihnachten!

Kommentare (181)

  1. #1 EEBO
    20. Dezember 2010

    Erst einmal ein frohes Fest Euch allen und besonders Ulrich –
    vielen Dank für diese Artikelfolge. Gerade dieser letzte Teil zeigt schön, daß Irrationalität und Unfairness eine Mesalliance eingehen. Trotz der dummen bis unfaßlichen Anwürfe der Esoteriker die Zähne zusammenbeißen und höflich bei den Tatsachen zu bleiben, ist eine hohe Kunst, an der ich mich noch etwas üben muß, aber dem Autor gelingt dies wunderbar.
    Weiter so!

  2. #2 fatmike182
    20. Dezember 2010

    Zur Weihnachtszeit werde ich die gute Hoffnung nicht aufgeben, dass Schröder in einer nüchternen Minute der Besinnung nochmal darüber nachdenkt…

    Aber Walach, der ja selbst auch schon Quantentheorien verfasst hat, da ist schon alles verhaut.

    I have been involved in research in homeopathy, spiritual healing, CAM and mindfulness for two decades and am currently a research professor in psychology with the University of Northampton. I am President of the International Society for Complementary Medicine Research (www.iscmr.org), course leader of the MSc Transpersonal Psychology at the University of Northampton, editor of Research in Complementary Medicine/Forschende Komplementärmedizin (www.karger.com/fok) and Spirituality and Health International.

    muahaha!

    Gespannt, welche Uni das nächste Opfer wird…

  3. #3 Bloerp
    20. Dezember 2010

    Danke für diese drei sehr lesenswerten Artikel.
    Aber wenn man das liest und einem dabei bewusst wird, dass die Esos an den Unis angekommen sind vergeht einem die Weihnachtsstimmung dann doch irgendwie…

  4. #4 Heterodyne
    20. Dezember 2010

    Vielen Dank für unermüdliche Arbeit, ebenfalls ein schönes Weihnachtsfest.

  5. #5 aldiman
    20. Dezember 2010

    “Komplementär-Ethik”: Sehr schön!

  6. #6 Ponder
    20. Dezember 2010

    Vielen, vielen Dank und Frohe Weihnachten!

    ….ich wollte gar nicht drängeln wegen Teil 3… (sorry dafür!)…

    …nur ruhigen Herzens hinsichtlich Ihres Wohlergehens (ohne z.B. gerichtlich verfügten Maulkorb u.a. Absurditäten) off-line gehen, um Vanillekipferln zu backen und Punsch zu trinken …;-)

  7. #7 Philippe Leick
    20. Dezember 2010

    Auch von mir vielen Dank für den gut recherchierten Bericht und den unermüdlichen Einsatz!

    Mein Eindruck ist, dass die Verantwortlichen es ein bißchen mit der Angst zu tun bekommen haben – Angst, sich lächerlich zu machen und/oder von anerkannten Zeitungen wie SZ, Spiegel, Zeit,… kritisiert zu werden – und daher etwas panisch reagieren. Daher wohl die Vermutung, dass hinter allem die GWUP steckt.

  8. #8 Daniel Elstner
    20. Dezember 2010

    Mir fällt dazu nur https://www.youtube.com/watch?v=gldlyTjXk9A ein. Vielleicht könnte man sich ja mal ein paar rote Roben besorgen um dem Inquisitor-Image besser gerecht zu werden. 😉

  9. #9 Spyde
    20. Dezember 2010

    well done! Ich kanns gar nicht glauben wie sich eine Uni so dermaßen erblöden kann. Ist aber stets erfrischend zu sehen, wie sich die Komplementär-Komplizen mit Rundumschlägen und ad hominem Attacken versuchen zu verteidigen. Wer keine Argumente hat probierts mit (jämmerlicher) Rhetorik. Danke an Herrn Berger fürs Dran- und Beharrlichbleiben. Ich werde asap der GWUP beitreten.

  10. #10 Kuchlbacher Rudolf
    21. Dezember 2010

    Vielen Dank für die informative Aufbereitung! Empfehlenswert dazu ist auch der Artikel dazu im neuen “Skeptiker”.

    Wünsche dir einige erholsame freie Tage!

  11. #11 Bullet
    21. Dezember 2010

    Jo, von mir auch. Ich bin platt – aber komme gleichzeitig aus dem Kichern nicht so richtig raus.
    Frohet Fest aus Berlin 🙂

  12. #12 Dingens
    21. Dezember 2010

    Moin
    auch von mir vielen Dank für die drei Artikel. Sehr erschreckend, eigentlich auch unglaublich! Am Ende ist es dann so, dass es heißt: Nun ist die Komplementär(pseudo)medizin an der Uni angekommen, es muß also doch was dran sein, und daher brauchen wir das nun auch an Uni xy…wehret den Anfängen!
    Grüße und frohes Jahresendfest
    Der Dingens

  13. #13 paraphen
    21. Dezember 2010

    Wie, das war alles an Reaktionen von Seiten der Uni? Übrigens, ich meine, mit Erforschung ist an der EUV nichts. Da geht es ausschließlich ums Lehren.

  14. #14 M. Hahn
    21. Dezember 2010

    Lesenswert die beiden studentischen Leserbriefe an die SZ, zwischen denen in Inhalt und Ausdrucksvermögen Welten liegen.

    Doktor Maren Pohl:
    https://www.euv-frankfurt-o.de/de/forschung/institut/institut_intrag/pressespiegel/Der_Masterstudiengang/Leserbrief_SZ_Pohl.pdf

    Wenn die moderne Quantenphysik zu der Erkenntnis kommt, dass es Materie im eigentlichen Sinne nicht gibt, sondern dass es sich um verdichtete
    Schwingung/ Information handelt, dann gerät schon einmal ein Weltbild
    ins Wanken.
    Es gibt nun Menschen, die sagen: “das kann ich mir nicht vorstellen,
    also gibt es das nicht”.
    Und es gibt Menschen, die sagen:” wenn das so ist, was bedeutet das?

    Weitere Möglichkeiten scheint Frau Doktor Pohl nicht zu kennen. Sie zählt sich offenbar zu Kategorie zwei. (“Wenn die das sagen, dann wird es so sein. Quantenphysik – Ungeheuer Interessant.”)

    “Ich zumindest bin stolz darauf, an einem solchen Studiengang
    teilzunehmen…”

    “…wir sitzen da, weil wir verstehen wollen. “Ich denke, also bin
    ich”.

    “Traue keine Statistik, es sein denn Du hast sie selber gefälscht????”

    In der Tat, Frau Pohl, da kommt einem das Grausen.

    “In meiner Kassenpraxis kann ich Schulmedizin und Naturheilverfahren
    wunderbar kombinieren. Jeder Mensch bekommt bei uns die Behandlung, die
    er möchte und /oder braucht.”

    Na sicher doch, und nach dem Studiengang, da geht´s nochmal so gut.

    Der Leserbrief von Frau Schröder-Liefring
    https://www.euv-frankfurt-o.de/de/forschung/institut/institut_intrag/pressespiegel/Der_Masterstudiengang/Leserbrief_SZ_Schroeder_Liefring.pdf
    erwärmt dagegen ja schon fast das Herz.
    Einzig diese Hoffnung:

    “Ich stecke nicht in der Leitungsebene drin, aber meine Vermutung ist, dass diese Esoteriker sich an der harten Wissenschaft die Hörner abstoßen sollten, um von selbst zu der Erkenntnis zu kommen, dass es für unerklärliche Phänomene der Heilung auch “ordentliche”, logische Erklärungen gibt.”

    …also ich weiß nicht recht. Erkenntnis durch Lehrtätigkeit. Interessantes Modell.
    Am besten einfach mal nachfragen in der Leitungsebene.

    @U. Berger:
    Danke für den Dreiteiler. Gute Zusammenfassung des status quo.
    Richtig: Der Unterschied zwischen Erforschen und Lehren scheint noch nicht bei jedermann angekommen. Aber die Astrologie ist ja nun auch so alt, dass man aufhören kann sie zu erforschen. Bleibt die Leere.

    Zwei Sterndeuter
    Cimbal
    https://www.smaragdina.at/site/personal/DietmarCimbal.htm
    Schmieke
    https://www.sternwelten.at/autoren_bio.shtml?q=schmieke-marcus
    an einer deutschen Universität.
    Es ist wirklich nicht zu fassen.
    Sollen die sich auch die Hörner abstoßen?
    Weiß der Himmel.

  15. #15 Liberaler Humanist
    21. Dezember 2010

    Diese lesenswerten Artikel waren wohl die erschreckende Botschaft zu Weihnachten.

    Abseits der Realsatire Esoterikcuriculum ist es erschreckend, dass “Wissenschafter” keine Ahnung darüber haben, wovon sie sprechen. Mir hat in diesem Zusammenhang die im ersten Teil verlinkte Stellungnahme der EUV in der Esoterik mit Philosophie verknüpft wird (mit welcher Argumenten eigentlich?) und diese wiederum mit der Philologie. Über dem Ganzen hängt die Anschauung, dass man sich ganz ohne Widerspruche einerseits in die Geisteswissenschaften einordnen können und aus diesem Feld in die Naturwissenschaften übergreifen könne.
    Zu dieser formalen Ahnunglosigkeit passt gut, dass diese obskure Causa von Leuten betrieben wird, die in ihrem eigentlichen Fach keine Berührungspunkte zur Medizin haben (z.b. der Philologe).

    Ein wenig geschmacklos ist der Text von Schröder. Mit Verweisen auf auf einen Methodenpluralismus im Stil Feyerabends zu argumentieren funktioniert nicht, wenn schon lange klar ist, dass Orgongeschichten udgl. Produkte einer kreativen Phantasie sind. In dieselbe Richtung gehen die Anklänge auf den Falsifikationismus. Wozu fordern, dass etwas erst falsifiziert werden müsse, wenn es schon lange falsifiziert ist? Ich kann mich des Eindrucks nicht wehren, dass wissenschaftstheoretische Trollerei, verbunden mit Buss-Word-Dropping betrieben wird.

  16. #16 ama
    21. Dezember 2010

    “Mein Eindruck ist, dass die Verantwortlichen es ein bißchen mit der Angst zu tun bekommen haben – Angst, sich lächerlich zu machen und/oder von anerkannten Zeitungen wie SZ, Spiegel, Zeit,… kritisiert zu werden – und daher etwas panisch reagieren. Daher wohl die Vermutung, dass hinter allem die GWUP steckt.”

    Und hinter der GWUP steckt der Schwarze Mann. Hm, vielleicht auch der Weiße? Oder BEIDE!? Nicht auszudenken, sowas!

    … und hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine kluge Frau.
    🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂

  17. #17 noch'n Flo
    21. Dezember 2010

    @ ama:

    … und hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine kluge Frau.

    Tja, in manchen Kulturen geht sie auch 5m hinter ihm und trägt die ALDI-Tüten.

  18. #18 MG
    21. Dezember 2010

    Ein guter Artikel, ich habe alle drei Teile verfolgt.

    Zwei Dinge möchte ich zu bedenken geben.

    A) Herr Berger, Sie formulieren großartig und parieren auch persönliche Angriffe in einer sachlichen Art und Weise. Dennoch die (wahrscheinlich überflüssige Bitte) – lassen Sie sich nicht auf eine Schlammschlacht ein. Dabei können Sie, kann die GWUP nicht gewinnen. Ich finde mit dem Dreiteiler ist alles gesagt.
    Ich bin sehr glücklich, dass es Wissenschaftler gibt, die sich mit der Realität auseinandersetzen (es gibt ja auch andere), den Kontakt zur öffentlichen Meinung bewahren und die Leute nicht den Scharlatanen überlassen, aber das hat halt auch Grenzen.

    Aber das nur am Rande. Viel wichtiger ist mir

    B) Der ökonomische Aspekt,

    der in der ganzen Homöopathie/Naturheilmedizin-Debatte, die ich hier oft verfolge, zu kurz kommt. Auch Ärzte und Apotheker unterliegen ökonomischen Gesetzen, d.h. hippokratischer Eid hin oder her, die Praxis muss abbezahlt werden, die Geräte erneuert, das Personal verlangt Geld, die Kassenleistung werden ständig gekürzt und die Raten für den Cayenne sind auch happig. (Spaß beiseite)
    In einer Welt, wo der Arzt in einem Korsett aus “bezahlten Minuten pro Patient” und Verschreibungsquoten steckt (was ja seine Berechtigung hat, wenn wir das System bezahlbar halten wollen) sucht er natürlich sowohl im eigenen Interesse (Geld) als auch im Interesse seiner Kunden (Nutzen) nach Auswegen.

    Der Patient rechnet ebenfalls (die Deutschen sind das preissensitivste Volk dieses Planeten) – und kann die Wirksamkeit der ihm verschriebenen Mittel i.d.R. gar nicht einschätzen. D.h. er nimmt lieber billig als teuer, wenn der Arzt sagt, es hülfe beides.

    Hier treffen sich die Interessen. Der Patient, dessen Geldbeutel es egal ist, ob er Zuzahlung zu “richtigen” Medikamenten zahlt oder den gleichen Betrag für Homöopathie oder ähnliches. Und die des Arztes – der mit einem Mix aus beidem seine Verschreibungsquote entlasten kann. Der Placeboeffekt ist ja da… insofern hat der Arzt ja geholfen und kann das rechtfertigen.
    Bei “alternativen” Therapien das gleiche: der Patient zahlt eh kaum was oder nur Zuzahlung. Und der Arzt und die Kasse teilen sich die Rendite des Nadelstechens oder anderer Dinge die gegenüber den Kosten einer richtigen medizinischen Behandlung anfällt. Bei “minderen Leiden” ist der Arzt auch hier wieder moralisch im reinen, denn er hatte Zeit für seinen Patienten und der fühlt sich vielleicht auch besser.

    Fazit: Ich glaube kaum, dass Deutschlands Mediziner reihenweise der Irrationalität verfallen. Sie verhalten sich höchst rational, allerdings im ökonomischen Sinne. Der Clou an der Alternativmedizin ist, dass sie vergleichsweise billig ist. Wer Lust hat, die Gewinnspanne beim Zusammenmixen von homöopathischen Mitteln mal auszurechnen, kommt in absoluten Zahlen auf Traumrenditen von tausenden von Prozent. (der Kubikmeter Wasser – als quasi einziger Grundstoff – kostet ca. 2 Euro) und stellt damit die Homöopathen als die eigentliche “Big Pharma” bloß, aber im relativen Vergleich zu einem echten Medikament ist es halt selbst dann noch billig.

    Dieses medizinische Zwiedenken (würde Orwell es nennen), bildet im starren Gesundheitssystem eine Art Ventil, durch das Ärzte mehr Geld verdienen und Patienten das Gefühl bekommen, mehr Leistung zu erhalten. Und es sucht sich natürlich zu legitimieren. Durch Titel, Urkunden, Abschlüsse… Und dann kommt sowas wie die Sache mit der Viadrina dabei heraus.

    Soweit meine “Theorie” zu der Sache. Als normative Aussage würde ich in den Raum stellen, dass sich Universitäten derartigem nicht beugen sollten. Sie erhalten ihr Geld nicht vom Patienten und nicht von den Kassen und sind daher unabhängig und sollten es bleiben – und wenn Drittmittel noch so eine tolle Sache sind.

  19. #19 Ulrich Berger
    21. Dezember 2010

    @ MG:

    Ihrer “Theorie” stimme ich zu. Tatsächlich würde ich auch nie so weit gehen, von Ärzten generell zu verlangen, dass sie diese attraktiven ökonomischen Nischen unbesetzt lassen. Von staatlichen Universitäten verlange ich es aber sehr wohl. Diese haben nämlich für das Wohl der Gesellschaft zu forschen und zu lehren, und nicht für die Pfründe einer kleinen Ärztesekte.

  20. #20 AngelaK
    21. Dezember 2010

    Zitat:

    Der Clou an der Alternativmedizin ist, dass sie vergleichsweise billig ist.

    Ganzheitlich betrachtet stimmt das nicht. Siehe zum Beisouel die Ergebnisse der Helsana-Studie aus der Schweiz. Da zeigte sich, dass Alternativmedizin zusätzlich zur akademischen Medizin in Anspruch genommen wird. Die Gesamtkosten sind höher, hinzu kommen verschleptte Krankheiten die von Laien nicht erkannt werden oder Alternativmedizinern nicht erkennt oder für nicht behandlungsbedürftig deklariert werden. Letzendlich landet jeder, der ernsthaft erkrankt ist im Krankenhaus und nicht beim Heilpraktiker, die Kosten werden dann der etablierten Medizin zugerechnet, nicht der Alternativmedizin.

    Helsana-Studie: https://www.esowatch.com/ge/index.php?title=Helsana-Studie

  21. #21 noch'n Flo
    21. Dezember 2010

    @ AngelaK:

    Eben. Besonders ein Satz aus dem verlinkten Esowatch-Eintrag sollte uns allen zu denken geben:

    Aus den Ergebnissen der Helsana-Studie lässt sich folgern, dass von der Alternativmedizin primär der Leistungsanbieter profitiert, nicht aber der Patient und schon gar nicht die Versichertengemeinschaft.

    Amen!

  22. #22 MG
    21. Dezember 2010

    @AngelaK

    Das ist richtig. Ich komm mal wieder mit Ökonomie und präzisiere meine Aussagen.

    Für die von mir geschilderten Akteure ist es – zunächst – billiger bzw rentabler. auf aggregierter/gesellschaftlicher/volkswirtschaftlicher Ebene kommt es dann zu sogenannten externen Effekten – Kosten die der Arzt, die Kasse und der Patient in ihrem Kalkül außen vor lassen, weil sie im einzelnen marginal sind, oder aus Unkenntnis oder Vorteilsstreben außer Acht gelassen werden. Und dadurch wird es auf der Eben wieder teurer. Mangelnder flächendeckender Impfschutz kostet ja den einzelnen gar nix – kann aber irgendwann mal für uns alle teuer werden.

    @Ulrich Berger:
    Stimme mit Ihnen vollkommen überein. Die Unis sind da in der Pflicht, nicht die einzelnen Ärzte, die Spielraum suchen.

    Wobei es allerding schon so etwas wie einen Tabubruch darstellen würde wenn ein Arzt sagte: “Ja, da ist ein Schnupfen. Gehen Sie nach Hause, legen Sie sich aufs Sofa – das wird von alleine wieder. Wenn es schlechter wird, kommen Sie nochmal.”

    @noch’n Flo:
    Auch richtig. Wobei es hier um die Gewinnverteilung geht. Ökonomische Theorie an: Wer den größten Informationsvorsprung hat, der sichert sich die entsprechnde Monopolrendite – in dem Falle der Anbieter. Kasse, Arzt und ggf. der Patient (das ist der mit der geringsten Information von allen) teilen sich den Rest und die Solidargemeinschaft trägt (später dann) die (ggf. versteckten) Kosten.

  23. #23 Apophis
    21. Dezember 2010

    Wobei es allerding schon so etwas wie einen Tabubruch darstellen würde wenn ein Arzt sagte: “Ja, da ist ein Schnupfen. Gehen Sie nach Hause, legen Sie sich aufs Sofa – das wird von alleine wieder. Wenn es schlechter wird, kommen Sie nochmal.”

    Exakt diese Therapie hat mir bei meiner letzten (etwas heftigeren) viralen “Erkältung” mein Hausarzt empfohlen, unterstützt durch etwas medikamentöse Symptomerleichterung. Der Erfolg war frappant.
    Es gibt zum Glück auch solche Ärzte.

  24. #24 Heterodyne
    21. Dezember 2010

    @MG in ökonomischer Hinsicht sehe ich aber auch keinen Nutzen für den Patienten. Die Behandlungen sind selber zu bezahlen, die Beratungskosten ebenfalls. Das kommt idR deutlich teurer als die Rezeptgebühr, die ansonsten zu bezahlen wäre. Bei den Personen, die ich beobachten konnte zieht das trügerische Argument der schonenden und sanften Behandlung – besonders von Kindern. Und es wird viel mit Hilfe von Ratgebern behandelt.
    In ökonomischer HInsicht also meiner Meinung nach nirgendwo ein Gewinn – außer auf der Seite der Hersteller und Verordner.
    Den angesprochenen Tabubruch habe ich schon bei mehreren Ärzten erlebt, also es scheint zu werden 😉 ich kann mir allerdings viele Patienten vorstellen, die damit nicht klarkommen, die Unfähigkeit der Schulmedizin verdammen und erst Recht zum nächsten Homöopathen laufen.

  25. #25 noch'n Flo
    21. Dezember 2010

    @ MG:

    Wobei es allerding schon so etwas wie einen Tabubruch darstellen würde wenn ein Arzt sagte: “Ja, da ist ein Schnupfen. Gehen Sie nach Hause, legen Sie sich aufs Sofa – das wird von alleine wieder. Wenn es schlechter wird, kommen Sie nochmal.”

    Ääh, genau so mache ich es. Mit einer Empfehlung, viel zu trinken, feuchte Tücher aufzuhängen und evtl. eine Hühnersuppe zu essen. (Alte Weisheit: unbehandelt dauert der Schnupfen 10 Tage, behandelt eineinhalb Wochen.)

    Ähnlich bei der gewöhnlichen Magen-Darm-Grippe: die Patienten sollen viel trinken, am besten selbstangerührte WHO-Rehydrierungslösung, stärkehaltige Kost zu sich nehmen und möglichst die Finger von Loperamid lassen.

  26. #26 Basilius
    21. Dezember 2010

    Also ich glaube, daß ich hier doch auch noch eine Lanze für unsere Ärzte brechen möchte.
    Ganz soviele sind das doch auch gar nicht, die sich so saudumm verhalten. Meiner eigenen Erfahrung nach (und wenn man im Bekanntenkreis mal gezielt nachbohrt, dann bestätigt sich das sogar überraschend oft) gibt es durchaus Ärzte, die bei einer Erkältung oder ähnlichen Dingen eben diese vernünftigen Ratschläge erteilen und eigentlich zu den alten und tatsächlich bewährten Hausmittelchen raten. Daß jeder Arzt immer gleich mit einem Chemie-Hammer (was ist das dann eigentlich genau? Bitte immer nachfragen, wenn die Floskel auftaucht!) daherkommt ist meines Erachtens auch ein Gerücht aus der reinen Vorurteilsecke. Das mag allenfalls in der Ära, als die Antibiotika frisch erfunden waren der Fall gewesen sein (ich weiß es aber überhaupt nicht). Ich beobachte davon jedoch heutzutage herzlich wenig. Liegt es vielleicht daran, daß auch die Ärzte sich weiterbilden um mit den Forschungserkenntnissen Schritt zu halten und nicht immer nur den selben alten Schmuh verzapfen wollen wie die Hahnemänner? Ich wage an dieser Stelle die Behauptung, daß ein typischer NeinDieChemieBombenWillIchNicht-Patient in den allermeisten Fällen vor lauter Angst schon gar nicht erst beim Arzt war, sondern gleich zum Heilpraktiker gerannt ist. So bleibt das Vorurteil natürlich erhalten. Und selbst wenn ich mit meinem Arzt nicht zufrieden wäre, so sind wir in Deutschland doch in der glücklichen Lage, daß man ohne weiteres den Arzt auch wechseln kann. Habe ich mit Zahn-Haus-Haut-usw.-Arzt praktiziert (was zugegeben u.U. etwas Mühe erfordern kann), so lange, bis ich mit den Herren zufrieden war. Damit sollte es doch jedem möglich sein, den Chemiebomber zu verlassen, so man eines dieser Exemplare gefunden haben sollte, oder was sehe ich hier falsch?
    Wo ist den da das ernsthafte unlösbare Problem?

  27. #27 noch'n Flo
    22. Dezember 2010

    @ Basilius:

    Daß jeder Arzt immer gleich mit einem Chemie-Hammer (…) daherkommt ist meines Erachtens auch ein Gerücht aus der reinen Vorurteilsecke. Das mag allenfalls in der Ära, als die Antibiotika frisch erfunden waren der Fall gewesen sein.

    Ich habe das manchmal eher umgekehrt erlebt – dass Patienten sich aufgeregt haben, wenn ich ihnen für ihren banalen Schnupfen kein Antibiotikum verordnet habe. (So nach dem Motto: wenn ich jetzt schon mal beim Arzt bin, soll es sich auch lohnen!)

  28. #28 Basilius
    22. Dezember 2010

    @noch’n Flo
    Ja, die Sorte soll es auch geben. Ich kenne in meinem Bekanntenkreis eher die ängstlichen und kämpfe da ziemlich einsam gegen..
    Nee, das ist zu pessimistisch. So stimmt das eigentlich auch wieder nicht. Die meisten machen einfach ganz brav das, was ihnen der Arzt empfiehlt. Haben dann zwar schon ein ungutes Gefühl bei den bösen Antibiotika, aber machen es dann schon nach Anleitung. Die fallen mir halt in meiner Betrachtung wieder mal nicht so auf, wie die etwas schwierigeren und lautstärkeren Mitmenschen. In meinem Bekanntenkreis neigen die meisten auch eher dazu m.M.n. zu spät zum Arzt zu gehen (mich eingeschlossen). Aber es gibt sicherlich auch die Variante, die gerne zum Arzt geht, weil man ja sonst mit keinem zum Reden kommt. Da wäre dann wohl wieder ein gesundes Mittelmaß angezeigt.
    Da wünsche ich jedem gesunde Feiertage.

  29. #29 martin lambeck
    22. Dezember 2010

    Zum Thema Viadrina/IntraG:

    Dr. Ulrike Keim, Ärztin für Innere Medizin, Homöopathie, Naturheilverfahren, Akupunktur, Mitglied im Beirat des IntraG, Vizepräsidentin der Internationalen Gesellschaft für Homöopathie und Homotoxikologie, Ärztliche Programmdirektorin der Klassischen Homöopathie zur Erlangung des Bachelor of Science in Komplementärer Medizin der Steinbeis Hochschule Berlin, Mitglied der Ständigen Qualitätskonferenz für den Bereich der Komplementären Medizin, hat festgestellt, dass Marmor C30 Träume von Feen und außergewöhnliche Temperaturempfindungen hervorruft. (https://www.homotox.de/cms/docs/doc28825.pdf) (Zugriff am 22.12.2010).

    Diese Entdeckung bedeutet eine Revolution von Physik, Chemie und Medizin. Ich erwarte eine Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift, gerne auch in der Zeitschrift „Forschende Komplementärmedizin“.

