PT:
2. Sie schreiben, es sei falsch, dass die im GEO-Text zitierte
Akupunktur-Studie (Modellvorhaben der Techniker-Krankenkasse) zeige,
„dass Akupunktur wirksam, sicher und kosteneffektiv ist.” Dazu die
Autoren im Ärzteblatt: „Die Ergebnisse zeigen, dass Akupunktur für die untersuchten
Indikationen in der Routineversorgung eine wirksame und sichere
Behandlungsmethode ist. Inwieweit Akupunktur primär über spezifische
oder unspezifische Mechanismen wirkt, scheint diagnoseabhängig und
sollte weiter untersucht werden. Die zusätzliche Behandlung mit
Akupunktur war zwar teurer, aber unter Annahme international üblicher
Schwellenwerte kosteneffektiv.“
Noch eine Anmerkung zu Ihrer Selbstsicherheit in der Terminologie: „Effectiveness ist nicht gleich Wirksamkeit.”
Dass der Begriff vielseitig interpretiert wird, beschreibt Jürgen
Windeler, Chef des IQWiG (und Mitglied im GWUP):
„Eine Recherche zur Definition und zur Unterscheidung der beiden
Begriffe „Efficacy” und „Effectiveness” führt zunächst zu einem
bemerkenswerten Ergebnis: Standardlehrbücher widersprechen sich
gravierend und entsprechen zudem nicht einer andernorts zu findenden und
häufig geäußerten Interpretation, dass nämlich Efficacy die Wirksamkeit
einer Behandlung in der „Kunstwelt” kontrollierter Studien (unter
Idealbedingungen) beschreibe, die Effectiveness dagegen die Wirksamkeit
in der routinemäßigen Anwendung (unter Alltagsbedingungen).“
UB:
Sie zitieren das völlig richtig: “in der Routineversorgung … wirksam“.
Und das ist genau jenes Konzept, das von denselben Autoren im englischen Text
als “effectiveness” bezeichnet wird, also jenes, das
unspezifische Effekte wie Placeboeffekte mit einschließt! Hingegen
richtet sich die Kritik von Wissenschaftlern gegen die oft behauptete
“efficacy”, die hier nur die spezifische Wirksamkeit – also über Placebo
hinaus – meint. Es ist eine unzulässige Vermischung, beide Konzepte
pauschal als “Wirksamkeit” zusammenzufassen, da sie unterschiedliche
Dinge meinen. Dass CAM-Proponenten wie Witt und Willich eine solche
Bezeichnung wählen (siehe Titel des Artikels und zum Vergleich den
englischen Untertitel) ist ja genau eines der Dinge, die wir
kritisieren. Denn diese unzulässige Vermischung der beiden Konzepte wird
von der Presse übernommen und führt beim Leser zur Konfusion. Der
(gebildete) Leser versteht unter “Wirksamkeit” ohne einschränkende
Erläuterung normalerweise eine spezifische Wirksamkeit (ansonsten müsste er
auch Placebos für “wirksam” halten) – also genau das Gegenteil dessen, was gemeint
ist.
Den Text von Windeler und Antes (2007) kenne ich natürlich, und schauen Sie einmal, was die beiden am Ende schreiben: “Jeder
Benutzer dieser Begriffe sollte sich aber über die Vielfalt klar sein
und jedenfalls selbst genau verstehen, unter welcher Definition er/sie
die Begriffe benutzt.” Aus dem Akupunkturbericht ist klar
ersichtlich, wie die Begriffe gemeint sind, und ebenso habe ich sie verwendet. Aus Ihrem Text liest man die
gegenteilige Bedeutung heraus. Das mag der Notwendigkeit der
Vereinfachung in einem journalistischen Text geschuldet sein, aber im
Endeffekt ist es doch irreführend.
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