  30. #30 Dr. E. Berndt
    22. Dezember 2010

    @Martin Lambeck!
    Wann immer es möglich ist, werden Sie von mir zitiert!

    meine letzen Absätze aus meinem Buch der Pillendreh:

    Keine Trennung von Magie und Wissenschaft

    Zwischen verlockendem Anschein und ehrlicher Realität existieren Grenzen. Unfair ist es jedoch, gegenüber den Patienten nicht klar und deutlich diese Grenzen aufzuzeigen. Erst dann, wenn es den Patienten möglich ist, zwischen magischem oder rationalem Denken, zwischen unnachprüfbaren und objektiv nachprüfbaren Therapien und Medikamenten zu entscheiden, kann von Fairneß die Rede sein. Diese Entscheidung kann, wenn es keine Übervorteilung sein soll, nur außerhalb von Ordinationen und Apotheken getroffen werden. Es existiert kein Warnhinweis, der die Patienten aufklärt, nach welchen „Vorstellungen“ sie behandelt werden bzw. ob sie ein „Medikament“ kaufen, an dessen Wirkung nur geglaubt werden kann, weil die Wirkung unüberprüfbar ist. In Ordinationen und Apotheken wird beides gleichzeitig als „State of the Art“ angeboten. In der Apotheke und vor allem in einer Ordination kann eine Entscheidung darüber nicht mehr frei und unabhängig getroffen werden.

    Pillendreh ohne Ende

    Nach mehr als 200 Jahren Aufklärung ist es höchst an der Zeit, auch in Medizin und Pharmazie Magie und Wissenschaft zu trennen und Bedingungen durchzusetzen, die es dem Laien ermöglichten zu begreifen, aus welchem Bereich er seine Medizin auswählt. Der Pillendreh lebt davon, daß die Laien glauben, alles sei von gleicher, wissenschaftlich überprüfter und wirksamer Qualität.

    Wie auch immer Quacksalberei definiert wird, eine Beschränkung der Definition auf eine persönliche Erlaubnis zur Berufsausübung greift zu kurz und schützt die Patienten nicht wirklich. Der Begriff Quacksalberei muß sich auch auf die Methoden und Mittel beziehen, die zum Einsatz kommen. Wenn man will, dann kann man sehr wohl hinsichtlich Therapien und Mittel die Spreu vom Weizen trennen. Ob wirksam oder nicht, war immer schon eine Frage. Es war ein langer Weg bis zu einer evidenzbasierten Medizin. Es gibt keine vernünftigen Gründe, das Rad der Entwicklung zurückzudrehen. Die Anbieter im Gesundheitswesen können nicht mehr wie bisher beliebig alles als gleichwertig anbieten.

    Der Pillendreh funktioniert, weil keine echte Grenze gezogen wird zwischen Mitteln, Medikamenten, Therapie- und Diagnoseverfahren, die auf magischem Denken fußen, die einer Überprüfung auf Wirksamkeit nicht standhalten und den Arzneimitteln und Therapien, die auf rationalem, naturwissenschaftlich-kausalem Verständnis beruhen. Es ist ein Unterschied, wer welche Freiheiten in unserer freien Gesellschaft in Anspruch nimmt. Unsere freiheitliche Rechtsordnung kann niemand hindern, an Mittel und Therapien zu glauben, die nach besten Wissen und Gewissen nicht wirken können und kann auch niemand hindern – natürlich gibt es Grenzen – sich und seine Kinder danach behandeln zu lassen. Ist es aber auch im Sinne der Freiheit unserer Gesellschaftsordnung, daß beides als „State of the Art“ angeboten wird?

    In diesem Niemandsland blüht der Pillendreh – ein Riesendreh. Es scheint einfach alles erlaubt zu sein und es wird nicht einmal als Kavaliersdelikt wahrgenommen. Soll alles, nur weil die Leute es haben wollen, von ein und derselben Person und in ein und der Einrichtung als „State of the Art“ verkauft werden dürfen? Ist das öffentliche Leugnen medizinischer und naturwissenschaftlicher Tatsachen keine grobe Täuschung? Dafür gibt es keine schlüssigen ethischen Rechtfertigungen. Wollen Sie als Unwissender verschaukelt werden?

    „Therapiefreiheit versus Patientenschutz“

    Natürlich werden Apotheker- und Ärztevertreter pflichtgemäß aufjammern, aus reiner Willkür und ohne jeden erkennbaren Grund könne man doch nicht seit jeher verwendete Mittel verbieten. Die Berufsvereinigungen werden von sich aus auf dieses (zusätzliche) Geschäft, basierend auf magischem Denken, nicht verzichten. Niemand muß auf etwas verzichten, aber er wird sich entscheiden müssen, in welchem Bereich er tätig sein will. Doppelt moppeln ist unfair. Fairneß erfordert strikte objektive Trennung. Das kann nur mit gesetzlichen Eingriffen in Therapiefreiheit und Handelsfreiheit durchgesetzt werden. Scheinmedikamente, wie z. B. Homöopathika, und Medikamente sind höchst ungleich und haben nichts gemein, das es rechtfertigen könnte, in ein und derselben Apotheke unter dem gleichen „State of the Art“ angeboten zu werden.

    Die Gesundheitspolitik wird sich diesem alternativen Pillendreh stellen müssen. Nach der erfolgreichen Funktionstrennung – Arzt – Apotheker – sollte ein objektiver „State of die Art“ den Binnenkonsens endlich als Qualitätsstandard ablösen und verbindlich werden. Das Spiel „Therapiefreiheit versus Patientenschutz“ ist in vollem Gang. Die Therapiefreiheit spielt den Patientenschutz an die Wand. Die Ökonomie ist von diesem Match begeistert und beklatscht die Fouls der Mannen aus dem Lager der Therapiefreiheit.

  31. #31 noch'n Flo
    22. Dezember 2010

    (…) hat festgestellt, dass Marmor C30 Träume von Feen und außergewöhnliche Temperaturempfindungen hervorruft

    WTF???

    Nee, aber mal ehrlich jetzt: die Kollegin muss da etwas verwechselt haben.
    Marmor C0 führt bekanntermassen zu einem SHT, in der anschliessenden Bewusstlosigkeit kann man durchaus von Feen träumen und später berichten nicht wenige Patienten über starkes Frieren. Dazu braucht es aber keine Potenzierung.
    Was als Beweis gelten darf, dass die Annahme einer Wirkveränderung durch die Potenzierung grundsätzlich falsch ist. Q.e.d.

  32. #32 Philippe Leick
    22. Dezember 2010

    @ Martin Lambeck:

    Man muss den Homöopathen zugute halten, dass sie von Anfang an darauf gesetzt haben, durch Versuch und Irrtum herauszufinden, welche Mittel wofür geeignet sind – eben durch Arzeimittelprüfungen. Der Unterschied zu echter Wissenschaft ist aber, dass sie den Kern ihrer Theorie nicht auf den Prüfstand stellen, sich an fehlender Reproduzierbarkeit nicht stören und Misserfolge leichtfertig wegdiskutieren.

    Die Arzneimittelprüfung von Frau Dr. Keim dürfte selbst für “Forschende Komplementärmedizin” (Herausgeber: Prof. Dr. Dr. H. Walach) zu dürftig sein, da von einer Kontrollgruppe keine Rede ist. Walach weiß sehr genau, wie evidenzbasierte Medizin (EBM) im Prinzip funktioniert und wie eine Arzneimittelprüfung gemacht werden sollte. Die EBM gefällt ihm zwar nicht besonders und er versucht immer wieder, einzelne Aspekte wegzudiskutieren, aber Träume von Feen sind für “Forschende Komplementärmedizin” vielleicht doch zuviel des Guten. Man will sich doch einen wissenschaftlichen Anstrich geben, und da ist ein Fachjournal mit peer-review ein Aushängeschild.

    Widersprüche werden in der alternativen Medizin ignoriert, und daher wird es niemand geben, der auf die eklatanten Schwächen dieser Arzneimittelprüfung explizit hinweist. Man kann das Institut ja trotzdem mit einer wichtigen forschenden Homöopathin schmücken… selbst wenn einem manche ihrer Aktivitäten peinlich sind.

  33. #33 Hagen
    22. Dezember 2010

    Naja, wenn man sich anschaut, wie schlecht deutsche Unis im internationalen Vergleich abschneiden (https://www.welt.de/politik/deutschland/article9475787/Deutsche-Unis-koennen-international-nicht-mithalten.html)…
    Ich meine, so viele Esoterikkurse gibt es ja nun mal auch nicht, als dass diese daran schuld sein könnten.
    Vielleicht mal selber hinterfragen…?

  34. #34 noch'n Flo
    22. Dezember 2010

    @ Dr. E. Berndt:

    Mal interessehalber: führen Sie eigentlich in Ihrer Apotheke Homöopathika, Anthroposiphika oder andere AM-“Heilmittel”? Bitte ganz ehrlich beantworten.

    Falls “ja”: weil Sie es müssen (ich kenne die diesbezüglichen Regelungen in Österreich leider nicht) oder weil es die Kunden erwarten (und sie damit ein gutes Geschäft machen können) oder aus welchem sontigen Grund? Bitte auch hier ganz ehrlich antworten.

  35. #35 Dr. E. Berndt
    22. Dezember 2010

    @noch’n floh
    ja ich führe, weil es eben nicht anders geht! Das Sortiment ist sehr begrenzt. Und diesbezüglich habe ich einen schlechten Ruf. Ich mache jedoch keine Reklame, keine Schaufenster und empfehle es nicht.
    Außerdem gibt es Ärzte die verordnen es zusätzlich und ärztliche Rezepte gibt es auch.

  36. #36 Dr. E. Berndt
    22. Dezember 2010

    @noch’n floh
    ja ich führe, weil es eben nicht anders geht! Das Sortiment ist sehr begrenzt. Und diesbezüglich habe ich einen schlechten Ruf. Ich mache jedoch keine Reklame, keine Schaufenster und empfehle es nicht.
    Außerdem gibt es Ärzte die verordnen es zusätzlich und ärztliche Rezepte gibt es auch.

  37. #37 MG
    22. Dezember 2010

    @Basilius: Um Gottes willen, dass sich Ärzte “saudumm” verhalten, wollte ich doch nie andeuten – mir ging es drum, dass sie sich eben aus ihrer sicht rational verhalten.
    Der Satz hatte rein beispielhaften Charakter.

    Was auch absolut einzusehen ist, ist dass man der überbehütenden Ökomutter von heutzutage liebe ein Zuckerle für’s quengelnde Einzelkind verschreibt als sie “kaltherzig” nach Hause zu schicken – da ist ja manchmal auch psychologischer Druck auf dem Doktor.

    Wie ich schon schrieb – für die Ärzte ist es ein Ventil – in mehrerlei Hinsicht.

    @heterodyne:
    Das ist ja der Witz beim Nutzen – er ist subjektiv. Der Patient hat dann einen Nutzen, wenn er sich besser fühlt. Auch ein Betrogener ist ja meist mit dem Betrug zufrieden, solange er nicht dahinterkommt. Wie ich schrieb, ist der Patient derjenige mit der geringsten Information – der Quacksalber weiß mehr, der Arzt weiß mehr, auch die Kasse kennt sich i.d.R besser aus als Ottonormalpatient. Und letzerer ist genauso froh wie mit der “Zitrone” von Gebrauchtwagen, die er grade gekauft hat.

    An Luxusgüter, bei denen der “Nutzen”, der einen exorbitanten Preis rechtfertigt, i.d.R. im Markennamen allein liegt, kann man da auch reden. In gewissen Kreisen gehört es eben so zum Sozialprestige, dass man keinen Fernseher hat wie dass man selbstverständlich der “natürlichen” Heilkunst vertraut – und nicht der profanen Proletenmedizin. Das Durchschnittseinkommen des Grünen-Wählers (Homöopathen-Lobby-Partei) liegt mittlerweile über dem des FDP-Wählers.

    Wenn ich jetzt spitzfindig wäre, könnte ich die Ökonomie um den sogenannten “Placebonutzen” bereichern – vielleicht ist da noch ein Nobelpreis drin 🙂

    Über die Problematik, wie wenig der Patient selber einschätzen kann, was gut für ihn ist – und was dabei in anderen Systemen herauskommen kann bloggt z.B. auch Krugman
    https://krugman.blogs.nytimes.com/2009/07/25/why-markets-cant-cure-healthcare/

    In Amerika ist das Kostenkorsett nicht da – deshalb spielt der Bereich Esoterik eine vergleichsweise geringe Rolle im Verhältnis zu dem was dort an Preisen für “normale” Medikamente und Behandlungen genommen wird – eben weil der Patient keine Ahnung hat.

    Unlösbare Probleme sehe ich gar nicht – das ganze Gesundheitssystem ist in einer Gleichgewichtslage die sich langsam mal hierhin, mal dahin verschiebt. Wenn es sich zu sehr verschiebt – also etwa Universitäten Esoterik lehren – dann muss man allerdings mal gegenhalten. Und das machen die Skeptiker ja ganz gut.

  38. #38 noch'n Flo
    22. Dezember 2010

    @ Dr. E. Berndt:

    Danke für die offene und ehrliche Antwort. Ich masse mir auch keinerlei Wertung dazu an – es geht wohl heutzutage auch nicht anders. Was mich noch interessieren würde: wenn jemand in Ihre Apotheke kommt und gezielt nach einem Homöopathikum fragt, klären Sie ihn dann auch genauso kritisch auf, wie hier in den Blogs?

  39. #39 noch'n Flo
    22. Dezember 2010

    Interessant, dass wir derzeit in 3 Blogposts gleichzeitig mal wieder über HP diskutieren…

    @ Heterodyne:

    Bei den Personen, die ich beobachten konnte zieht das trügerische Argument der schonenden und sanften Behandlung – besonders von Kindern. Und es wird viel mit Hilfe von Ratgebern behandelt.

    Das mit den Kindern, die von ihren AM-gläubigen Eltern zu den Homöopathen und AMlern geschleift werden, ist noch ein viel schwerwiegenderes Problem. Wobei sich hier dann leider auch noch Quervernetzungen zu ganz anderen Problemen der Pseudomedizin ergeben.
    Nicht wenige Homöopathen raten ja teilweise oder ganz von Impfungen ab. Und das, obwohl der HP-Weltverband sich ja eindeutig positiv zum Impfen äussert.

    Meine Frau hatte ja gestern erst eine telefonische Anfrage einer besorgten Mutter. Ihr Sohn war für den Nachmittag zu einer Geburtstagsfeier bei einem Kind, das an einer bakteriellen Lungenentzündung leidet, eingeladen. Ob sie nun ihren Sohn guten Gewissens zur Party gehen lassen könne?

    Gut, sofern dieses Kind bereits mindestens 2 Tagen unter Antibiose stünde, wäre dagegen tatsächlich nichts einzuwenden gewesen. Aber leider behandelt die Mutter des Patienten ihren Sohn schon seit 2 Wochen (!) mit Kügelchen. Eine Besserung war bisher nicht eingetreten.
    Somit musste meine Frau dringend vom Besuch der Geburtstagsparty abraten.

    (Ich persönlich wäre ja sogar noch einen Schritt weiter gegangen und hätte der Anruferin geraten, die Mütter der anderen eingeladenen Kinder ebenfalls zu warnen. Ist aus epidemiologischer Sicht absolut vertretbar. Und wenn plötzlich keine Kinder mehr zur eigenen Party kommen, weil Mama keine vernünftige Behandlung zulässt, wird Junior vielleicht seiner Mutter mal ein paar unangenehme Fragen stellen…)

  40. #40 noch'n Flo
    22. Dezember 2010

    @ MG:

    Das Durchschnittseinkommen des Grünen-Wählers (Homöopathen-Lobby-Partei) liegt mittlerweile über dem des FDP-Wählers.

    Unter den Abgeordneten von CDU und insbesondere CSU gibt es aber mittlerweile auch recht viele, die die HP und ganz besonders die Anthroposophische Medizin unterstützen.

  41. #41 noch ein Apotheker
    22. Dezember 2010

    Ich bin auch Apotheker und verkaufe zähneknirschend und zum Glück selten den Quackkram.
    Die letzten Jahre habe ich immer wieder versucht, Leute aufzuklären, dass Homöopathie Schrott ist. Die Resultate im echten Leben sind sehr durchwachsen.

    Kaum jemand ist dankbar dafür, viele reagieren beleidigt. Sie sind ja durch die Lektüre von drei Artikeln in irgendwelchen Magazinen und einem “Ratgeber” so viel schlauer, als ich, der korrupte Pharmalobbyist.

    Manchmal gelingt es, ein zahnendes Baby vor den Osanit-Kügelchen zu retten, aber es ist schwer. Die Eltern haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihrem Kind bei Schmerzen die “bösen Chemiekeulen” Paracetamol oder Ibuprofen einflößen sollen. Es ist ein Trauerspiel. Trotzdem versuche ich bei Glaubuli für Kinder immer irgendwie einzuhaken.

    Zu homöopathischen Medikamente wird von mir und meinen Mitarbeitern nie geraten. Ganz seltene Ausnahmen sind Leute, die ausdrücklich Placebos wollen, dann sind Schüsslersche Milchzuckerpresslinge preiswerter, als echte Placebotabletten.
    Ins Schaufenster kommt niemals Homöopathiewerbung, aber eine homöopathiefreie Kundenzeitschrift existiert nicht. Man ist außerdem sowieso gezwungen die “Apotheken-Umschau” anzubieten, weil der Werbedruck des Verlages extrem ist.
    Dort wird sicher nie ein homöopathiekritischer Artikel erscheinen.

    Es kommt auf die Tagesform und den jeweiligen Kunden an, ob ich versuche, über die Pseudomittelchen aufzuklären. Oft hat es einfach keinen Sinn. Das ist ziemlich deprimierend.

    Ich habe sogar Freunde, die gern Quack nehmen und bei denen werde ich wegen meiner “Intoleranz” nur belächelt. Die kaufen sich weiter Glaubuli und Schüsslerquack. Zuviel Ehrlichkeit wird von denen als Unhöflichkeit oder missionarischer Übereifer empfunden.

    In der Realität geht leider nur Schadensbegrenzung.
    Online kann man leichter diskutieren und aufklären.

    Der Gegenwind, der den Homöopathen und Impfgegnern im Netz und neuerdings auch in echten Printmedien entgegenweht, ist zum Glück in den letzten Jahren stärker geworden.
    In der Offizin steht man als “Homöopathie-abrater” allerdings ziemlich allein auf weiter Flur.

    In den Fortbildungsveranstaltungen der Kammer ist die Pseudomedizin auch schon lange angekommen. Da “referiert” dann ein Heilpraktiker!, der von der DHU bezahlt wird, über verschiedene Mittelchen in der “Selbstmedikation” und man bekommt dafür Fortbildungspunkte.

    Zum Glück arbeite ich im Osten. Da ist das alles (noch) halb so wild.

  42. #42 Rose
    22. Dezember 2010

    @noch ein Apotheker:

    Hut ab vor Ihrem Berufsethos!
    Ihren Leidensdruck kann ich gut nachvollziehen! Als Patientin, die bei der ersten Nennung von Befindlichkeitsstörungen einen freudigen Schwenk aufs Homöopathieregal erdulden muss, hab ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass meine ablehnende Reaktion beleidigt und pikiert zur Kenntnis genommen wurde. (Meines Erachtens besonders beleidigt sind die angelernten ApothergehilfInnen…)

    Ich sag dann trotzdem unverdrossen: “Nein danke, ich will keine Placebos!” oder “Mit Homöopathie habe ich schlechte Erfahrungen gemacht” – und dann muss ich das sich verfinsternde Antlitz meines Gegenübers aushalten…:-)

  43. #43 noch'n Flo
    22. Dezember 2010

    @ Rose:

    Ich sag dann trotzdem unverdrossen: “Nein danke, ich will keine Placebos!” oder “Mit Homöopathie habe ich schlechte Erfahrungen gemacht” – und dann muss ich das sich verfinsternde Antlitz meines Gegenübers aushalten

    Sei stark, wir sind in Gedanken bei Dir.

  44. #44 Rose
    22. Dezember 2010

    @ noch’n Flo:

    Danke für die moralische Unterstützung. Bitte kein Licht, nur Liebe schicken! Mir reichen schon die Kalorien der Weihnachtskekse…:-) (Aber Lichtnahrung ist natürlich eine andere Baustelle…)

  45. #45 Dr. E. Berndt
    22. Dezember 2010

    @ noch ein Apotheker
    100 % Treffer – ihre Schilderung!!! Sind Sie mein Doppelgänger oder Zwillingsbruder im Geiste?

  46. #46 Dr. E. Berndt
    22. Dezember 2010

    @ noch ein Apotheker
    100 % Treffer – ihre Schilderung!!! Sind Sie mein Doppelgänger oder Zwillingsbruder im Geiste?

  47. #47 ama
    22. Dezember 2010

    Hier ist ein Bericht über eine Veranstaltung der DHU:
    https://www.ariplex.com/ama/ama_amp.htm

    Die Webseite ist sehr groß. Der Bericht kommt erst am Ende.

    Diese Webseite ist ein absoluter Knaller.

  48. #48 noch'n Flo
    22. Dezember 2010

    @ die beiden Apotheker:

    Wie schaut das eigentlich aus – ich als Arzt kann einem Patienten ohne Probleme eine gewünschte Behandlung verweigern, wenn ich sie für unwirksam oder gar schädlich halte. Ich kann sogar den Patienten ablehnen, wenn ich z.B. befürchten muss, dass er mich oder meine anderen Patienten gefährdet oder wenn er sich respektlos gegenüber mir, meinem Praxispersonal oder gegenüber meinen Patienten verhält (z.B., wenn er betrunken ist (wobei ich da sicherstellen muss, dass er sicher nach Hause kommt)).

    Wie sind da die Möglichkeiten für Apotheker? Dürfen diese
    a) einen Kunden grundsätzlich ablehnen?
    b) eine bestimmte Heilmittelform ablehnen, von der sie glauben, sie schade potentiell den Patienten (wobei ich da einmal im weitesten Sinne diejenigen Substanzen einschliesse, die unwirksam sind, und durch deren Einnahme das Risiko einer Gesamtverschlimmerung infolge Therapieverzögerung besteht; also z.B. Homöopathika)?
    Ich meine, letztlich hat der Apotheker ja auch eine Verantwortung. Er kann ja auch nicht so ohne weiteres eine Zubereitung mit zum Beispiel Kapseln zu je 1g Kaliumcyanid anfertigen und dem Patienten zur Einnahme von 3x täglich 3 Stück überreichen, nur weil der Arzt das so auf dem Rezept geschrieben hat. Oder kann er sich tatsächlich im Zweifel vor Gericht rausreden, er habe einfach mal dem Arzt vertraut – vielleicht kennt der ja eine neue Behandlungsmethode, die ihm bisher entgangen ist?

    Also: wie weit gehen Verantwortung, Rechte und Pflichten des Apothekers? Was ist das höhere Gut: die Pflicht des Apothekers, stets alle zugelassenen Medikamente vorrätig zu halten oder zumindest in kürzester Zeit beschaffen zu können, oder die Verantwortung, Patienten vor dem ganzen Quack zu schützen?

    Was übrigens die “Apotheken-Umschau” (vulgo: “Rentner-Bravo”) angeht: einfach mal bei jeder neuen Ausgabe mit ‘nem Edding all die Passagen ausstreichen, die pharmazeutischer Blödsinn sind…

  49. #49 dieser andere Apotheker
    22. Dezember 2010

    Bedenkliche Verordnungen (darunter zählt Kaliumcyanid) dürfen nicht beliefert werden.
    https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=1645
    https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=1644

    Außerdem gibt es immer noch das Telefon.

    Homöopathie auf Rezept wird immer abgegeben. Das Zeug ist legal und Ärzte haben sowieso immer Recht.

    Kunden wegschicken kann man probieren sich aber nicht leisten. Es geht dabei nicht um dicke Autos, sondern die Arbeitsplätze der eigenen Mitarbeiter. Die sind auch auf einen sicheren Job und regelmäßiges Einkommen angewiesen.

    Was soll es mir nützen, in der Umschau die falschen Stellen anzuzeichnen? Die Kunden stimmen mit den Füßen ab. Wer das “meistgelesene Gesundheitsmaganzin” nicht hat, verliert Kunden. Das habe ich schon ausprobiert. Es war falsch.

  50. #50 miesepeter3
    23. Dezember 2010

    Das find ich richtig toll. Wir verschreiben bzw. verkaufen zwar dieses unwirksame Zeugs, aber wir knirschen dabei mit den Zähnen. Soviel Ehrgefühl und das in den schwierigen heutigen Zeiten.
    Mal `ne Frage am Rande, wenn denn dann mal hochwirksame und teure Antibiotika bei Virenerkrankungen verschrieben/verkauft werden, knirschen da auch die Zähnchen?

  51. #51 physiker
    23. Dezember 2010

    Das eigentliche Problem ist die inzwischen hohe Akzeptanz alternativ-medizinischen Humbugs in der Bevölkerung. Auf lange Sicht dürfte selbst der Mainstream-Journalismus davor einknicken – was waren denn nochmal die Auswirkungen der SZ/Zeit/Spiegel-Artikel?
    Gab es Proteste an der Uni wie bei Stuttgart 21? Welcher Politiker hat sich zu diesem Vorfall geäußert? Wo waren die Diskussionsrunden im Fernsehen?
    Fazit:
    Es handelt sich um einen rein *akademischen* Skandal – er interessiert absolut niemanden. Sorry, das ist kein Vorwurf – ich bedanke mich ganz herzlich für die aufwendige Arbeit aller Beteiligten, die diesen Fall öffentlich gemacht haben!

    Eigentlich müsste man das Problem an der Wurzel packen:
    Man hört überall nur Gutes über alternativmedizinische Behandlungen, das reicht von den persönlichen Erfahrungen bis zu den Propaganda-Artikeln in den Ärzte-Zeitschriften. Wer negative Erfahrungen mit diesem Vodoo-Zauber gemacht hat schweigt. Das muss sich ändern: Wir brauchen eine Plattform, die die Möglichkeit bietet, Negativberichte zu veröffentlichen, wir brauchen Beratung und juristischen Beistand um Opfern dieser Scharlatane zu helfen, wir brauchen eine Lobby, die die Rechte der Kinder auf eine evidenz-basierte medizinische Versorgung stärkt.
    Denn Alternativmedizin ist nicht nur teuer, ohne Wirkungsnachweis und eine intellektuelle Beleidigung sondern macht auch krank.

  52. #52 noch'n Flo
    23. Dezember 2010

    @ mp3:

    Soviel Ehrgefühl und das in den schwierigen heutigen Zeiten.

    Soviel Sarkasmus, und das von Dir schon um diese Uhrzeit.

  53. #53 miesepeter3
    23. Dezember 2010

    @physiker

    “Wir brauchen eine Plattform, die die Möglichkeit bietet, Negativberichte zu veröffentlichen, …..”

    Richtig, was schlecht ist, sollte auch schlecht genannt werden dürfen. So was wie “Bittere Pillen” in der normalen Medizin brauchen wir auch für die AM.

    “Denn Alternativmedizin ist nicht nur teuer, ohne Wirkungsnachweis…..”
    Also das musst Du schon belegen. Akupunktur z.B.hat nachgewiesenermaßen bei Kopf-Rücken- und Knieschmerzen mindestens eine genau so hohe Wirksamkeit, wie normale Schmerzmittel. Als neueste Wirkung hat man festgestellt, dass Akupunktur auch positive Wirkung bei einer bis dato nicht behandelbaren Augenkrankheit bei Kindern hat. Da ist mir Deine Aussage dann doch ein wenig zu pauschal.

  54. #54 miesepeter3
    23. Dezember 2010

    @noch`n Flo

    Ich bin arbeitsam und steh früh auf.

  55. #55 noch'n Flo
    23. Dezember 2010

    @ mp3:

    Und man hat ebenso festgestellt, dass die Akupunktur sogar völlig unabhängig von der Stelle, die genadelt wird, “wirksam” ist. Also alle Meridiane völliger Quatsch! Und es “funktioniert” auch, wenn Du mit ‘nem Zahnstocher von aussen auf die Haut drückst. Muss also nicht mal eine Nadel sein, die in die Haut sticht.
    Ist das vielleicht der Grund, warum Fakire so gesund sind und so alt werden?

    /Ironie aus.

  56. #56 miesepeter3
    23. Dezember 2010

    @noch`n Flo

    Typisches Gequengele der Ahnungslosen. Verwechselt Wirksamkeit mit “Erklärungsversuchen”. Umkehrschluß: Erklärung taugt nichts, kann also auch nicht wirken.
    Es gibt unterschiedliche Meinungen (Schulen) in Asien über Akupunktur? Und solange die sich nicht auf “eine” Art einigen, gehen wir von Unwirksamkeit aus?
    Funktioniert so Wissenschaft?
    Als Arzt müßte es Dir ein Leichtes sein, mir mal aufzuzählen, wie viele unterschiedliche Behandlungsmethoden kennt den unsere Medizin z.B. bei Rückenschmerzen? Wie viele verschiedene Ansichten darüber könnte man als “Schulen” bezeichnen? Und wie steht es mit anderen Krankheiten, wo es vom Ansatz her unterschiedliche Therapien gibt, die auch alle als wirksam angewendet werden?
    Sagen wir da auch, nicht einheitlich = alles Mist?
    Man sollte den Leuten in Glashäusern einfach keine Steine verkaufen, ist zu gefährlich
    für die.
    Keine Ironie enthalten!

  57. #57 noch'n Flo
    23. Dezember 2010

    @ mp3:

    Es gibt unterschiedliche Meinungen (Schulen) in Asien über Akupunktur? Und solange die sich nicht auf “eine” Art einigen, gehen wir von Unwirksamkeit aus?

    Moment mal – hatte nicht Mao irgendwann einmal per Dekret die ganzen unterschiedlichen Akupunktur-Schulen zu einer Einheits-Schule zusammengefasst? Und ist diese nicht auch die Akupunktur, die in Europa von TCMlern praktiziert wird?
    Wissenschaftlich ist das jedenfalls auch nicht mehr.

    Als Arzt müßte es Dir ein Leichtes sein, mir mal aufzuzählen, wie viele unterschiedliche Behandlungsmethoden kennt den unsere Medizin z.B. bei Rückenschmerzen?

    Z.B. Medikamente, Physiotherapie, Manuelle Therapie, Physikalische Therapie (also z.B. Wärme), aktive Trainingstherapie.

    Wie viele verschiedene Ansichten darüber könnte man als “Schulen” bezeichnen?

    Alle Genannten gehören zur Schulmedizin. Also nur 1 Schule.

    Und wie steht es mit anderen Krankheiten, wo es vom Ansatz her unterschiedliche Therapien gibt, die auch alle als wirksam angewendet werden?

    Dito.

    Sagen wir da auch, nicht einheitlich = alles Mist?

    In der Schulmedizin benutzen wir sogenannte “Standards”, das ist sogar ein Qualitätsmerkmal. Was aber nicht bedeutet, dass es innerhalb dieser Standards nicht auch Varianten gibt. Aber es wird immer mit der wirksamsten Therapie begonnen und erst bei Versagen bzw. nicht ausreichender Wirkung entweder eine 2. Therapie hinzugenommen, oder die 1. Therapie durch eine andere ersetzt.

    Man sollte den Leuten in Glashäusern einfach keine Steine verkaufen, ist zu gefährlich für die.

    Das kommt ganz darauf an. Wenn die Glashausbewohner sehr vernünftige Menschen sind, habe ich keine grossen Bedenken. Aber bei Trollen sieht die Sache schon ganz anders aus.

    Typisches Gequengele der Ahnungslosen.

    Moment mal! Seit wann kommentierst Du hier Deine eigenen Kommentare?!?

  58. #58 physiker
    23. Dezember 2010

    kommt wie gerufen:
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,736325,00.html

    @miesepeter3:
    Meine Aussagen sind nicht nur pauschal, sondern auch trivial. Wenn etwas nicht wirkt, dann macht es gegenüber einer wirksamen Behandlung krank.
    Zur Wirksamkeit von Akupunktur verweise ich auf die vielen hervorragenden ScienceBlog-Artikel, z.B. auch auf Plazeboalarm.
    Zu den Kosten/Gefahren der Alternativmedizin, empfehe ich folgenden Blog eines Arztes:
    https://kidmed.de/?p=336

    Mir ging es aber im vorausgehenden Beitrag ausnahmsweise mal nicht um doppelverblindete Studien, sondern um die zahlreichen persönlichen negativen Erfahrungen mit Alternativmedizin, die in unserer Gesellschaft totgeschwiegen werden (siehe obigen, tabubrechenden Spiegel-Artikel). Bei mir hat die Akupunktureinstichstelle noch Jahre später geeitert und geschmerzt.

  59. #59 miesepeter3
    23. Dezember 2010

    @noch`n Flo

    Das Übliche halt.

    “Moment mal! Seit wann kommentierst Du hier Deine eigenen Kommentare?!?”

    Nette Retoure. Touche!

  60. #60 noch'n Flo
    23. Dezember 2010

    @ physiker:

    Auf den Spiegel-Artikel wurde auch schon in einem anderen Blogpost hingewiesen. Ich bin ja höchst erfreut, dass bei diesem Magazin anscheinend so etwas wie kritisches Umdenken erkennbar wird. Ist ja immerhin schon der 2. AM-kritische Artikel in nur 4 Wochen.

    @ mp3:

    Touche!

    Dann also auf zur nächsten Runde? En garde!

  61. #61 miesepeter3
    23. Dezember 2010

    @physiker

    Mein Gott, `ne Akupunkturallergie?

    Oder bloß `n Schlamper mit der Hygenie? Tja, die gibts überall und sogar gratis.

    Es soll sogar sowas schon beim Blutspenden gegeben haben. Hören wir jetzt damit auf?

  62. #62 mi fhèin
    23. Dezember 2010

    @physiker

    Den Artikel hab ich auch gerade gelesen und wollte ihn hier posten. 🙂

  63. #63 mi fhèin
    23. Dezember 2010

    @physiker

    Den Artikel hab ich auch gerade gelesen und wollte ihn hier posten. 🙂

  64. #64 noch'n Flo
    23. Dezember 2010

    @ mp3:

    Hören wir jetzt damit auf?

    Du hast doch mit Akupunktur angefangen. Also beschwer Dich bitte nicht, wenn Deine Themen hier auseinandergenommen werden!

  65. #65 physiker
    23. Dezember 2010

    @miesepeter3:
    Sind Sie trotz Ihrer überheblich-besserwisserischen Ferndiagnose der Meinung, dass Aufklärung über Risiken der Alternativmedizin schädlich ist?
    Wenn es im Bereich der Alternativmedizin “nur” genauso viele Schlamper und Pfuscher gäbe wie überall sonst, dann (und im andern Fall natürlich auch) bleibt es natürlich jedem selbst überlassen, zusätzliche Risiken ohne Nutzen einzugehen – derjenige soll dann aber bitteschön auch selbst für alle dadurch anfallenden Kosten aufkommen. Und das sind eben vornehmlich Personalkosten.

  66. #66 Dr. E. Berndt
    23. Dezember 2010

    im Kern geht es um die Behandlungsfreiheit: Im folgenden steht Granderwasser, aber sie könnend as durch Homöpathie, Anthroposophie usw. ersetzen. Es läuft immer auf das gleiche hinaus.

    Als Arzt aber tut man sich noch ein wenig leichter als der Rest der Menschheit, wenn man nach modernen medizinischen Grundsätzen unwirksame Mittel und Verfahren anwendet. So ein akademisches Studium hat eben seine Vorteile, und wie und ob aus erworbenen Wissen Konsequenzen zu ziehen sind, ist immer noch eine persönliche Ermessensache. Und so kann selbstverständlich auch heute noch im 3. Jahrtausend jeder Arzt bei uns in Österreich, wenn er das wollte, auch Granderwasser zu Heilzwecken, also als Heilmittel verordnen, und dies ohne Gefahr zu laufen, dafür belangt werden zu können. Denn sollte jemand so dreist sein, diese Behandlung in Zweifel ziehen und vor Gericht gehen, um sein Geld zurückhaben zu wollen, so braucht der beklagte Arzt, wenn es so sein sollte, im Unterschied zum Nicht-Kollegen Grander sich weder auf Jesus Christus berufen noch sonst irgendeine Erklärung darüber abgeben, wie und warum das wirken hätte sollen. Er muß lediglich sagen, daß dies seiner Meinung nach im vorliegenden Fall zum Behandlungserfolg hätte führen können! Und selbstverständlich darf er das Behandlungshonorar behalten. Das Honorar ist ein Arbeitsentgelt und kein Erfolgsentgelt. Gott muß niemanden etwas erklären und ist niemandem verantwortlich. Als Arzt trägt man Verantwortung, aber das bedeutet nicht, daß man gezwungen werden kann, seine Eingebung zu erklären. Dies soll, zugegebenermaßen mit gewissen Einschränkungen, die herrschende Rechtsauffassung sein. Ob man sich als Attribut eine lederne Latzhose zulegen oder doch beim weißen Kittel bleiben soll, ist eine Frage des Marketings.

  67. #67 noch'n Flo
    23. Dezember 2010

    @ Dr. Berndt:

    Ähnlich abstrus ist es ja mit der Therapiefreiheit in Deutschland. Ein ganz besonderes Kapitel sind da die sog. “hoffnungslosen Fälle”. Hier darf der Arzt sogar offensichtliche Gifte verordnen – und kann im Falle des Todes des Patienten nicht einmal belangt werden. Er muss nur später vor Gericht sagen, dass nach seiner Ansicht die verordnete Therapie die für den Patienten beste und erfolgversprechendste gewesen ist.

    Dieser Umstand ist der anthroposohphie- und homöopathiefreundlichen “Veronika und Carl Carstens Stiftung” zu verdanken. Da in den 70ern die Chemotherapie bei Krebs noch sehr viele schwere Nebenwirkungen hatte, beschloss der Gesetztgeber auf Druck der Lobbyisten, dass jede Therapie, auch ausserhalb des Grundsatzes “primum non nocere”, zulässig sein sollte. Dazu musste der verordnende Arzt nur “davon überzeugt sein” bzw. “daran glauben”, dass seine Therapiealternative “mit hoher Wahrscheinlichkeit” zu einem besseren Ergebnis führt, als die etablierten schulwissenschaftlichen Verfahren.

    Also: einem präfinalen Patienten kann ein in D praktizierender Arzt ohne weiteres Kaliumcyanid verabreichen – solange er nur an dessen Wirkung glaubt.

    Das ist kein Scherz! Das ist tatsächlich so!

    Was mich zu der Frage bringt: warum noch die elendig langen Diskussionen über die Zulassung von Sterbehilfe in Deutschland? Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind doch prinzipiell schon längst vorhanden.

  68. #68 Dr. E. Berndt
    23. Dezember 2010

    @Noch’n Floh
    Danke für die Bestätigung.
    ….und fällt ihnen dazu eine Lösung ein?

  69. #69 Dr. E. Berndt
    23. Dezember 2010

    @Noch’n Floh
    Danke für die Bestätigung.
    ….und fällt ihnen dazu eine Lösung ein?

  70. #70 noch'n Flo
    23. Dezember 2010

    @ Dr. Berndt:

    …und fällt ihnen dazu eine Lösung ein?

    Vernünftigere Politiker?
    Ach so, Sie meinten eine “realistische” Lösung… dann eben nicht!

  71. #71 Dr. E. Berndt
    23. Dezember 2010

    Ich denke an Beweislastumkehr bei der Anordnung von CAM und an eine strikte Trennung zwischen Medizin und Cam.
    Arzt und Apotheker müssen entscheiden, nach welchen Methoden sie arbeiten wollen.
    Nur doppelt moppeln gilt nicht!
    Die Patienten müssen an der Eingangstüre lesen können, nach welcher Philo es lang geht!

  72. #72 Dr. E. Berndt
    23. Dezember 2010

    Ich denke an Beweislastumkehr bei der Anordnung von CAM und an eine strikte Trennung zwischen Medizin und Cam.
    Arzt und Apotheker müssen entscheiden, nach welchen Methoden sie arbeiten wollen.
    Nur doppelt moppeln gilt nicht!
    Die Patienten müssen an der Eingangstüre lesen können, nach welcher Philo es lang geht!

  73. #73 noch'n Flo
    23. Dezember 2010

    @ Dr. Berndt:

    Die Patienten müssen an der Eingangstüre lesen können, nach welcher Philo es lang geht!

    Yep, da stimme ich 100% zu!

  74. #74 miesepeter3
    24. Dezember 2010

    @noch`n Flo

    “Dann also auf zur nächsten Runde? En garde!”

    Jetzt ist erst Mal Weihnachtspause. Die Aussicht auf viel Familie und ein gutes Essen stimmt mich immer friedlich, sogar gegen Realitätsleugner und Medizinhysteriker.
    In diesem Sinne : Entrecote.

  75. #75 noch'n Flo
    24. Dezember 2010

    @ mp3:

    Schöm, dass Du zu Weihnachten wenigstens mit Dir selbst gut klarkom!mst. Frohes Fest

  76. #76 excanwahn
    24. Dezember 2010

    “Die Patienten müssen an der Eingangstüre lesen können, nach welcher Philo es lang geht!”

    Das, Dr. Berndt, wahrscheinlich der einzig mögliche Weg, uns Normalpatienten vor Viadrina-Absolventen zu schützen. Ich möchte nämlich nicht in Zukunft darüber nachdenken müssen, welchen Furz der Oberarzt in der Klinik gerade im Kopf hat.

    Ich möchte sicher sein, dass dessen diagnostische Entscheidung nicht zwischen „möglicherweise Sepsis, möglicherweise Herzinfarkt”, und „möglicherweise aber auch unentrinnbare karmische Verstrickung oder vielleicht doch ein Ungleichgewicht der aurischen Hüllen?“ hin- und herwandert.

    Aber solange die Trennung zwischen Wahn und Sinn nicht gewährlistet ist, sollten da die Walach-Zöglinge nicht einen Warnhinweis auf dem Kittel tragen?

    Achtung!
    Ich sehe zwar wie ein Arzt aus, halte aber die evidenzbasierte Medizin für weitestgehend untauglich. Ich vertraue auch nicht auf wissenschaftliche Beweise, solange ich sie nicht selbst gefälscht habe.
    Stattdessen glaube ich an die Existenz nicht nachweisbarer höherer Energien, an die therapeutische Macht arzneistofffreier Arzneien und an die Heilsamkeit meiner aufgelegten Hand. Wenn ich Ihnen kurz auf den Arm drücke, so ist das zwar selbstverständlich auch ein Zeichen meiner Empathie, vor allem aber eine kompetente Diagnose.
    Das Dings in meiner Tasche ist übrigens kein überdimensionierten Reflexhammer, sondern ein Klöppel für meine Klangschale. Also keine Angst. Alles wird gut.
    Sie müssen nur lernen, ihre Krankheit selbst zu managen.

  77. #77 noch'n Flo
    24. Dezember 2010

    @ excanwahn:

    Super Idee – am besten gleich als Leuchtreklame um den Hals tragen, damit man es auch ja nicht übersieht.

  78. #78 ama
    24. Dezember 2010

    Gibt es doch schon, seit 4 1/2 Jahren:

    Die Unvereinbarkeitserklärung
    https://www.ariplex.com/ama/ama_ho28.htm

    🙂

  79. #79 Baukran 86
    25. Dezember 2010

    Naja, Wissenschaft ist die Tätigkeit eine Wasseroberfläche mit einem Masstab, Transporteur und einem Zirkel zu vermessen. Also eine Arbeit die mit primitiven, jedoch genormten Mitteln zu erstaunlich komplexen Ergebnissen führt. Das einzige Problem dabei ist: Wenn diese Mittel versagen, gehts nicht mehr primitiver.
    Genauso ist es mit der Medizin. Sie nutzt primitive Mittel um die Krankheit eines Menschen zu erfassen und zu heilen. Was eine absolut tolle Sache ist und womit sie in sehr vielen Fällen wirklich grossen Erfolg hat. Nur was passiert wenn diese primitiven Mittel versagen? Die Wasseroberfläche plötzlich zu komplex wird? Was macht man dann? Nochmals ausmessen? Neue Werkzeuge suchen? Aber das Problem dabei ist, dass es nicht mehr einfacher geht. Die Wissenschaft hat bereits die primitivsten Mittel. Die einzig mögliche Reaktion darauf ist, auf komplexere Vermessungsmethoden für die Wasseroberfläche auszuweichen. Und ein komplexes Problem und eine komplexe Vermessung ergeben zwingenderweise eine einfache Lösung. Nur ist diese nicht genormt, nicht übertragbar. Und sie kann unter Umständen, da ein komplexes Messverfahren automatisch die Möglichkeit zu Fehlern im Messsystem führen, auch einfach eine Scheinlösung sein.
    Also ist klar, dass die komplexe Esoterik nichts in der primitiven Wissenschaft verloren hat. Ihr Ursprung, ihre Kraft zieht sie jedoch eindeutig aus dem Versagen der Wissenschaft in Einzelfällen.
    Nun denn, die Wasseroberfläche verändert sich ständig, und es gibt viel zu messen. Messen sie mit!

  80. #80 UB
    25. Dezember 2010

    Komplexe Esoterik? Die Esoterik ist so komplex wie ein 2×2-Sudoku.

  81. #81 Baukran 86
    25. Dezember 2010

    Also sind die Erfolge der Esotherik wissenschaftlich erklärbar wie die Lösung eines Sudokus?

  82. #82 marwel
    25. Dezember 2010

    Nein, der Esoterik-Schwindel ist so leicht durchschaubar wie ein 2×2-Sudoku…
    Der einzig messbare Erfolg der Esoterik ist es, den Anbietern solcher Produkte und Dienstleistungen das Geld leichtgläubiger oder verunsicherter Menschen in die Taschen zu spülen. Darüber hinaus bleibt von ihr nichts weiter übrig, als eine Ansammlung pseudowissenschaftlicher Buzzwords (“Feinstofflichkeit”, “Skalarwellen”, die Quantentheorie als Erkärung für jeden Blödsinn etc.) gepaart mit gefährlichem Halb- bis Unwissen/Ignoranz und einer großen Portion Narzissmus der ausübenden “Fachleute” (um es mal einigermaßen zurückhaltend auszudrücken).

  83. #83 Baukran 86
    25. Dezember 2010

    Naja, Schwindler gehören zu jedem Wissenschaftsgebiet. Es ist ein menschliches Verhalten, wenn man eine elitäre Gesellschaft versucht zu imitieren um dadurch seinen Status zu erhöhen. Ähnlich wie kleine Kinder ihre Eltern imitieren.
    Vielleicht müsste es jedoch auch Aufgabe der Wissenschaft sein, ihre Imitanten zu entwickeln, und sie nicht durch weiteres, elitäres Auftreten auf das naive Stadium zurückzustufen.

  84. #84 noch'n Flo
    25. Dezember 2010

    Also wer hier die Worte “Medizin” und “primitiv” bzw. “Esoterik” und “komplex” im selben Satz gebraucht, zeigt doch schon einmal sehr deutlich, dass er keine, aber auch überhaupt keine Ahnung von irgendeiner Form von Wissenschaft hat. Sechs! Setzen!

  85. #85 noch'n Flo
    25. Dezember 2010

    @ Baukran:

    Naja, Schwindler gehören zu jedem Wissenschaftsgebiet.

    Hör bitte auf, zu suggerieren, Esoterik hätte irgendetwas mit Wissenschaft zu tun.

    Ähnlich wie kleine Kinder ihre Eltern imitieren.

    Ähnlich, wie Du hier versuchst, jemand Intelligentes zu imitieren.

    Vielleicht müsste es jedoch auch Aufgabe der Wissenschaft sein, ihre Imitanten zu entwickeln, und sie nicht durch weiteres, elitäres Auftreten auf das naive Stadium zurückzustufen.

    Bitte was?!? Die Wissenschaft soll dafür sorgen, dass Esoterik auf eine solide Grundlage gestellt wird? Wieso macht das die Esoterik nicht selber? Zu faul? Zu doof? Zu eingebildet?
    Sorry, aber wo nix is, kann man auch nox rausholen.

  86. #86 Hel
    25. Dezember 2010

    Eieiei…

    Gibts da etwa eine multiple Persönlichkeit, die permanent und überall aberwitzig herumSINGHt? Vgl ua https://forum.spiegel.de/showpost.php?p=6847476&postcount=90 in https://forum.spiegel.de/showthread.php?t=26281 zum Artikel https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,736325,00.html

  87. #87 pogobi
    25. Dezember 2010

    @Baukran: Um Leute in wissenschaftlichen Denken zu lehren, benötigt man zweierlei: Motivation und Geduld. Ich traue mir zu behaupten, dass die Hersteller beinahe aller esoterischen Methoden (Klangschalen!?) nicht an den Schwachsinn glauben und nur enorme Geldmengen verdienen wollen. Klappt auch gut.

    Viele andere wiederum würden gerne wissenschaftlich sein, doch es fehlt ihnen die Geduld: jahrelanges Einlesen in die Materie, strenge Regeln für Versuche und die Interpretationen…da ist es viel schöner, an altes Wissen zu glauben, was sich in Stunden oder gar Minuten “erlernen” lässt.

    Wer diese beiden Eigenschaften nicht hat, dem kann man wissenschaftliche Vorgehensweise kaum lernen. Höchstens Respekt und Verständnis davor.

  88. #88 Heterodyne
    25. Dezember 2010

    Baukran:

    Also sind die Erfolge der Esotherik wissenschaftlich erklärbar wie die Lösung eines Sudokus?

    Welche Erfolge?
    Weisen Sie Erfolge irgendeiner Esoterik jenseits des Placebo nach, dann kann wer anderer nach einer wissenschaftlichen Erklärung suchen.

  89. #89 Baukran 86
    25. Dezember 2010

    @noch’n Flo, übrigens danke für die Sechs, ist in meinem Land die Bestnote. Aber in deiner ungestümen Heisspornigkeit sind dir solche internationalen Verschiedenheiten natürlich nicht in deinen Sinn gekommen. Und du hast nicht danach gefragt.
    Ist schon gut, kommt vor.
    @Pogobi, ich denke dass die Tatsache, dass die meisten nicht wissen was und wie Wissenschaft überhaupt funktioniert, dem Absatz von “Imitationen” sehr zuträglich ist.
    Ein Beispiel sind Studien. Man liest sie ständig irgendwo, die eine sagt dies, die andere sagt das. Und im medientechnisch besten Fall gibt es noch eine Argumentationsschlacht. Dabei wird oft noch nebenbei erwähnt dass die meisten wissenschaftlichen medizinischen Studien durch Big-Pharma finanziert werden. Schlussendlich führt dieses Hin-und-Her jedoch nur zu einem Vertrauensverlust in die moderne Medizin. Denn wie gesagt, Studien sieht man überall. Man erkennt schnell worum sie sich handeln und zu welchem (meist banalen wenn auch manchmal provokativem) Ergebnis sie gelangen. Doch welcher Laie blickt schon dahinter, was denn das überhaupt heisst. Solange sich die Wissenschaft und ihre Methodik hinter einem Deckmantel verbirgt ist es ein leichtes, sie als bestechliches Lügnerpack hinzustellen. Doch ich kann gut verstehen dass ein Mensch, welcher sich jahrelang in der hohen Kunst der wissenschaftlichen Arbeit geübt hat einen natürlichen Stolz entwickelt. Und da fällt es schwer zu zeigen dass man mit nichts mehr als einem Zirkel, einem Transporteur und einem Masstab arbeitet.

  90. #90 pogobi
    25. Dezember 2010

    @Baukrank: Wie bitte? Bloß weil Wissenschaftsjournalisten bzw. Journalisten (natürlich nicht alle!) eine Studie lesen und deren Ergebnisse grotesk verzerren, ist die Studie kaum falsch. Es gibt einen Qualitätsstandard, Peer-Review, an den man sich richten kann. Alles kann sich “Studie” nennen – Wert haben muss sie nicht. Und das ist genau mein Punkt: man benötigt Zeit, um sich mit einer Materie zu befassen. Selbst ein Artikel, der in Nature veröffentlicht wurde, kann noch leicht missverstanden werden. Das liegt aber daran, dass hier von Wissenschaftlern für Wissenschaftler geschrieben wird. Die Sprache ist einfach eine andere, gleiches gilt aber auch für Journalisten und andere. Und bloß weil die Industrie Studien finanziert, müssen diese nicht automatisch falsch sein – vor allem, wenn die Finanzierung über zig Ecken läuft. Und die Resultate von *unabhängigen* Instituten bestätigt werden.

    Und Big Pharma….was ist mit Big Eso, die jede einzelne unabhängige Studie ablehnt und ausschließlich selbst Studien finanziert? Wieso sind die einen vertrauenswürdig, die anderen nicht?

    “Solange sich die Wissenschaft und ihre Methodik hinter einem Deckmantel verbirgt ist es ein leichtes, sie als bestechliches Lügnerpack hinzustellen.”
    Dass vieele Artikel auf ArXiV frei einsehbar sind, dass die wissenschaftliche Methodik überall erklärt wird, dass WIssenschaftler versuchen, einen Überblick über ihre Arbeit zu liefern – das zählt nicht?

  91. #91 Baukran 86
    25. Dezember 2010

    @heterodyne
    In einigen Schweizer Kantonen ist es möglich ein ADHS-Kind von einem Homöopathen statt von einem Schulmediziner behandeln zu lassen. Langzeitversuche zeigen, dass beide mit ihren Methoden erfolgreich sind. Jedoch braucht ein Homöopath etwa ein halbes Jahr, bis er eine Wirkung beim Kind erreicht. Wobei hingegen das Medikament Ritalin eine sofortige Wirkung zeigt.
    Diese beiden Methoden werden von öffentlichen Geldgebern anerkannt und unterstützt. Was ohne einen Wirkungsnachweis natürlich nicht gehen würde.

  92. #92 Baukran 86
    25. Dezember 2010

    @pogobi
    Hast du von der Studie gelesen dass viele Leute englische Werbetexte falsch interpretieren?
    Nach dieser Studie wurden übrigens einige Werbetexte geändert, zurück auf deutsch.
    Jetzt Frage: Gibt es eine Studie die beweist dass die Leute den Sinn, die Methodik und das Ziel einer wissenschaftlichen Arbeit verstehen?

    PS: Ich versuche in dieser Diskussion keine Seite zu bevorzugen. Das würde zu keiner Lösung führen.

  93. #93 pogobi
    25. Dezember 2010

    @Baukran: Das ist klar, die meisten ADHS-Kinder haben keine echten Probleme…ihre Eltern sind nur zu “übermotiviert”.

    Davon abgesehen würde ich natürlich gerne die Studie sehen, damit ich mir mein eigenes Bild machen kann. Auch, ob ein peer-review stattgefunden hat, wäre praktisch zu wissen.

  94. #94 pogobi
    25. Dezember 2010

    @Baukran: Dieses “keine Seite bevorzugen” mag vielleicht bei politischen Diskussionen hervorragend funktionieren, nicht bei Datensätzen. Daten sind entweder dies oder das, darüber gibt es keine Diskussion. Interpretationen sind natürlich eine andere Sache – aber eine Wirkung von esoterischer Medizin (damit meine ich jetz die ganze Bandbreite) kann rein von den Daten zu beinahe 100% ausgeschlossen werden. Ich rede hier natürlich von korrekten Studien, die doppelt verblindet, mit ausreichend großen Datensätzen etc. durchgeführt werden….die “Homöopathie wirkt, bewiesen mit 5 Personen”-Machwerke haben keine Aussagekraft.

    “Jetzt Frage: Gibt es eine Studie die beweist dass die Leute den Sinn, die Methodik und das Ziel einer wissenschaftlichen Arbeit verstehen?”

    Welche Leute? Leute, denen man versucht, es nahezubringen, Leute, die unvoreingenommen herangehen? Oder Leute, die auf Stammtischdiskussionen gegen die elitäre Medizin wettern und die meinen, nur alleine (natürlich ohne irgendwelche Beweise) die einzig richtige Wahrheit gefunden zu haben? Es gibt solche und solche.

    Manche lassen sich mit Argumenten überzeugen, manche halt nicht. So ist es ja auch in vielen Diskussionen – die einen gehen rein, um mit dem anderen zu diskutieren und lassen sich bei überzeugenden Gegenargumenten auch umstimmen. Andere…wollen einfach nur zeigen, dass sie Recht haben und gehen auf Argumente garnicht erst ein.

  95. #95 Radicchio
    25. Dezember 2010

    Gibt es eine Studie die beweist dass die Leute den Sinn, die Methodik und das Ziel einer wissenschaftlichen Arbeit verstehen?

    seit wann ist allgemeines verständnis bzw. zustimmung ein kriterium für richtigkeit?

    die gleichen leute, die gegen evidenzbasierte medizin wettern und keinen schimmer von wissenschaftlicher methodik haben, benutzen ganz selbstverständlich handys, fernseher, computer und haben auch von deren funktionsweise keine blasse ahnung. würde mich mal interessieren, was diese leute mit homöopatischen alternativ iPods und iPads anfangen würden.

  96. #96 Baukran 86
    25. Dezember 2010

    @Radicchio, eine Frage: Kann denn die Wissenschaft der Medizin beweisen, dass sie beispielsweise die Funktionsweise aller Teile des Lymphsystems des menschlichen Körpers exakt und eindeutig verstanden hat?
    Meines Wissens Nein, somit zieht sich die evidenzbasierte Medizin gleich schon zu Beginn den Teppich unter den Füssen weg.
    Als Gegenargument: Kann die Esoterik beweisen, dass sie die Funktionsweise des menschlichen Immunsystems bis in alle Einzelteile verstanden hat? Nein, kann sie auch nicht.
    Provokativ gefragt: Welche der beiden Richtungen kann beweisen, dass ihr Weg zu einer kompletten Klärung führen wird?

    PS: Wegen der Studie zu den ADHS-Kindern frag ich mal beim Jugendamt an, aber die haben jetzt erst mal Wochenende.

  97. #97 Dr. E. Berndt
    25. Dezember 2010

    Es gibt Parallelen bzw. Unterschiede, wie in den Medien Sachverhalte behandelt werden.
    Ich glaube nicht, daß es eine namhafte Zeitung gibt, die, um ein krasses Beispiel zu nennen, Terroristen und ihren Ideen wohlwollend oder neutral gegenüberstehen.
    Es gibt also keine namhaften Journalisten, die Terrorismus “demokratisch” gleichberechtigt behandeln. Ich denke, daß eine Terrorreklame nicht unkommentiert abgedruckt wird.
    Desgleichen werden auch keine Anleitungen zur Kindesmisshandlung von namhaften Medien veröffentlicht werden. Hier hört sich die Toleranz zu recht auf.
    Natürlich werden Sie sagen, daß das einfach untragbar ist – mit recht!

    Nun werfen wir eine Blick in das Gebiet der Medizin und der Gesundheit. Keine Frage, daß der Vergleich zwischen Massenmördern und Kinderschändern krass überzogen ist, aber dem steht gegenüber, daß in Sachen Medizin und Scharlatanerie seitens der Medien stets immer Bedacht darauf genommen wird, daß “ausgewogen” berichtet wird. In der Praxis bedeutet das, daß jedem scharlatanesken Blödsinn auf Sendung die gleiche Glaubwürdigkeit verpasst wird, wie konventioneller überprüfter bzw. überprüfbarer Medizin.
    Wenn es sich nicht gerade um GNM und Ryke Hamer handelt, kann sich jeder Quacksalber des medialen Wohlwollens gewiss sein.
    Sehe ich das zu krass?
    Warum wird alternative Medizin, trotz eindeutiger Faktenlage,weitgehend wohlwollend behandelt? Das was bis dato an Kritik zu lesen und zu hören ist, ist nichts im Vergleich zu dem, was in der Praxis abgeht! Und es wird noch schlimmer!

  98. #98 Dr. E. Berndt
    25. Dezember 2010

    Es gibt Parallelen bzw. Unterschiede, wie in den Medien Sachverhalte behandelt werden.
    Ich glaube nicht, daß es eine namhafte Zeitung gibt, die, um ein krasses Beispiel zu nennen, Terroristen und ihren Ideen wohlwollend oder neutral gegenüberstehen.
    Es gibt also keine namhaften Journalisten, die Terrorismus “demokratisch” gleichberechtigt behandeln. Ich denke, daß eine Terrorreklame nicht unkommentiert abgedruckt wird.
    Desgleichen werden auch keine Anleitungen zur Kindesmisshandlung von namhaften Medien veröffentlicht werden. Hier hört sich die Toleranz zu recht auf.
    Natürlich werden Sie sagen, daß das einfach untragbar ist – mit recht!

    Nun werfen wir eine Blick in das Gebiet der Medizin und der Gesundheit. Keine Frage, daß der Vergleich zwischen Massenmördern und Kinderschändern krass überzogen ist, aber dem steht gegenüber, daß in Sachen Medizin und Scharlatanerie seitens der Medien stets immer Bedacht darauf genommen wird, daß “ausgewogen” berichtet wird. In der Praxis bedeutet das, daß jedem scharlatanesken Blödsinn auf Sendung die gleiche Glaubwürdigkeit verpasst wird, wie konventioneller überprüfter bzw. überprüfbarer Medizin.
    Wenn es sich nicht gerade um GNM und Ryke Hamer handelt, kann sich jeder Quacksalber des medialen Wohlwollens gewiss sein.
    Sehe ich das zu krass?
    Warum wird alternative Medizin, trotz eindeutiger Faktenlage,weitgehend wohlwollend behandelt? Das was bis dato an Kritik zu lesen und zu hören ist, ist nichts im Vergleich zu dem, was in der Praxis abgeht! Und es wird noch schlimmer!

  99. #99 noch'n Flo
    25. Dezember 2010

    @ Bauchkrampf:

    übrigens danke für die Sechs, ist in meinem Land die Bestnote.

    Tja, obwohl wir beide dann wohl im selben Land wohnen, habe ich erst einmal, da SB eine deutsche Seite ist, die dortigen Notengewohnheiten verwendet.

    Zur HP-Behandlung von ADHS hätte ich übrigens auch gerne eine randomisierte doppelverblindete Studie. Die Du aber nicht wirst liefern können.
    Wir haben hier immer wieder Leute, die der HP regelrechte Wunder zuschreiben. Aber wenn es an einen wissenschaftlichen Beweis geht, scheitern sie alle. Weil HP Blödsinn ist. In vielen Studien bewiesen.

  100. #100 marwel
    25. Dezember 2010

    Gibt es eine Studie die beweist dass die Leute den Sinn, die Methodik und das Ziel einer wissenschaftlichen Arbeit verstehen?

    Ab einer bestimmten Stufe der Komplexität eines wissenschaftlichen Problems ist es nunmal schwierig, “den Leuten” alles verständlich darzustellen. Um bestimmte Sachverhalte kompetent beurteilen zu können, ist ein gewisses Maß an Vorwissen vonnöten, das logischerweise nicht bei jederman vorhanden ist. Ist man daher nicht in der Lage, bestimmte Dinge zu verstehen, dann sollte man sich aber auch auf die Fachleute verlassen, und nicht aus übersteigerter Hybris behaupten “Was ich nicht durchschaue ist offensichtlich falsch!”. Und da nehme ich mich selbst ntürlich nicht aus.
    Ich denke, als (Bio)Chemiker kann ich Veröffentlichungen aus den Lebenswissenschaften erfassen, auf Inhalt und Aussage überprüfen und beurteilen, ob vernünftige Schlüsse gezogen worden sind, ich habe selbst genügend davon verfasst. Ich maße es mir allerdings nicht an, meine Fähigkeiten auf anderen Gebieten ähnlich einzuschätzen. Beim Lesen eines Papers über Teilchenphysik, altgriechiche Dichtung oder beim Versuch, den Aufbau meiner in meinem Rechner verbauten CPU komplett auf Transistorebene nachzuvollziehen muss ich ehrlich gesagt die Waffen ab einem bestimmten Punkt strecken. Ich kann lediglich prüfen, ob sich grobe Fehler finden lassen und ob sich die Autoren im Rahmen der bekannten Naturgesetze bewegen, und falls das der Fall ist muss ich ihnen erstmal schlicht glauben. So einfach ist das, und doch für manchen so schwer.
    Ich habe den Eindruck, daß die Tatsache, daß es Personen gibt, die mehr über ein bestimmtes Thema wissen, als man selbst je erlernen könnte, für viele der Eso-Befürworter extrem schwer hinzunehmen ist. Da wird dann schnell als Kompensation die gesamte Wissenschaftlergemeinde als Vollidioten dargestellt, die zu dumm sind, die Welt so zu sehen, wie sie angeblich wirklich ist, inclusive Perpetuum Mobile, Leugnung der RT, Astrologie, Weltuntergang 2012, “geistartiger Moleküle” in der Homöopathie und vielem mehr.
    Darüber hinaus wird dann gerne an Verschwörungstheorien gebastelt, daß sich alle Wissenschaftler in geheimen Zirkeln absprächen, entweder die Welt zu unterjochen (Stichwort Chemtrails) oder gleich komplett zu zerstören (LHC-Widerstand). Dabei wird gerne ein komplett verzerrtes Bild der Wissenschaftler gezeichnet, wir sind keine “mad scientists”, wie sie so gerne in Filmen dargestellt werden. Im Gegenteil, wir freuen uns über jeden interessierten Laien und sind uns auch nicht zu schade, mit solchen zu diskutieren. Ich werde z.B. häufig zum Thema Homöopathie befragt und habe schon so manchem mit wissenschaftlichen Argumenten die Augen öffnen können.
    Was soll man allerdings auf Argumente wie “Das klingt ja alles sehr schlüssig, ich glaube aber weiter an die Hom., denn es gibt mehr zwischen Himmel und Erde als die Wissenschft erklären kann!” reagieren? Da bleibt nur die Resignation, diesen Menschen kann man die wissenschaftliche Methode nicht beibringen. Leider wird genau diese Zielgruppe mit dem “Studium” an der Viadrina bedient, und das hat, meiner Meinung nach, an einer der Wissenschaft verpflichteten Institution nichts verloren.

  101. #101 Dr. E. Berndt
    26. Dezember 2010

    @marvel
    Se schneiden den Punkt an, an dem die Scharlatane aus allen Gebieten einhaken.
    Zuerst wird eine Dodlerklärung geliefert.
    Dann wird den Leuten mit Hilfe dieser einleuchtenden Pseudoerklärung suggeriert, sie verstünden es besser als die Fachleute. Devise: Sie sind Praktiker und sie wissen es besser und daher alles!
    und dann wird dem verführten Publikum ein Schmarren verkauft.
    Facit: Es wird abgezockt!

  102. #102 Dr. E. Berndt
    26. Dezember 2010

    @marvel
    Se schneiden den Punkt an, an dem die Scharlatane aus allen Gebieten einhaken.
    Zuerst wird eine Dodlerklärung geliefert.
    Dann wird den Leuten mit Hilfe dieser einleuchtenden Pseudoerklärung suggeriert, sie verstünden es besser als die Fachleute. Devise: Sie sind Praktiker und sie wissen es besser und daher alles!
    und dann wird dem verführten Publikum ein Schmarren verkauft.
    Facit: Es wird abgezockt!

  103. #103 S.S.T.
    26. Dezember 2010

    @marwel

    Was soll man allerdings auf Argumente wie “Das klingt ja alles sehr schlüssig, ich glaube aber weiter an die Hom., denn es gibt mehr zwischen Himmel und Erde als die Wissenschft erklären kann!” reagieren?

    Tja, liegt wohl auch daran, dass Wissenschaft schwierig ist; selbst Fachleute haben in ihrem höchsteigenen Fachgebiet mitunter Schwierigkeiten.

    Selbst die ‘besten’ Arzneimittel verhalten sich nicht nach Schema F: Mal wirken sie, mal wirken sie nicht, mal wirken sie paradox. Und dann noch dieser pfui iih Placeboeffekt, der alles noch mehr durcheinander bringt, der, wenn man so will, sogar ein Bindeglied zwischen EBM und AM ist. Alles, alles verwirrend, bis zum wahnsinnig werden.

    Wo findet man die einfachen Lösungen? Den Zauberteppich, die Fee, die drei Wünsche aus den Märchen, die ganz ganz großen Abkürzungen, die Wunder, bei denen man das Denken ausschalten kann? Richtig, bei dem Geschwurbel der AM. Der Ansatz von Hahnemann “Ähnliches mit Ähnlichem (similia similibus)” zu behandeln, hat ja durchaus etwas für sich auf dem ersten Blick. Kennt man ja auch ‘bestens’ von ‘Ähnlichem’, wie Impfungen, Hyposensibilisierung, Arsenfressen u.s.w.

    Nun, und gerade im Gesundheitswesen sind Anekdoten DIE Basis. “Ich hab das und das gemacht und meine Beschwerden sind verschwunden.” Egal was das “das” ist, es wird zahlreiche Nachahmer finden, gefolgt vom nächsten “das”, eines Geheilten. Wenn man das “das” noch mit fernöstlich und Wissen der Altvorderen würzt, wird das “das” noch viiiel wirksamer.

    ‘Wundersame’ Heilungen sind immer das Größte und verwandeln selbst die Augen von Greisen in staunende Kinderaugen.

    Dieser Wunderglaube beschränkt sich natürlich nicht auf Krankheiten. Auch bei Geldanlagen u.ä. gehen bei den Anlegern regelmäßig alle Lichter aus, wenn die Versprechungen nur groß genug sind (100% Rendite in einem Jahr).

    Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind.

    J.W.v.G.

  104. #104 Radicchio
    26. Dezember 2010

    Provokativ gefragt: Welche der beiden Richtungen kann beweisen, dass ihr Weg zu einer kompletten Klärung führen wird?

    falsche frage.
    einen “beweis”, was zu einer “kompletten erklärung führen wird” ist kompletter humbug.
    die medizin erweitert ihre erkenntnisse. die esoterik nicht, sie verfügt nicht mal über erkenntnisse, sondern lediglich über behauptungen.

    beschäftigen sie sich mal mit wissenschaftsphilosophie, dann können sie hier auch mitpinkeln.

  105. #105 Dr. E. Berndt
    26. Dezember 2010

    Und es ist nicht nur die H., die in die konventionelle Medizin hereindrängt:
    https://www.medical-tribune.at/dynasite.cfm?dsmid=83093&dspaid=653602

  106. #106 Dr. E. Berndt
    26. Dezember 2010

    Und es ist nicht nur die H., die in die konventionelle Medizin hereindrängt:
    https://www.medical-tribune.at/dynasite.cfm?dsmid=83093&dspaid=653602

  107. #107 Baukran 86
    26. Dezember 2010

    Ein Denkbeispiel: Esoterik mag ja wissenschaftlich nicht beweisbar sein, was jedoch macht ein Patient welcher unter unerklärlichen Schwächezuständen leidet, sein Hausarzt ihn jedoch als gesund einstuft, da alle messbaren Werte normal sind.
    Natürlich würde einem Mitarbeiter einer Psychiatrie sofort das Wort “Psychosomatisch” aufleuchten. Jedoch galt dies früher ja auch als Humbug. Und ein Allgemeinmediziner praktiziert normalerweise nicht bloss ein paar Jahre, sondern sein Leben lang.
    Für den Hausarzt ist klar: Alle gemessenen Werte sind normal, der Körper des Patienten ist gesund.
    Für den Patienten ist klar: Er kann nicht arbeiten, und nicht einmal ein Fachmann kann ihm sagen warum.
    Wohin wird er gehen? Und in dieser Situation tauchen bestimmte Glaubenssätze wie aus der Mementik bekannt auf. Ein aufgeklärter Mensch würde sich sagen: Wenn dir niemand mehr helfen kann, dann such dir einen Therapeuten.
    Ein Mensch der nicht an solche Therapien glaubt, wird wahrscheinlich auf einen Esoteriker zugehen.
    Ein Psychotherapeut wird nach Anwendung seiner Methoden zur Analyse feststellen, dass der Mensch durch dauerhaften psychischen Stress und Druck blockiert wurde. Diese löst er mittels Gesprächen, worauf der Mensch die Blokade löst und wieder arbeiten kann. Seine Erfolge kann der Psychotherapeut durch seine Methoden begründen.
    Die Anfängliche Fehldiagnose des Hausarzt kann er auf dessen ungenügende Ausbildung im Erkennen von Psychosomatischen Krankheiten begründen.

    Geht der Mensch jedoch zu einem Esoteriker, wird dieser vielleicht durch Lebenserfahrung, oder durch Zufall auf seine Blokade stossen. Wir gehen davon aus dass der Esoteriker jetzt kein Abzocker ist, deshalb wird er den Mensch einfach heilen, ohne weitere Probleme anzusprechen oder lösen zu wollen. Der Esoteriker kann dann sagen, er habe seinen Patienten durch seine Methoden geheilt.
    Die Fehldiagnose des Hausarztes kann er durch das nicht ganzheitliche Erfassen des Menschlichen Körpers durch die Medizin begründen.

    Wer ist nun der Böse? der Hausarzt welcher seine Kernaufgabe erfüllt hat, indem er seine Messmethoden zur Indikation von körperlichen Krankheiten korrekt angewandt hat? Der Psychiater, welcher mit seinen Methoden Erfolg hatte? Oder der Esoteriker, der mit seinen Methoden Erfolg hatte?
    Denn eines ist klar, jeder hat mit seinen Methoden jemand anderem von den 3 geschadet.

  108. #108 Radicchio
    26. Dezember 2010

    lass stecken.

  109. #109 Hel
    26. Dezember 2010

    Denn eines ist klar, jeder hat mit seinen Methoden jemand anderem von den 3 geschadet.

    Autsch… Was für ein selten dämlich konstruiertes Beispiel… Auch von mir dafür nochmal ein Setzen! Sechs! nach deutscher Notenskala!

    Wer überweist denn ggfs an den Psychotherapeuten? IdR der Hausarzt. Allerdings kann ein Patient auch ohne ÜW zum Psychotherapeuten gehen. Die Kosten werden von den Kassen übernommen, sofern der Therapeut eines der drei anerkannten Verfahren anwendet.

    Esoteriker praktizieren keine anerkannten Verfahren, sondern bieten nur pseudowissenschaftlichen Humbug an, der stets selbst zu zahlen ist. Sie haben bereits einen Schaden (aber ganz sicher nicht durch Mediziner und approbierte Psychotherapeuten verursacht) und richten bei anderen welchen an, wenn sie behaupten, Therapeuten zu sein. Leider dürfen sie sich ja so bezeichnen.

  110. #110 Sim
    26. Dezember 2010

    Baukran, was möchtest du uns mit diesem Gedankenspiel sagen? Du denkst dir hier ein paar Karikaturen von ein paar Berufsgruppen aus und lässt sie nach deinem Willen handeln und denken. Soll das irgendwo suggerieren das jeder Ansatz irgendwo seine Berechtigung hat? Wenn ja dann ist das äusserst tendenziös. Das ist in etwa wie, wenn ich sage, da gibt es eine Bombe die zu entschärfen wäre und auf der einen Seite da haben wir einen Spezialisten der weiß welchen Draht man durchschneiden muss und auf der anderen Seite haben wir einen besoffenen mit ner Axt der einfach mal reinhaut und zufällig die Bombe entschärft. Und wer ist nun der Böse? Hatten doch beide Erfolg. Solche willkürlich konstruierten Annekdoten können uns doch überhaupt nichts sagen. Viel wichtiger ist doch zu wissen wie das Duell Spezialist vs. besoffener Axtschwinger in der Realität ausgeht. Aber dazu braucht es ausgehnter Messreihen und Versuche und an denen kann man dann ablesen welche Methode im Mittel besser abschneidet oder ob beide gleich Effizient sind. Und genau das ist es auch was mit allen möglichen esoterischen Behauptungen schon gemacht wurde, sie wurden geprüft, gemesse und für nicht gut genug befunden. Das war kein böser Wille der die Esoterik zur Esoterik gemacht hat sondern einzig und allein wissenschaftliche Selektion.

    Weißt du was paradox ist? Du hast weiter oben beschrieben, dass du keine Seite bevorzugen möchtest. Aber mit genau dieser Haltung bevorzugst du die Esoterik, da sie es nicht verdient hat gleichberechtigt wie wissenschaftlich bewährten Methoden behandelt zu werden. Demnach ist eine Gleichbehandlung eine ungerechtfertige Aufwertung. Denn dort wo die wissenschaftlich annerkanten Methoden nun sind, sind sie ja nicht einfach so aus Spaß hingekommen, sie haben jahrelangen Falsifizierungsversuchen getrotzt und sich der harten wissenschaftlichen Selektion unterzogen und konnten erst dadurch zu dem evolvieren, was sie heute sind.

  111. #111 noch'n Flo
    26. Dezember 2010

    @ Baukran:

    Und noch einmal beweist Du, dass Du von Schulmedizin keinerlei Ahnung hast.

    Erst einmal: heutzutage wissen die meisten Hausärzte sehr wohl um psychosomatische Hintergründe, weil dies mittlerweile zum Glück einen wesentlich grösseren Raum im Studium einnimmt, als noch vor 30 oder 40 Jahren.
    Aber die Diagnose einer psychosomatischen Störung als Ursache der beklagten Beschwerden ist auch erst dann zulässig, wenn möglichst alle (oder zumindest die meisten) körperlichen Ursachen ausgeschlossen wurden. Was erst einmal dazu führt, dass der Patient vom Hausarzt nacheinander zu diversen Fachärzten geschickt wird; es sei denn, der psychosomatische Zusammenhang ist sehr, sehr, sehr offensichtlich.

    Im Übrigen sind es meist die Patienten selber, die sich verwehren, din die “Psycho-Schublade” gesteckt zu werden. Vor allem bei chron. Schmerzkrankheiten. Da können noch so viele unauffällige Untersuchungen durchgeführt worden sein, der Patient wird weiterhin sagen “Ich bin doch nicht verrückt – ich habe doch nur Rückenschmerzen”.

    Auch bei psychosomatischen Krankheiten ist die Schumedizin jedem AM-Verfahren weit überlegen. Weil sie wesentlich zuverlässiger ist.

    Geht der Mensch jedoch zu einem Esoteriker, wird dieser vielleicht durch Lebenserfahrung, oder durch Zufall auf seine Blokade stossen.

    Jetzt hör doch bitte erst einmal mit so Schwurbelbegriffen wie “Blockade” auf – solange der Patient keine Wirbelkörperblockade hat, hat dieser Begriff hier nichts zu suchen.

    Wir gehen davon aus dass der Esoteriker jetzt kein Abzocker ist,

    LOOOOOOOL!!!

    deshalb wird er den Mensch einfach heilen, ohne weitere Probleme anzusprechen oder lösen zu wollen.

    ROFLABTC!!!!!

  112. #112 Dr. E. Berndt
    26. Dezember 2010

    Eine der ersten Schriften, die mir nicht-rationales Verhalten von Patienten erklärt haben, stammte von Irmgard Öpgen.
    Leider ist das schon über 20 Jahre her, und ich finde das Skript nicht mehr.
    ich kann nicht mehr im Detail sagen, was Irmgard Öpgen schrieb, aber es war eine Beleuchtung der psychologischen Gegebenheiten, die in Summe doch die Menschen gerade in Sachen der Gesundheit veranlassen auf archaisches Verhalten eher zurück zu greifen, denn rational, dem heutigen Wissensstand entsprechend, zu handeln.

  113. #113 Dr. E. Berndt
    26. Dezember 2010

    Eine der ersten Schriften, die mir nicht-rationales Verhalten von Patienten erklärt haben, stammte von Irmgard Öpgen.
    Leider ist das schon über 20 Jahre her, und ich finde das Skript nicht mehr.
    ich kann nicht mehr im Detail sagen, was Irmgard Öpgen schrieb, aber es war eine Beleuchtung der psychologischen Gegebenheiten, die in Summe doch die Menschen gerade in Sachen der Gesundheit veranlassen auf archaisches Verhalten eher zurück zu greifen, denn rational, dem heutigen Wissensstand entsprechend, zu handeln.

  114. #114 Baukran 86
    26. Dezember 2010

    Gehe ich richtig in der Annahme dass sie die Esoterik sozusagen als Virus im Körper der Medizin erachten? Hier erstmal ein Link zu Viren:
    https://www.g-o.de/dossier-517-1.html
    Da es starke Parallelen zwischen Mementik und Virologie gibt, denke ich wird ihnen das Dossier etwas helfen meine Gedanken nachzuvollziehen.
    Wie gesagt, die Esoterik verhält sich sehr natürlich auf Angriffe aus Seiten der Wissenschaft.

    PS: Wenn Patienten sich wehren, in eine wie sie sagen “Psycho-Schublade” gesteckt zu werden, heisst das nicht auch dass sie den Sinn der Wissenschaft noch nicht erfasst haben?

  115. #115 noch'n Flo
    26. Dezember 2010

    @ Baukran:

    Gehe ich richtig in der Annahme dass sie die Esoterik sozusagen als Virus im Körper der Medizin erachten?

    Nein!

    Da es starke Parallelen zwischen Mementik und Virologie gibt, denke ich wird ihnen das Dossier etwas helfen meine Gedanken nachzuvollziehen.

    Nicht wirklich…

    Wie gesagt, die Esoterik verhält sich sehr natürlich auf Angriffe aus Seiten der Wissenschaft.

    Endloses Herumgeschwurbel, Leugnen der Realität und Missbrauch etablierter Wissenschaft, indem diese so zerfleddert wird, wie es einem gerade in den Kram passt, sollen also “natürliches Verhalten” sein?

    Wenn Patienten sich wehren, in eine wie sie sagen “Psycho-Schublade” gesteckt zu werden, heisst das nicht auch dass sie den Sinn der Wissenschaft noch nicht erfasst haben?

    Darum geht es überhaupt nicht. Der Arzt hat Medizin studiert, der Patient nicht. Der Arzt muss den Überblick haben, der Patient nicht. Und damit der Patient wieder gesund wird, muss er nicht den “Sinn der Wissenschaft” begreifen (was auch immer das überhaupt heissen soll).

    Es ist zwar wünschenswert, wenn Patienten über ihre Krankheit informiert sind, viel wichtiger ist jedoch die Compliance, bei der Bekämpfung der eigenen Krankheit aktiv mitzuwirken, wozu auch gehört, dem Arzt Vertrauen zu schenken, da kein Patient nur durch das schnelle Lesen von Büchern oder Schriften aus dem Internet mehr Kompetenz erlangen kann, als ein Arzt, der 6 Jahre Medizinstudium, eine ebenso lange Fancharztausbildung und noch einige Jahre Berufserfahrung sowie kontinuierliche Fort- und Weiterbildung aufweisen kann.

    Ich versuche ja auch nicht, einem Automechaniker seinen Job zu erklären. Oder einem Bäcker, einem Anwalt, einem Architekten.

  116. #116 marwel
    26. Dezember 2010

    Mit Verlaub, @Baukran 86, aber Sie überschätzen die Rolle der Esoterik und ihren Einfluß auf die Medizin. Im Artikel wird beschrieben, daß “schlafende” Viren möglicherweise einen evolutionären Vorteil für ihren Wirt gegenüber Konkurrenten bieten können. Diese Situation lässt sich aber nicht auf Alternativmedizin/wissenschaftliche Medizin anwenden. Es gibt keinen weiteren “Konkurrenten” zur Medizin als die Alternativmedizin/Esoterik/Komplementärmedizin, wie immer sie man bezeichnen will, selbst. Die AM kann keine einzige bessere Therapie als die herkömmlichen vorweisen. Gegen welchen Druck von außen sollte also die Inkorporation der AM in die wissenschaftliche Medizin einen Vorteil verschaffen?

    AM ist Cargo-Kult, ins Mystische verklärte, die Wissenschaft lediglich imitierende und bis zur Unkenntlichkeit deformierndes Ritual, dem nicht ernstzunehmende, aus der Luft gegriffene und nicht falsifizierbare Theorien zugrunde liegen. Das ist, als ob man verlangt, daß Chirurgen in Zukunft Kindern beim Dr. Bibber-Spielen zuschauen sollen, um Organtransplantationen zu lernen…

  117. #117 Thierbach
    26. Dezember 2010

    [Ein Esoteriker] wird […] vielleicht durch Lebenserfahrung, oder durch Zufall auf seine Blokade stossen.

    Ein Esoteriker wird IMMER auf eine Blockade stoßen, solange für ihn Viren, Bakterien, die diversen Krebsarten,…nicht existieren. Der Arme hat ja sonst gar keine Antwort auf die bange Frage: “Was hab ich denn, Herr Doggdr?”

  118. #118 Dr. E. Berndt
    26. Dezember 2010

    Die wissenschaftliche Attacke auf ihr Geld!

    In Anbetracht der allgemeinen Verbreitung quer durch alle Bevölkerungsgruppen sollte man meinen, daß es zumindest diskussionswürdig sei, wie alle diese Therapien und Mittel außerhalb der wissenschaftlich entwickelten Medizin naturwissenschaftlich betrachtet funktionieren und wie das alles bewiesen werden könnte. Wissenschaftlich beweisbar gilt ja als Qualifikationskriterium für unsere aufgeklärte Zeit, und immerhin ist es ja so, daß seit der Epoche der Aufklärung unser Rechtswesen auf der Stichhaltigkeit der Naturwissenschaften aufbaut bzw. auf sie angewiesen ist. Die Gerichte, die danach urteilen, stützen sich auf Gutachten von Sachverständigen, die ebenfalls verpflichtet sind, nach ihrem naturwissenschaftlichen Sachverstand zu urteilen. Zurzeit hat es jedenfalls den Anschein, daß gerade auf dem Gebiete der Gesundheit diese grundsätzliche Vereinbarung unseres geordneten Zusammenlebens deutlich weniger gilt als in anderen Bereichen des Lebens.

    Eine intensive eingehende und andauernde öffentliche Diskussion darüber findet nicht statt. Einzelne Medienereignisse wie Fernsehsendungen oder Artikel in Magazinen und Zeitungen sind selten und nicht nachhaltig.

    Pseudowissenschaft im Dienste der Reklame

    Die Medien, die sich gerne mit ihrem Informationsauftrag brüsten und als eine ihrer ureigensten Aufgaben anführen, ein Korrektiv zu sein, sind heute davon weiter entfernt denn je. Wenn es um die vielzitierte politische Korrektheit geht, gibt es bei Verstößen nichts zu lachen. Anders sieht es bei bezahlter und unbezahlter Information aus. Hier kann man zwischen bezahlten und unbezahlten Informationsbeiträgen unterscheiden, wenn man weiß, wie das gekennzeichnet wird. Aber wer weiß das schon und kann das tatsächlich? Alles, was bezahlt wird, ist Reklame. Mit der Annahme, daß Umfang und Art der unbezahlten Informationen von den verkauften Anzeigen nicht unabhängig sind, wird man nicht sehr weit danebenliegen. Wer bedenkt schon, daß es keine Gratiszeitung gibt! Der Geldbeutel der Leser ist das Ziel, dem der Inhalt gilt. Wer eine echte Information haben will, braucht zweierlei: Geld und fachliche Vorbildung. Ordentliche fundierte Information kostet schlicht und einfach Geld und ist nicht gratis zu haben.

    Um als Korrektivfaktor wirken zu können, ist eine offene und kritische Information notwendig. Diese gibt es aber kaum, weil eine wirkliche Unabhängigkeit ökonomisch nicht gegeben ist. Wer bezahlt schon gerne seine eigene Kritik? Bezahlt wird, was zum Verkaufserfolg beiträgt. Entweder müssen die Auflage und die Reichweite des Printmediums steigen oder die Verkaufszahlen der Produkte und Leistungen, über die zu berichten man gehalten ist.

    Die Naturwissenschaften bzw. ihre Wissenschafter schweigen dazu weitgehend. Die Präsenz in den Medien entspricht diesem Verhaltenskodex. Nur die Vertreter und Verfechter des Alternativen und Komplementären werden nimmermüde, auf die Wissenschaftlichkeit hinzuweisen bzw. die ihrer Meinung nach erfolgreichen wissenschaftlichen Beweise zu verkünden. Ihre Meinungen sind öffentlich deutlich wirksamer wahrzunehmen und somit die herrschenden tonangebenden Informationsquellen für Laien. Und Laien sind die, die sich für wissend halten. Hier endet die nüchterne Sachlichkeit der Information, denn es geht nur mehr um Vertrauen und Glauben.

    Wissenschaft, die das Prädikat wissenschaftlich ohne Einschränkung verdient, kann nur richtige, gescheite Fragen beantworten. Auf dumme und unrichtige Fragen, auf Fragen, die auf nicht vorhandenen oder falschen Annahmen beruhen, gibt es keine wissenschaftlichen Antworten, und daher diskutieren Wissenschafter nicht über pseudowissenschaftliche Probleme.

    In diesem Sinne war es eine große und erstmalige Ausnahme, als in Wien die Astronomen gegen die Abhaltung von Astrologiekursen in einem Wirtschaftsförderungsinstitut protestiert hatten. Den Astronomen ist die Sterndeuterei als solche mit Sicherheit völlig egal, aber sie werden sich möglicherweise gedacht haben, es kann doch nicht sein, daß einem derart unwissenschaftlichen Humbug, der dem Kaffeesudlesen gleichzusetzen ist, so zu allgemeiner Anerkennung verholfen wird! Es geht nicht darum, ob einzelne Menschen an skurrile Theorien in religiöser Art und Weise glauben, sondern daß immer mehr Entscheidungsträger nicht nur ihr persönliches Leben nach nicht logischen und skurrilen Kriterien einrichten und entscheiden, sondern auch in Wirtschaft und Politik immer mehr öffentlich Entscheidungen so getroffen werden. Unwissenschaftlicher und pseudowissenschaftlicher Humbug ist somit nicht nur irgendwie geduldet, sondern zu einer Entscheidungshilfe mit weitreichender Auswirkung auf die Mitmenschen geworden.

    Niemand hindert die Verfechter und Befürworter von alternativer und komplementärer Medizin, ihre Ansichten für Wissenschaft zu erklären. Es gibt Vereinigungen, die der Theorie der flachen Erde huldigen. Für einen gestandenen Geologen ist das ein Faschingsverein, aber die Vereinsmitglieder betonen die Wissenschaftlichkeit der Theorie der flachen Erde, und niemand kann den Freunden der flachen Erde verbieten, ihren Unsinn als wissenschaftlich zu bezeichnen. Einer der Gründe dafür ist, daß der Begriff „Wissenschaft“ nicht geschützt ist und sich echte Wissenschafter nicht mit derartigen Scheinwissenschaften beschäftigen. Nicht geschützt bedeutet, daß jeder das Eigenschaftswort „wissenschaftlich“ mehr oder weniger ohne Einschränkung für seine Ideen reklamieren kann. Es gibt kein Gesetz, das dies verbietet. Jeder darf der Meinung sein, daß seine Ansicht wissenschaftlich sei. Und beurteilen darf auch jeder. Die grundlegenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse sind aber vielfach nur mehr als Meinung geduldet, der nicht mehr Gewicht beigemessen wird als sonstigen Ansichten. Und hier hört sich der Spaß auf, so möchte man meinen.

    Laien können nicht die Qualität zwischen den vorhandenen und leicht zugänglichen Informationen unterscheiden. Alles wird als Wissenschaft verkauft, aber wo Wissenschaft draufsteht, ist meist nicht echte Wissenschaft drinnen. Alle diese vorgeblichen Wissenschaften geben höchst einfache und vor allem verkaufsfördernde Antworten auf alle Fragen. Die wissenschaftlich verbrämte Scharlatanerie fehlt nirgendwo, und der Bogen dieser Wissenschaften, die auf alles eine Antwort parat haben, spannt sich von unwissenschaftlicher, scheinwissenschaftlicher, betrügerischer bis hin zu schlechter oder fehlerhafter Wissenschaft. Nur selten ist der Anteil an wissenschaftlicher Information wirklich echt wissenschaftlich und somit korrekt.

    Auch die Überzeugungsstrategien sind die gleichen, wie sie von den Scharlatanen vergangener Zeiten praktiziert wurden. Es wird unterschwellig die naturwissenschaftlich orientierte Medizin, wie sie auf Universitäten gelehrt wird, als unpraktisch, unverständlich, technisch und unmenschlich angeprangert. Ordentlich auf Wirksamkeit geprüfte Medikamente werden als unnatürlich, chemisch, gefährlich und giftig bezeichnet, und der forschenden pharmazeutischen Industrie wird unlauteres Profitstreben nachgesagt. Der „Heilpraktiker” ist gefragt, der endlich das macht, was der Zeitgeist den Kranken und den Krankgeredeten verspricht und das, was wir uns immer schon alle im Geheimen gewünscht und ersehnt haben. Nur die alternative, komplementäre und ganzheitliche Medizin wird uns von den Krankheiten heilen, dem Leben einen neuen Sinn verpassen und vor allem, uns von der „Schulmedizin“ bewahren, die nach Meinung der Anhänger von alternativer und komplementärer Medizin nichts in ihrem Repertoire hat, was wirklich gesund macht. An diesem Riesengeschäft hat die Homöopathie als sanfte und natürliche Alternative einen großen Anteil. Aber der Einfluß und die Bedeutung der klassischen Homöopathie gehen weit über den reinen Marktanteil hinaus. Zahlreiche Nachahmer haben in irgendeiner Weise die Ideen Hahnemanns abgekupfert und in ihre jeweiligen ebenfalls dogmatischen Lehren eingebaut.

    Carl-Friedrich Zimpel lebte von 1801 – 1879. Er war preußischer Infanterie-Offizier und medizinisch interessierter Eisenbahntechniker. Seine Laufbahn er begann als „Heiler“ und war ursprünglich Anhänger der Homöopathie. Sein von ihm entwickeltes eigenes Heilssystem wurde zur heute immer noch verbreiteten und bekannten Spagyrik verändert und weiterentwickelt. Es ist ein Rückgriff auf alchemistische mittelalterliche Vorstellungen, die Hahnemann überwinden wollte.

    Die Herstellung der spagyrischen Mittel ist abenteuerlich, und die Erklärungen zu den Mitteln, die aus allen und möglichen pflanzlichen, tierischen, metallischen und mineralischen Ausgangsmaterialen hergestellt werden können, stehen jedem naturwissenschaftlichen Denkansatz diametral entgegen. So werden beispielsweise Heilpflanzen in Wasser mit Hefe vergoren und destilliert. Der Destillationsrückstand wird verglüht und dann wieder mit dem Destillat vereinigt. Naturwissenschafter können heute zu solchen Verfahren und deren Erklärungen nichts mehr sagen. Für den Medizinhistoriker sind die Geschichte der Spagyrik und die Person Zimpels, der wie alle Erleuchteten ein Universalmittel herstellen wollte, von Interesse. Die Wahnidee eines Universalmittels der Alchemisten lebt bis heute in vielen alternativen, komplementären und vor allem ganzheitlichen Disziplinen fort.

    Auch der Begründer der anthroposophischen Medizin Rudolf Steiner (1861 – 1943) verwendete homöopathisch potenzierte Mittel. Er bediente sich ebenfalls bis zu einem gewissen Grade bei Hahnemann. Er vermachte der Welt der alternativen und komplementären Medizin die Anthroposophie. Dazu verarbeitete er die anfangs des 20. Jahrhundert verbreiteten spiritistischen und esoterischen Strömungen unter Einbeziehung astrologischer und mythischer Vorstellungen. Die Anthroposophie kann in ihrer Rückbesinnung auf magische und mystische Vorstellungen auch als reaktionäres ganzheitliches Retrodesign aufgefaßt werden. Ihr Anspruch ist absolut. Ganzheitlich umfaßt sie nicht nur die Belange Gesundheit und Medizin, sondern darüber hinaus alle Bereiche des Lebens.

    Desgleichen auch der Arzt Wilhelm Schüssler (1821 – 1898) mit der Homöopathie. Er vereinfachte sie auf 12 Funktionsmittel, die ursprünglich in den Potenzen D 3, D 6 und D 12 angeboten wurden. Die Serie der Funktionsmittel wurde später von 12 auf 24 Mittel erweitert. Der Zug zum Universalmittel ist auch hier und bei der dazugehörigen Antlitzdiagnose unübersehbar. Die Apothekerin oder die pharmazeutisch-kaufmännische Assistentin liest einem aus dem Gesicht, wo es fehlt und was daher verkauft werden muß. So eine Art kleine Psychiatrie über die Budel. Nach einem erfolgreichen Besuch von diversen Fortbildungs- und Heilkursen geht ’s aber mitunter erst richtig los. Die Anhänger und Anhängerinnen sind dann den ganzen Tag lang voll beschäftigt, die vielen, vielen Tabletten ununterbrochen in wahnhafter Weise einzunehmen. Es sind daher übergroße Arzneigebinde mit 400 und mehr Tabletten, die von speziellen Apothekenfirmen hergestellt werden, im Handel erhältlich.

    Auch der englische Arzt Dr. Edward Bach (1886 – 1936) aus Cornwall wurde von der Homöopathie zu Beginn erleuchtet. Später wandelte er sie ab, baute psychoanalytische Konzepte von C.G. Jung ein und entwickelte ebenfalls ein Universalsystem, das schlicht und einfach darauf beruht, daß 38 Gemütszustände hinter allen Krankheiten stehen und diese mit 38 Heilpflanzen geheilt werden können. Die Herstellung ist, wie immer in diesen Branchen, abenteuerlich, unerklärlich und nicht nachvollziehbar. Die Indikationslektüre, das sind die Schriftstückchen, die zur Heilmittelfindung und anschließender Selbstanwendung im Umlauf sind, stellt in ihrer Blumigkeit ein Kapitel für sich dar. Friedlich sitzt akademisches und nichtakademisches Apothekenpersonal in Fort(von)bildungskursen nebeneinander und verinnerlichen sich Verkaufslyrik in einer Art post graduate Ausbildung. Das ganze nennt sich dann Zusatzausbildung. Wem das zu mühsam ist, für den wurde das Wunder zum Überwunder in Rescue-Tropfen vorfabriziert. Nachdem Dr. Edward Bach seine Blütentherapie, die Bachblüten, benannt nach Dr. Bach und nicht nach Bachwasser, wie viele meinen, für fertig, als zu Ende gedacht und für abgeschlossen erklärte, nahm er sich in geistiger Umnachtung das Leben. Mittlerweile gibt es Bachblüten nicht nur aus Cornwall sondern aus allen Erdteilen. Und niemand weiß, welche besser wirken, aber verkauft werden sie alle!

    Die Dynamik dieses hier angerissenen Gesundheitsmarktes ist ungebrochen. Es gibt praktisch nichts an Heilslehren, Begriffen und Vorstellungen aus Wissenschaft und Pseudowissenschaft der Vergangenheit und Gegenwart, aus Ländern nah und fernst, die nicht zu neuen oder scheinbar neuen Therapiekonzepten amalgamiert werden können. Auch Sternzeichen, Tarotkarten, Chi und andere esoterische, übernatürliche und astrale Vorstellungen werden hereingenommen und – die Homöopathie ist meist mit von der Partie. Interessant dabei ist, daß Verfechter alternativer Lehren die Lehren von anderen Kollegen kaum direkt attackieren. Die Bachblütler kritisieren nicht die Homöopathen. Und die Homöopathen haben nichts an der Anthroposophie auszusetzen. Es fehlt die gegenseitige Auseinandersetzung. Jeder kann vor sich hinheilen, beinahe wie er will. Das einigende Band scheint die Opposition zu Aufklärung und wissenschaftlich fundierter rationaler Medizin zu sein. Anything goes!

    Für die klassische wissenschaftliche Medizin bzw. Pharmazie werden immer strengere Regeln und Vorsichtsmaßnahmen gefordert und erlassen. Aber auf dem weiten Feld der Paramedizin und Scheinpharmazie existiert vergleichsweise wenig Reglement. Hier setzen die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln und Amuletten gleichermaßen auf die Hoffnungen und Ängste ihrer Kunden. Das Rechtsgut „Geschäfte machen“ wird höher bewertet, als Patienten, Konsumenten und unwissende Laien vor Übervorteilung zu schützen. Obwohl in unserem Rechtswesen die Naturwissenschaften fest verankert sind, und gerichtlich beeidete Sachverständige in ihrem Expertisen nur Schlüsse auf Basis derselben ziehen dürfen, können für Erzeugnisse der alternativen Szene in Medizin und Pharmazie Zusammenhänge behauptet und Wirkungen ausgelobt werden, die nach naturwissenschaftlichem Sachverstand schlichtweg undenkbar sind. Selbstverständlich haben Spezialjuristen für eine rechtlich einwandfreie Aufmachung und Textgestaltung gesorgt. Die Kunst der Werbung zeigt sich in der Gestaltung des Zwischenzeilenraumes. Im Fernsehen kulminiert die Scheininformation. Die Hintergrundmusik und die Beleuchtungseffekte eines Werbespots oder eines Infotainments entscheiden über Umsatz. Bei leichter Walzermusik schwebt der alternative Heiler in Zeitlupe über einen mit Almblumen geschmückten Bildschirmhintergrund. So wird den Hoffenden und Verängstigten das Unwahrscheinliche versprochen und verkauft.

    Statements der wissenschaftlichen Medizin oder gar der Pharmaindustrie werden anders vermittelt. Hier klingt schicksalsschwer die 5. Symphonie von Beethoven an. Das Gesicht des Sprechers verfinstert sich um zwei Blendenstufen, und im Hintergrund signalisiert eine laufende Tablettenpresse bösen Profit. Die Accessoires und Assoziationen entscheiden über die Glaubwürdigkeit, und dazu braucht es keinen Inhalt. Es wird nicht im Kopf sondern nach dem Gefühl im Bauch entschieden.

    Wer es nun wagt, alternative und komplementäre Heilideen wissenschaftlich zu hinterfragen und öffentlich anzuzweifeln, muß sehr vorsichtig sein. Alternative Geschäftsleute und Therapeuten sind nicht zimperlich, die Höhe des eingeklagten Schadensersatzes hat schon manche Kritik verstummen lassen. So handelte sich der deutsche Apotheker Dr. Gregor Huesmann mit seiner aufklärenden Schaufensterinformation „Scheiß des Monats“ eine Klage des Herstellers eines Haifischknorpelpräparates ein, als es dessen Präparat ansprach. Der österreichische Biologe Dr. Erich Eder hatte ebenfalls Mühe, die von der Vertriebsfirma der Grander Wasserbelebungsgeräte angestrengte Schadensersatzklage abzuwehren. Beide Herren hatten nur behauptet, daß die propagierten „Wirkungen“ wissenschaftlich nicht nachweisbar seien und auch nicht statistisch signifikant im Sinne gesicherter naturwissenschaftlicher Erkenntnisse.

  119. #119 Dr. E. Berndt
    26. Dezember 2010

    Die wissenschaftliche Attacke auf ihr Geld!

    In Anbetracht der allgemeinen Verbreitung quer durch alle Bevölkerungsgruppen sollte man meinen, daß es zumindest diskussionswürdig sei, wie alle diese Therapien und Mittel außerhalb der wissenschaftlich entwickelten Medizin naturwissenschaftlich betrachtet funktionieren und wie das alles bewiesen werden könnte. Wissenschaftlich beweisbar gilt ja als Qualifikationskriterium für unsere aufgeklärte Zeit, und immerhin ist es ja so, daß seit der Epoche der Aufklärung unser Rechtswesen auf der Stichhaltigkeit der Naturwissenschaften aufbaut bzw. auf sie angewiesen ist. Die Gerichte, die danach urteilen, stützen sich auf Gutachten von Sachverständigen, die ebenfalls verpflichtet sind, nach ihrem naturwissenschaftlichen Sachverstand zu urteilen. Zurzeit hat es jedenfalls den Anschein, daß gerade auf dem Gebiete der Gesundheit diese grundsätzliche Vereinbarung unseres geordneten Zusammenlebens deutlich weniger gilt als in anderen Bereichen des Lebens.

    Eine intensive eingehende und andauernde öffentliche Diskussion darüber findet nicht statt. Einzelne Medienereignisse wie Fernsehsendungen oder Artikel in Magazinen und Zeitungen sind selten und nicht nachhaltig.

    Pseudowissenschaft im Dienste der Reklame

    Die Medien, die sich gerne mit ihrem Informationsauftrag brüsten und als eine ihrer ureigensten Aufgaben anführen, ein Korrektiv zu sein, sind heute davon weiter entfernt denn je. Wenn es um die vielzitierte politische Korrektheit geht, gibt es bei Verstößen nichts zu lachen. Anders sieht es bei bezahlter und unbezahlter Information aus. Hier kann man zwischen bezahlten und unbezahlten Informationsbeiträgen unterscheiden, wenn man weiß, wie das gekennzeichnet wird. Aber wer weiß das schon und kann das tatsächlich? Alles, was bezahlt wird, ist Reklame. Mit der Annahme, daß Umfang und Art der unbezahlten Informationen von den verkauften Anzeigen nicht unabhängig sind, wird man nicht sehr weit danebenliegen. Wer bedenkt schon, daß es keine Gratiszeitung gibt! Der Geldbeutel der Leser ist das Ziel, dem der Inhalt gilt. Wer eine echte Information haben will, braucht zweierlei: Geld und fachliche Vorbildung. Ordentliche fundierte Information kostet schlicht und einfach Geld und ist nicht gratis zu haben.

    Um als Korrektivfaktor wirken zu können, ist eine offene und kritische Information notwendig. Diese gibt es aber kaum, weil eine wirkliche Unabhängigkeit ökonomisch nicht gegeben ist. Wer bezahlt schon gerne seine eigene Kritik? Bezahlt wird, was zum Verkaufserfolg beiträgt. Entweder müssen die Auflage und die Reichweite des Printmediums steigen oder die Verkaufszahlen der Produkte und Leistungen, über die zu berichten man gehalten ist.

    Die Naturwissenschaften bzw. ihre Wissenschafter schweigen dazu weitgehend. Die Präsenz in den Medien entspricht diesem Verhaltenskodex. Nur die Vertreter und Verfechter des Alternativen und Komplementären werden nimmermüde, auf die Wissenschaftlichkeit hinzuweisen bzw. die ihrer Meinung nach erfolgreichen wissenschaftlichen Beweise zu verkünden. Ihre Meinungen sind öffentlich deutlich wirksamer wahrzunehmen und somit die herrschenden tonangebenden Informationsquellen für Laien. Und Laien sind die, die sich für wissend halten. Hier endet die nüchterne Sachlichkeit der Information, denn es geht nur mehr um Vertrauen und Glauben.

    Wissenschaft, die das Prädikat wissenschaftlich ohne Einschränkung verdient, kann nur richtige, gescheite Fragen beantworten. Auf dumme und unrichtige Fragen, auf Fragen, die auf nicht vorhandenen oder falschen Annahmen beruhen, gibt es keine wissenschaftlichen Antworten, und daher diskutieren Wissenschafter nicht über pseudowissenschaftliche Probleme.

    In diesem Sinne war es eine große und erstmalige Ausnahme, als in Wien die Astronomen gegen die Abhaltung von Astrologiekursen in einem Wirtschaftsförderungsinstitut protestiert hatten. Den Astronomen ist die Sterndeuterei als solche mit Sicherheit völlig egal, aber sie werden sich möglicherweise gedacht haben, es kann doch nicht sein, daß einem derart unwissenschaftlichen Humbug, der dem Kaffeesudlesen gleichzusetzen ist, so zu allgemeiner Anerkennung verholfen wird! Es geht nicht darum, ob einzelne Menschen an skurrile Theorien in religiöser Art und Weise glauben, sondern daß immer mehr Entscheidungsträger nicht nur ihr persönliches Leben nach nicht logischen und skurrilen Kriterien einrichten und entscheiden, sondern auch in Wirtschaft und Politik immer mehr öffentlich Entscheidungen so getroffen werden. Unwissenschaftlicher und pseudowissenschaftlicher Humbug ist somit nicht nur irgendwie geduldet, sondern zu einer Entscheidungshilfe mit weitreichender Auswirkung auf die Mitmenschen geworden.

    Niemand hindert die Verfechter und Befürworter von alternativer und komplementärer Medizin, ihre Ansichten für Wissenschaft zu erklären. Es gibt Vereinigungen, die der Theorie der flachen Erde huldigen. Für einen gestandenen Geologen ist das ein Faschingsverein, aber die Vereinsmitglieder betonen die Wissenschaftlichkeit der Theorie der flachen Erde, und niemand kann den Freunden der flachen Erde verbieten, ihren Unsinn als wissenschaftlich zu bezeichnen. Einer der Gründe dafür ist, daß der Begriff „Wissenschaft“ nicht geschützt ist und sich echte Wissenschafter nicht mit derartigen Scheinwissenschaften beschäftigen. Nicht geschützt bedeutet, daß jeder das Eigenschaftswort „wissenschaftlich“ mehr oder weniger ohne Einschränkung für seine Ideen reklamieren kann. Es gibt kein Gesetz, das dies verbietet. Jeder darf der Meinung sein, daß seine Ansicht wissenschaftlich sei. Und beurteilen darf auch jeder. Die grundlegenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse sind aber vielfach nur mehr als Meinung geduldet, der nicht mehr Gewicht beigemessen wird als sonstigen Ansichten. Und hier hört sich der Spaß auf, so möchte man meinen.

    Laien können nicht die Qualität zwischen den vorhandenen und leicht zugänglichen Informationen unterscheiden. Alles wird als Wissenschaft verkauft, aber wo Wissenschaft draufsteht, ist meist nicht echte Wissenschaft drinnen. Alle diese vorgeblichen Wissenschaften geben höchst einfache und vor allem verkaufsfördernde Antworten auf alle Fragen. Die wissenschaftlich verbrämte Scharlatanerie fehlt nirgendwo, und der Bogen dieser Wissenschaften, die auf alles eine Antwort parat haben, spannt sich von unwissenschaftlicher, scheinwissenschaftlicher, betrügerischer bis hin zu schlechter oder fehlerhafter Wissenschaft. Nur selten ist der Anteil an wissenschaftlicher Information wirklich echt wissenschaftlich und somit korrekt.

    Auch die Überzeugungsstrategien sind die gleichen, wie sie von den Scharlatanen vergangener Zeiten praktiziert wurden. Es wird unterschwellig die naturwissenschaftlich orientierte Medizin, wie sie auf Universitäten gelehrt wird, als unpraktisch, unverständlich, technisch und unmenschlich angeprangert. Ordentlich auf Wirksamkeit geprüfte Medikamente werden als unnatürlich, chemisch, gefährlich und giftig bezeichnet, und der forschenden pharmazeutischen Industrie wird unlauteres Profitstreben nachgesagt. Der „Heilpraktiker” ist gefragt, der endlich das macht, was der Zeitgeist den Kranken und den Krankgeredeten verspricht und das, was wir uns immer schon alle im Geheimen gewünscht und ersehnt haben. Nur die alternative, komplementäre und ganzheitliche Medizin wird uns von den Krankheiten heilen, dem Leben einen neuen Sinn verpassen und vor allem, uns von der „Schulmedizin“ bewahren, die nach Meinung der Anhänger von alternativer und komplementärer Medizin nichts in ihrem Repertoire hat, was wirklich gesund macht. An diesem Riesengeschäft hat die Homöopathie als sanfte und natürliche Alternative einen großen Anteil. Aber der Einfluß und die Bedeutung der klassischen Homöopathie gehen weit über den reinen Marktanteil hinaus. Zahlreiche Nachahmer haben in irgendeiner Weise die Ideen Hahnemanns abgekupfert und in ihre jeweiligen ebenfalls dogmatischen Lehren eingebaut.

    Carl-Friedrich Zimpel lebte von 1801 – 1879. Er war preußischer Infanterie-Offizier und medizinisch interessierter Eisenbahntechniker. Seine Laufbahn er begann als „Heiler“ und war ursprünglich Anhänger der Homöopathie. Sein von ihm entwickeltes eigenes Heilssystem wurde zur heute immer noch verbreiteten und bekannten Spagyrik verändert und weiterentwickelt. Es ist ein Rückgriff auf alchemistische mittelalterliche Vorstellungen, die Hahnemann überwinden wollte.

    Die Herstellung der spagyrischen Mittel ist abenteuerlich, und die Erklärungen zu den Mitteln, die aus allen und möglichen pflanzlichen, tierischen, metallischen und mineralischen Ausgangsmaterialen hergestellt werden können, stehen jedem naturwissenschaftlichen Denkansatz diametral entgegen. So werden beispielsweise Heilpflanzen in Wasser mit Hefe vergoren und destilliert. Der Destillationsrückstand wird verglüht und dann wieder mit dem Destillat vereinigt. Naturwissenschafter können heute zu solchen Verfahren und deren Erklärungen nichts mehr sagen. Für den Medizinhistoriker sind die Geschichte der Spagyrik und die Person Zimpels, der wie alle Erleuchteten ein Universalmittel herstellen wollte, von Interesse. Die Wahnidee eines Universalmittels der Alchemisten lebt bis heute in vielen alternativen, komplementären und vor allem ganzheitlichen Disziplinen fort.

    Auch der Begründer der anthroposophischen Medizin Rudolf Steiner (1861 – 1943) verwendete homöopathisch potenzierte Mittel. Er bediente sich ebenfalls bis zu einem gewissen Grade bei Hahnemann. Er vermachte der Welt der alternativen und komplementären Medizin die Anthroposophie. Dazu verarbeitete er die anfangs des 20. Jahrhundert verbreiteten spiritistischen und esoterischen Strömungen unter Einbeziehung astrologischer und mythischer Vorstellungen. Die Anthroposophie kann in ihrer Rückbesinnung auf magische und mystische Vorstellungen auch als reaktionäres ganzheitliches Retrodesign aufgefaßt werden. Ihr Anspruch ist absolut. Ganzheitlich umfaßt sie nicht nur die Belange Gesundheit und Medizin, sondern darüber hinaus alle Bereiche des Lebens.

    Desgleichen auch der Arzt Wilhelm Schüssler (1821 – 1898) mit der Homöopathie. Er vereinfachte sie auf 12 Funktionsmittel, die ursprünglich in den Potenzen D 3, D 6 und D 12 angeboten wurden. Die Serie der Funktionsmittel wurde später von 12 auf 24 Mittel erweitert. Der Zug zum Universalmittel ist auch hier und bei der dazugehörigen Antlitzdiagnose unübersehbar. Die Apothekerin oder die pharmazeutisch-kaufmännische Assistentin liest einem aus dem Gesicht, wo es fehlt und was daher verkauft werden muß. So eine Art kleine Psychiatrie über die Budel. Nach einem erfolgreichen Besuch von diversen Fortbildungs- und Heilkursen geht ’s aber mitunter erst richtig los. Die Anhänger und Anhängerinnen sind dann den ganzen Tag lang voll beschäftigt, die vielen, vielen Tabletten ununterbrochen in wahnhafter Weise einzunehmen. Es sind daher übergroße Arzneigebinde mit 400 und mehr Tabletten, die von speziellen Apothekenfirmen hergestellt werden, im Handel erhältlich.

    Auch der englische Arzt Dr. Edward Bach (1886 – 1936) aus Cornwall wurde von der Homöopathie zu Beginn erleuchtet. Später wandelte er sie ab, baute psychoanalytische Konzepte von C.G. Jung ein und entwickelte ebenfalls ein Universalsystem, das schlicht und einfach darauf beruht, daß 38 Gemütszustände hinter allen Krankheiten stehen und diese mit 38 Heilpflanzen geheilt werden können. Die Herstellung ist, wie immer in diesen Branchen, abenteuerlich, unerklärlich und nicht nachvollziehbar. Die Indikationslektüre, das sind die Schriftstückchen, die zur Heilmittelfindung und anschließender Selbstanwendung im Umlauf sind, stellt in ihrer Blumigkeit ein Kapitel für sich dar. Friedlich sitzt akademisches und nichtakademisches Apothekenpersonal in Fort(von)bildungskursen nebeneinander und verinnerlichen sich Verkaufslyrik in einer Art post graduate Ausbildung. Das ganze nennt sich dann Zusatzausbildung. Wem das zu mühsam ist, für den wurde das Wunder zum Überwunder in Rescue-Tropfen vorfabriziert. Nachdem Dr. Edward Bach seine Blütentherapie, die Bachblüten, benannt nach Dr. Bach und nicht nach Bachwasser, wie viele meinen, für fertig, als zu Ende gedacht und für abgeschlossen erklärte, nahm er sich in geistiger Umnachtung das Leben. Mittlerweile gibt es Bachblüten nicht nur aus Cornwall sondern aus allen Erdteilen. Und niemand weiß, welche besser wirken, aber verkauft werden sie alle!

    Die Dynamik dieses hier angerissenen Gesundheitsmarktes ist ungebrochen. Es gibt praktisch nichts an Heilslehren, Begriffen und Vorstellungen aus Wissenschaft und Pseudowissenschaft der Vergangenheit und Gegenwart, aus Ländern nah und fernst, die nicht zu neuen oder scheinbar neuen Therapiekonzepten amalgamiert werden können. Auch Sternzeichen, Tarotkarten, Chi und andere esoterische, übernatürliche und astrale Vorstellungen werden hereingenommen und – die Homöopathie ist meist mit von der Partie. Interessant dabei ist, daß Verfechter alternativer Lehren die Lehren von anderen Kollegen kaum direkt attackieren. Die Bachblütler kritisieren nicht die Homöopathen. Und die Homöopathen haben nichts an der Anthroposophie auszusetzen. Es fehlt die gegenseitige Auseinandersetzung. Jeder kann vor sich hinheilen, beinahe wie er will. Das einigende Band scheint die Opposition zu Aufklärung und wissenschaftlich fundierter rationaler Medizin zu sein. Anything goes!

    Für die klassische wissenschaftliche Medizin bzw. Pharmazie werden immer strengere Regeln und Vorsichtsmaßnahmen gefordert und erlassen. Aber auf dem weiten Feld der Paramedizin und Scheinpharmazie existiert vergleichsweise wenig Reglement. Hier setzen die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln und Amuletten gleichermaßen auf die Hoffnungen und Ängste ihrer Kunden. Das Rechtsgut „Geschäfte machen“ wird höher bewertet, als Patienten, Konsumenten und unwissende Laien vor Übervorteilung zu schützen. Obwohl in unserem Rechtswesen die Naturwissenschaften fest verankert sind, und gerichtlich beeidete Sachverständige in ihrem Expertisen nur Schlüsse auf Basis derselben ziehen dürfen, können für Erzeugnisse der alternativen Szene in Medizin und Pharmazie Zusammenhänge behauptet und Wirkungen ausgelobt werden, die nach naturwissenschaftlichem Sachverstand schlichtweg undenkbar sind. Selbstverständlich haben Spezialjuristen für eine rechtlich einwandfreie Aufmachung und Textgestaltung gesorgt. Die Kunst der Werbung zeigt sich in der Gestaltung des Zwischenzeilenraumes. Im Fernsehen kulminiert die Scheininformation. Die Hintergrundmusik und die Beleuchtungseffekte eines Werbespots oder eines Infotainments entscheiden über Umsatz. Bei leichter Walzermusik schwebt der alternative Heiler in Zeitlupe über einen mit Almblumen geschmückten Bildschirmhintergrund. So wird den Hoffenden und Verängstigten das Unwahrscheinliche versprochen und verkauft.

    Statements der wissenschaftlichen Medizin oder gar der Pharmaindustrie werden anders vermittelt. Hier klingt schicksalsschwer die 5. Symphonie von Beethoven an. Das Gesicht des Sprechers verfinstert sich um zwei Blendenstufen, und im Hintergrund signalisiert eine laufende Tablettenpresse bösen Profit. Die Accessoires und Assoziationen entscheiden über die Glaubwürdigkeit, und dazu braucht es keinen Inhalt. Es wird nicht im Kopf sondern nach dem Gefühl im Bauch entschieden.

    Wer es nun wagt, alternative und komplementäre Heilideen wissenschaftlich zu hinterfragen und öffentlich anzuzweifeln, muß sehr vorsichtig sein. Alternative Geschäftsleute und Therapeuten sind nicht zimperlich, die Höhe des eingeklagten Schadensersatzes hat schon manche Kritik verstummen lassen. So handelte sich der deutsche Apotheker Dr. Gregor Huesmann mit seiner aufklärenden Schaufensterinformation „Scheiß des Monats“ eine Klage des Herstellers eines Haifischknorpelpräparates ein, als es dessen Präparat ansprach. Der österreichische Biologe Dr. Erich Eder hatte ebenfalls Mühe, die von der Vertriebsfirma der Grander Wasserbelebungsgeräte angestrengte Schadensersatzklage abzuwehren. Beide Herren hatten nur behauptet, daß die propagierten „Wirkungen“ wissenschaftlich nicht nachweisbar seien und auch nicht statistisch signifikant im Sinne gesicherter naturwissenschaftlicher Erkenntnisse.

  120. #120 Dr. E. Berndt
    26. Dezember 2010

    @marvel
    Das mit dem Cargo-Cult ist evident!
    Ich habe so einem Cargo Cult Verein, der Wissenschaft imitiert, einen ganzen Artikel gewidmet?
    Kennen sie die steirische Homöopathieforschung?

  121. #121 Dr. E. Berndt
    26. Dezember 2010

    @marvel
    Das mit dem Cargo-Cult ist evident!
    Ich habe so einem Cargo Cult Verein, der Wissenschaft imitiert, einen ganzen Artikel gewidmet?
    Kennen sie die steirische Homöopathieforschung?

  122. #122 taubenuss
    26. Dezember 2010

    @ Dr. E. Berndt

    perfekte Zusammenfassung.
    Herzlichen Dank

  123. #123 marwel
    27. Dezember 2010

    @ Dr. E. Berndt

    Ich schließe mich taubenuss an, ein sehr lesenwerter Text! Die steirische Homöopathieforschung ist mir leider im Detail nicht bekannt, ich lese hier erst seit kürzerer Zeit und habe noch ein wenig Aufholbedarf. Ich bin allerdings gespannt, was es darüber so zu berichten gibt… 😉

  124. #124 UB
    27. Dezember 2010

    @ noch’n Flo:

    Zur HP-Behandlung von ADHS hätte ich übrigens auch gerne eine randomisierte doppelverblindete Studie.

    Der Wunsch wird prompt erfüllt: https://www.bern-homöopathie.ch/ADHD_DB_Studie_deutsch.pdf
    (Die Studie zeigt übrigens nicht das, was die Autoren behaupten, dass sie zeigt – aber das ist eine längere Geschichte…)

  125. #125 marwel
    27. Dezember 2010

    Zu dieser Studie gab es auch im selben Journal, in der sie im Original publiziert wurde einen interessanten Kommentar, der sie, wie ich finde, recht gut analysiert:

    https://www.springerlink.com/content/6056rr4232775245/

  126. #126 UB
    27. Dezember 2010

    Um die Brücke zurück zum Postingthema zu schlagen, hier was Harald Walach zu Freis ADHS-Studie sagt:

    Die Frei-Studie ist ein denkbar schlechtes Beispiel. Wenn man sie nämlich genau analysiert, sieht man, dass eigentlich gar kein therapeutischer Effekt in dem Sinne
    abgebildet ist, sondern eine differentielle Reaktion auf Placebo. Was das bedeutet, ist eine komplexe Frage. Jedenfalls gilt auch hier: Jede neue Studie zeigt irgendetwas
    Interessantes. Die Frage ist: Lässt sich ein Effekt stabil reproduzieren?

  127. #127 noch'n Flo
    27. Dezember 2010

    Also wenn ich mir die Studie so anschaue, dann ist das Ergebnis in der Tat zweifelhaft. Nicht nur der Ausschluss vieler Probanden nach der Vorphase ist überaus problematisch. Vor allem der CGI-Anstieg nach der 1. Verumphase, welcher so schon erklärt wird, dass wohl Eltern und KInder in der ersten Phase eher Placebo erwartet hätten… da wird doch wieder etwas schöngeredet.

    Und Walach schwurbelt mal wieder schön herum.

  128. #128 Baukran 86
    27. Dezember 2010

    Ok, da hab ich wirklich etwas die Balance verloren und die Esoterik überbewertet, und gleichzeitig etwas gelernt.
    Die Frei-Studie zeigt demnach einen Effekt aufgrund einer Anwendung einer Methode. Wobei sie auch zeigt, dass während der Behandlung in gewissen Punkten eine Verschlechterung eintrat, welcher die verbreitete Argumentation einer Alternativmedizin ohne Nebenwirkungen nicht unterstützt.

    @noch’n’Flo: Mementik und Virologie in einem Vortrag von Vera F. Birkenbihl.

    @marwel: Bezüglich ihrer Aussage dass es schwierig sei die Argumentation: “es gibt noch so viel zwischen Himmel und Erde dass wir nicht erklären können” sachlich zu beantworten, habe ich mir folgendes überlegt. Eigentlich wird ja damit versucht, das Gespräch auf eine Ebene ohne Sachlichkeit zu verlagern. Um diese Ebene wieder zu verlassen, wäre es wichtig zu wissen wer sich denn besonders mit diesen unerklärlichen Sachen zwischen Himmel und Erde beschäftigt. Es leuchtet ein dass dies besonders der Kernbereich von Theologen und Philosophen ist. Was dann die praktische Frage auwirft: Was macht ein Theologe wenn er sich beim Wandern den Fuss verknackt, oder sich bei diesem Wetter eine akute Lungenentzündung holt.

  129. #129 radicchio
    27. Dezember 2010

    … dass es schwierig sei die Argumentation: “es gibt noch so viel zwischen Himmel und Erde dass wir nicht erklären können” sachlich zu beantworten, … … Es leuchtet ein dass dies besonders der Kernbereich von Theologen und Philosophen ist.

    nö. das leuchtet in keinster weise ein. es handelt sich nämlich um den ureigensten kernbereich der forschenden wissenschaft.

  130. #130 Dr. E. Berndt
    27. Dezember 2010

    @wissenschaftsmimikry
    Was an der Viadrina passiert, wurde und wird in der Steiermark vorexerziert:

    Steirisch homöopathische Quappologie

    Die grenzelose Freiheit des Nichtwissens!

    Der Beneviste-Flop in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrtausend hinderte eine Forschergruppe um P. C. Endler nicht, mit der Hokuspokusidee einer homöopathischen Information sensationelle Forschung zu betreiben. Offenbar liegt es irgendwie im Wesen von alternativen und komplementären Forschern, am vertrauten Humbug festzuhalten. Pseudowissenschaftliche Trends mit anhaltender Attraktion passen in Forschungskonzepte, für die von Politikern Geld locker gemacht wird, um den Wählern zu zeigen, wie modern und aufgeschlossen sie sind: eine „Win-Win“-Situation für alternative Forscher und biologisch grünliche Politiker. Damit kann man echt reüssieren. Das Logo der Stadt Graz, des Landes Steiermark und des Bundesministeriums für Wissenschaft und Kunst zieren die WEB-Seite des Interuniversitären-Kollegs, einem geförderten EU-Projekt mit dem klingenden Namen „Leonardo“.

    Damit wurde auch in der Steiermark, frei von den Zwängen naturwissenschaftlicher Grundlagen und im Widerspruch gegen den Rest der Naturwissenschafter, der Lehrsatz des alternativen „Gottseibeiuns“ Hahnemann „Similia similibus curantur“, grundlegend und basiswissenschaftlich evaluiert. Und wie das in den alternativen Wissenschaften so üblich ist: Alles wird immer wieder wiederholt. Egal wie vernichtend und negativ das Resultat vorangegangener Beweisungsversuche ausfielen: Es hat keine Folgewirkung, und so wiederholen sich auch die Geschichten. Im alten Gewand werden neue Versuche gestartet, und wenn niemand dagegen auftritt, gibt es Chemie und Physik neu.

    Diesen Erwartungen wurden auch die Homöopathieforscher in der Steiermark mehr als gerecht. Die grünen Adepten bewiesen ebenfalls die alles erklärende Theorie ihres Meisters schlüssig. Und hier wie anderswo auch ist hier alles ganz einfach. Jeder Laie kapiert die simplen Methoden und logischen Resultate alternativer Experten. Als unvermeidliches „Spin-off“-Ergebnis werden dabei alle übrigen Naturwissenschaften falsifiziert. Das „Aus“ für die „Vier-Kräfte-Lehre“ oder für die Rezeptortheorie stand bevor.

    Nach seiner „Urlogik“ heilt Hahnemann „Gleiches“ durch „Gleiches“. Daher muß also eine „krankmachende“ Wachstumsstimulation durch ein Wachstumshormon geheilt werden, wenn dasselbe zusätzlich in homöopathisch potenzierter Form verabreicht wird. Die schädliche Wirkung irgendeines Agens wird durch die Zugabe einer homöopathischen Potenz desselben aufgehoben.

    Für diesen Spezialversuch anfangs des dritten Jahrtausend sollten sich grüne steirische Jungfröschlein, Kaulquappen, als besonders geeignet erweisen. Labormäuse haben offenbar einen besseren Tierschutzstatus oder sind zu teuer. Tierexperimente sind anzeigepflichtig, eigene Ethikkommissionen überwachen das leibliche und seelische Wohl von Versuchsmäusen. Nun kam die Jahrtausendchance für kleine „Noch-nicht-Quaker“. Kaulquappen durften den Beweis für das Wunder Homöopathie im Interuniversitären Kolleg Graz/Seggau realisieren!

    Erster Paradigmenwechsel – homöopathiewissenschaftlicher Urknall

    Das Wachstum der kleinen Lurche wurde mit einer 1 zu 100.000.000 verdünnten Hormonlösung des Wachstums- bzw. Schilddrüsenhormons Thyroxin stimuliert. Dazu wurde Thyroxinlösung dieser Konzentration ins Lurchbecken geträufelt. Der Verdünnungsgrad der Lösung entspricht rechnerisch einer homöopathischen Potenz D8. Die damit angeblich krankhaft induzierte Wachstumsstimulation wurde dann durch die „Wirkung“ von echt homöopathisch verdünntem, sprich potenziertem Thyroxin der Potenz D30 (Verdünnung = 1 zu 1000.000.000.000.000.000.000.000.000.000), wie auch immer, kuriert.

    Die Sensation war perfekt. Die Kaulquappen pubertieren normal, wenn gleichzeitig zusätzlich eine homöopathisch hergestellte Hormonverdünnung (!) der Potenz D30 verabreicht wird. Festgestellt und gemessen wird die krankhafte Beschleunigung des Wachstums bzw. deren Normalisierung durch Abzählen der durchbrechenden Extremitäten in den entsprechenden Entwicklungsperioden.

    Natürlich läßt sich darüber philosophieren, ob bei einer Verabreichung einer hormonellen Stimulationslösung der Verdünnung 1 zu 108 nicht doch noch irgendwo in einem Kaulquapperl so ein einzelnes Thyroxinmolekülchen seinen zugehörigen Wachstumsrezeptor findet, und die Vorderpratzerl, schneller als die Natur von sich aus es wollte, hervorkommen. Und jetzt, durch Zugabe von nichts – wie einer Verdünnung von 1 zu 1030 – zu gerade noch etwas – nämlich 1 zu 108 – war die Homöopathie bewiesen! Heißa, was war doch das für eine hehre Aufgabe für homöopathische Statistiker und Haxerlzähler! Endlich konnte man nach 200 Jahren Spott und Häme mit einer homöopathiefreundlichen Versuchsanordnung direkt ein Wunder nach dem anderen anschauen und abzählen. Und das alles wurde auch, vorsichtig gesagt, von Akademikern der Universität Graz begleitet. Man kann ja nie wissen, und wenn ’s stimmt: Man war beim wissenschaftlichen Urknall life dabei.

    Wenn die Sternbilder wirken, wie die Astrologen glauben, dann muß auch das Molekül im Kubik-Lichtjahr wirken! Oder? Ein wahrhaft megaepochales Ergebnis. Das gesamte Gebäude der Naturwissenschaften wurde mit einem Mal erschüttert und in die Luft gesprengt! Wohlgemerkt, alle Naturwissenschaften wurden ad absurdum geführt, und nicht etwa nur eine einzelne unbedeutende Nebensächlichkeit.

    Leider wurde diese sensationelle Arbeit wie Tausende andere ähnlich wissenschaftliche Elaborate von den Redaktionen der internationalen Fachjournale wieder nicht beachtet. Und so weiß die internationale Scientific Community und vor allem das Nobelpreiskomitee bis heute nicht, daß der immer wieder beschworene, heiß ersehnte Paradigmenwechsel in der grünen Steiermark passiert ist, wo es offenbar besonders feinstoffempfindliche grüne Frösche gibt.

    Der Jubel der Homöopathen in ihren vertrauten Zirkeln ob der steirischen Erkenntnisse ist bis heute im Internet präsent. Mit diesem unumstößlichen wissenschaftlichen Beweis wäre die Homöopathiedebatte des Jahres 2005 siegreich verlaufen, wenn nur die Ergebnisse etwas prominenter veröffentlicht worden wären. Ich würde der Sponsorfirma Dr. Peithner GmbH & Co. empfehlen, diese Arbeit wenigstens heute noch direkt nach Stockholm zu schicken, denn dafür gäb ’s nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch bares Geld für unsere Spitzenforscher. Die Jammerei über finanzielle Benachteiligungen alternativer Forschung gehört zum Standardrepertoire ganzheitlicher Entrüstung. Das mühsame bürokratische Ansuchen um EU-Förderungen entfiele.

    Der Ruhm könnte nicht größer sein: Österreichisches Homöopathieunternehmen ermöglicht Nobelpreisnominierung. Es ist nicht mehr länger zu verantworten, daß diese epochalen Ergebnisse aus der Steiermark ignoriert werden. Doch die Firma Dr. Peithner GmbH & Co. verzichtete auf die Marketingchance der Epoche.

    Aber den guten Homöopathen und so auch unseren steirischen Hahnemännern, den homöopathophilen Quappenforschern und Gesundheitsexperten des „Interuniversitären Kollegs für Gesundheit und Entwicklung Graz/Schloß Seggau“ geht es ums Heilen und nicht um wissenschaftliche Eitelkeit. Schon seit Jahrhunderten gewöhnt an die Weltverschwörungen der feindlichen Naturwissenschafter, ließen sie sich nicht entmutigen, steigerten ihre kreativen Kräfte und gingen sofort in die zweite Runde. Die CAM -Wissenschafter lieferten in ihrer geschützten Werkstätte gleich noch ein weiteres und noch sensationelleres Wunschresultat nach.

    Der zweite Paradigmenwechsel – fernwirksame Übertragung immaterieller „Bioinformation“

    Die kurative Wirkung der D30 Thyroxinpotenz auf die durch D8 Thyroxin induzierte beschleunigte Metamorphose konnte auch kontaktlos, drahtlos, quasi telepathisch erzielt werden. Die mit Thyroxin gedopten Quappen wurden nicht, wie im vorangegangenen Weltversuch, „direkt“ mit Tropfen in ihrem Laborbecken behandelt, sondern den kleinen Lurchen wurde die kurative Potenz, fest eingeschlossen in Glasphiolen, hineingehängt, um die kleinen Lurche im Vorbeischwimmen zu heilen.

    Es kam, wie es kommen mußte. Wunder passieren eben nur dort, wo sie erwartet werden. Der erste erfolgreiche Nachweis einer Hormonfernwirkung, quer durch ein Ampullenglas hindurch und noch dazu homöopathisch, glückte auf Anhieb! Die Quappen wurden im Vorbeischwimmen „bioinformiert“ und geheilt. Der Bioinformationstraum wurde Realität!

    Doch auch dieser Jahrtausenddoppelerfolg wurde von der Nobelpreisgemeinde ignoriert, denn wieder verhinderte weltweites lückenloses Totschweigen durch die Wissenschaftsmafia den längst fälligen Durchbruch dieser alternativen Erkenntnisse. Eh klar, sonst müßten ja die Nobelpreise wieder eingesammelt werden. Aber jede Menge Dollars gibt es damit zu verdienen. Die „James Randi Educational Foundation“ spendiert 1 Million Dollar für den wiederholten Nachweis.

    Ich würde mir das nicht entgehen lassen.

    Aber wozu sich mit der Scientific-Community herumärgern? Die wollen einfach nicht an Hahnemann glauben. Der nächste Paradigmenwechsel wird alle Journalisten von Sonntagzeitungen und Wellneßmagazinen überzeugen. Wozu sich um einen Preis bemühen, der nur verstockten Wissenschaftern verliehen wird?

    Der dritte Paradigmenwechsel – Handystrahlung ist böse!

    Derart in Fahrt, waren die Forscher um die Gruppe P. C. Endler nicht mehr zu bremsen. Die Versuche wurden unter Mobilfunk wiederholt und das Ergebnis war eindeutig im Trend. Es wurde bestätigt, was zum Standardrepertoire des ganzheitlichen Fachwissens zählt: Homöopathisch-telepathische Übertragung von „Bioinformation“ wird durch böse Handystrahlung gestört! Endlich wurde experimentell bewiesen, was komplementäres Allgemeinwissen ist: Die Störung der „Bioinformation“ ist krebserregend! Jetzt müssen die Handynetzbetreiber ihre Behauptungen, daß Mobilfunk nicht gesundheitsschädlich sei, einpacken. Warum hat Dr. Gert Oberfeld diese Arbeit nicht gelesen? Er hätte sich die „Krebs durch Mobilfunk“-Untersuchung in Hausmannstätten (Steiermark/Österreich) schenken können .
    Die Bioinformation wird durch Digitalfunk kaputtgepulst. Beweis: Die kurative Fernwirkung bleibt aus! Die Bösartigkeit der Handystrahlung läßt sich eben nur durch Hahnemannsche Erleuchtungen experimentell beweisen. Dr. Gert Oberfeld ging bezüglich „Mobilfunkbelastung“ einen Schritt weiter als unsere steirischen Forscher. Während die Steirer noch ein Handy „strahlen“ ließen, fand Dr. Oberfeld Krebs, ausgelöst durch Mobilfunk, wo es gar keine Funkmasten gab. Dr. Oberfeld ist immer noch Umweltmediziner der Salzburger Landessanitätsdirektion und Referent für Umweltmedizin der österreichischen Ärztekammer. Ein Karriereknick ist nicht in Sicht.

    Aber wie wir alle wissen, schreitet Wissenschaft voran und die nächste Sensation ließ nicht lange auf sich warten.

    Der vierte Paradigmenwechsel – homöopathische Bioinformation auf CD elektronisch abspeichern und ins Wasser einspeichern

    Das wäre ohne Zweifel der Überclou. Bio-Info pur auf CD. Nur irgendwann hat jeder Reigen sein Ende, und dieser Reigen hätte eigentlich gar nicht stattfinden dürfen. Doch auch dieser Paradigmenwechsel fand statt, allerdings um 20 Jahre verspätet. Bis in die Steiermark und seiner Universität in Graz hatte es sich noch nicht herumgesprochen, daß die Idee der Abspeicherung homöopathischer Informationen in Wasser ein abgewetzter Kalauer irrealer Voodoo-Science ist. Ein Quotenbringer und Spaltenfüller für die gesunden Seiten der Tageszeitungen – medizinisches Infotainment pur! Skeptische Journalisten und Journalistinnen, die über einen wissenschaftlichen Background verfügen, sind Mangelware. Seriös recherchierte Berichterstattungen gibt es daher selten. Das sind Ausnahmen, die an einer Hand abgezählt werden können.

    Die Story vom Wassergedächtnis ist Teil des Schulunterrichtes geworden!

    Wie auch immer, es gibt keine Grenzen für CAM-Forscher. Die Elektronik macht es möglich. Ein bißchen Verstärken, ein wenig Hintergrundrauschen und schon werden heilsame Frequenzen und Informationen sichtbar. Der Rest ist ein Kinderspiel. Eine CD wird beladen, und die kurierenden Bioinformationen können in die Lurchbecken eingespielt werden. So einfach funktioniert Homöopathie. Nur das Handy darf nicht läuten.

    Es geht halt nichts über ganzheitliche Forschungsansätze.

    Der fünfte Paradigmenwechsel – Realität im Alltag

    Mobilfunk ist sicher nicht das Ende für homöopathische Teleaktivität. Im Internet gibt es zahlreiche „wissenschaftlich“ geprüfte Schutzpickerl gegen Handystrahlung zu kaufen. Nur, unter dieser entlarvenden deutschen, sprich besser österreichischen Bezeichnung, ist das unverkäuflich. Da muß schon die moderne Sprache der Scharlatanerie herhalten. Auf englisch klingt das alles viel cooler und zuverlässiger! Nichts ist leichter, als vielversprechende Namen zu erfinden. Ein Mind-Save-Chip oder ein Handy-Harmony-Device versprechen mehr Gewinn als eine amtlich tönende Bezeichnung wie „Strahlungsschutzplakette“. Es gibt und wird natürlich Hahnemänner geben, die derartiges prüfen und positiv befunden. Entsprechend aufgeklebt auf Handys und an Kassenscannern montiert, und die Welt der alternativen Energien bleibt heil.

    Die homöopathische Fernheilung der Lurche sollte nun auch unter Mobilfunk funktionieren.

    Um auch weitere Ergebnisse und Highlights aus der Voodoo-Forschung ganz sicher zu erleben, sollte man sich eine Schutzplakette umhängen: „Im Notfall bitte keinen Homöopathen zu Hilfe rufen.“

    Der homöopathisch alternative Hintergrund – Wissenschaftsmimikry

    Im interuniversitären Kolleg Graz/Seggau verkehren illustre Persönlichkeiten aus dem In- u. Umkreis der Homöopathieszene. Diverse Assoziationen drängen sich auf, wenn man sich die „Forschung“ ansieht, die hier betrieben wird. Ist es Wissenschaftsmimikry, also die Nachahmung von Wissenschaft? Zu welchem Zweck wird hier Wissenschaft gespielt? Unter Mimikry versteht man z. B., daß harmlose wehrlose Tiere einzig zu dem Zweck, nicht von ihren Freßfeinden als Beute erkannt zu werden, zum Verwechseln das Aussehen von gefährlichen Tieren entwickeln. Oder Blüten entwickeln das Aussehen von Geschlechtspartnern ihrer Bestäubungsinsekten, um dann durch diese beim vermeintlichen Geschlechtsakt bestäubt zu werden. Wie dem auch sei, Forschungsgelder lassen sich jedenfalls abstauben.

    Oder sollte man besser von „Cargo-Kult-Wissenschaft“ sprechen? Beim Cargo-Cult ahmten Einheimische auf den Samoainseln den Betrieb eines Urwaldflugplatzes nach! Für sie waren es Götter, die seinerzeit während des Krieges auf der Urwaldpiste landeten und ihnen im „Cargo“ himmlische Güter mitbrachten. Ohne eine Ahnung von den Notwendigkeiten der Flugtechnik und dergl. zu haben, setzten sie sich hölzerne Kopfhörerattrappen auf, entzündeten Pistenfeuer und warteten gläubig auf die Wiederkehr der vermeintlichen Götter. Im Englischen wird gelegentlich der Ausdruck „Cargo-Cult“ für bestimmte gesellschaftliche Gruppierungen verwendet, die sich durch die oberflächliche Nachahmung äußerlicher Handlungsweisen erfolgreicher Menschen Reichtum und Ansehen versprechen.

    Vorstand dieses interuniversitären Spezialinstitutes in Seggau ist Peter C. Endler. Seit einem Lehrauftrag an der Universität Urbino firmiert er unter „Univ.-Prof. (ac., Italien) a. D.“. Endler war auch ehemaliger Leiter der „Ludwig Boltzmann Forschungsstelle für niederenergetische Bioinformation“. Dort bestätigte man die Wirkung eines „levitierten Quellwasser-Informationskonzentrats“ namens „eQwell“. Diese Einrichtung wurde mittlerweile geschlossen.

    Søren Ventegodt unterrichtete Studierende des Masterlehrgangs „Komplementäre Gesundheitswissenschaften“. Er wurde bekannt als ein Verteidiger von Ryke Geerd Hamers „Die eiserne Regel des Krebses“. Spektakulär ist auch der Zahnarzt Heinz Spranger. Auf Webseiten wie „VirusMyth“ und „AIDS-Kritik“ spekulierte er über „chemische Vergiftungen“ als wahre Ursache von BSE. Vehement zweifelte er an der von „amateurhafter Hilflosigkeit“ geprägten Theorie, daß HIV die Ursache von Aids sei. Seine „Expertenmeinung“ war in Südafrika gefragt. Er wurde in die Aids-Kommission des südafrikanischen Präsidenten Mbeki berufen, dessen Gesundheitsministerin Rote Rüben und Knoblauch gegen die tödliche Krankheit empfahl.

    Man sollte aber nicht abschätzig über eine afrikanische Ministerin lächeln. Für aufgeklärte Menschen mit Skepsis und Hausverstand, die sich der Bedeutung und der Tragweite naturwissenschaftlicher Erkenntnisse bewußt sind, ist es ein großer Unterschied, ob jemand, dem der bildungshistorische Hintergrund fehlt, der magischen Kraft von roten Rüben und Knoblauch vertraut, oder ob oberste Vertreter eines aufgeklärten und der Bildung verpflichteten Staatswesens, wie dem österreichischen, an Astrologie, Erdstrahlen oder Feng Shui glauben. Was ist der Unterschied zwischen einer Bildungsministerin, die böse Strahlen mit einem Rosenquarz abwehrt, und besagter afrikanischer Gesundheitsministerin? Genetisch dürfte der Unterschied gegen Null tendieren. Und sollte doch ein Unterschied sein, der (!) Pendel macht sie alle gleich.

    Im Beirat des Interuniversitären Kolleg sitzt Michael Frass. Er ist Leiter der AKH-Ambulanz „Homöopathie bei malignen Erkrankungen“ und Österreichs oberste Autorität in Sachen Homöopathie. Er beschäftigt sich, wie viele andere Homöopathen auch, mit esoterischer Voodoo-Technik.

    Solch eine moderne von ihm favorisierte elektronische Hasenpfote zum Umhängen ist der „ATOX® Bio-Computer“. Laut Hersteller werden „negative Informationen in positive“ umgewandelt, natürlich stromlos. Frass warb für dieses Wunderding auch in Apothekerkreisen. Skispringer „Morgi“ Christian Morgenstern hebt damit besser und weiter ab und auch Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser vertraut auf Atox. Dieses kuriose Ding soll auch vor „Elektrosmog“ schützen, der immer wieder auch mit Krebs in Zusammenhang gebracht wird. Wie Professor Frass feststellte, erkennt der Anhänger aber auch „psychosoziale Belastungen“ und „wandelt diese in eine für den Träger positive Energie um“. Nach dem sensationellen Ergebnis seiner Studie („Fast alle Personen hatten bereits nach einigen Tagen beziehungsweise Wochen die Kraft und Energie, auch andere Maßnahmen zur Verbesserung der Streßbewältigung zu setzen“) erklärte Frass in einem Vortrag „Welche Schwingungen auf unseren Organismus einwirken – Wie unser Körper damit umgeht – Wie man sich schützen kann – Was ATOX bewirkt – Wie ATOX angewendet wird.“ Auf Einladung von Frass durfte ein Vertreter von Atox seinen verblüfften Zuhörern im AKH auch als neueste Entwicklung einen auf einer „Äthertheorie“ basierenden „Benzinbeleber“ präsentieren, der im Tank eines Autos auf magische Weise den Verbrauch senkt. Zur Teilnahme an einer Studie waren auch Techniker von der TU Wien eingeladen.

    Sie lehnten dankend ab.

    Neue Eso-Elektronik ist bereits allgemein akzeptiert und allgegenwärtig: Sichere, dauerwirksame, stromlose Psychotherapie am Halsband. Einfach umhängen und alles ist paletti. Homöopathen haben ein Faible für die Verwertung von Platinen aller Art. Daraus lassen sich ästhetisch anspruchsvolle esoterische Schutzamulette kreieren. Die seinerzeit und gewiß auch heute noch immer so beliebten Mariazeller Breverl versagen glatt. Es genügt heute nicht mehr, Schluckbildchen zu verzehren oder sich kleine Zettelchen mit magischen Zahlen und Zeichen umzuhängen. Wem die Homöopathie noch zu wenig Rückhalt und Harmonie für die Bewältigung des Tagesablaufs bringt, der vergeistigt sein Gemüt mit einem elektronischen Amulett, das ihn immer richtig einschwingt.

    Auch Angehörige des Institutes der pharmazeutischen Wissenschaften der Universität Graz haben die Mitarbeit an diesen faszinösen Projekten nicht abgelehnt. Nicht nur Redaktionen erliegen der Faszination schillernder Pseudowissenschaft, auch gestandene Wissenschafter altehrwürdiger Universitäten wollen am jüngsten Tag der Aufklärung dabeisein. Eine Diplomandin wurde zur Mitarbeit abgestellt. Ihr wurde die zweifelhafte Ehre zuteil, sich den akademischen Grad einer Magisterin der Pharmazie mit einer pseudowissenschaftlichen Diplomarbeit erschreiben. Diese Art von Bildung ist ein „Fort“ von Bildung, eine Vergeudung von Zeit und Geld, die durch nichts zu rechtfertigen ist, es sei denn, es ist Ziel, Anschauungsmaterial für Realsatiren zu produzieren. Dafür eignen sich die Forschungsergebnisse vorzüglich und sie wurden dementsprechend auch als satirische Kritik veröffentlicht.

    Alternative und komplementäre Forscher beklagen die Begrenztheit der naturwissenschaftlichen Forschung. Sie wünschen sich mehr Freiheit. Inspiration und Witz sind wichtige Faktoren in der Forschung. Aber die für echte Forschung notwendige Inspiration erwächst aus Bildung und Wissen. Der Paradigmenwechsel als Running-Gag ist das witzlose Ergebnis einer grenzenlosen Unwissenheit. Ein Schulbeispiel für politisch geförderte Modeforschung.

    http://www.inter-uni.net
    CAM ist die englische Abkürzung für complementary and alternativ Medizin
    https://www.randi.org/research/index.html
    https://www.fmk.at/media/pdf/pdf1025.pdf Umweltmediziner Dr. Oberfeld wurde durch die weltweit erste Krebsstudie zu einer nicht-existenten (!) Mobilfunkanlage (C-Netz) berühmt. Es bedurfte eines Gerichtsverfahrens, um Dr. Oberfeld zu bewegen, diese sensationelle Studie, in der erhöhtes Krebsrisiko als Folge einer hypothetischen Belastung durch Mobilfunk, die mangels Funkanlage definitiv nicht vorhanden gewesen sein konnte, nachgewiesen wurde, zurückzuziehen.
    Der Begriff „Cargo Cult Science“ stammt vom Nobelpreisträger und Physiker Richard Feynman. Er bezeichnete damit einen Wissenschaftsbetrieb, in dem zwar formale Kriterien erfüllt sind, es jedoch an wissenschaftlicher Integrität mangelt. (Quelle: Wikipedia)
    https://www.oeaz.at/zeitung/3aktuell/2006/04/mitt/mitt4_2006vaa.html
    https://www.pressebox.com/pressemeldungen/atox-systemtechnik-gmbh-/boxid-95333.html
    katholisches Schutzamulett

  131. #131 Wolfgang
    27. Dezember 2010

    Hi Edi,

    was sagen eigentlich unsere Tierschützer zu den Kaulquappenexperimenten ?
    Nachdem das ja auch Wirbeltiere sind, müßte doch der Tierversuch nach Tierversuchsgesetz bewilligungspflichtig sein?
    Und jeder der Beteiligten muss zusätzlich ein Zertifikat haben, dass er zu Tierversuchen überhaupt berechtigt ist.

    Haben die so was?

  132. #132 Dr. E. Berndt
    27. Dezember 2010

    @Wolfagng
    In einem Vorwort der Papiere, die da produziert worden sind, wird ausführlich auf den Artenschutz eingegangen. Endler und Co. legen wert darauf , daß die steirischen Hochlandfrösche oder so ähnlich nicht vom Aussterben bedroht sind!
    Wie immer bei diesen neuen Forschungen ist alles ganz schrecklich politisch korrekt!
    Die Vermutung, daß die Kaulquappen bzw. die Laiche nicht so geschützt sind, wurde von meiner Tochter geäußert, die mit Labormäusen vertraut ist.
    Welkche Zertifikate die Leute haben, weiß ich nicht.
    Aber Du kannst ja mal nachfragen!

  133. #133 Baukran 86
    27. Dezember 2010

    Was ich jetzt bei diesem Artikel nicht entnehmen konnte ist die Vorgehensweise der Homöopathen. Haben sie auch Becken ohne homöopathische Behandlung zur Kontrolle verwendet?

  134. #135 Wolfgang
    28. Dezember 2010

    Edi schreibt

    In einem Vorwort der Papiere, die da produziert worden sind, wird ausführlich auf den Artenschutz eingegangen. Endler und Co. legen wert darauf , daß die steirischen Hochlandfrösche oder so ähnlich nicht vom Aussterben bedroht sind!

    Ja die sind nicht vom Aussterben bedroht- Labormäuse ja auch nicht. Das ändert aber nichts an der Genehmigungspflicht nach Tierversuchsgesetz. Wenn von einer solchen Genehmigung nichts drinnen steht, ist die Sache ethisch schon fragwürdig.
    Wenn ich ein paper (klin Studie) zum Review bekomme und es steht nichts über die Genehmigung durch die Ethikkommission drinnen, wird diese urgiert bzw die Publikation abgelehnt.

    Ethik ist ja nichts Feinstoffliches was man verdünnen kann.

  135. #136 Baukran 86
    28. Dezember 2010

    Dann sollten die Forscher die nächsten Tierversuche wohl besser mit Absegnung einer Ethikkommission vornehmen. Wobei die Homöopathie und Naturheilmedizin für Tiere in der Landwirtschaft ein zunehmendes Marktpotential hat. Dies weil neue Verordnungen zur Medikamentierung von Tieren eine nicht meldepflichtige Behandlung zunehmend fördern. Und gleichzeitig eine AM-Behandlung deutlich günstiger ist als ein Tierarzt. Es gibt Bauern die bei Flechtenbefall von Kälbern in Stallhaltung an der Decke Zweige von Stechpalmen, Weissdorn und Kreuzdorn aufhängen. Wonach laut ihren Aussagen der Flechtenbefall messbar zurückgeht. Dies wurde jedoch noch nicht in Studien untersucht. Das Problem tritt jedoch häufig auf und wird vom Tierarzt z.B mit Imaverol (100ml kosten ca 30Euro) behandelt. Jedoch kostet natürlich auch seine Konsultation. Und somit besteht der Anreiz sich diese Kosten durch ungefährliche Experimente mit AM zu sparen.
    Die Bauernweisheit “Nützt nichts so schadets nicht” kommt hier ebenfalls zum tragen. Ebenfalls die Haltung dass es besser ist etwas ungefährliches das nichts kostet ohne Erfolgsgarantie zu versuchen bevor man professionelle Hilfe holt.
    In diesen besonderen Fällen würde eine Aussage wie: “AM zielt auf den Geldbeutel ab”, nicht als glaubwürdig erachtet werden.
    Ich denke, genau während diesem Zeitraum, wo eine Krankheit noch nicht eine sofortige Konsultation eines Fachmanns notwendig macht, liegt das Potential der AM. Und genau hier liegt die Achillesferse der wissenschaftlichen Medizin.

  136. #137 noch'n Flo
    28. Dezember 2010

    Ich denke, genau während diesem Zeitraum, wo eine Krankheit noch nicht eine sofortige Konsultation eines Fachmanns notwendig macht, liegt das Potential der AM.

    Nein, hier liegt das Potential der körpereigenen Selbstheilungskräfte, die brauchen aber keine AM.

    Und genau hier liegt die Achillesferse der wissenschaftlichen Medizin.

    Welche Achillesferse?

  137. #138 cohen
    28. Dezember 2010

    Von einem coolen, bloggenden Kinderarzt etwas zum Thema “Nützt nichts so schadets nicht”:
    https://kinderdoc.wordpress.com/2010/12/26/neulich-im-notdienst-2/

    Alternativmedizin ist Therapieverschleppung und die geht oft auf Kosten der Kinder.

  138. #139 noch'n Flo
    28. Dezember 2010

    @ cohen:

    Ungelogen, so etwas habe ich 1:1 vor ein paar Wochen selber erlebt.

  139. #140 Dr. E. Berndt
    28. Dezember 2010

    Homöopathie ist der Schwerpunkt, keine Frage, aber diese sollte erst am Ende einer Betrachtung dargelegt werden.
    Zuerst sollten die Faktoren abgehandelt werden, auf denen die scheinbare Wirksamkeit der Homöopathie und der anderen alternativen und komplementären Heilkünste beruhen.
    Es sind dies : Erwartungshaltung, Placeboeffekt, Selbstheilung, Spontanheilung, schubartige Krankheitsverläufe, Disease mongering und ddergleichen mehr.
    Weiters sind die Werbebotschaften zu erläutern, mit denen alternative, komplementäre und ganzheitliche Medizin gefördert wird.
    Es ist das psychologische Umfeld, das die Homöopathie so wuchern lässt.

    Unsere naturwissenschaftlich kausale Betrachtungsweise zieht nur bei uns! Es hat diese Argumentation für die Gläubigen und die Empfänglichen keine Relevanz, weil sie einfach nicht verstanden wird.

  140. #141 Radicchio
    28. Dezember 2010

    heute wieder werbeveranstaltung für HP auf BR alpha. zzgl. bachblüten, eurhytmie, schüssler etc.

    eines will mir nicht in den kopf: wie kann man heutzutage eigentlich glauben, dass sich eine einzelperson ohne nenneswerte forschung und kenntnisse in physiologie, anatomie, endokrinologie, pathologie … ein universelles “heilsystem” ausdenken kann? das ist doch wie atompysik im badezimmer, völlig abwegig.

  141. #142 Dr. E. Berndt
    28. Dezember 2010

    @Radicchio
    Und warum jagt eine Werbeveranstaltung die nächste?
    Warum gibt es sowenig echte Kritik?
    Was sind die Antriebskräfte im alternativen Karussell?

  142. #143 Dr. E. Berndt
    28. Dezember 2010

    @Radicchio
    Und warum jagt eine Werbeveranstaltung die nächste?
    Warum gibt es sowenig echte Kritik?
    Was sind die Antriebskräfte im alternativen Karussell?

  143. #144 Radicchio
    28. Dezember 2010

    geldgier auf der und unwissenheit auf der anderen seite.

  144. #145 noch'n Flo
    28. Dezember 2010

    @ Radicchio:

    geldgier auf der [einen] und unwissenheit auf der anderen seite

    Eine fatale Kombination, die leider seit Jahrtausenden funktioniert. Und leider hat unser “Informationszeitalter” daran nicht wirklich etwas geändert. Was mich zu dem Schluss führt: der Mensch will betrogen werden. Hört sich zugegebenermassen zynisch an. Aber wann war die Menschheit denn schon mal an der unangenehmen Wahrheit wirklich interessiert?

  145. #146 Radicchio
    28. Dezember 2010

    noch nie. es waren immer die einfachen erklärungen gefragt, die man nicht verstehen, sondern nur zu glauben brauchte.

    und danke für das “einen”.

  146. #147 noch'n Flo
    28. Dezember 2010

    @ Radicchio:

    Und genau da liegt doch das elementare Problem. Die Menschheit wird die Geister, die sie mit der Religion gerufen hat, einfach nicht mehr los.

    Vor drei-, vier-, fünftausend Jahren war es doch so: die Schamanen hatten beobachtet, dass es nicht vorteilhaft ist, einen neuen Brunnen direkt neben der Latrine zu errichten. Warum das so war, wussten sie nicht. Aber sie hatten halt durch Beobachtung gelernt, dass solche Vorgehensweisen zu vermehrten Krankheitsfällen in der Gemeinde führen konnten. (Wobei es durchaus fraglich wäre, ob eine Erklärung “in den Fäkalien gibt es kleine böse Tierchen, die nach nebenan in den Brunnen wandern, so dass Ihr von dem Wasser krank werdet” für die Menschen in Stein- oder Bronzezeit so ohne weiteres verständlich gewesen wäre.)
    Also sagten sie den Leuten: “In der Latrine wohnt ein Geist, der es nicht mag, wenn Ihr nebenan einen Brunnen grabt. Falls Ihr es doch tut, so wird sein Zorn über Euch kommen.”

    Jahrtausendelang hat dies ja auch ganz gut funktioniert. Religion war für die wirklich praktischen Bereiche im Leben der Menschen zuständig.

    Das Problem begann doch erst, als die Religion institutionalisiert wurde – und sich damit von ihren Wurzeln entfernte.

    Oder woher glaubt Ihr, kam das Verbot von Schweinefleisch im Judentum und Islam? Diese Religionen hatten ihren Ursprung in sehr heissen Ländern. Wo Fleisch sehr schnell verdirbt. Und jede Hausfrau weiss, dass Schweinefleisch sehr viel schneller verdirbt, als z.B. Rinder- oder Lammfleisch.

    Schweinefleisch zu verbieten hatte also sehr praktische Gründe.

    Genauso ist es mit dem Alkohol – der ist nämlich ebenfalls vor allem in Religionen verboten, die sich in sehr warmen Regionen entwickelt haben. Und jeder, der schon einmal im Urlaub in Spanien oder der Türkei war, weiss, wieviel mehr das Bier knallt, wenn einem die Sonne auf die Birne brennt (wodurch man dehydriert, was die relative Alkoholkonzentration im Blut in die Höhe schnellen lässt – aber diese wissenschaftliche Erklärung gebe ich nur so am Rande).

    Die meisten religiösen Gebote hatten also sehr pragmatische Ursachen. Aber durch die zunehmende Institutionalisierung der verschiedenen Glaubensrichtungen sind diese in Vergessenheit geraten. Und obwohl wir heute viele Dinge ohne Probleme wissenschaftlich erklären können (und uns einbilden, wir würden in einer “aufgeklärten Gesellschaft” leben), suchen die Menschen weiterhin nach einfachen Lösungen (und Richtlinien). Ich frage mich ja oft, ob das irgendwie in unseren Genen liegt…

  147. #148 Heterodyne
    28. Dezember 2010

    @noch’n Flo (Achtung, OT) Schwein verdirbt schneller als Rind? Dazu konnte ich nichts seriöses finden. Faschiertes verdirbt schneller als ganzes Fleisch, mariniertes zB hält länger, aber daß es weniger auf die Lagerung als auf das Tier ankomme ist mir neu – damit bin ich wohl als Hausfrau disqualifiziert. Gibt’s dazu irgendwelche Links oä? Nach der pragmatischen Ursache von Fleischverbot suche ich nämlich noch 😉 Schwein wird übrigens in vielen sehr, sehr heißen Regionen gegessen.

  148. #149 noch'n Flo
    28. Dezember 2010

    @ Heterodyne:

    Aufgrund der Struktur können sich auf Schweinefleisch Bakterien wesentlich schneller vermehren (Grundwissen aus jedem Mikrobiologiekurs). Ausserdem hat das Schwein wesentlich mehr Parasiten, die auch den Menschen befallen können, als Rind- oder Schafsfleisch.

  149. #150 Wolfgang
    29. Dezember 2010

    da schreibt einer

    Es gibt Bauern die bei Flechtenbefall von Kälbern in Stallhaltung an der Decke Zweige von Stechpalmen, Weissdorn und Kreuzdorn aufhängen. Wonach laut ihren Aussagen der Flechtenbefall messbar zurückgeht. Dies wurde jedoch noch nicht in Studien untersucht.

    Na super- und wenn das schief geht kommt der Veterinär und keult.
    Keulung ist aber bei Humanmedizinern geächtet- die dürfen das nicht.

    Zum Schweinefleisch: Schweine sind Allesfresser- und Trichinen gabs früher sehr häufig bei Schweinen. Und eine Trichinose ist auch heute noch eine recht üble Erkrankung. Also besser vegetarisch lebende Nutztiere (lecker zubereitet) verspeisen.

  150. #151 Dr. E. Berndt
    29. Dezember 2010

    Der Viadrina-Skandal wird durch die Medien vorbereitet:

    Wenn Sie sich den jüngsten “wissenschaftlichen” Artikel in der Presse zum Thema HIV durchlesen, werden Sie mir zustimmen, daß dies zweifelsohne ein mächtiger Faktor ist.
    Aus der Ecke, wo einst angeblich die Aufklärung begann, hält der Humbug wieder Einzug in Abendland. Und so ein Journalist ist noch stolz auf seine Leistung.
    Ben Goldacre hat in seinem Buch “Die Wissenschaftslüge” ein ganzes Kapitel diesem unsäglichen Wissenschaftsjournalismus neu gewidmet.

    https://diepresse.com/home/science/621430/HIVEntdecker-will-DNAHomoeopathie?_vl_backlink=/home/science/index.do

  151. #152 Wolfgang
    29. Dezember 2010

    PISA! Es get aufwerts- auch in der Presse

  152. #153 noch'n Flo
    29. Dezember 2010

    Schöner Artikel. Besonders gut gefällt mir ja:

    Warum er seine Sensation denn nicht in führenden Journalen publiziert habe? „Weil die zum Revolver gegriffen hätten!“

    Jawohl, und zwar mit Recht. Und den Nobelpreis hätte er auch gleich wieder abliefern dürfen.

  153. #154 Baukran 86
    29. Dezember 2010

    Es ist unethisch, authistische Kinder “heilen” zu wollen. Damit werden in der Gesellschaft Qualifikationsmasstäbe geschaffen, die man erreichen muss um als Mensch zu gelten. Schon August Forrell hatte um 1900 die Idee, “Träger schlechter Keime”, sprich Behinderte und deren Eltern zu sterilisieren, um eine gesündere Gesellschaft zu schaffen. Und dann kamen zwei grosse “Gesellschaftsreformer” und setzten dieses Gedankengut für ihre Zwecke um.
    Es kann nicht sein dass man bestimmte Menschen aus einer Gesellschaft nimmt weil sie nicht in bestimmte medizinische oder politische Muster passen.

  154. #155 John Doe
    29. Dezember 2010

    Hexenjagt. Eines der ersten Worte dieses Artikels. Und das Wort was diese ganze Seite am besten beschreibt.

  155. #156 Dr. E. Berndt
    29. Dezember 2010

    @ et al
    Ich kann mit der Verküpfung Antibiotika und Autismus nichts anfangen.
    Wer weiß was?

  156. #157 noch'n Flo
    29. Dezember 2010

    @ Baukran:

    Schon August Forrell hatte um 1900 die Idee, “Träger schlechter Keime”, sprich Behinderte und deren Eltern zu sterilisieren, um eine gesündere Gesellschaft zu schaffen.

    Auf freiwilliger Basis hat das auf Zypern sehr gut funktioniert, um die Thalassämie – eine schwere Erbkrankheit – in den Griff zu bekommen. Seit fast 20 Jahren können dort (mit dem Segen der Kirche!) Abtreibungen vorgenommen werden, wenn die Pränataldiagnostik einen positiven Genbefund ergibt. Und Paaren, bei denen beide Genträger sind, wird die Sterilisation angeraten und vom Staat voll bezahlt.

    Noch vor 30 Jahren sind jedes Jahr rund Hundert Menschen qualvoll an dieser Krankheit gestorben, die Kosten für das Gesundheitssystem waren exorbitant. Insbesondere mussten in der Bevölkerung extrem viele Blutspenden eingesammelt werden, um das Überleben der Erkrankten Woche für Woche zu sichern.

    Durch die Massnahmen der “negativen Eugenik” konnte das Neuauftreten der Erkrankung innerhalb von 20 Jahren um 97% gesenkt werden. Mittlerweile wird zur Erkennung der Krankheit auch die Präimplantationsdiagnostik (gegen die man sich in Deutschland so sehr wehrt) angewendet.

  157. #158 cohen
    29. Dezember 2010

    @Dr. Berndt:
    Das ist doch einfach nur die neueste Blödheit vom Luc Montagnier. Sie haben selber den Artikel verlinkt.
    Es gibt keinen bekannten Erreger von Autismus.
    Hier gibt es schon etwas auf einem englischsprachigen Blog dazu:
    “The Nobel Prize winner and the unethical autism trial

    Posted by gimpy on November 20, 2010

    Luc Montagnier is a winner of the Nobel Prize for Medicine in 2008 for his discovery of HIV, the virus that causes AIDS. Since then his achievements have been more ignoble; he has asserted that nutrition can be used to clear the body of HIV on camera in an interview for a film denying the link between HIV & AIDS and has patented a machine that he claims is capable of detecting radio waves from the DNA of pathogenic bacteria. This latter invention turns out to have been identical to a machine created by discredited scientist Jacques Benveniste, who believed it could be used to transmit homeopathy down telephone wires. Montagnier has even claimed that this machine can be used to detect the presence of HIV derived DNA in tissue samples, including in red blood cells, which do not have any DNA. Montagnier is clearly sincere in these nonsensical beliefs as he presented this research at a meeting of fellow Nobel Prize winners, to incredulous muttering and a minima of polite applause – damning criticism considering the audience.

    Now Montagnier is preparing a research project that combines these eccentricities and adds to them extraordinary ethical breaches.

    In conjunction with the Autism Treatment Trust (ATT) and the Autism Research Institute (ARI), both of whom support unorthodox and sometimes dangerous treatments for autism, the following research proposal has been advertised:…”
    https://gimpyblog.wordpress.com/2010/11/20/the-nobel-prize-winner-and-the-unethical-autism-trial/

  158. #159 cohen
    29. Dezember 2010

    Die age-of-autism-Impfgegner tun ihren Kindern alles Mögliche an, wenn es nur der gängigen Lehrmeinung widerspricht. Die sind da nicht zimperlich und fahren auch schon mal zur dubiosen Stammzelltherapie nach Mexiko.
    https://www.esowatch.com/ge/index.php?title=Stammzellentherapie#Anwendung_der_Stammzellentherapie_durch_dubiose_Klinik-Firmen

  159. #160 noch'n Flo
    29. Dezember 2010

    @ Dr. Berndt:

    Ich kann mit der Verküpfung Antibiotika und Autismus nichts anfangen.
    Wer weiß was?

    Das ist so eine fixe Idee von Montagnier, dass Autismus möglicherweise durch Bakterien oder Viren ausgelöst und deshalb mit AB behandelt werden könnte.

    Es gibt bislang keinerlei Hinweis auf die Richtigkeit dieser These. Aber weil man bislang nur sehr wenig über die Entstehungsmechanismen des Autismus weiss (wie bei vielen chron. Krankheiten des ZNS) setzen halt viele Eltern autistischer Kinder grosse Hoffnungen in entsprechende Forschungsprojekte.

    Ich lehne die These nicht vollständig ab – da sie noch nicht widerlegt wurde. Aber was Montagnier dann sonst noch in diesem Zusammenhang von sich gibt (Therapie nicht nur mit AB, sondern auch mit elektromagnetischen Wellen) klingt schon sehr abenteuerlich. Gesunde Skepsis ist mE in jedem Fall angebracht.

  160. #161 Baukran 86
    29. Dezember 2010

    Es wäre sinnvoller, die Eltern statt ihre authistischen Kinder zu behandeln. Das Projekt von Montagnier klingt verdächtig nach einer Idee, wonach man Menschen irgendein “Programm” impliziert um sie dann als perfekte Mitglieder der Gesellschaft auszubilden. Nur sprechen wir hier von Menschen, und nicht von Computern.
    Natürlich ist es aufwändig, den Umgang mit Benachteiligten Menschen zu lernen – doch genau hier liegt der Sinn. Nur durch üben wird man ein Meister. Und keine Gesellschaft kann sich als gesund erachten, in denen ihre Mitglieder nicht geübt sind im Umgang miteinander.
    Vielleicht hat die AM mit ihrer Einmischung in die Viadrina ihre Kompetenzen überschritten. Aber macht die Medizin nicht manchmal das gleiche auch?

  161. #162 retiree
    29. Dezember 2010

    @radiccio
    ..eines will mir nicht in den kopf: wie kann man heutzutage eigentlich glauben…

    eben deshalb, der Glaube hat durch die Aufklärung nur ganz kurz etwas nachgegeben, heutzutage ist es anscheinend wieder IN, zu glauben, egal was, Hauptache ganzheitlich und sanft!

    Arme Wissenschaft, meine Hoffnung gilt Menschen wie U.Berger und Co!

  162. #163 Radicchio
    29. Dezember 2010

    @retiree

    aber einige sind ja nicht anfällig für glauben. was ist bei denen richtig und bei den anderen schief gelaufen?

  163. #164 noch'n Flo
    29. Dezember 2010

    @ Baukran:

    Es wäre sinnvoller, die Eltern statt ihre authistischen Kinder zu behandeln.

    Moment mal! Die meisten Eltern autistischer (nota bene: ohne “h” hinter dem “t”) Kinder leisten geradezu übermenschliche Arbeit, um ihren Familienalltag zu stemmen. Die esoterisch Verbrämten sind zum Glück in der Minderheit.

    Das Projekt von Montagnier klingt verdächtig nach einer Idee, wonach man Menschen irgendein “Programm” impliziert um sie dann als perfekte Mitglieder der Gesellschaft auszubilden.

    Nö, es klingt zunächst einmal nach einer Idee, richtig viel Kohle zu scheffeln.

    Natürlich ist es aufwändig, den Umgang mit Benachteiligten Menschen zu lernen – doch genau hier liegt der Sinn. Nur durch üben wird man ein Meister. Und keine Gesellschaft kann sich als gesund erachten, in denen ihre Mitglieder nicht geübt sind im Umgang miteinander.

    Amen! Aber es ist ja leider so schön einfach, die Benachteiligten an den Rand der Gesellschaft zu drängen, statt sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
    Während meiner Studentenzeit wohnte unter mir eine fast 60jährige Frau mit ihrer knapp 35jährigen Tochter, die an Trisomie 21 litt (a.k.a. “Mongolismus”). Und dank der Mutter konnte die Tochter ein fast normales Leben führen. Das hat natürlich viel Zeit gefressen (und auch vor Jahren schon die Ehe der Mutter zerstört). Aber wir alle im Haus sind mit den beiden Damen ganz normal umgegangen. Es gab sogar richtig tolle gemeinsame Erlebnisse – beim gemütlichen Adventskaffee genauso wie beim sommerlichen Grillen der Hausgemeinschaft im Hinterhof. Insbesondere wenn wir gemeinsam mit der Tochter Schlager der 70er gesungen haben. Und sie hat mich so manches mal auf meiner guten alten “SuperNintendo”-Konsole alt aussehen lassen.
    Das hat mich wirklich sehr beeindruckt und wirkt bis heute nach!

    Vielleicht hat die AM mit ihrer Einmischung in die Viadrina ihre Kompetenzen überschritten. Aber macht die Medizin nicht manchmal das gleiche auch?

    Bitte genauer definieren! Wenn Du meinst, dass sich die Schulmedizin in die AM einmischt – würdest Du denn nicht wollen, dass die Wissenschaft die Scharlatanerie als solche entlarvt? Nichts anderes tut sie nämlich. Auch wenn dafür so manches Mal auch mal markige Worte vonnöten sind.

    @ retiree:

    eben deshalb, der Glaube hat durch die Aufklärung nur ganz kurz etwas nachgegeben, heutzutage ist es anscheinend wieder IN, zu glauben, egal was, Hauptache ganzheitlich und sanft!

    Nun, der Mensch hat die Religion bzw den Glauben irgendwann einmal in seiner Entwicklungsgeschichte ja wirklich gebraucht. Deshalb habe ich ja die Befürchtung, dass der Mensch im Allgemeinen auch auf Dauer nie vom Glauben wird lassen können.

  164. #165 Heterodyne
    30. Dezember 2010

    @noch’n Flo Grundkurs in Mikrobiologie – Ah, das war’s, was mir fehlte 😉 Vielen Dank für die Info

  165. #166 Baukran 86
    30. Dezember 2010

    Heute scheint es jedoch einfacher den je, Menschen an den Rand zu drängen. Wenn man bedenkt wievielen Meistern dieser Disziplin man tagtäglich begegnet. Beim Zugfahren am Morgen sieht man kaum Gesichter ohne dass sie durch Gratiszeitungen, Handys oder mp3 Player verdeckt wären, während der Arbeit guckt man zunehmend in die Röhre, für die Essenszeit haben anonyme Schnell-Restaurants einen guten Zulauf, und am Abend hat man den Fernseher entweder zuhause, oder in der Bar zur Ablenkung der Gäste. Wo dann schönere Blumen gezeigt werden, als die die am Wegrand wachsen.
    Und einige machen sogar Sport in den belüfteten Fitnesscentern und starren auf ihre Trainingscomputer die ihnen dann zeigen, ob sie besser als andere sind.
    Natürlich ist dies nur eine unvollständige Liste der Möglichkeiten, andere Menschen an den Rand zu drängen.
    Und bei allen genannten Möglichkeiten sind spezielle Bereiche der Medizin im Spiel. Da gibt es diverse Ratgeber und Tipps, und alles wird als neuste Erkenntnis oder als Wiederentdeckung des Bewährten betitelt. Was jedoch kaum der Realität entspricht.
    Als ich letzthin mit einer annähernden Gehirnerschütterung nach einer Prügelei in einer Bar an Weihnachten zum Arzt ging, um meinen Kopf auf allfällige Frakturen untersuchen zu lassen – bekam ich neben der Diagnose gleich auch noch einen Vortrag über Ghandi zu hören. Daumen hoch für diese Courage!
    Wobei solche Ausweitungen von Ärztlichen Kompetenzen in den neuen, Kostenreduzierten Gesundheitssystemen eigentlich nicht zu rechtfertigen wären.
    Man muss ja die horrenden Ausgaben senken, heisst es. In Altersheimen beispielsweise ist der Kontakt zwischen Pflegepersonal und Bewohnern zunehmend zeitlichen Limiten unterworfen. Auch in Krankenhäusern wird dies vermehrt angewendet. Natürlich sieht jeder, dem tagtäglich medizinisches Wissen über die Medien vermittelt wird das enorme Sparpotential in den Gebieten der Gesundheit.
    Und kaum ist man selbst im Spital, regt man sich auf dass einen der egoistische Arzt nicht so behandelt wie die Helden in den Krankenhausserien.
    Es könnte doch alles so viel besser, schöner und günstiger sein. Aber warum sollte man sich über solche bornierten Mediziner aufregen? Schliesslich gibt es doch die sanfte, die natürliche Medizin. Da nehmen sich die Leute noch für einen Zeit. Da öffnet man seinen Geist und empfängt die Schwingungen und tankt seine Kraft an transzendalen Quellen. Da ist alles besser und schöner.

  166. #167 noch'n Flo
    30. Dezember 2010

    @ Baukran:

    Ich bin mir jetzt nicht so ganz sicher, aber ich hoffe doch sehr, dass der letzte Absatz Deines KOmmentars ironisch gemeint war.

  167. #168 ama
    30. Dezember 2010

    “Da nehmen sich die Leute noch für einen Zeit. Da öffnet man seinen Geist und empfängt die Schwingungen und tankt seine Kraft an transzendalen Quellen. Da ist alles besser und schöner.”

    Und die Särge haben Plüsch!
    https://www.ariplex.com/failbook/Saerge_im_Sonderangebot.jpg

  168. #169 noch'n Flo
    30. Dezember 2010

    Ich werd’ nicht mehr – ausnahmsweise einmal ein halbwegs sinnvoller Kommentar von Big G?!?

  169. #170 noch'n Flo
    31. Dezember 2010

    @ Ali G:

    Ich habe das schon richtig verstanden. Du hast gesagt, dass die Hoffnung zuletzt stirbt. Also nach AM, Esoterik, Trollen wie Dir und dem allgemeinen Geschwafel.

  170. #171 noch'n Flo
    31. Dezember 2010

    @ Guido:

    Dito.

  171. #172 YeRainbow
    3. Januar 2011

    immer wieder hübsch, über Herrn “Professor” Walach zu lesen.

    Der Honorar-Dozent, der in Freiburg für die Psychologie-Ersties WISSENSCHAFTSTHEORIE lehrte…
    Sehr gut erinnere ich mich an seine Aussage zur “Intelligenz der Quanten”.

    Schon ulkig, daß er inzwischen Leserbriefe schreibt… Ja, mancher findet recht spät zu seiner eigentlichen Bestimmung…

  172. #173 BreitSide
    5. Januar 2011

    Hab ich grad entdeckt: Perscheid macht immer schöne Cartoons, hier einen über die “Zeugen Darwins”: https://www.sueddeutsche.de/kultur/lustige-letzte-worte-gags-fuer-die-gruft-1.254075-4

  173. #174 noch'n Flo
    6. Januar 2011

    @ BreitSide:

    Gab mal einen ähnlichen Cartoon von Til Mette: da steht Gott vor der Tür und sagt zur Frau, die geöffnet hatte: “Ich würde gerne mit Ihnen über die Zeugen Jehovas sprechen.”

  174. #175 BreitSide
    6. Januar 2011

    Hehe:-)

    Gibt´s auch einen: “Gott klopft bei den Zeugen Jehovas…”?

  175. #176 noch'n Flo
    6. Januar 2011

    @ BreitSide:

    Hast Du Dich eigentlich auch mal durch die diversen “letzten Worte” unter dem von Dir verlinkten Cartoon durchgeklickt?
    Besonders schön finde ich ja:
    Letzte Worte des Raumschiffkapitäns: “Ich habe die Lebenserhaltungssysteme auf Microsoft Vista umgestellt.”
    Oder auch:
    Letzte Worte der Mutter des Nerds: “Sohn! Ich habe deine Disketten sortiert.”

  176. #177 BreitSide
    6. Januar 2011

    Ja, habich! Das war der eigentliche Grund, der Perscheid nur ein “Abfallprodukt”, das ich mit Euch teilen wollte:-)

    Die find ich auch gut:
    – des Sensations-Reporters: “Und jetzt kommt mir die Lawine phantastisch entgegen.”
    – des Henkers:”Ich öl noch mal das Fallbeil.”
    – des Dachdeckers: “windig heute…”

  177. #178 noch'n Flo
    6. Januar 2011

    Klasse, wegen Humor in mehreren Ebenen fand ich auch:
    … des Architekten in seinem neuen Rohbau: “Mir fällt da grad was ein.”

  178. #179 BreitSide
    6. Januar 2011

    Hehe, da fällt mir noch der Klassiker ein:

    “Du drückst ja eh nicht ab!”

  179. #180 noch'n Flo
    6. Januar 2011

    @ BreitSide:

    “Du drückst ja eh nicht ab!”

    Der kommt in etwa aus derselben Kategorie wie:

    Letzte Worte des Überfallopfers: “Ich glaube, die Waffe ist eine Attrappe.”

    Noch ein Guter:

    Letzte Worte des Anästhesisten: “Ich bin mir sicher, dass aus der Flasche kein Narkosemittel austritt.”

    und:

    Letzte Worte des Psychiaters: “Für meinen Selbstversuch habe ich garantiert 100% reines Heroin/Cocain/LSD/Ecstasy verwendet.”

    oder auch:

    Letzte Worte des Notarztes: “Hat eigentlich schon irgendjemand daran gedacht, die Unfallstelle abzusichern?”

  180. #181 Hans
    13. Januar 2011

    Na, dann weiß man ja, wo man nicht studieren soll. Und wenn ich Personaler wäre, würde ich niemanden einstellen, der an dieser Universität studiert hat. Denn offenbar kann man ein Studium an der Viadrina in die Tonne treten. Da ist der Abschluss das Papier nicht wert, auf dem er steht.